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Zuerst war Karsten Langer keineswegs misstrauisch, als ihm Hansen den Treffpunkt genannt hatte. Dabei hatte er allen Grund, misstrauisch zu sein. Hansen war in der Hierachie von Benno Wolf durchaus so etwas wie ein – Leittier, wenn der Ausdruck bei dem Mann, den alle den „Wolf von Düsseldorf“ nannten, gestattet war.

Aber Langer glaubte sich sicher und fand deshalb auch nichts dabei, sich in einer ziemlich verlassenen Gegend außerhalb der Stadt am Rheinufer zu treffen.

Er wusste, dass Benno Wolf hier ein altes Lagerhaus besaß und nach seiner Erinnerung auch ein Motorboot. Jetzt war Hansen neben ihm abrupt stehen geblieben, starrte ihn ungläubig und schüttelte schließlich den Kopf.

„Junge, du kannst nicht einfach aussteigen, wie stellst du dir das vor?“

„Wieso kann ich nicht?“, erwiderte Karsten Langer aggressiv. „Bin ich denn nicht mein eigener Herr? Bin ich irgendjemandes Leibeigener, he? Bestell dem Boss, dass ich genug habe. Er sieht mich nicht wieder. Ich will neu anfangen. Diesmal auf der richtigen Seite des Gesetzes.“

„Hast du bei uns zu wenig verdient?“

„Mir geht es nicht ums Geld, aber das kann ein Typ wie du nicht verstehen. Ich möchte endlich sauber bleiben und nicht mehr bei jedem Polizisten erschrecken müssen, dem ich auf der Straße begegne.“

Franz Hansen und Karsten Langer schlenderten am Rheinufer entlang. Unweit von ihnen gab es einen Anlegeplatz.

Hansen blieb stehen.

„Ist es dein letztes Wort, dass du aufhören möchtest, Karsten?“

„Mein allerletztes - und es ist mir verdammt ernst damit. Du hättest dir den Weg sparen können. Niemand kann mich mehr umstimmen.“

Hansen hob bedauernd die Schultern.

„Ja, wenn das so ist“, sagte er gedehnt, und plötzlich hielt er ein schlankes Stilett in der Hand, das er aus seinem Ärmel gezogen hatte.

Langer sah die Mordwaffe blitzen. Er riss verdattert die Augen auf, denn er hatte nicht gedacht, dass Franz Hansen den Auftrag hatte, so weit zu gehen. Er kam nicht dazu, zu reagieren.

Hansen trat auf ihn zu, und im nächsten Augenblick brach Karsten Langer wie vom Blitz getroffen zusammen. Der Mörder fing sein Opfer auf. Er schleppte den Toten zu einer Bank am Ufer und setzte ihn darauf. Nachdem er das Stilett wieder im Ärmel hatte verschwinden lassen, meinte er vorwurfsvoll: „Du hattest deine Chance, Junge. Du hättest sie nutzen sollen. Niemand darf dem Wolf den Rücken kehren, wenn der es nicht will.“

Hansen blickte sich um. In einer Entfernung von hundert Metern saß ein Liebespaar. Die beiden hatten nicht mitbekommen, was geschehen war. Sie sahen Franz Hansen auch nicht fortgehen, waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Der Killer kehrte zu seinem Wagen zurück. Er setzte sich in das Fahrzeug, fuhr erst mal ein kurzes Stück und holte dann den Hörer des Autotelefons aus der Halterung.

„Ja“, meldete sich am anderen Ende sofort eine knurrende Stimme.

„Ich bin es, Hansen.“

„Was gibt’s?“

„Ich will den Chef sprechen.“

„Einen Augenblick.“

Es verstrichen einige Sekunden.

Franz Hansen ließ seinen Wagen in gemächlichem Tempo durch Düsseldorf rollen. Der Chef meldete sich: „Na, Franz, wie hat er sich entschieden?“

„Gegen uns“, sagte Hansen.

„Konntest du ihn nicht umstimmen?“

„Ich hab’s versucht, aber er war stur.“

„Und?“

„Na ja. Jetzt sitzt er auf einer Bank am Havelkanal und hat ewig Zeit, über seinen Fehler nachzudenken.“

„Der Idiot!“

„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.“

Der Chef lachte. „An dem Spruch ist wirklich was dran, Franz.“

„Gibt es noch etwas, das ich für dich tun kann?“

„Im Moment nicht.“

„Dann fahre ich jetzt nach Hause. Wir sehen uns morgen wieder.“

„Ja, Franz. Bis morgen. Du hast gute Arbeit geleistet.“

Hansen grinste.

„Wie immer, Chef.“

Berliner Bär contra Düsseldorfer Wolf: Berlin 1968 Kriminalroman Band 37

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