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Brooks betrat vor Marcuse das Büro. Bount blickte ihn mit offenem Mund an. Der Boss der Truck-Hyänen lachte amüsiert. „Mach den Mund zu, Sheridan. Es zieht.“

„Sie sind also der Kopf der Gang“, sagte Bount Reiniger.

„Was verblüfft dich so? Traust du mir so etwas nicht zu?“

„Errol Cabot bringt Ihnen großes Vertrauen entgegen.“

„Ein Vertrauen, das ich durchaus rechtfertige, was meine Aufgaben als Fuhrparkleiter angeht“, sagte Tennessee Brooks. „Was ich nebenbei noch mache, geht Cabot nichts an. Ich arbeite mit den größten Hehlern New Yorks zusammen. Wenn meine Männer einen Truck überfallen, ist die Ware schon so gut wie verkauft. Die Coups schnurren so zufriedenstellend ab, dass ich mich entschlossen habe, meine Crew auszubauen.“

„Deshalb bin ich hier. Ich würde furchtbar gern für Sie arbeiten“, sagte Bount.

Brooks trat einen Schritt näher. Er musterte Bount Reiniger von Kopf bis Fuß. „Ich würde jeden anderen nehmen, nur nicht dich, Bruce Sheridan!“, kam es scharf über seine Lippen.

Bounts Mund wurde trocken. „Was haben Sie gegen mich?“, fragte er mit belegter Stimme.

Brooks’ Augen verengten sich. „Packt ihn!“, befahl er seinen Männern. Alle drei stürzten sich augenblicklich auf Bount. Sie umklammerten ihn so fest, dass er sich nicht mehr rühren konnte.

„Mister Brooks, was hat das zu bedeuten?“, rief Bount erschrocken aus.

Tennessee Brooks kam noch einen Schritt näher. „Ich habe Erkundigungen über dich eingeholt, mein Junge. Die Auskünfte, die ich erhielt, waren nicht sehr zufriedenstellend für mich. Bei BINGO TRANS hat es nie einen Bruce Sheridan gegeben. Ich habe gut ein Dutzend anderer Frachtunternehmen angerufen. Auch da ist ein Bruce Sheridan unbekannt. Es gibt keinen Fahrer dieses Namens. Kannst du mir das erklären?“

Bount saß verdammt in der Klemme. Er musste sich ganz schnell eine halbwegs glaubhafte Geschichte einfallen lassen. „Ich ... ich war verheiratet. Bin seit zwei Jahren geschieden. Meine Frau verfolgt mich mit Unterhaltszahlungen ... Sie will mich fertigmachen. Sobald sie herauskriegt, wo ich arbeite, lässt sie meinen Lohn pfänden, deshalb bin ich gezwungen, ständig den Arbeitsplatz zu wechseln. Manchmal verwende ich dazu auch einen falschen Namen. Ich habe mir Papiere auf verschiedene Namen verschafft ...“

Tennessee Brooks baute sich vor Bount auf. „Ein schönes Märchen, das du mir da auftischst.“

„Es ist die Wahrheit.“

„Eben nicht!“, schrie Brooks. Er holte aus. Bount sah die Faust kommen und spannte die Bauchmuskeln. Der Schlag war hart und schmerzhaft. „Du lügst. Sag mir die Wahrheit. Sag, wer du wirklich bist!“

„Mein richtiger Name ist William Borden“, stöhnte Bount.

„Oh nein“, widersprach ihm Brooks. „Du lügst schon wieder. Ich fand in Errol Cabots Büro auf einem Notizblock eine Telefonnummer. Kein Name. Keine Anschrift. Nur die Nummer. Ich wählte sie, und da meldete sich eine sympathische Mädchenstimme mit: ,Detektei Reiniger. Büro für private Ermittlungen ... Ich war nicht zu faul, zu dieser Detektei zu fahren. Ich gab dem Pförtner deine Beschreibung, worauf dieser mir bestätigte, dass das Mister Bount Louis Reiniger wäre. Was sagst du dazu? Jetzt bist du baff, was?“

Bount überlief es kalt. Teufel, jetzt hatte er mehr Schwierigkeiten am Hals, als er vertragen konnte. Tennessee Brooks und seine Männer würden ihn nicht mehr laufen lassen, das war klar.

Es war ihm zwar gelungen, die Truck-Hyänen ausfindig zu machen, doch er würde mit seinem Wissen keinen Schaden mehr anrichten können, dafür würden die Gangster garantiert sorgen.

Brooks grinste stolz. „Du hast dich mächtig angestrengt, Reiniger, aber genau betrachtet, hat es dir nur Schwierigkeiten eingebracht. Wir werden dich umlegen. Aber nicht auf die schnelle Tour. Du sollst etwas davon haben. Ganz langsam werden dich meine Männer krepieren lassen, Schnüffler. Du wirst den Tod herbeisehnen.“

Zu seinem privaten Vergnügen verpasste Brooks dem Detektiv noch einen Magenhaken. Bount presste die Kiefer zusammen, um nicht aufzuschreien.

„Fesselt ihn!“, befahl Brooks seinen Männern.

Tiggers und Banninger hielten Bount weiter fest, während Marcuse einen widerstandsfähigen Strick holte. Sie drückten ihm die Arme auf den Rücken und schnürten ihn wie ein Paket zusammen.

Tennessee Brooks prahlte indessen mit den Taten seiner Männer. Dabei erfuhr Bount Reiniger auch, dass Marcuse unter anderem Paul Carson und Jozef Kalescu auf dem Gewissen hatte. Brooks erzählte auch, weshalb Marcuse das Krankenhaus aufgesucht hatte. Das Bild rundete sich ab. Viele Fragen brauchten nicht mehr gestellt zu werden. Brooks beantwortete sie im Vorhinein mit seinem angeberischen Redefluss.

„Und wir werden weitermachen!“, sagte er, als Bount auf dem Boden lag und sich nicht mehr bewegen konnte. „Wie man sieht, kann uns auch ein Bount Reiniger nicht daran hindern. Heute Nacht holen wir uns eine Ladung Mini-Computer. Brick Curtis soll sie von Proby-Electronics abholen und nach Rockland bringen. Aber seine Fahrt mit dem Truck wird schon nach fünfzehn Minuten zu Ende sein. Meine Männer werden ihm nämlich an der Grenze zwischen Bergen und Rockland eine Falle stellen. Es gibt da eine Unterführung, durch die er mit seinem Truck nicht kommen wird. Ehe er recht weiß, was los ist, wird er im Straßengraben liegen, und der Truck samt Ladung befindet sich in unserem Besitz. Sobald die Mini-Computer ihren neuen Bestimmungsort erreicht haben, kehren meine Männer hierher zurück und nehmen sich sehr viel Zeit für dich. Leider werde ich nicht dabei sein können, wenn es dir an den Kragen geht, Reiniger. In Errol Cabots Firma findet eine Nachtinspektion statt, bei der ich anwesend sein muss. Aber meine Leute werden mir ausführlich berichten, wie es dir ergangen ist. Das wär’s“, sagte Tennessee Brooks. „Ich wünsche wohl zu sterben. Zuvor aber wirst du noch eine Weile verpackt hier liegen und Angst haben, und die Wut wird dich von innen langsam auffressen, weil du weißt, dass wir Brick Curtis überfallen, ohne dass du es verhindern kannst.“

Brooks gab seinen Männern ein Zeichen.

Eliot Banninger löschte das Licht.

Die Truck-Hyänen und ihr Boss verließen das Büro. Bount hörte ihre Schritte durch das Lagerhaus hallen, dann schepperte das rostige Tor, Fahrzeugtüren klappten zu, Motoren fingen an zu dröhnen, und dann entfernten sich drei Fahrzeuge.

Bount blieb allein zurück.

Wie viel Zeit hatte er noch? Bestimmt nicht mehr als zwei Stunden. Diese Galgenfrist musste er nutzen. Er musste versuchen, die straff sitzenden Fesseln loszuwerden.

Sofort machte er sich an die Arbeit. Er strengte sich an und versuchte alle Tricks, die er konnte, erreichte damit aber lediglich, dass sich der Strick immer schmerzhafter in sein Fleisch grub.

Es sah nicht danach aus, als ob er es schaffen würde, freizukommen. Seine Aussichten, ein Opfer der Truck-Hyänen zu werden, wurden von Minute zu Minute größer.

Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021

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