Читать книгу Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021 - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеRichard Dodge war bester Laune, als er die Stadtgrenze New Yorks passierte und Westchester erreichte. Er fühlte sich blendend in Form, war ausgeruht; das Wetter hätte nicht herrlicher sein können. Er hatte eine Route vor sich, die ihm lag.
Dass die Fahrt mit dem schweren Truck, der voll beladen mit wertvollen elektronischen Geräten war, schon bald nach Beginn enden sollte, ahnte Richard Dodge zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Er war mit Leib und Seele Driver. Als gelernter Mechaniker konnte er sich bei fast allen Pannen selbst helfen. Manchmal improvisierte er dabei so abenteuerlich, dass jedem Fachmann die Haare dabei zu Berge gestanden hätten, aber das störte ihn nicht. Nur das Ergebnis zählte.
Aus dem Autoradio gellte Country Music. Dodge liebte sie laut. Sie war eine willkommene Untermalung des vertrauten Dröhnens der starken Maschine. Der Fahrer hielt das Lenkrad mit einer Hand, während er mit der anderen nach seiner Kaugummipackung suchte.
Die Servolenkung hätte sogar auf seinen kleinen Finger angesprochen. Vor ihm tauchte eine Kurve auf. Dodge nahm etwas Gas weg. Sicherheitshalber unterbrach er die Suche nach dem Kaugummi, um schnell genug reagieren zu können, falls ein entgegenkommender Wagen die Kurve zu sehr schnitt. Diesbezüglich hatte Dodge schon die verrücktesten Dinge erlebt.
Sein Brummer stieß zum Scheitelpunkt der Kurve vor. Plötzlich riss Dodge die Augen auf. Dicke schwarze Bremsspuren waren auf der Fahrbahn zu sehen. Sie führten auf einen alten Lincoln zu, dessen Schnauze im Graben hing. Vier Türen und der Kofferraumdeckel standen sperrangelweit offen.
Für Richard Dodge stand fest, dass es hier einen Unfall gegeben hatte. Er konnte im Lincoln niemanden sehen, aber vielleicht lagen Personen im Straßengraben. Oder im Fußraum des Wagens.
Straßenkameradschaft beschränkte sich bei Richard Dodge nicht bloß auf freundliches Grüßen oder Vorfahrtsverzicht. Sie beinhaltete für ihn in erster Linie Hilfe.
Deshalb bremste er seinen Truck sofort ab. Er lenkte den schweren Brummer auf den Pannenstreifen und sprang aus dem Fahrzeug. Mit schnellen Schritten überquerte er die Straße. Seine Gesichtszüge waren angespannt.
Er erreichte das Fahrzeug und warf durch die Heckscheibe einen Blick in das Wageninnere. Niemand war zu sehen. Er lief seitlich am Lincoln vorbei. Auch vorne entdeckte er niemanden. Dodge eilte noch weiter. Als er beim Straßengraben anlangte, passierte es. Der Truck-Driver erlebte die unliebsamste Überraschung seines Lebens. Die Büsche, die den Straßengraben säumten, teilten sich, und drei Männer traten Richard Dodge sehr energisch entgegen.
Sie trugen braune Lederkleidung, bleiche Masken, die sie wie Greise aussehen ließen, hatten schlohweißes Haar und hielten Maschinenpistolen in ihren behandschuhten Händen.
Ein Überfall!, schoss es Dodge siedend heiß durch den Kopf. Verdammt, das hast du von deiner Hilfsbereitschaft. Einmal musste es ja schiefgehen!
Er war wütend. Seine ruhelosen Augen suchten nach einem Ausweg aus dieser gefährlichen Situation. Er spürte, wie sein Mund trocken wurde.
„Pfoten hoch!“, wurde ihm befohlen.
„Hören Sie, was soll das?“
„Schnauze! Nimm die Hände hoch, aber ein bisschen plötzlich!“
Dodge war zwar kein Feigling, aber angesichts dieser drei auf ihn gerichteten Maschinenpistolen erschien es ihm doch angeraten, zu gehorchen. Die Gangster hielten ihre Knarren bestimmt nicht nur zur Verzierung in den Händen. Sie würden sie benützen, wenn sie dazu gezwungen wurden.
Langsam hob Dodge die Hände. „Das wird euch noch mal leid tun!“
„Mach dir um uns keine Sorgen“, sagte der Wortführer der drei „Greise“.
„Früher oder später wird man euch erwischen, und dann ...“
„Quatsch keine Opern! Dreh dich um!“
„Was habt ihr vor?“
„Das wirst du gleich erleben.“ Dodge schluckte trocken. Er konnte sich vorstellen, was sie nun mit ihm machen würden. Ihm brach der Schweiß aus allen Poren. Bestenfalls würden sie ihn niederschlagen. Wenn es für ihn aber ganz schlimm kam, dann würden sie ihm in den Rücken schießen.
Er zögerte deshalb, dem Befehl nachzukommen. Da packte ihn einer der Maskierten brutal und riss ihn herum. Unwillkürlich schloss Richard Dodge die Augen. Er wartete mit angespannten Nerven auf das Geknatter der MPis.
Aber er hatte Glück im Unglück. Die Gangster schlugen ihn nur bewusstlos und warfen ihn in die Büsche. Einer von ihnen kletterte in den Truck und fuhr damit davon. Die beiden andern manövrierten den Lincoln aus dem Straßengraben und brausten in Richtung New York City ab.
Die ganze Angelegenheit hatte nicht länger als fünf Minuten gedauert.