Читать книгу Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 32

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Kowalski hatte in der Nähe des Fort McHenry – einer der wesentlichsten Sehenswürdigkeiten von Baltimore – in einer kleinen Pizzeria einen guten Freund von früher getroffen. Zwei volle Stunden hatten sie ausschließlich über die Vergangenheit, ihre gemeinsame Jugend, geplaudert, und die Zeit war wie im Flug vergangen. Danach hatte sich Kowalskis Freund wegen dringender Geschäfte, die sich nicht aufschieben ließen, hastig verabschiedet. Der Killer war noch eine Weile in der Pizzeria geblieben und verließ sie nun, um zu seinem Mietwagen zurückzukehren und heimzufahren.

Der Chevrolet stand in einer schmalen Seitenstraße.

Als Kowalski die Tür aufschließen wollte, gewahrte er hinter sich eine Bewegung.

Er zuckte herum und erkannte Alfredo Sevardo und Bingo Celentano.

„Hallo, Mel“, sagte Sevardo. Es klang beinahe freundlich, aber Kowalski hatte gute Ohren und hörte die gefährlichen Schwingungen dahinter.

„Was sucht ihr in Baltimore?“, fragte Kowalski lauernd.

„Dich“, sagte Sevardo.

Kowalski blickte die beiden Soldati misstrauisch an. Er wusste nicht recht, was er von dieser unverhofften, jedoch keineswegs zufälligen Begegnung halten sollte.

„Wir nehmen unseren Wagen“, sagte Bingo Celentano. Es klang nicht nur wie ein Befehl. Es war auch einer. „Er steht gleich um die Ecke.“

„Verdammt noch mal, wollt ihr mir nicht verraten, was das soll?“, fragte Mel Kowalski aufbrausend.

„Mach keine Zicken, komm mit!“, brummte Sevardo.

Jetzt begann es bei Mel Kowalski allmählich zu dämmern. Er starrte die beiden Kerle fassungslos an. „Das ... das darf doch wohl nicht wahr sein!“, murmelte er wütend. Er wollte seinen Revolver aus dem Schulterhalfter reißen, doch Sevardo und Celentano waren schneller als er. Sie rammten ihm ihre Kanonen in den Bauch und nahmen ihm seinen Colt Python ab.

Dann stießen sie ihn zu ihrem Chrysler.

Er musste sich in den Fond setzen.

Bingo Celentano nahm neben ihm Platz.

Sevardo übernahm das Steuer.

Als der Wagen anfuhr, sagte Kowalski heiser: „Jungs, ihr macht einen schweren Fehler!“

„Ganz und gar nicht“, gab Sevardo knochentrocken zurück.

„Wohin bringt ihr mich?“

„Wir fahren ein Stückchen raus aus der Stadt.“

„Und dann?“

„Tja dann ...“,sagte Sevardo und hob die Schultern.

„Hört mal, das könnt ihr mit mir doch nicht machen!“, stieß Kowalski aufgeregt hervor. „Ich gehöre zur Spitze von Black Friday. Da muss ein Irrtum vorliegen!“

„Bestimmt nicht“, sagte Sevardo gelassen.

„In wessen Auftrag handelt ihr?“

„Kannst du dir‘s nicht denken?“

„Halt an!“, verlangte Kowalski schroff. Er wies auf eine Telefonbox, auf die sie soeben zurollten. „Halt an, Alfredo. Lass mich mit Sergio Patana reden. Ich bin sicher, dass sich die ganze Sache nach einem kurzen Telefonat in Wohlgefallen auflösen wird.“ Insgeheim schwor sich Mel Kowalski, Patana für diesen verdammten Befehl büßen zu lassen. Aber dazu musste er zuerst einmal diese gefährliche Klippe umfahren haben.

Sevardo schüttelte langsam und unnachgiebig den Kopf. „Kein Telefonat, Mel.“

„Zum Teufel, was denkst du denn, wer du bist? Hältst du dich für den Lieben Gott? Wenn ich sage, dass ich mit Patana telefonieren will, dann hast du meinem Wunsch zu entsprechen.“

„Die Zeiten, wo du etwas zu sagen hattest, sind vorbei. Mel. Tut mir leid für dich. Du warst ein fähiger Mann.“

„Wodurch bin ich bei Patana denn in Ungnade gefallen?“, fragte Kowalski heiser. Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn. Die Telefonbox war längst nicht mehr zu sehen. „Ich habe den Staatsanwalt erledigt und ich habe Fatty Booger fertiggemacht. Patana hat allen Grund, mit meiner Arbeit zufrieden zu sein!“

„Er meint, du bist über Nacht für Black Friday zum Risiko geworden“, sagte Sevardo.

„Ich? Zum Risiko? Hat er denn nicht mehr alle Tassen im Schrank? Wie kommt er denn auf diesen Blödsinn?“

„Es war ein Fehler, ihm zu erzählen, du seist von Roberto Tardelli angeschossen worden, Mel. Tardelli ist ein verdammt gefährlicher Bursche ...“

„Quatsch, mit dem werde ich doch fertig!“

„Tardelli könnte unserer Organisation großen Schaden zufügen“, sagte Sevardo.

„Herrgott noch mal, Tardelli weiß doch überhaupt nicht, wo ich bin!“, schrie Kowalski wütend.

Sie hatten die Stadtgrenze bereits hinter sich gelassen.

„Irgendwann könnte es Tardelli herausbekommen, wo du steckst“, sagte Sevardo ernst.

„Na, wenn schon. Dann kriegt er von mir eben eine Kugel in den Bauch, und die Sache hat sich.“

„Du hattest in Chicago deine Chance, ihm diese Kugel zu verpassen, Mel, hast sie aber nicht wahrgenommen. Im Gegenteil, du hast dich sogar von Tardelli anschießen lassen.“

„Der kleine Kratzer ist doch nicht der Rede wert!“

„Der Boss befürchtet, dass du auch beim zweiten Mal nicht über Tardelli hinwegkommen würdest“, sagte Sevardo. „Patana ist ein vorsichtiger, umsichtiger Mann, wie du weißt. Er bricht gefährlichen Lanzen rechtzeitig die Spitzen ab. Noch bevor sie ihm schaden können. Ihm ist bekannt, dass du nicht sehr viel von Omertà hältst. Also muss er rechtzeitig dafür sorgen, dass du den Mund hältst.“

Der Chrysler war über eine holprige Straße gefahren.

Nun hielt er.

Alfredo Sevardo stellte den Motor ab. Er drehte sich mit einem eisigen Grinsen um. „Pech für dich, mein Junge. Die Rückfahrt werden wir ohne dich machen.“

Mel Kowalski überlegte fieberhaft, wie er sich selbst aus dieser tödlichen Klemme heraushelfen konnte. Der Chrysler war an drei Seiten von einem Steinbruch umgeben, dessen schroffe Wände steil dem Himmel ragten.

Niemand würde die kaltblütige Hinrichtung miterleben.

Das war eine Situation, wie Mel Kowalski sie bevorzugt hatte, wenn er einen Auftrag erledigte.

Doch diesmal war er nicht der Killer, sondern das Opfer!

Eine brennende Wut stieg in ihm hoch. Er hasste Sergio Patana, der so leichtfertig das Todesurteil gesprochen hatte. Sein Inneres bäumte sieh gegen dieses schmähliche Ende auf. Er flehte den Himmel und die Hölle an, ihm die Möglichkeit zu bieten, Patana für das an ihm begangene Verbrechen mit aller Härte zu bestrafen.

Bingo Celentano, der die ganze Zeit mit seiner Walther auf Kowalski gezielt hatte, wies mit dem Kinn nun auf die Tür. „Mach sie auf und steig aus, Mel.“

Kowalski versuchte sich mit den Soldati zu arrangieren. Er bot ihnen einen Haufen Geld. Geld, das er ihnen zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgenommen hätte, doch Sevardo und Celentano waren nicht bestechlich.

„Trag dein Schicksal wie ein Mann“, sagte Sevardo hart. „Steig aus, Mel. Es gibt keinen mehr, der noch etwas für dich tun könnte.“

Doch! Einen gibt es noch!, dachte Kowalski aufgeregt. Ich selbst bin das. Noch bin ich nicht geschlagen. Noch hat mir keine von euren verfluchten Kugeln das Leben genommen. Noch besitze ich meinen Hass und den Willen, Rache zu nehmen, und weder ihr, noch sonst jemand wird mich davon abhalten können.

Er tat so, als würde er sich in sein Schicksal ergeben, als hätte er die Ausweglosigkeit seiner Lage erkannt und würde endgültig resignieren.

Es gelang ihm, durch Gestik und Mimik die Soldati zu täuschen.

Er machte auf sie einen geknickten, erledigten Eindruck, als er müde nach dem Türgriff langte. Er seufzte schwer. Vorne öffnete Alfredo den Wagenschlag. In dem Augenblick, wo der Soldato seinen Fuß auf den Boden setzte, handelte Mel Kowalski.

Er zuckte herum.

Die lädierte Schulter schmerzte sofort höllisch, doch er biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz. Wenn das Leben in Gefahr ist, verliert die schlimmste Qual ihre Bedeutung.

Aus der Drehung heraus schlug er zu. Seine Handkante traf Bingo Celentano. Der Soldato röchelte und sackte zur Seite. Er verlor augenblicklich die Besinnung. Die Walther entfiel seiner Hand. Kowalski ergriff sie, stieß die Tür auf und ließ sich nach draußen fallen. Alles in allem ging es so schnell, dass Alfredo Sevardo kaum mit dem Denken mitkam.

Jetzt stieß er einen wütenden Fluch aus.

Seine Hand zuckte zur Waffe, doch zu spät.

Mel Kowalski rollte über den Boden und feuerte kurz hintereinander zweimal.

Sevardo schrie getroffen. Die zweite Kugel hob ihn aus. Er kippte nach hinten und landete mit dem Kreuz auf der Motorhaube des Chrysler. Von dort glitt er langsam nach unten. Ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mund. Seine Beine knickten ein. Er fiel um ... tot.

Mel Kowalski erhob sich. Ein triumphierendes Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Ihr Idioten! Dachtet ihr wirklich, mit Mel Kowalski fertig werden zu können?“

Bingo Celentano regte sich im Fond. Kowalski begab sich zu ihm. Der Soldato riss erschrocken die Augen auf, als er in die Mündung seiner eigenen Kanone blickte. „Komm raus, Bingo!“, sagte der Killer frostig.

Der Mafioso glotzte verstört. „Dio mio, Mel, du wirst doch nicht ...“

„Raus aus der Blechschleuder!“, bellte Kowalski ungehalten.

Celentano quälte sich zitternd aus dem Wagen. Er massierte seinen schmerzenden Hals und hob dann langsam die Hände. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er schwitzte so stark, dass Kowalski es riechen konnte.

„W-wo ist Alfredo?“, stammelte Bingo Celentano.

„Den musste ich umlegen“, antwortete Kowalski mit einem höhnischen Grinsen.

Celentano gluckste: „Hör zu, Mel, das Ganze war nicht meine Idee. Du weißt, wie‘s in der Organisation zugeht. Sergio Patana erteilt einen Befehl, und wir müssen ihn ausführen. Egal, ob uns die Sache unter die Nase geht oder nicht. Patana ist der Boss. Was er anschafft, hat zu geschehen, Mel, das weißt du doch! Du hast ja selbst lange Zeit von ihm Befehle entgegengenommen. Ich hätte unmöglich nein sagen können. Patana wäre wütend geworden und hätte mich noch in derselben Stunde umlegen lassen. Ich war gezwungen, zu gehorchen, Mel, das verstehst du doch, oder?“

Kowalski zeigte die Zähne. „Mann, mir kommen gleich die Tränen. Verdammt noch mal, tu jetzt nicht so, als wär‘s dir lieber gewesen, wenn Patana jemand anders damit beauftragt hätte. Du warst sicherlich ganz versessen darauf, mal wieder unter Beweis zu stellen, was du auf dem Kasten hast. Und woran kann man sich besser messen als an Mel Kowalski, he? Nun, du siehst, dass du nicht mal halb so gut bist wie ich. Alfredo musste das inzwischen auch einsehen!“

Celentanos Miene wurde weinerlich. „Mel, ich flehe dich an, gib mir noch eine Chance.“

„Hättest du mir eine gegeben?“

„Mel. bitte!“

Kowalski zielte auf Bingo. Der Soldato wurde mit dieser enormen Nervenbelastung nicht mehr fertig. Er stieß einen heiseren Schrei aus, der von den Steinbruchwänden als zitterndes Echo zurückkam, wirbelte gleichzeitig herum und fing zu rennen an, ohne zu wissen, wohin er laufen sollte.

Kowalski schenkte ihm fünf Schritte.

Dann schoss er ihn eiskalt in den Rücken!

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