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Normativer Anspruch als „Wort Gottes“

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Die meisten Richtungen im Christentum lehren, dass Gott die biblische Überlieferung lenkte und inspirierte, ihre Schreiber also vom Heiligen Geist bewegt und vor schwerwiegenden Fehlern bewahrt wurden. Sie fassen den Text ihrer Bibel aber nicht vollständig als direktes Ergebnis göttlicher Eingebung oder göttlichen Diktats auf, sondern als menschliches Zeugnis, das Gottes Offenbarungen enthält, reflektiert und weitergibt.

Im Katholizismus und in lutherischer Orthodoxie galt lange Zeit die Theorie der Verbalinspiration. Manche Evangelikale setzen den Bibeltext unmittelbar mit Gottes Offenbarung gleich und schreiben seinem Wortlaut daher eine „Irrtumsfreiheit“ (Inerrancy) zu. Diese Auffassung wird oft als Biblizismus oder biblischer Fundamentalismus bezeichnet. Er reagiert auf die als Angriff auf den Glauben empfundene historische Historisch-kritische Methode seit der Aufklärung.

Für alle Christen ist Jesus Christus, seine Person und sein Werk, das maßgebende, alle äußeren Worte erhellende Zentrum der Bibel. Seine Kreuzigung und Auferstehung gelten für sie als Wendepunkt der Heilsgeschichte.

Eine Analyse des Verhältnisses von „Bibel“ und „Wort Gottes“ stützt sich auf die Aussagen der Bibel und zeigt, dass der Begriff „Wort Gottes“ in der Bibel in dreifacher Weise vorkommt: für prophetische Aussprüche, für die zentrale Heilsbotschaft (d. h. das „Evangelium“) und manchmal für Jesus Christus.

Für römische Katholiken erlangte die Bibel ihre Autorität als Wort Gottes erst durch das Lehramt des Papstes, der auch den Bibelkanon endgültig festgelegt habe. Für sie ist die Überwindung der Erbsünde durch Jesu stellvertretendes Sühneopfer, daraufhin das Zusammenwirken von menschlicher Bemühung und Gottes Gnadenangebot (Synergismus) zentraler Inhalt der Bibel und Maßstab ihrer Auslegung.

Für Protestanten ist es im Anschluss an Martin Luther das Gnadengeschenk Jesu Christi ohne jedes eigene Zutun. Für die Liberale Theologie ist es das menschliche Vorbild des historischen Jesus, das die grenzenlose Gottesliebe bestätigt. Die evangelischen Konfessionen betrachten die ganze Bibel als alleinigen Maßstab ihres Glaubens, als norma normans. Der Theologe Dietrich Kuessner formuliert:

„Das Bekenntnis ist im Verhältnis zur Bibel nachgeordnet, eine bereits von der Schrift geprägte Norm (norma normata).“

Demnach haben sich alle Glaubensäußerungen, Bekenntnisschriften und Dogmen an der Bibel zu messen und sollen ihr daher nicht widersprechen. In der katholischen Kirche ist das päpstliche Lehramt die maßgebende und letzte Autorität zur Schriftauslegung; zudem wird die Kirchliche Tradition oft als gleich mit der Bibel angesehen. Die evangelische Kirche lehnt dieses übergeordnete Amt und die starke Stellung der Tradition ab, da beides nicht biblisch begründet sei. Hier gibt es faktisch keine einheitliche Lehre, da die Schriftauslegung nach den lutherischen und reformierten Bekenntnisschriften letztlich Sache des Heiligen Geistes bleibt. Dieser offenbare die Wahrheit des Wortes Gottes dem einzelnen Gewissen des Gläubigen.

Die Neun meistverkauften Bücher der Literaturgeschichte

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