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Marcuse war wütend. Verdammt, wieso war ihm dieser Kerl gefolgt? Der Gangster eilte die Straße entlang. Es behagte ihm nicht, dass sich jemand um ihn kümmerte, den er nicht kannte. War der Kerl ein Bulle gewesen? Es ärgerte Marcuse, dass er nicht einmal das Gesicht des Fremden gesehen hatte. Und der Gedanke, dass er seinen Revolver verloren hatte, löste eine Zornwelle in seinem Kopf aus.

Von diesem Zwischenfall würde er Tiggers und Banninger nichts erzählen. Er hatte bei der Sache nicht besonders gut ausgesehen, deshalb wollte er darüber lieber kein Wort verlieren.

Er erreichte mit Verspätung das Haus, in dem Tiggers wohnte. Mit dem Lift fuhr er zur dritten Etage hoch. Wenig später läutete er an Tiggers’ Apartmenttür.

Der Komplize öffnete. „Na endlich!“

„Was ist das denn für eine Begrüßung?“, schnauzte Marcuse den anderen ärgerlich an.

„Wieso kommst du erst jetzt?“, fragte Tiggers kalt.

„Das geht dich nichts an. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“

Die Atmosphäre war vergiftet. Zwischen den beiden Männern baute sich ein gefährliches Spannungsfeld auf. Tiggers führte Marcuse in den Livingroom, wo Eliot Banninger auf einer Sitzbank saß.

„So“, sagte Victor Tiggers und setzte sich auf die Lehne eines Ledersessels. „Jetzt sind wir vollzählig.“

Marcuse benahm sich, als wäre er hier zu Hause. Er begab sich zur Hausbar und schüttete sich einen Drink ein. „Du hast uns zu einer Aussprache in dein Apartment eingeladen“, sagte er und drehte sich mit dem Glas in der Hand um. „Hier sind wir. Schieß los!“

Tiggers’ Brauen zogen sich zusammen. Er wich Marcuses stechendem Blick nicht aus. „Ich habe mit dem Boss über dich und deine Extratour gesprochen.“

Marcuse trank und verzog verächtlich das Gesicht. „Du meinst, du hast gepetzt wie ein kleiner Schuljunge.“

„Ich habe dem Boss lediglich die Fakten berichtet. Schließlich hat er ein Recht darauf, zu erfahren, wie wir unsere Arbeit tun.“

„Wichtig sollte für ihn lediglich sein, dass wir unsere Jobs erfolgreich hinter uns bringen.“

Tiggers nickte. „Richtig. Aber ein solcher Erfolg ist in Frage gestellt, wenn jeder von uns tut, was ihm gerade einfällt. Der Boss ist mit mir der Meinung, dass dein Jähzorn für uns alle noch mal zur Gefahr werden kann. Du hast nun bereits zwei Minuspunkte bei ihm. Der erste ist Paul Carson ...“

Marcuses Augen verengten sich. „Du hast beim Boss Stimmung gegen mich gemacht, du verfluchter Bastard. Aber es macht mir nichts aus, wenn du mich anschwärzt, denn nach wie vor zählt bei uns die Leistung, und mit meiner kann der Boss zufrieden sein.“

„Du wirst künftig ein wenig zurückstecken müssen, Charles.“ Marcuse starrte den Komplizen wutentbrannt an. „Wer verlangt das?“

„Der Boss. Von nun an hörst du auf mein Kommando.“

„Du willst wohl, dass ich einen Lachkrampf kriege!“

„Du kannst dich dieser Entscheidung fügen oder aussteigen.“

Marcuse leerte ruckartig sein Glas. „Aussteigen? Du willst mich ausbooten? Sag mal, bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Was bildest du dir ein, wer du bist? So kann man mit mir nicht umspringen!“

„Es ist nicht meine Entscheidung, sondern die des Chefs“, erwiderte Tiggers emotionslos.

Marcuse hatte große Mühe, sich zu beherrschen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem gereizten Grinsen. „So ist das also. Ich soll von nun an die letzte Geige spielen, und wenn mir das nicht passt, kann ich hingehen, wo der Pfeffer wächst. Sag mal, hat der Boss denn keine Angst, ich könnte versuchen, ihm eins auszuwischen, indem ich auspacke?“

Tiggers schüttelte langsam den Kopf. „Das würdest du nicht tun, Charles.“

„So? Und warum nicht?“, fragte Marcuse heiser.

„Weil du weißt, dass wir dich dann umlegen würden, wo immer du wärst.“

Das war zu viel für Marcuse. Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. Tiggers hatte ihm hinter seinem Rücken seine Führungsposition abgenommen. Und jetzt sagte er ihm auch noch offen ins Gesicht, dass sie ihn töten würden, wenn er sich gegen sie wenden würde.

„Du verdammter ...!“, entfuhr es Marcuse. Mit dem Glas in der Hand wollte er sich auf Tiggers stürzen. Da passierte etwas, womit er nicht rechnete.

Banninger und Tiggers sprangen auf. Beide zogen gleichzeitig die Revolver und richteten sie auf ihn. Marcuse stoppte mitten in der Bewegung. Er starrte seine Komplizen mit großen Augen an.

„So sieht die Sache also aus“, sagte er heiser.

„Besser du fügst dich, Charles“, sagte Eliot Banninger. „Sonst müssten wir dich durch einen anderen Mann ersetzen.“

Marcuse begriff, dass er verloren hatte. Aber vergessen würde er diese schmachvolle Niederlage niemals. Und verzeihen würde er seinen Komplizen auch nie, dass sie sich mit ihren Waffen gegen ihn gestellt hatten. Eines Tages würden sie das zurückkriegen. Er war ein Mensch, der auch sehr lange auf seine Rache warten konnte. Umso grausamer würde sie hinterher ausfallen.

Mühsam schluckte er. „Okay“, sagte er leise. „Okay, wir wollen das Kriegsbeil begraben. Es wäre doch verrückt von uns, wenn wir einander bekriegen würden. Ihr habt nicht so unrecht. Ich bin ein Heißsporn. Das ist nicht immer gut. Ich werde versuchen, mich künftig besser im Zaum zu halten.“

Eliot Banninger atmete erleichtert auf. „Ich habe gehofft, dass du Vernunft annimmst, Charles.“

Die Spannung zerplatzte wie eine Seifenblase. Banninger steckte seinen Revolver weg. Auch Victor Tiggers entspannte sich, aber sein Misstrauen blieb. Er würde Charles Marcuse wohl nie mehr so wie früher trauen können. Zwischen ihnen war etwas zerbrochen. Sie waren keine Freunde mehr.

Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021

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