Читать книгу Früh übt sich der Mörder: Berlin 1968 Kriminalroman Band 56 - A. F. Morland - Страница 8

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Bernd hatte Horst zum Essen eingeladen, und der gewichtige Leiter des Dezernats 11 aus der Keithstraße hätte krank sein müssen, wenn er abgelehnt hätte. Da alles auf Bernds Rechnung ging, aß Horst alles, was gut und teuer war, und was er sich von seinem Beamtengehalt nicht leisten konnte oder besser gesagt nicht wollte.

„Wenn du so weiter isst, muss ich anschreiben lassen“, sagte Bernd grinsend.

„Hör mal, eine Portion Vanilleeis mit sauren Kirschen muss doch noch drin sein, oder?“

„Wo isst du das eigentlich alles hin, Mann?“

Der Inspektor klopfte sich mit beiden Händen auf den Bauch.

„In meinen Container geht allerhand rein.“

„Bei deinem gesegneten Appetit sollte man dir zwei Gehälter bezahlen.“

„Sag’ ich auch. Aber mit diesem Vorschlag bin ich noch auf keine Gegenliebe gestoßen.“

Nachdem Horst auch das Eis verdrückt hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, ließ er sich von Bernd eine Roth Händle anbieten. Sie rauchten.

„Weißt du, wer heute Morgen bei mir war?“, fragte Bernd.

„Wie soll ich das?“, fragte Horst zurück.

„Elke Hahn“, sagte Bernd Schuster.

Der Inspektor nickte. Er wusste Bescheid.

„Hat sie dich engagiert?“

„Ja.“

„Scheint nicht gerade besonders begütert zu sein, die Dame.“

„Ich arbeite gratis.“

„Das kannst du dir leisten?“

„Nicht, wenn ich dich in diesem Monat noch mal zum Essen einladen müsste“, sagte Bernd Schuster schmunzelnd. „Da wir beide wieder einmal am selben Strang ziehen, dachte ich, wir setzen uns zusammen und reden über das Problem.“

Der Inspektor lächelte verschmitzt.

„Mit anderen Worten, du bist mal wieder scharf auf ein paar Informationen.“

„Ich könnte sie mir auch anderswo beschaffen, aber das würde mich zu viel Zeit kosten, und da du mein Freund bist ...“

„Wer sagt das?“

„Hör zu, Horst, ich habe nicht die Absicht, in diesem Fall mit dir um die Wette zu rennen. Es ist mir im Grunde genommen gleichgültig, wer das Ziel als Erster erreicht. Hauptsache, einer von uns erreicht es überhaupt, okay? Ich habe auch nicht die Absicht, dich in irgendeiner Weise bei der Arbeit zu behindern. Du tust deinen Job, ich tu' meinen. Und am Ende sollte der Mörder von Jan Hahn im Gefängnis sitzen. Sag mir, was du weißt, damit ich aufschließen kann. Dann krempeln wir die Ärmel hoch und packen die Geschichte so an, wie wir es uns vorstellen.“

Der Inspektor zog an seiner Zigarette. Er lehnte sich zurück.

„Na schön“, sagte er. „Dann will ich dir mal verraten, dass es in diesem Fall nicht mehr allzu viel zu tun gibt. Wir haben einen Augenzeugen.“

„Doktor Mehler“, sagte Bernd Schuster. „Das weiß ich aus der Zeitung."

„Er wird die Täter identifizieren, sobald wir sie haben.“

„Was hindert euch daran, sie euch sofort zu schnappen?“

„Sie sind untergetaucht. Die Fahndung läuft.“

„Kennt ihr schon die Namen der Raubmörder?“

„Doktor Mehler gab uns nicht nur erstklassige Beschreibungen. Er konnte uns auch zwei Vornamen nennen, die in der Apotheke gefallen waren.“

„Lass hören", verlangte Bernd.

„Freddy und Jonas. Mit Hilfe der Beschreibungen fiel es uns leicht, herauszufinden, dass es sich um Jonas Thaler und Freddy Schäfer handelt. Und das wiederum ließ uns zu dem Schluss kommen, dass der dritte Verbrecher nur Michael Nadler sein kann. Dieses Trio sah man in letzter Zeit immer zusammen.“

Bernd streifte die Asche von seiner Zigarette. Er wiegte den Kopf.

„Freddy Schäfer“, sagte er. „Der kleine Bruder des großen Verbrecherbosses Knut Schäfer.“

Horst nickte. „Du sagst es.“

„Der Kleine ist flügge geworden, was?“

„Ja. Leider.“

„Und schon versucht er in die Fußstapfen seines Bruders zu treten“, sagte Bernd Schuster.

„Seinen ersten Mord hat er bereits begangen.“

„Hat er auf Jan Hahn geschossen?“

„Ja. Doktor Mehler hat es gesehen. Mir ist bekannt, dass Freddy Schäfer gern Aufnahme in die Bande seines Bruders gefunden hätte. Aber Knut Schäfer hat ihn eiskalt abblitzen lassen. Er machte dem Jungen klar, dass er noch zu grün dafür ist. Nun will ihm Freddy das Gegenteil beweisen. Er möchte ihm zeigen, dass er sehr wohl schon auf eigenen Beinen stehen kann.“

„Was wird Knut Schäfer jetzt tun?“, fragte Bernd.

Horst zuckte mit den Schultern.

„Zunächst wird er toben.“

„Und danach?“

„Wird er alles daransetzen, damit Freddy nicht ins Zuchthaus kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass uns Knut Schäfer demnächst eine Menge Ärger bescheren wird. Freddy ist trotz allem sein Bruder. Wenn er auch nicht billigt, was der Junge getan hat, so wird er doch nicht zulassen, dass wir ihn einsperren. Das wäre nicht gut für seinen Ruf.“

„Glaubst du, er weiß, wo Freddy steckt?“, fragte Bernd.

„Freddy wird sich nicht sofort an ihn um Hilfe wenden, das ist klar. Er wird zuerst versuchen, mit seinem Problem allein fertigzuwerden. Erst wenn ihm das Wasser bis zum Hals reicht, wird er zu Knut Schäfer gehen.“

„Knut wird wohl kaum warten, bis das Wasser so hoch gestiegen ist“, sagte Bernd.

Horst nickte.

„Es bleibt ihm also nichts Anderes übrig, als sich an der Suche nach Freddy zu beteiligen.“

„Dann wünsche ich dir, dass Knut Schäfers Männer dir dabei nicht über den Weg laufen“, meinte Bernd Schuster.

„Dasselbe wünsche ich dir.“

Bernd drückte die Roth Händle im Aschenbecher aus.

„Möchtest du noch einen Kognak?“

„Wenn es dein Budget nicht zu sehr überlastet.“

„Ich melde mich hinterher in der Küche zum Tellerwaschen. Du kannst gern mitkommen.“

„Haben die hier denn noch keinen Geschirrspüler?“

Bernd nickte.

„Damit erleichtern sie mir meine Arbeit ungemein.“ Er winkte den Kellner und orderte zwei französische Kognaks. „Doktor Karsten Mehler ist eigentlich der wichtigste Mann in diesem Spiel. Gewissermaßen der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft. Der Apotheker konnte die Verbrecher ja nicht beschreiben. Nur wenn Mehler Freddy Schäfer und seine Freunde vor Gericht identifiziert, müssen sie in den Knast.“

„Das ist richtig“, bestätigte Inspektor Südermann.

„Wenn Mehler umfällt, muss der Richter die Bande freisprechen“, sagte Bernd.

„Warum sollte Mehler denn umfallen?“

„Auch Knut Schäfer weiß, wie wichtig die Aussage dieses Mannes ist, Horst. Er könnte ihn unter Druck setzen. Sollte das nichts nützen, könnte er ihn umlegen lassen. Ich hoffe, ihr habt ein Auge auf ihn.“

Horst schüttelte den Kopf.

Der Kognak kam. Als der Kellner sich entfernt hatte, schüttelte der Inspektor noch einmal den Kopf.

„Wir können auf Mehler nicht aufpassen.“

„Wieso nicht?“

„Ich habe nicht genug Leute, Bernd.“

„Dann werde ich mich um dieses Juwel kümmern. Wir können es uns nicht leisten, dass ihm etwas zustößt.“

Früh übt sich der Mörder: Berlin 1968 Kriminalroman Band 56

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