Читать книгу Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 43

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Als es klingelte, hob Kalli Radowski den Kopf.

"Telefon, wa?", meinte Heiner, der Azubi, während Kalli langsam nickte.

Kalli erhob sich und blickte auf den aufgebockten VW.

"Zieh du die Reifen an", murmelte er und bewegte sich dann in Richtung des unansehnlichen Glaskastens, der dem Autohaus Hansen als Büro diente.

Ein Büro, das seit einer Woche nicht besetzt war, weil die Bürokraft ein Kind bekam. Seitdem regierte hier das vollkommene Chaos.

Es klingelte erneut.

Kalli beeilte sich, stieß die Tür auf, stolperte dann fast über die Rollen des Drehstuhls und war endlich am Ziel.

Er riss den Hörer von der Gabel und ächzte seinen Text herunter: "Hallo? Hier Autohaus Hansen. Kalli Radowski am Apparat. Sie wünschen?""

"Kann ich Herrn Hansen mal sprechen?", krächzte es von der anderen Seiter durch die Leitung.

Kalli atmete erst einmal tief durch und versuchte dabei verzweifelt, die Stimme des Anrufers irgendwo einzuordnen.

Aber es wollte ihm einfach kein Kunde einfallen zu dem sie gepasst hätte.

Auf jeden Fall klang sie recht unzufrieden - und das zusammen mit der Tatsache, dass der Mann den Chef sprechen wollte, konnte eigentlich nur Schlechtes bedeuten. Wahrscheinlich eine Reklamation oder so etwas.

Kalli nutzte die nächsten zwei Sekunden, um sich innerlich zu wappnen.

"Hm... Den Chef?", meinte er gedehnt.

"Ja", meinte der andere mit frostigem Unterton.

Kalli zuckte die Schultern.

"Also... Vielleicht kann ich Ihnen ja auch helfen, Herr...

Wie war nochmal Ihr Name?"

Der Anrufer tat, als hätte er das Letzte nicht gehört.

"Ist Herr Hansen da?", fragte er völlig ungerührt.

"Hören Sie..."

"Ja oder nein?"

Die Stimme des Anrufers hatte Klang von Metall und klirrendem Glas.

Kalli schluckte.

Er gab sich geschlagen, obwohl der Chef ihm die ausdrückliche Order gegeben hatte, Anrufe möglichst von ihm fernzuhalten und selber zu erledigen.

"Also gut, ich seh mal nach...", knurrte er, legte den Hörer auf den unordentlichen Schreibtisch und lief mit zwei Sätzen zur Tür.

"Chef?" Nach kurzer Pause rief er zum zweiten Mal: "Chef?"

"Was ist?", echote irgendwo die genervte Stimme von Thomas Hansen persönlich.

"Ein Anruf!"

"Mach du das, ich hab zu tun!"

"Ich bin ihm nicht gut genug!"

In der Werkstatthalle ließ irgendjemand einen Schraubenschlüssel fallen, ein Geräusch das an dem kahlen Beton mehrfach widerhallte.

"Ich komme!", rief Thomas Hansen.

Und Kalli grummelte indessen halblaut vor sich hin: "Der Kunde ist eben König!" Dann ging er zum Telefon. "Hallo? Noch da?"

"Ja."

So ein arroganter Sack! ging es Kalli dabei durch den Kopf. Aber so war das nun einmal, wenn man etwas verkaufen wollte: Immer freundlich sein, wenn es einem auch noch so sehr stank.

"Der Chef kommt sofort", kündigte Kalli also mit einem geschäftsmäßig höflichen Tonfall an und damit schien der Kerl auf der anderen Seite zufrieden zu sein.

Jedenfalls erwiderte er nichts darauf und das hielt Kalli für ein gutes Zeichen.

Die Tür ging auf und schlug dann mit einem scheppernden Geräusch wieder zu.

"Wer isses?", flüsterte Thomas Hansen, Ende vierzig, kräftig und noch mit vollem Haar, das allerdings in den letzten Jahren einen deutlichen Graustich bekommen hatte.

Kalli flüsterte ebenfalls.

"Keine Ahnung!"

"Wahrscheinlich der Bäumer!", vermutete Thomas. "Dessen Wagen hätte schon letzte Woche fertig sein sollen!"

Kalli grinste.

"Na, dann: Viel Vergnügen!"

Thomas verzog das Gesicht und nahm den Hörer.

"Hallo?"

"Ich geh noch an den Wagen vom Röder, okay?", rief Kalli dazwischen, während er sich zum Gehen wandte.

Thomas nickte knapp.

"Okay!"

Während Kalli das Büro verließ und die Tür hinter zufallen ließ, murmelte Thomas in den Telefonhörer: "Autohaus Hansen. Wer spricht da bitte?"

Pause.

Keine Antwort.

Durch den Hörer war nur das regelmäßige Atmen eines Menschen zu hören.

"Sind Sie noch dran?", fragte Thomas ungeduldig. "Hier spricht Thomas Hansen. Was möchten Sie, bitte?"

Pause.

Nichts geschah. Aber auf der anderen Seite war jemand, daran konnte es keinen Zweifel geben.

Dann machte es klick.

Das Gespräch war zu Ende.

"Seltsamer Kauz!", murmelte Thomas Hansen halblaut zu sich selbst. Es war nicht der erste Anruf dieser Art, den er bekam und er begann sich zu fragen, was das zu bedeuten haben konnte.

Die Tür ging auf.

Heiner kam herein, der schlaksige Azubi. Er kaute auf einem Kaugummi herum und das konnte Thomas Hansen auf den Tod nicht ausstehen. So eine Undiszipliniertheit, ging es ihm durch den Kopf. Zu unserer Zeit...

Aber wen interessierte das noch? Niemanden, wenn man ehrlich war. Aber Thomas Hansen stand heute nicht der Sinn nach Ehrlichkeit. Die war ein Luxus für bessere Tage.

Thomas blickte kurz auf.

"Was ist?

"Also, äh..."

"Kannst du nicht reden oder was?" Thomas verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln und fügte noch hinzu: "Mit dem DING da zwischen den Zähnen ist das auch schwierig, was?"

"Hm."

"Und wenn ich jetzt ein Kunde wäre? Der wär' doch längst über alle Berge bei der Konkurrenz, ehe du das Scheißding so in deinem Rachen platziert hast, dass du was 'rauskriegst!"

Heiner schluckte. Sein Adamsapfel wippte dabei auf und nieder.

Dann sagte er: "Sie sind aber kein Kunde, sondern nur der Chef, woll?"

"Wie wahr", seufzte Thomas. Bei jüngeren Leuten zog er irgendwie immer den Kürzeren. Das war mit seinem Sohn so und auch mit Heiner. Er hatte auch keine Ahnung, woran das lag. Es war einfach so.

Zu meiner Zeit...

Aber er hatte heute nicht die Energie, sich wirklich darüber aufzuregen. Ein lähmender Schatten lag schwer auf seiner Seele und drückte ihn nieder.

Heiner machte mit dem Kaugummi im Mund eine Blase, ließ sie mit einem knall platzen und meinte dann: "Ich fahre zur Pommesbude. Wollen Sie wieder ein halbes Hähnchen, wie immer?"

Thomas schüttelte den Kopf. Er schien gedanklich abwesend zu sein und nur halb hinzuhören.

"Nein", murmelte er.

Heiner runzelte die Stirn.

"Was dann?", fragte er.

"Nichts."

"Was?"

"Ich hab keinen Appetit."

Heiner zuckte die Achseln und machte ein ungläubiges Gesicht.

"Sind Sie krank oder was?

"Hau schon ab und lass mich in Frieden!"

"Ist ja schon gut!"

Heiner wandte sich um, steckte die Hände in die Taschen seines Blaumanns und ging hinaus.

Thomas Hansen sah ihm kurz nach.

Verdammter Mist!, dachte er dabei. So ein gottverdammter Mist!

Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane

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