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Die drei jugendlichen Verbrecher wussten nicht, dass es einen Augenzeugen gegeben hatte: Dr. Karsten Mehler. Er hatte alles mit angehört und mit angesehen. Als Freddy Schäfer mit seinen Freunden in die Apotheke gekommen war, hatte Dr. Mehler mit dem Apotheker hinter dem Regal gestanden.

Als der Raub dann über die Bühne ging, hatte Dr. Mehler keine Veranlassung gesehen, hinter dem Regal hervorzutreten. Im Gegenteil. Mucksmäuschenstill hatte er sich verhalten, damit die Verbrecher nichts von seiner Anwesenheit mitkriegten. Jetzt kam er zum Vorschein.

Sein Gesicht war wächsern, und er zitterte. Der Überfall hatte ihn geschockt. Als draußen der Schuss gefallen und der Arbeiter zu Boden gestürzt war, hatte Dr. Mehler das Gefühl gehabt, ein Messer würde ihm tief unter die Haut dringen.

Er war nicht groß, hatte einen grauen Seehundbart und eine Halbglatze. Seine Augen blickten im Moment ruhelos. Zögernd setzte er seine Schritte. Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fassen.

Die jugendlichen Raubmörder waren inzwischen verschwunden. Dr. Mehler fasste sich ein Herz und eilte zu dem bewusstlosen Apotheker.

Draußen machte die Alarmanlage immer noch Radau. Mehler hoffte, dass er bald Unterstützung kriegen würde. Er sank neben den Apotheker auf die Knie, fühlte dessen Puls.

„Herr Bethmann“, sagte er mit belegter Stimme. „Herr Bethmann!“ Er tätschelte die Wangen des Mannes. „Herr Bethmann!“

Der Apotheker kam nicht zu sich. Dr. Mehler stand auf. Er blickte sich um. Seine Augen streiften das Telefon. Er griff nach dem Hörer und wählte den Polizeinotruf.

„Hallo!“, rief er aufgeregt, als die Verbindung zustande gekommen war. „Ich habe ein Verbrechen zu melden.“

„Was ist passiert?“

„Raubüberfall. Drei jugendliche Verbrecher haben Herrn Bethmann, den Apotheker, überfallen. Sie haben die Kasse ausgeraubt, Bethmann niedergeschlagen und auf einen jungen Mann geschossen, der zu Hilfe eilen wollte. Der Mann liegt draußen auf dem Gehsteig. Ich glaube, er ist tot.“

„Wie ist Ihr Name?“

„Mehler. Doktor Karsten Mehler.“

„Und die Adresse der Apotheke?“ Mehler nannte sie. „Darf ich Sie bitten, am Tatort zu bleiben, Doktor Mehler?“

„Selbstverständlich.“

„Und Sie verändern nichts.“

„Natürlich nicht.“

„Ich schicke sofort einen Wagen“, versprach der Mann am anderen Ende der Leitung.

Karsten Mehler legte auf. Er verließ kurz die Apotheke, um nach dem Angeschossenen zu sehen. Mit einem Blick stellte er fest, dass er für diesen Mann nichts mehr tun konnte. Daraufhin kehrte er in die Apotheke zurück und kümmerte sich wieder um Herrn Bethmann. Während er versuchte, die Lebensgeister des Apothekers wiederzuerwecken, überschlugen sich in seinem Kopf die Gedanken.

Er würde eine Aussage machen müssen, und er versuchte rechtzeitig, Ordnung in seine wirren Gedanken zu bringen. Nichts durfte vergessen werden. Die kleinste Kleinigkeit konnte für die Beamten wichtig sein. Dr. Mehler war entschlossen, nichts für sich zu behalten, denn nur, wenn er den Polizeibeamten alles erzählte, bestand für diese die Möglichkeit, die Täter so rasch wie möglich dingfest zu machen.

Diese verbrecherischen Jugendlichen hatten kein Recht, frei herumzulaufen. Je eher sie eingesperrt wurden, desto besser. Dann blieben andere Menschen vor ihnen verschont.

Als der Streifenwagen eintraf, schlug der Apotheker endlich die Augen auf ...

Früh übt sich der Mörder: Berlin 1968 Kriminalroman Band 56

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