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Samstags wird die Insel gekehrt

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In meiner Kindheit und Jugend war es üblich, am Samstagnachmittag die Dorfstraßen und den Hof zu kehren. Am Sonntag sollten die Dorfstraßen frei sein von Ackerschollen und Steinen; sonntags kleidete man sich festtäglich; sonntags ging man morgens zur Messe und am frühen Nachmittag in die Andacht. Schwere Arbeiten verrichtete man an Sonn- und Feiertagen nicht; nur das Viehfüttern und Viehbetreuen war erlaubt; selbstverständlich. Gelegentlich gab der Dorfpfarrer auch Sondererlaubnis, wenn zum Beispiel schlechtes Wetter drohte und das Heu oder die Getreideernte noch nicht eingefahren waren. Das passierte selten. Ansonsten wurde das Sonntagsgebot strikt eingehalten.

Damals betete man auch noch regelmäßig den Wettersegen. Und an den Bitttagen wurde durch die Fluren »gewallt« – mit Kreuz und Fahnen, häufig auch von der dörflichen Blaskapelle begleitet. Gemeinsam betete man um gutes Wetter und um Gottes Segen für eine gute Ernte.

Na gut, wir waren beim Straßen- und Hofkehren am Samstag. Damals, vor Jahrzehnten, als wir unsere Besen noch selber anfertigten. Unser Papa war überhaupt sehr geschickt beim Herstellen einfacher Werkzeuge. Neben Birkenbesen stellte er auch Holzrechen her, Weidenkörbe, Strohnäpfe, Hanf- und Sisalseile und dergleichen mehr.

Anfang der 1970er Jahre stieß ich auf eine ähnliche Sitte des wöchentlichen, öffentlichen Reinigens. Und zwar weit entfernt in der Südsee, genauer gesagt, auf den Siassí-Inseln, die Papua-Neuguinea vorgelagert sind. Dort wirken seit über fünfzig Jahren Mariannhiller Missionare. Sie waren es, die den seltenen Brauch einführten, wenigstens einmal pro Woche das Inselchen, etwa von der Größe eines Fußballfeldes, von den Schulkindern fegen zu lassen.

Das Kehren besorgen die Kanaken-Kinder mit ganz einfachen Palmwedeln. Wenn sie samstags vor dem Gebäude ihrer Volksschule gemeinsam zum Inselsäubern antreten, herrscht Hochbetrieb. Ein Bild für Götter!

Als ich später, wieder zurück in Deutschland, davon erzählte, meinten viele: Wie herrlich! Echte Südsee-Romantik! Aber für die Einheimischen ist es Alltag; auch sie müssen sich (auch heute noch) erst mal das Salz in der Suppe verdienen. Gar so sorglos, wie es mitunter scheint, ist ihr Alltag auch nicht. Da gilt es, jeden Tag ein Mittag- und Abendessen vorzubereiten. Die Männer fahren zum Fischen aufs Meer hinaus. Oder sie paddeln in ihren selbstgemachten Auslegerbooten zur Gartenarbeit. Der gemeinsame Garten liegt mehrere Kilometer entfernt auf einer größeren Insel, die etwas mehr Humus hat als das eigene Atoll. Auch das ist körperlich anstrengend und zeitraubend.

Die Schulkinder benützen ebenfalls Kanus, um morgens auf das fußballfeldgroße Eiland zu gelangen, wo die Schulgebäude stehen sowie die Hütten der Lehrer, aber auch die mickrigen Behelfsbauten der Missionare und Missionshelfer.

Also, das Leben auf den Siassi-Inselchen vor der Ostküste Papua-Neuguineas ist kein Zuckerschlecken; auch ihnen flattern keine gebratenen Tauben in den Mund; und von Südsee-Romantik reden allenfalls die Touristen. Auch das Kehren und Verschönern der Insel ist mühsame Handarbeit. Aber den Schulkindern macht es Spaß; sie lachen und singen dabei; es gehört zu ihrem Alltag…

Wenn mit dem Herzen unterwegs ist man nie allein

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