Читать книгу BTS: Die K-Pop Superstars (DEUTSCHE AUSGABE) - Эдриан Бесли, Adrian Besley - Страница 10
FÜNF AMERICAN HUSTLERS
ОглавлениеKoreanische Fernsehshows sind für K-Pop-Bands, die ganz groß rauskommen wollen, unverzichtbar. Voller Begeisterung gaben BTS am 1. April 2014 ihr TV-Debüt in der Beatles Code Show. Ihre Bangtan-Begrüßung verlief in Zeitlupe, J-Hope stellte sein Street-Dance-Talent unter Beweis und Jungkook machte Liegestützen, während Sänger Park Ji-yoon auf ihm saß. Dafür, dass das ihr erster Auftritt war, machten sie das wirklich gut.
Am 30. April 2014 fieberten BTS ihrem Auftritt in der großen Show entgegen, die ein Muss für jeden K-Pop-Künstler ist: die etablierte und beliebte Fernsehshow Weekly Idol, in der Stars interviewt werden, über die sich aber auch lustig gemacht wird und denen alberne Aufgaben gestellt werden. In ihren zerrissenen Jeans, T-Shirts und langen Hemden gekleidet, sahen sie relaxter aus denn je. Ein Rap Contest bewies eindeutig, dass Jin in der Vocal Line besser aufgehoben war, aber V rockte einfach alles. Während des Tanz Contests, bei dem sich die Jungs an die Tanzschritte der jeweils anderen erinnern mussten, machte der arme Jimin alles falsch und die Moderatoren beschrieben ihn als ein „verlorenes Schaf“. Es war sehr lustig! Die Kategorie, in der die Gäste ihre besonderen Fähigkeiten präsentieren, wurde zur Jungkook-Show. Er tanzte zu einer langsamen und schnellen Version von „Boy in Luv“ und dann noch einfach hervorragend zu Girl’s Days „Something“. Es ist immer noch ein Muss für jeden Kookie-Liebhaber. Für junge und schüchterne Jungs hatten sie einen guten Start hingelegt.
Nachdem sie in Südkorea eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut hatten, war es nun an der Zeit, dass Bangtan sich auf neues Terrain vorwagten. Mitte April verbrachten sie ein paar Tage in China und sie waren erstaunt, am Flughafen so viele ARMY-Fans anzutreffen. Dass sie kommen würden, hatte sich schnell rumgesprochen, und China Job, ein Dokumentarfilm über diese Reise, zeigte sie bei den V Chart Awards, wo sie in schwarzen Anzügen und roten Turnschuhen auftraten und einen weiteren Newcomer-Award absahnten.
Nachdem sie in Südkorea eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut hatten, war es nun an der Zeit, dass Bangtan sich auf neues Terrain vorwagten.
Im Frühsommer konzentrierten sie sich dann auf Japan. Unter dem Namen Bōdan Shōnendan (die japanische Schreibweise von Bangtan Sonyeondan) brachten sie eine japanische Version von „No More Dream“ raus. Bereits am 31. Mai flogen sie nach Tokio, um den Song in der Dome City Hall (mit einer extra Nachmittagsvorstellung wegen der hohen Nachfrage) vor 5.000 ihrer japanischen ARMY-Fans zu performen. Das war der Anfang von etwas Großem und sie würden schon bald wiederkommen.
Auch Russland warf im Juni ein Auge auf die Jungs, als die Band zum Bridge-to-Korea-Festival nach Moskau reiste. Sie waren die Jury bei einem K-Pop-Tanzwettbewerb und traten auf dem Kreml vor über 10.000 Zuschauern auf. In ihren grauen Strickjacken führten sie ein 20-minütiges Medley von Hits auf, gefolgt von einer fröhlichen, etwas anderen, fast punkigen Version des traditionellen koreanischen Volksliedes und der inoffiziellen Hymne „Arirang“.
Ein Jahr war seit BTS’ Debüt vergangen – oder besser: verflogen. Am 13. Juni 2014 gaben sie anlässlich ihres Jubiläums ihr erstes festa (eine koreanische Bezeichnung für Festival) und veröffentlichten eine Sammlung von Fotos, Tanzvideos und eine lustige, stundenlange Diskussionssendung, wie man sie aus dem Radio kennt.
Sie produzierten auch einen neuen Bonustrack, ein Rap-Song namens „So 4 More“, in dem sie auf die Höhen und Tiefen des vorherigen Jahres zurückblicken und in alter BTS-Manier die Frage aufwarfen, ob sich die Anstrengungen gelohnt hatten.
Bereits im Sommer 2012 war Jungkook nach Los Angeles gereist, um an der berühmten Movement-Lifestyle-Tanzakademie zu studieren, doch keiner der anderen war damals mitgekommen. Alles, was Jungkook ihnen sagen konnte, war, dass die Luft dort anders war, doch jetzt wollten sie es selbst erfahren: Sie waren auf dem Weg nach L. A.
Als die Jungs in L. A. landeten, war es Zeit für ein bisschen Sightseeing. Sie besuchten ein Baseballspiel, wo sie ihren Landsmann Hyun-jin Ryu für die Dodgers spielen sahen, gingen an den Strand und stellten in Santa Monica unter Beweis, was sie tänzerisch draufhatten. Als es dunkel wurde, fuhren sie auf einen Parkplatz und warteten im Wagen, während ihr Manager etwas erledigen musste, als plötzlich drei furchtbar unheimlich aussehende Männer die Autotür aufrissen. BTS wurden entführt!
War das echt? Nun, nein, zum Glück war es ein Streich, gefilmt für die erste Folge ihrer Reality-Serie American Hustle Life. Waren die Jungs eingeweiht? Möglicherweise, doch Jungkook und J-Hope wirkten wirklich verängstigt, als die Band in einen zwielichtigen Stadtteil gefahren, in ein Lagerhaus gebracht und aufgefordert wurde, zu schlafen. Um sechs Uhr morgens, noch mit Jetlag und schläfrig, wurden sie von niemand Geringerem als dem US-Rap-Star Coolio und seinem Team von Rap-Mentoren geweckt. Ihnen stand ein Crashkurs in amerikanischem Hip-Hop bevor.
Ihnen stand ein Crashkurs in amerikanischem Hip-Hop bevor.
BANGTAN BOMB
LET’S SPEAK ENGLISH!
Dies ist wahrscheinlich die berühmteste aller Bangtan Bombs. Die Jungs sitzen in einem Flugzeug auf dem Weg nach L. A. und J-Hope ist der Meinung, dass sie ihr Englisch üben müssten. Natürlich plappert RM, der fließend Englisch spricht, sofort drauf los, und J-Hope gibt seine paar Brocken Englisch zum Besten, doch die anderen spielen nicht wirklich mit. J-Hope lässt seiner Enttäuschung freien Lauf und sagt RM, dass Jimin wirklich eine Spaßbremse sei, woraufhin RM die ikonische Antwort gibt: „Jimin, you got no jams!“ Auf Koreanisch bedeutet jaemi „Spaß“, und so erfindet RM seinen eigenen Slang auf Englisch. Der Satz ging definitiv in die BTS-Geschichte ein.
In den acht Folgen von American Hustle Life wurden den Jungs Aufgaben gestellt, doch keine Wischiwaschi-Aufgaben, sondern solche, die schwer sind, und Coolio und seine Crew hatten sich vor allem mit dem Gedanken an ein Hip-Hop-Bootcamp angefreundet. Das bekam der arme V als Erster zu spüren, als er versuchte, die Stimmung aufzuhellen, indem er scherzhaft sagte: „Lasst uns Party machen. Kommt!“ Dafür wurde er sofort mit 25 Liegestützen bestraft. „Verkauf mich nicht für blöd“, schrie Coolio. „Wenn es nicht für den Hip-Hop wäre, wäre ich tot oder säße im Gefängnis.“ Bis heute verabscheuen manche ARMY-Fans immer noch die Art, wie der Veteranen-Rap-Star mit V damals umsprang. „Sagt mir Bescheid, wenn er weg ist“, äußerte sich Coolio an einem Punkt. Auch Suga und Jin verkrachten sich mit ihrem Mentor Dante so sehr, dass er nach Folge zwei nicht mehr zu sehen war.
Wenn sie Aufgaben erhielten, z. B. kochen, bei Fremden zu Hause auftreten oder Mädchen finden müssen, die in ihrem Musikvideo tanzen, wirkten die Jungs manchmal verwirrt, ungeschickt und verletzlich. Doch ihre Entschlossenheit, ihre Mentoren zufriedenzustellen, indem sie sich gegenseitig halfen, ihren Charme spielen ließen und ihr Talent zum Einsatz brachten, ist einfach wundervoll. In einem Tanz-Battle zeigte J-Hope, dass er trotz der Komplexität der BTS-Choreografie immer noch einen draufsetzen kann, und wenn er nicht gerade noonas (ältere Damen) verzauberte, schlug Vs Gesang den von Gesangslehrerin Iris, und Suga blühte auf, als er brillante neue Texte für Warren Gs „Regulate“ schrieb.
Wenn man die Bandmitglieder in diesen schwierigen Situationen sieht, bekommt man einen guten Eindruck von BTS in dieser Phase ihrer Karriere. Sie lernten ganz klar Einiges dazu, besonders im Umgang mit anderen Menschen. Sie mussten gewöhnliche Leute treffen und banale Arbeiten erledigen, manchmal für gemeine Chefs (Jimin und RM, wie sie das Badezimmer reinigen, sind zum Schreien), und sie mussten sogar mit Mädchen reden. Wie Mentor Tony der MoonROK-Webseite sagte: „Ich weiß, dass die koreanische Unterhaltungskultur sehr streng im Bezug auf Beziehungen zwischen Jungs und Mädchen ist. Als wir sie also mit Mädchen in Kontakt brachten, waren sie sehr schüchtern. Sie wussten nicht, was sie tun sollten.“
Wenn man die Bandmitglieder in schwierigen Situationen sieht, bekommt man einen guten Eindruck von BTS in dieser Phase ihrer Karriere.
Die Bindung, die der große Warren G, der in einer Stretchlimousine vorfuhr, um ihnen eine Tour durch seine Heimatstadt Long Beach zu geben, zu seinen Fans hatte, gefiel den Jungs, zumal es für BTS jetzt an der Zeit war, ihr amerikanisches Publikum zu treffen. Am frühen Morgen des 13. Juli 2014 gaben sie auf Twitter bekannt, dass sie am nächsten Tag ein „show and prove“-Konzert im Troubadour Rock Club in West Hollywood geben würden, um zu zeigen, was sie in den USA gelernt hatten. Der Eintritt war frei, doch das Konzert wurde auf nur 200 Zuschauer begrenzt. Kein Wunder, dass die Schlange bis um den Block reichte. Wie versprochen spielten sie ihre Singles, gaben ihre Coverversionen von „Regulate“ zum Besten und führten unter den Blicken ihrer stolzen Gesangslehrerin Iris, die vom Balkon aus zusah, den Gospel-Klassiker „Oh Happy Day!“ auf.
In Nordamerika gibt es eine große amerikanisch-koreanische Bevölkerungsgruppe, und K-Pop ist dort fest etabliert. Auch im Fernen Osten werden K-Pop-Bands regelmäßig promotet. Daher bieten diese Musikindustrien einer neuen Gruppe wie BTS eine Basis, auf der sie aufbauen und sich weiterentwickeln können. Da Europa mit K-Pop kaum vertraut war, stellte dieser Markt jedoch eine Reihe von Herausforderungen dar. Im Sommer 2014 versuchten BTS, Europa zu erobern, indem sie ihre erste Reise dorthin unternahmen, auftraten und Fans in Berlin und Stockholm trafen. Diese Shows wurden von wenigen, aber fanatischen Zuschauern besucht, was besonders zur Geltung kam, als die Jungs ihre Skool-Trilogie-Hits aufführten. Ihre Online-Präsenz und ihre Erfolge in anderen Teilen der Welt kamen BTS zugute.
Im August statteten sie Brasilien einen ersten Besuch ab, ein Land, in dem sie auf einige ihrer engagiertesten Fans trafen. Innerhalb kürzester Zeit lernten sie viel über das Land. Dazu zählte auch, dass man im Winter nicht in Shorts und T-Shirts aus dem Flugzeug steigt! Im Via Marquês Club stellten BTS sich auf Portugiesisch vor und sprachen über ihre Eindrücke von Brasilien. Jin sagte, er spüre jetzt schon, dass es das „Land der Leidenschaften“ sei, und Suga bemerkte, er habe gehört, dass Brasilien voll von heißen Mädchen sei und dass, wenn er sich das Publikum so anschaue, das gleich bestätigen könne! Wo auch immer sie auf der Welt waren, fanden sie Freunde und gewannen Fans fürs Leben.