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Bount Reiniger hob langsam die Hände. „Bloß keine Unüberlegtheiten“, sagte er. „Es würde uns beiden nicht guttun, wenn der Ballermann losginge.“

„Wieso schleichst du mir nach?“, fragte Marcuse scharf.

„Wie kommst du denn da drauf? Wir hatten zufällig denselben Weg.“

„Zufällig“, spottete Marcuse. Auch er glaubte an keine Zufälle. „Das kannst du deiner Großmutter erzählen.“

„Mach’ ich gern. Kennst du sie? Eine nette Person ...“

Der Druck des Revolvers verstärkte sich. „Dir werden die Scherze gleich vergehen, mein Lieber!“, knurrte Marcuse. „Dreh dich um. Ich will dein Gesicht sehen!“

„Was wird dein Revolver dazu sagen?“

„Vorläufig nichts.“

Bount drehte sich um. Marcuse zog die Waffe zurück. Das war der Moment, auf den Bount Reiniger gewartet hatte. Er beschleunigte die Drehung, wirbelte herum und schlug die Kanone des Gangsters zur Seite.

Wenn Marcuse jetzt abgedrückt hätte, wäre die Kugel in die Mauer des gegenüberstehenden Hauses gerast. Aber der Gangster verzichtete darauf, den Stecher durchzuziehen.

Der Schuss hätte nur Aufsehen erregt. Irgendjemandem hätte es in den Sinn kommen können, die Polizei anzurufen, und das war nicht nach Marcuses Geschmack.

Er glaubte, auch so mit seinem Gegner fertigzuwerden. Blitzschnell riss er sein Knie hoch. Der Hieb verfehlte Bount knapp. Von unten nach oben kam Bount mit einer harten Geraden durch.

Marcuse musste sie voll wegstecken. Der Gangster grunzte und wankte, und plötzlich sah Marcuse wieder rot. Mit einem Mal war ihm alles egal. Er hatte nur noch einen Wunsch: diesen Kerl, der ihn schmerzhaft getroffen hatte, zu töten.

Er hieb wuchtig auf Bount Reiniger ein. Mehrmals traf er glücklich. Bount hatte Mühe, einige Schläge abzufangen.

Ein harter Schlag traf Bounts Kinnwinkel. Er fiel auf die Knie, und Charles Marcuse wollte sich sogleich auf ihn stürzen.

Aber da waren plötzlich Schritte zu hören. Das brachte Marcuse zur Vernunft. Er drehte sich herum und suchte das Weite.

Die Schritte erreichten den Durchgang. Bount sah einen Mann, der daran vorbeiging, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Du warst mir eine große Hilfe, dachte Bount. Die Schritte entfernten sich, und da an eine weitere Verfolgung des Gangsters nicht mehr zu denken war, kehrte Bount Reiniger zu Jack Lunas Truck-Driver-Kaschemme zurück. Marcuses Revolver blieb unbeachtet im Durchgang liegen.

Bount lehnte sich da an den Tresen, wo vor kurzer Zeit Charles Marcuse gelümmelt hatte. Jack Luna richtete seinen Blick auf ihn. „Was möchtest du haben?“

„Bier“, erwiderte Bount.

Er bekam das Gewünschte umgehend.

„Erinnerst du dich an den Knaben, der vor ein paar Minuten hier gestanden hat, Jack?“, fragte Bount Reiniger.

„Du siehst doch, wie voll die Bude ist. Ich kann mir unmöglich alle Gäste merken.“

„Der, von dem ich spreche, hat eine Narbe an der Wange, und sein Auge hängt tief.“

„Ach der. Das ist Charles Marcuse.“

„Auch ein Truck-Driver?“

„Das war er mal. Was er heute macht, weiß ich nicht. Früher war er oft hier. In letzter Zeit lässt er sich nur noch selten blicken.“

„Kannst du mir sagen, wo er wohnt?“

Jack Luna schüttelte den Kopf. „Das weiß wohl keiner hier. Marcuse ist ein Zugvogel. Der hält es in keiner Bleibe lange aus.“ Der Wirt wies auf ein schwarzhaariges Mädchen. „Vielleicht kann Maggie dir helfen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist sie mit einem Kumpel von Marcuse befreundet.“

Bount griff nach seinem Bierglas. „Vielen Dank für den Tipp.“ Er setzte sich an einen Tisch und blickte eine Weile zu Maggie hinüber. Sie war von Truck-Drivern umringt und hielt die rauen Gesellen bei bester Laune.

Es fiel ihr bald auf, dass Bount sie fortwährend ansah, und es dauerte danach nicht mehr lange, bis sie sich aus dem Männerkreis löste und zu Bount Reiniger kam. Ihre Figur war sehenswert, nur der Busen war etwas klein, aber das störte nicht.

„Hallo“, sagte sie mit einer rauchigen Stimme.

„Hallo, Maggie“, gab Bount lächelnd zurück.

„Ich weiß auch, wie du heißt. Dein Name ist Bruce Sheridan. Du fährst für Errol Cabot.“

„Woher weißt du das?“, fragte Bount erstaunt.

„Ich habe mich erkundigt.“

„Und warum das?“

„Du hast Brick Curtis vor ein paar Tagen aus der Klemme geholfen. Mir gefiel die Art, wie du mit deinem vierschrötigen Gegner umgesprungen bist. Darf ich mich zu dir setzen?“

„Aber natürlich. Möchtest du was trinken?“

„Whisky.“

Bount bestellte den Drink für das Mädchen. Sie hatte dunkle Kohleaugen und sinnliche Lippen. Bount fragte sich, ob es vernünftig war, sie gleich nach Charles Marcuse zu fragen. Er entschied sich dagegen. Er wollte der Unterhaltung Zeit geben, sich zu entwickeln. Maggie erhielt ihren Drink.

„Auf dein Wohl“, sagte sie und erhob ihr Glas.

Bount nickte gönnerhaft. „Ich wollte, ich hätte so viel Geld, um dir mehr als nur einen Whisky spendieren zu können.“

„Kommst du mit deinem Geld nicht aus? Ihr Truck-Driver verdient doch nicht schlecht.“

„Das kommt darauf an, was für Ansprüche man an das Leben stellt. Ich lebe gern auf großem Fuß, da ist das Moos schnell alle. Man müsste mehr Geld verdienen können.“

„Auf ehrliche Weise ist das kaum möglich“, sagte Maggie.

Bount bleckte die Zähne. „Ob einer sein Geld ehrlich verdient oder nicht, dem Zaster merkt man es nicht an, wenn er ausgegeben wird.“

Maggie drückte ihr Glas an die Wange. „Du meinst, du würdest auch etwas tun, was nicht ganz astrein ist, wenn die Kasse stimmt?“

„Warum denn nicht? Die da oben - du weißt schon, wen ich meine - leben doch auch von Lüge und Betrug. Warum soll der kleine Mann sich nicht auch ein bisschen helfen?“

„Hast du schon mal ein krummes Ding gedreht?“

Bount lachte. „Hör mal, für wie naiv hältst du mich denn? Glaubst du, ich bete dir jetzt mein Sündenregister vor? Du bist zwar ein netter Käfer, aber ...“

„Du traust mir nicht?“

„Ich traue kaum mir selbst“, sagte Bount.

„Du hast Mut und kannst kämpfen. Vielleicht kann ich dir einen Job verschaffen.“

Bount horchte auf. Hoppla, sollte er endlich Glück haben? „Es müsste schon etwas Ordentliches sein“, sagte er. „Ich meine einen Job, der sich auszahlt.“

„Du würdest zufrieden sein.“

„Was hätte ich zu tun?“

„Für einen durch und durch ehrlichen Menschen wäre es jedenfalls nichts.“

Bount grinste. „Wer kann es sich heutzutage schon leisten, durch und durch ehrlich zu sein? Es wäre verdammt anständig von dir, wenn du mich mit jemandem zusammenbringen würdest, der Verwendung für meine brachliegenden Talente hätte. Ich würde mich auch erkenntlich zeigen.“

„Das brauchtest du nicht“, erwiderte Maggie.

„Du würdest dich aus reiner Nächstenliebe für mich einsetzen?“

„Ich würde es tun, um einem Freund einen Gefallen zu erweisen.“ Einem Freund, dachte Bount. Etwa Charles Marcuses Freund? Er wollte nicht zerstören, was er soeben vorsichtig aufgebaut hatte, deshalb erwähnte er Marcuses Namen auch weiterhin nicht.

„Und wie geht’s nun weiter?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

„Komm morgen Abend wieder. Vielleicht kann ich dir dann schon mehr sagen.“

Bount nickte. „Ich werde mir diese Chance nicht entgehen lassen.“

Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021

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