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Kanonisierung

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„Kanon“ bedeutet „Richtschnur“ oder „Richtmaß“ und meint hier die festgelegte Liste jener Bücher, die in einer bestimmten religiösen Gemeinschaft als normatives Wort Gottes gelten. Mit einer gewissen Eigendynamik tendierte die Sammlung von Schriften mit autoritativem theologischen Anspruch zu einem verbindlichen Abschluss ihres Umfangs und ihrer Inhalte. Diesen Prozess nennt man „Kanonisierung“. Die Anfänge der Kanonisierung lagen in der vorexilischen Königszeit der Reiche Israel und Juda: So berichtet 1. Kön 22 von der Auffindung eines „Gesetzbuchs“ im Jerusalemer Tempel, das den judäischen König Josia 621 v. Chr. zu einer jahwistischen Kultreform und Abschaffung des Synkretismus veranlasst haben soll. Gemeint war das 5. Buch Mose (lat. „Deuteronomium“), das seinerseits in vieler Hinsicht die Gebotsoffenbarung am Sinai (2.–3. Buch Mose) aktualisierend wiederholt. Spätestens seit dem Wiederaufbau des Tempels 539 v. Chr. war die Tora als erster und wichtigster Teil der hebräischen Bibel kanonisch. Nach der Meinung des Schriftstellers Flavius Josephus umfasste dieser Kanon nur 22 Bücher nach der Anzahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets und laut des griechischen 4. Esrabuchs der Septuaginta 24 Bücher, nach der doppelten Zahl der Zwölf Stämme Israels. Dabei wurden vermutlich dieselben Schriften verschieden unterteilt. Für die Samaritaner bildete ihre eigene Tora bei ihrer Abspaltung im 4. Jahrhundert v. Chr. vom Judentum das einzige, maßgebende Gotteswort.

Die Neun meistverkauften Bücher der Literaturgeschichte

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