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Rosi Winter saß auf einem mit Kuhfell bespannten Hocker am Tresen und hatte einen Bourbon vor sich stehen. Sie erschrak, als sie den Inspektor im Spiegel erblickte. Er stand hinter ihr und lächelte.

„Brennt die Wange noch?“

„Nicht mehr. Wollen Sie mich bitte in Ruhe lassen?“

„Ich verstehe nicht, warum hier alle so unfreundlich zu mir sind. Allmählich kriege ich Minderwertigkeitskomplexe. Was missfällt Ihnen an mir, Rosi?“

„Nichts. Sie sehen verdammt gut aus.“

„Danke, aber das wollte ich von Ihnen gar nicht hören.“

„Ich kann mir vorstellen, was Sie von mir hören möchten. Aber ich werde schweigen wie ein Grab.“

„Darf ich Sie zu einem Drink einladen?“

Rosi wies auf ihren Bourbon.

„Besten Dank, aber ich bin versorgt.“

Norbert Stebner setzte sich auf den Hocker neben Rosi.

„Liebe Güte, sind Sie hartnäckig“, seufzte das Mädchen.

„Das ist meine Masche. Mit der komme ich für gewöhnlich ziemlich weit.“

„Nicht bei mir.“

„Können Sie in mir keinen Freund sehen, Rosi? Ich würde Ihnen gern helfen.“

„Mir braucht niemand zu helfen. Ich komme ganz gut allein zurecht, Inspektor. Im Übrigen glaube ich Ihnen nicht, dass Sie mir aus uneigennützigen Motiven helfen möchten. Sie erwarten eine Gegenleistung von mir, die ich nicht zu erbringen bereit bin.“

Stebner verlangte vom Barkeeper einen Manhattan. Als er ihn bekam, schob er das Glas nachdenklich vor sich hin und her.

„Ich bin sicher, Sie würden sich von Benno Wolf lieber heute als morgen verabschieden. Ich könnte Sie dabei unterstützen. Möchten Sie nicht wieder frei sein, Rosi?“

„Wer will das nicht. Aber wenn frei sein gleichbedeutend ist mit tot sein, kann ich leichten Herzens darauf verzichten.“

„Sie sehen zu schwarz, Rosi“, sagte Inspektor Stebner und nippte an seinem Manhattan. „Der Wolf hat seine Grenzen, so unglaublich das auch klingen mag. Sie wissen bestimmt eine ganze Menge über ihn. Ich habe einen Freund, der Staatsanwalt ist. Lassen Sie mich zwischen Ihnen und ihm eine Zusammenkunft arrangieren, und ich verspreche Ihnen, dass Sie Wolf hinterher nie wieder zu fürchten brauchen.“

Rosi Winter schüttelte entschieden den Kopf.

„Nichts zu machen, Inspektor. Ich bin nicht lebensmüde. Suchen Sie sich eine andere Dumme! Ich bleibe verschlossen wie ein Grab...“ Sie erstarrte bei diesem Ausdruck und verbesserte sich rasch: „Wie eine Auster.“

Norbert Stebner leerte sein Glas.

„Vielleicht versuche ich’s ein andermal wieder bei Ihnen, Rosi - wenn der Wolf Ihnen Ihre schönen Vorderzähne eingeschlagen hat. Ich bin sicher, dass ich dann mehr Glück haben werde.“

Der Inspektor wollte vom Hocker rutschen. Da vernahm er hinter sich die penetrante Stimme von Franz Hansen: „Na, Rosi. Ist der gute Inspektor aufdringlich?“

Das Mädchen wurde blass. Sie warf Stebner einen wütenden Blick zu, als wollte sie sagen: Verschwinden Sie endlich, oder wollen Sie mich in Teufels Küche bringen?

Norbert Stebner drehte sich langsam um. Franz Hansen grinste ihn herausfordernd an. Er war ein geschmeidiger Bursche mit Haarpomade behandeltem, tiefschwarzen Haar. Ein Frauentyp, der bestimmt eine Menge Telefonnummern von Frauen in seinem Notizbuch stehen hatte.

„Hat er dir Angst zu machen versucht, Rosi?“, fragte Hansen, ohne den Blick von Stebner zu wenden. „Er wendet die übelsten Tricks an, dieser hinterlistige Bulle.“

„Er wollte nur wissen, wie es mir geht“, beeilte sich Rosi Winter zu sagen.

„Sonst nichts?“

„Nein, Franz. Außerdem war er gerade im Begriff, zu gehen.“

„Reisende soll man nicht aufhalten“, sagte Franz Hansen. Seine Hand machte eine Bewegung zur Tür hin.

Inspektor Stebner glitt vom Hocker. Aus nächster Nähe starrten die Männer einander in die Augen. Norbert Stebner holte ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche, das von einem Gummiring zusammengehalten wurde.

„Ihr Drink geht auf Kosten des Hauses“, sagte Franz Hansen.

„Wollen Sie mich bestechen?“

„Ich bin zwar davon überzeugt, dass jeder Mensch seinen Preis hat, aber ich bin sicher, dass ich bei Ihnen nicht so billig davonkommen würde, Inspektor.“

Stebners Hand schoss vor. Er packte Hansen und schüttelte ihn.

„Sei bloß nicht so verdammt selbstsicher, mein Junge. Ich kriege dich. Das ist lediglich eine Frage der Zeit!“

„Sie verderben mir mein Jackett!“, zischte Franz Hansen.

Norbert Stebner steckte ihm einen Zwanzig-Mark-S in die Brusttasche und sagte: „Lass es aufbügeln!“ Dann wandte er sich um und ging.

Hansen schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ein Irrer. Er ahnt nicht, wie sehr er mit seinem Leben spielt.“

Rosi Winter schluckte nervös. Franz Hansen sah sie drohend an. „Ist was?“

„Nein, Franz, nein“, sagte das Mädchen schnell, und es griff nach seinem Bourbonglas, als könne es sich daran festhalten.

Berliner Bär contra Düsseldorfer Wolf: Berlin 1968 Kriminalroman Band 37

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