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Thomas ging unruhig vor dem Küchenfenster auf und ab. In unregelmäßigen Abständen zog er die Gardine ein Stück zur Seite und schaute hinaus auf die Straße. Katja kam herein und nippte an ihrer Kaffeetasse.

"Du schleichst hier herum, wie... wie ein Raubtier in seinem Käfig."

"Hm."

Er blickte hinaus und schien völlig abwesend. Der Regen pladderte gegen die Scheibe.

Katja fragte: "Meinst du, das bringt was, dauernd aus dem Fenster zu starren?"

"Er wird kommen...", murmelte Thomas.

"Und darauf wartest du jetzt?"

Er zuckte mit den Achseln.

"Was soll ich machen?"

"Vielleicht überlegst du das mit der Reise nochmal!"

"Und was kommt danach?" Thomas schüttelte den Kopf. "Das bringt doch alles nichts!"

Katja stellte die Kaffeetasse ab. Der Löffel, der darinsteckte, machte dabei ein schepperndes Geräusch.

Zweimal holte sie Luft und setzte an. Aber erst beim drittenmal hörte sie sich selbst sagen: "Ich habe übrigens die Sportpistole von Vater gefunden."

Er wirbelte herum.

"Was?"

"Ja, beim Aufräumen. Ganz zufällig. Sie lag noch bei dem anderen Zeug, das wir vor zwei Jahren geerbt haben."

Thomas schluckte und kratzte sich hinter dem Ohr.

"Na, und?", knurrte er.

Katja trat nahe an ihn heran.

"Ich frage mich, warum du mich anlügst! Woher kommt die Waffe, die du jetzt bei dir trägst?"

Thomas hob die Hände und blickte zur Seite.

"Ich habe sie mir halt besorgt." Seine Hände wanderten jetzt in die Hosentaschen und beulten sie aus. "Was ich brauche ist kein Spielzeug, sondern etwas, das mannstoppend wirkt, wie es so schön heißt!", rechtfertigte er sich dann ein bisschen zu schroff.

Katja dachte nicht daran, sich mit irgend etwas abspeisen zu lassen.

"Und warum hast du mir erst was anderes erzählt?", fragte sie kühl.

"Herrgott, ist das jetzt wichtig?"

"Was weiß ich!" Sie sah ihn an. „Warum vertraust du mir nicht?"

Er legte den Arm um sie. Aber sie blieb steif und etwas abweisend. "Ich vertraue dir doch!", behauptete er ohne Überzeugungskraft. "Wie kannst du so was nur sagen! Du bist die einzige, der ich bisher erzählt habe, was ich früher so... gemacht habe."

Er zog die Hand wieder von ihrer Schulter.

"Ich habe das Gefühl, dass da noch etwas ist!", sagte sie bestimmt.

Ein Geräusch, das halb Lachen halb verlegenes Husten war, drang über Thomas' Lippen. "Und was sollte das zum Beispiel sein?", fragte er.

Ihre Augen musterten ihn kühl.

"Du kennst den Mann auf dem zweiten Foto, nicht wahr?"

"Wie kommst du denn darauf?"

"Ich hab's dir angesehen."

"Ach, ja?"

Sie nickte bekräftigend.

"Schon im ersten Moment, als ich es dir gezeigt habe... Ist - ich meine war - er auch einer von diesen Stasi-Leuten?"

Thomas seufzte.

"Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass er tot ist. Bei dem ersten schon, das war deutlich zu sehen... Aber bei dem anderen..."

"Also gehörte er auch dazu!"

"Ja."

"Und warum muss man dir das so aus der Nase ziehen?"

"Ist doch meine Nase, oder? Und es ist doch wohl verflixt noch mal auch mein Kopf, um den es hier geht, nicht wahr?"

Es entstand eine unbehagliche Pause. Thomas blickte zum Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. Katja trat an ihn heran und berührte ihn leicht am Unterarm. Er reagierte nicht.

"Du bist wohl ziemlich mit den Nerven am Ende, was?", sagte sie tonlos.

Er drehte leicht den Kopf in ihre Richtung.

"Du etwa nicht?"

"Doch, sicher."

"Das ist ja auch verdammt noch mal kein Wunder!" Seine Stimme wurde versöhnlicher. "Komm her!", sagte er und nahm sie in den Arm. Diesmal schmiegte sie sich an ihn und erklärte: "Wir werden das schon durchstehen. So oder so."

Er strich ihr über das Haar und nickte leicht.

"Sicher werden wir das!"

"Ich habe versucht, ein paar Tage Urlaub zu kriegen, aber das ist unmöglich. Bei uns sind drei Leute krank..."

Thomas lächelte.

"Macht doch nichts! Katja, wir sollten versuchen, unser Leben so weiterzuleben, wie wir es sonst auch getan hätten!"

"Viel verlangt!", meinte Katja dazu.

"Zu viel?"

"Ich weiß nicht..."

Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane

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