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Bount Reiniger tupfte auf die Bremse. Die Tachometernadel fiel sofort zurück. Als sie auf null stand, stieß Bount Reiniger den Wagenschlag auf und jumpte aus dem Fahrzeug. Er hastete auf das jämmerliche Haus zu, klopfte an die Tür, sie schwang nach innen weg, das machte den Privatdetektiv sofort stutzig. Türen, die nicht geschlossen waren, gaben meistens den Weg zu schlimmen Überraschungen frei. Bount kannte Lizzy Franklin. Sie konnte noch so blau sein, die Tür zu schließen vergaß sie niemals. Obwohl in diesem Haus nichts zu holen war, lebte Lizzy in permanenter Angst vor Dieben und Einbrechern.

Bount trat schnell ein.

Er rief Lizzys Namen.

Als er ins Wohnzimmer kam, erkannte er, weshalb sie ihm nicht antworten konnte.

Bount krampfte es das Herz zusammen. Lizzy hing schräg im Sessel. Der Kopf war weit zurückgefallen und lag auf der Lehne. Am angespannten Hals waren Würgemale zu erkennen.

Mit wenigen hastigen Schritten war Bount Reiniger bei dem Mädchen. Er legte seine Finger an die Halsschlagader des Girls.

Ein sanftes Pochen war noch da. Bount fiel ein Stein vom Herzen. Sie lebte noch. Er wandte sich aufgeregt um.

Es war ihm ein Bedürfnis, Lizzy so schnell wie möglich aus ihrer Ohnmacht zurückzuholen. Mit Wasser und einem nassen Tuch würde es am schnellsten gehen. Und dann musste ihm Lizzy minuziös erzählen, was passiert war.

Bount eilte in die Küche. Geschirr von vier Tagen stand im Spülbecken. Mit der Sauberkeit hatte es Lizzy noch nie sehr genau genommen. Zumeist reinigte sie einen Teller erst dann, wenn sie ihn benötigte. Über dem Herd prangten dicke glänzende Fettspritzer.

Bount fand ein dreckiges Geschirrtuch. Er nahm es an sich und drehte den Wasserhahn auf. Gurgelnd schoss das Wasser heraus. Doch das war bei weitem nicht alles, was in diesem Moment passierte. Bount schien mit dem Drehen des Wasserhahns eine mittlere Katastrophe ausgelöst zu haben.

Ein brüllender Knall erschütterte das Gebäude bis in seine morschen Grundfesten. Die ganze Bude zitterte und drohte Reiniger auf den Kopf zu fallen. Ein fürchterliches Dröhnen raste durch die Räume. Die Fenster klirrten. Fliesen sprangen von der Wand und zerschellten auf dem steinernen Boden. Das Geschirr rasselte im Spülbecken, Mörtel prasselte von der fleckigen Decke, und aus dem Wohnzimmer fauchte Bount eine glühende Hitzewelle entgegen.

Und gleichzeitig war das gierige Prasseln riesiger hungriger Flammen zu hören.

Bount warf das Geschirrtuch weg.

Er rannte aus der Küche.

Es war ihm, als geriete er geradewegs ins Vorzimmer der Hölle. Flammen, wohin er schaute. Grell leuchtend. Eine sengende Hitze verbreitend. Bis zur Decke hinaufleckend.

Der Boden brannte lichterloh. Auch die Möbel und die Vorhänge. Und mittendrin in diesem flammenden Inferno lag Lizzy Franklin. Der Sessel, auf dem sie saß, brannte selbstverständlich ebenfalls. Und auch das Kleid, das sie trug und ihre Haare waren bereits vom Feuer erfasst.

Ein stickiger, beißender Qualm warf sich Bount entgegen. Jeder Atemzug zwang ihn, bellend zu husten. Die brennenden Augen begannen sofort zu tränen. Die Hitze brachte Bounts Lunge zum Kochen. Er biss die Zähne zusammen, riss sein Taschentuch heraus, drückte es sich auf Mund und Nase, hastete zu Lizzy.

Überall knisterte es gefährlich. Die Decke begann sich zu senken. Sie würde in den nächsten Minuten herunterkrachen und alles unter sich begraben.

Das Feuer schlug mit seinen brennenden Armen nach Bount, der ihm das brennende Mädchen entreißen wollte. Auch Lizzys Whisky brannte.

Keuchend fasste Bount nach dem Mädchen. Da leckte eine Feuerzunge über seinen Rücken. Sein Jackett brannte im selben Augenblick. Er fetzte es sich von den Schultern, knüllte es zusammen, wodurch die Flammen erstickten.

Mehr und mehr Rauch bildete sich. Die Hitze war kaum noch zu ertragen. Bount kämpfte trotzdem verbissen um das Leben Lizzy Franklins. Das Mädchen versank in einem dicken Qualmschleier, Bount fühlte, dass er es nur noch wenige Sekunden in dieser siedend heißen Hölle aushalten konnte.

Ein letzter Versuch.

Er beugte sich vor, griff nach dem heißen Arm des Mädchens, zerrte daran. Plötzlich ein Knirschen über ihm. Warnend. Laut. Beängstigend lang.

Bount schaute nach oben.

Da kam die Decke herab. Er schnellte mit einem wilden Satz zurück. Ziegel und Balken streiften ihn, versuchten ihn umzureißen, aber er stand fest auf den Beinen. Die Trümmer krachten auf den Boden, die hochwirbelnde Staubwolke vermengte sich mit den wallenden Rauchschwaden.

Lizzy Franklin war nicht mehr zu retten.

Sie starb, ohne das Bewusstsein noch mal wiedererlangt zu haben.

Für Bount Reiniger war alles klar. Der oder die Mörder von Billy Glennister waren gleich nach dem Mord hierhergekommen, um auch Lizzys Lebenslicht – für alle Fälle – auszublasen. Auf dem leeren Flugplatz hatten sie es mit ihren Pistolen getan. Hier hatten sie es mit einer Brandbombe gemacht. Damit konnten sie nicht nur Lizzy Franklin vernichten, sondern auch etwaige Aufzeichnungen von Billy Glennister, die er irgendwo in diesem Haus versteckt haben konnte.

Verdammt gründliche Burschen sind das!, dachte Bount wütend.

Dann trieb ihn das Feuer aus dem Haus.

Und bereits da erlebte er die nächste schlimme Überraschung.

Die Killer waren noch da. Sie lagen in der schützenden Dunkelheit auf der Lauer. Sobald Bount Reiniger aus dem brennenden Haus kam, eröffneten sie das Feuer auf ihn. Er bot ein gutes Ziel. Seine Konturen waren vom grellen Feuerschein scharf aus der Dunkelheit herausgerissen.

Die Geschosse flogen Bount verdammt knapp um die Ohren.

Reiniger reagierte augenblicklich. Er ließ sich wie ein gefällter Baum fallen. Und während der Boden noch auf ihn zuraste, zog er bereits mit einer unglaublich fließenden Bewegung die Automatic aus der Halfter.

Gekrümmt lag er auf dem Boden. Mit dem Gesicht auf der schmutzigen Erde. Dreck knirschte zwischen seinen Zähnen. Er blieb reglos liegen. Die Killer sollten annehmen, sie hätten ihn erwischt. Hinter ihm knisterte und knackte das brennende Haus. Sein Herz schlug hoch oben im Hals. Auf seiner Stirn hatten sich dicke Schweißperlen gebildet. Er wartete mit vibrierenden Nerven auf seine Chance.

Stimmen.

Bount spannte die Muskeln. Er war bereit, aufzuspringen und loszuschlagen. Doch noch wartete er.

Schritte.

Zaghaft gesetzt. Dann wieder Stimmen. Das Feuer brummte dicht hinter Bount. Es griff mehr und mehr um sich. Das Gebäude fiel allmählich in sich zusammen. Das alles war von einem lauten Krachen begleitet. Immer wieder bebte die Erde unter Bount Reinigers Bauch.

Er wartete ungeduldig.

Mit einem Auge schielte er nach vorn. Dort tauchten die beiden Killer aus der Dunkelheit auf. Bount beobachtete jede Bewegung, die sie machten. Geduckt kamen sie heran. Der zuckende Schein des brennenden Hauses machte aus ihren Gesichtern nervöse Teufelsfratzen, rötlich leuchtend.

Als sie auf acht Meter herangekommen waren, federte Bount Reiniger hoch. Sie erstarrten. Ihr Mund klappte auf. Sie waren so perplex, dass sie nicht daran dachten, von ihren Waffen, die sie in der Hand hielten, Gebrauch zu machen.

„Pistolen weg!“, brüllte Bount Reiniger. Er ließ keinen Zweifel darüber offen, dass er schießen würde, um seine Haut zu retten, wenn einer der beiden Killer auf die verrückte Idee kommen sollte, loszuballern.

Dana Mendes nahm die Sache nicht ernst genug. Er versuchte es. Und er bezahlte diesen Wahnsinn mit dem Leben.

Er riss blitzartig seine Waffe hoch. Doch ehe er den Stecher durchziehen konnte, spie bereits Reinigers Automatic eine grellgelbe Feuerlanze aus. Mendes warf sich nach links. Bounts Kugel stanzte ihm ein Loch in den Brustkorb.

Er riss die Arme nach oben. Sein Gesicht wurde fahl. Eine unsichtbare Faust packte ihn und schleuderte ihn herum. Die Pistole entfiel seiner Hand. Er schlug lang hin und blieb liegen.

Dies alles spielte sich in einer einzigen Sekunde ab.

Diese Sekunde nützte Noel Jobim für sich. Als er seinen Freund fallen sah, schnellte er urplötzlich in die Hocke. Mit zusammengepressten Kiefern und schmalen Augen richtete er seine Waffe auf Bount Reiniger. Er hätte es vielleicht geschafft, wenn Bount nicht so ungemein schnell zu reagieren imstande gewesen wäre. Jobim schoss einmal. Und die Kugel saß nicht. Bount schoss in der gleichen Zeit zweimal. Und beide Geschosse fanden ihr Ziel. Mit einem wütenden Schrei brach Noel Jobim zusammen. Er fiel neben Mendes auf den Boden. Und er hatte Glück im Unglück, denn während Mendes neben ihm das Leben verlor, verlor er bloß das Bewusstsein.

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