Читать книгу Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 45

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Thomas Hansen parkte den Wagen in der großzügigen Einfahrt seines Bungalows, drehte den Motor ab und saß dann einige Augenblicke lang einfach nur da.

Er fühlte sich scheußlich. Ein ungutes Gefühl machte sich sehr deutlich in seiner Magengegend breit. Er hatte kalten Schweiß auf seiner Stirn.

Thomas versuchte, ruhig zu atmen. Schließlich fühlte er sich ein wenig besser.

Mach dich nicht verrückt, sagte er sich.

Dann stieg er aus, knallte die Wagentür zu und schloss mit einer nachlässigen Bewegung ab.

Als er dann vor der Haustür stand, musste er feststellen, dass er mal wieder seinen Schlüssel vergessen hatte. Da er mit wechselnden Wagen fuhr, die er im Fuhrpark seiner Firma hatte, war der Haustürschlüssel nicht bei denen für das Auto.

Thomas fluchte leise vor sich hin.

Aber die Sache war halb so schlimm. Erstens hatte er einen Ersatzschlüssel auf der anderen Hausseite deponiert und zweitens musste Katja, seine Frau, jetzt bereits zu Hause sein.

Also klingelte Thomas einfach.

Es dauerte ein bisschen, bis Katja auftauchte, um ihm zu öffnen.

"Hallo, Schatz", sagte sie.

Sie lächelte und er versuchte es auch. Aber bei ihm blieb es beim Versuch.

Ein ziemlich kläglicher Versuch, um genau zu sein.

Katja war drei Jahre jünger als er und für ihr Alter immer noch sehr attraktiv. Früher war sie eine richtige Schönheit gewesen - einer der beiden Gründe, aus denen Thomas sie geheiratet hatte.

Der andere war, dass Katja einen ausgesprochenen Sinn fürs Praktische hatte. Das hatte ihn von Anfang an ihr angezogen.

"Na, wie war dein Tag?", fragte sie mit ihrer warm klingenden Stimme.

Thomas zuckte mit den Schultern.

"Nicht so besonders", murmelte er mit hängenden Schultern. "Und bei dir?"

Er nahm sie kurz und etwas nachlässig in den Arm und gab ihr schließlich einen Kuss. Dann trat er ein, pfefferte den Wagenschlüssel auf eine Anrichte und kratzte sich hinter dem rechten Ohr.

Er hatte Durst auf ein Bier.

"Was soll ich dir erzählen?", hörte er Katja indessen sagen. "Wie's bei der Post eben zugeht! Nicht gerade aufregend."

Thomas lächelte dünn.

Dann atmete er tief durch und ließ anschließend einen Teil der aufgesogenen Luft wieder ab. Wie ein ächzender Lastwagen vor der Ampel, der die überschüssige Bremsluft ins Freie ziehen ließ.

Er sagte: "Ich hab dir ja gesagt: Gib diesen Scheiß-Job auf und komm zu mir in die Firma. Die Kramer kriegt doch jetzt ihr Kind, dann will sie erst mal ein halbes Jahr aufhören und unsere Buchhaltung ist jetzt schon einziges Chaos.

"Immerhin ist dieser Scheißjob unkündbar, Thomas", gab Katja lächelnd zurück.

Thomas hob die Augenbrauen. Er versuchte auch zu lächeln, aber es wollte nicht so recht werden.

"Und wer sollte mir kündigen?", fragte er. Er strich mit einer schnellen Bewegung die Haare zurück.

Katjas Antwort ließ ihn dann stutzen.

"Du dir selbst", erklärte sie kühl.

Thomass Lachen wirkte gequält.

"Sehr witzig", murmelte er. In seiner Stimme war ein düsterer Unterton.

Katja sah ihn offen an. "Ich meine es ernst", erklärte sie dann nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. "Ein paar Fehler und du bist ganz schnell pleite. Heute steht das Haus von Grote in der Zeitung. Es wird demnächst versteigert."

Thomas hob die Augenbrauen.

"Ach...", machte er erstaunt.

"Ja, dein ehemalig schärfster Konkurrent mit der Peugeot-Vertretung!"

"Das er pleite ist, ist ja nichts Neues, aber dass er jetzt auch noch sein Haus..."

"Siehst du und wenn es bei uns mal soweit ist, haben wir wenigstens das, was ich bei der Post verdiene!", gab Katja selbstsicher zu bedenken.

"Was man uns dann wahrscheinlich sofort pfänden würde!", erwiderte Thomas.

Katja verschwand im Wohnzimmer. Thomas ging in die Küche.

Er machte den Kühlschrank auf und seufzte hörbar.

"Sag mal, haben wir kein Bier mehr?", rief er zu seiner Frau hinüber.

"Ist alle!", rief Katja zurück. Dann kam sie ebenfalls in die Küche und erklärte: "Tut mir leid, ich musste auf dem Rückweg eine Umleitung fahren und die führte leider nicht nur um die Baustelle, sondern auch um den Supermarkt herum."

"Macht ja nichts", log Thomas und machte eine wegwerfende Handbewegung. Irgendwie schien sich im Augenblick alles und jeder gegen ihn verschworen zu haben.

Aber so eine Phase musste ja auch irgendwann mal zu Ende gehen.

"Mal was anderes", meinte Katja jetzt. "Mit deinem Herrn Sohn wird's wahrscheinlich Probleme mit dem Abi geben..."

"Das ist ja nicht neu."

"Das nicht. Aber es scheint ernst zu sein. Er hat mir nichts gesagt. Nichts Konkretes. Eben nur so Andeutungen. Aber ich habe das im Gefühl.“

"Ich habe immer gesagt, dass er sich das blöde Abi sonstwo hinschmieren kann! Er hätte bei mir im Betrieb lernen können, dann hätte er etwas Handfestes gehabt. Und was ist jetzt? Nur Flausen im Kopf!“

"Thomas..."

"Ja, ist doch wahr!"

"Aber wo ihn Autos doch gar nicht interessieren."

"Ja, meinst du, ich träume nur von Autos?"

"Nein, aber..."

"Aber Geld verdienen lässt sich damit!" Er seufzte und fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht. "Wenn er wenigstens noch Aussichten hätte, das Abi auch zu bestehen. Aber er quält sich doch nur so herum auf der Schule. Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes."

"Thomas, sieh das Ganze doch mal aus seiner Sicht - oder versuche es zumindest. Ich meine..."

Thomas Hansen war empört. "Sag mal, auf wessen Seite stehst du eigentlich?"

"Es geht doch nicht darum, wer auf welcher Seite steht!"

"Doch, Katja! Genau darum geht es! Und um sonst gar nichts!"

Sie schwiegen eine Weile. Katja kannte ihren Mann gut genug, um zu wissen, dass es jetzt Beste war, erstmal nichts zu sagen. Sie wartete einfach, so wie sie schon oft genug, abgewartet hatte, bis sich der Sturm wieder legte.

Aber diesmal hatte sie wohl nicht genug Geduld damit.

"Er will studieren", sagte Katja schließlich in die Stille hinein.

Für Thomas war das wie ein Schlag vor den Kopf.

"Was sagst du da?", fragte er ungläubig. Er konnte es nicht fassen, glaubte sich verhört zu haben.

"Ja. Hat er mir gesagt. Theaterwissenschaft."

"So'n Quatsch! Ich muss ihn wohl mal wieder in die Mangel nehmen!"

"Das bringt doch nichts!"

"Das werden wir ja sehen! Glaubst du, ich will, dass er uns auf der Tasche liegt, bis er fünfunddreißig ist?"

"Es gibt Wichtigeres", behauptete Katja allen Ernstes und Thomas machte ein Gesicht, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf.

"Ach, ja?", schnaubte er. „Dann möchte mal wissen, was zum Beispiel!"

"Zum Beispiel, dass er ein glücklicher Mensch wird und etwas macht, was ihn befriedigt, wo er sich verwirklichen kann."

"Sag bloß, du verwirklichst dich in den Büroräumen der Postdirektion!", gab Thomas ironisch zurück.

Sie verzog das Gesicht.

"Leider nicht", erwiderte sie. "Um so mehr wünsche es allerdings meinem Sohn."

Thomas hatte keine Lust, sich weiter darüber zu unterhalten. Heute war einfach nicht in Form, um argumentativ mithalten zu können.

Aber Katja schien auch wenig Freude an der Sache zu haben.

Auf jeden Fall beendete sie das Ganze ziemlich abrupt, indem sie beiläufig sagte: "Es hat übrigens jemand für dich angerufen."

"Und wer?"

Auf einmal war Thomas Hansen wieder mit allen Sinnen präsent. Und das ungute Gefühl in der Magengegend war auch wieder da. Ganz deutlich sogar.

"Moment", meinte Katja und schien einen Augenblick nachzudenken. Dann fuhr sie fort: "Nee, den Namen hab ich vergessen. Der sprach auch nicht sehr deutlich. Er wollte zurückrufen."

Das Telefon klingelte.

Einmal, zweimal...

Katja sagte: "Das wird er sein."

Der Anrufer schien Geduld zu haben.

Er gab nicht auf und ließ es immer wieder klingeln, während Thomas Hansen wie erstarrt dasaß und sich nicht einen Millimeter rührte.

"Willst du gar nicht dran gehen?", fragte Katja.

"Doch, doch..." Er ging die paar Schritte bis zum Telefon sehr langsam. Dann nahm er ab. In seinem Hals steckte ein dicker Kloß, der ihn kaum sprechen ließ.

"Ja?", krächzte er.

Thomas hatte intuitiv gewusst, dass er es war.

Auf der anderen Seite atmete jemand einige Augenblicke lang und legte dann auf. Klick und Ende.

Katja fragte: "Wer war's?"

"Verwählt."

Sie kam aus der Küche und stutzte unwillkürlich, als ihren Mann da so stehen sah. Dann trat sie an ihn heran. "Mein Gott, du bist ja ganz bleich", stellte sie unwillkürlich fest. "Was ist denn los?"

"Nichts ist los!"

"Hast du Ärger gehabt?"

"Komm lass mich in Ruhe!"

"War ja nur 'ne schlichte Frage!"

"Ja, ja..."

"Thomas..."

Ihre Hände berührten seine Schultern, aber war wie ein steifes Brett.

"Ich fahr noch los, um eine Kiste Bier zu holen", meinte er schließlich.

Katja nickte langsam.

"Gut."

"Bis nachher dann..."

"Bis nachher!"

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