Читать книгу BTS: Die K-Pop Superstars (DEUTSCHE AUSGABE) - Эдриан Бесли, Adrian Besley - Страница 7
ZWEI WIR SIND KUGELSICHER
ОглавлениеWisst ihr noch, wo ihr am 13. Juni 2013 wart? Das war ein Donnerstag und während ihr wahrscheinlich gerade schön in euren Betten vor euch hinträumtet, betraten in einer Fernsehmusikshow auf der anderen Seite der Welt, in Seoul, Südkorea, sieben Jungs die Bühne. BTS stand auf dem Programm.
Eines Tages wird der 13. Juni ein internationaler Feiertag sein, aber spulen wir ein wenig zurück … In Korea kursierten schon seit einiger Zeit interessante Fotos einer neuen Gruppe. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im K-Pop-Geschäft wusste Bang Si-hyuk, Geschäftsführer von Big Hit Entertainment, genau, wie man für Vorfreude auf einen neuen Act sorgte. 2012 ging Big Hits Blog online, der Bangtan Sonyeondan ankündigte, die Bandmitglieder vorstellte und den ersten Followern Fotos von ihnen präsentierte. Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.
Es war offiziell: Big Hit brachte eine Idol-Gruppe raus.
Am 17. Dezember 2012 wurde ein YouTube-Account erstellt, über den zum ersten Mal etwas über BTS ausgestrahlt wurde: ein Video von Rap Monsters Version von Kanye Wests „Power“. Kurz darauf folgte ein weiterer RM-Rap: „Let’s Introduce BANGTAN ROOM“. Diese beiden Videos sind immer noch auf YouTube zu sehen – schaut euch das letztere an, wenn ihr Jin in einer coolen Nebenrolle sehen wollt. Im Anschluss daran kam ein Weihnachtsgeschenk, indem Big-Hit-Boss Bang Si-hyuk seinem Spitznamen Hitman Bang mit „A Typical Trainee’s Christmas“ alle Ehre machte. Es handelte sich dabei um ein halbes Lied mit einem selbst geschnittenen Video und war ein Teaser auf seine nächsten Big-Hit-Castings. Wieder ergriff Rap Mon das Mikrofon, doch diesmal durften Jin und Suga, die bei einem früheren Casting rekrutiert worden waren, auch mal ran.
Wenn man sich das Video anschaut, wird klar, dass diese Jungs nicht nullachtfünfzehn sind. Es handelt sich um eine Gruppe, die keine Angst hat, ihrer Plattenfirma die Meinung zu sagen; eine Gruppe, die genau aufzeigt, wie das Leben eines sich in der Ausbildung befindlichen Idols ist. Während Jin Wham!s Hit „Last Christmas“ zum Besten gab, klagte die Rap Line über ein einsames Weihnachtsfest und warf die Frage auf, wie die Gruppe Liebeslieder schreiben solle, wenn sie keine Freundinnen haben dürfen.
Am selben Tag, an dem der YouTube-Account erstellt worden war, meldeten sich BTS auf Twitter an und versprachen, die Zeit bis zu ihrem Debüt mit lustigen Posts zu versüßen. Wer hätte gedacht, dass sie in ein paar Jahren Twitter dominieren würden? 2013 stand vor der Tür und BTS waren überall – wenn man K-Pop-Fan und aufmerksam war.
Im Januar 2013 erschien ein neues Lied auf YouTube. Ein simpler, aber kunstvoll gedrehter Film mit schwarzem Hintergrund und extremen Nahaufnahmen von RM, Suga und Jin, wie sie rappten. Für „School of Tears“ wurden die Beats und der Flow von Kendrick Lamars „Swimming Pools“ verwendet, aber das Trio sang seine eigenen sehr persönlichen Texte. Es ging um die Schattenseiten des Schullebens: Mobbing und die Ängste der Nicht-Gemobbten davor, dass ihnen dasselbe widerfahren könnte. Rap Mon trug die Dreadlocks, die er sich für das neue Jahr hatte machen lassen (Ende Januar ließ er sie sich dann wieder abschneiden), und er wurde im September 2016 wieder an dieses Video erinnert, als die anderen ihn überraschten und es ihm im Rahmen seiner Geburtstagsfeier vorspielten.
Sie waren bereit, mit ihren Fans über alles zu sprechen – auch über ihre Unsicherheiten und ihre Ängste.
In den ersten Monaten des Jahres kamen die BTS-Mitglieder regelmäßig ins Studio, um ihre Tagebucheinträge aufzunehmen. In diesen VLogs (Video-Blogs) werden sie normalerweise alleine gezeigt, doch man erfuhr später, dass die anderen Gruppenmitglieder natürlich auch da waren, nur hinter der Kamera, und dort Grimassen zogen und herumalberten. Auf eine ehrliche und offene, witzige und sensible Weise zeigten BTS, dass sie bereit waren, mit ihren Fans über alles zu sprechen – auch über ihre Unsicherheiten und ihre Ängste.
In einem seiner Videos erzählt uns RM, dass er enttäuscht darüber sei, dass Big Hit nicht glaubte, dass er es als Solo-Rapper schaffen würde. Am 8. Januar beschwerte er sich, dass ihm keine Raps mehr einfallen würden – er sei erschöpft, friere, wolle nach Hause und fühle sich nicht inspiriert – aber er wisse, dass die Plattenfirma erwarte, dass er sich etwas einfallen lasse. Jin erzählt in seinem VLog, wie es sei, von zu Hause weg zu sein und für sich selbst sorgen zu müssen, aber wir können auch die ersten Anzeichen seines Interesses am Kochen erkennen. Im ersten VLog des wirklich hinreißend schüchternen Jimins fiel ihm, nachdem er sich über die anderen bei ihren Aufnahmen lustig gemacht hatte, nichts ein, was er sagen könnte. Anfang Februar führte Jungkook das erste Mal Videotagebuch. Es war der Tag seines Schulabschlusses und er sagte, dass er wüsste, dass er glücklich sein sollte, doch gerade als der Maknae (der Jüngste in der Gruppe, immer noch erst 15 Jahre alt) werde er von Heimweh geplagt – es ist ein herzzerreißender Auftritt. J-Hope war optimistischer und erzählte, was er sich vor ihrem Debüt für Ziele gesetzt hatte, wie er sein Rappen cooler und sein Tanzen professioneller machen wolle, doch seine ersten Aufnahmen fanden oft spät in der Nacht oder früh morgens nach einem langen Arbeitstag statt. Die Jungs waren sehr müde, ziemlich schüchtern und überwältigt von dem, was sie machen.
Die Veröffentlichung des fröhlichen „Graduation Song“-Videos kam daher sehr gelegen. Jungkook, Jimin und J-Hope traten ins Rampenlicht. Oh Mann, wie sie strahlten – mit und ohne Schuluniform! Ihr frecher, leicht rappiger Song war ein Cover von Snoop Doggs, Wiz Khalifas und Bruno Mars’ „Young, Wild & Free“. Der witzige und fröhliche Ersatztext, geschrieben von J-Hope und Produzent Supreme Boi, feierte das Ende der Schulzeit und die Freiheiten des Erwachsenenlebens. Aber selbst dann beschäftigte sie ihr Debüt. Einmal fragte J-Hope seinen Chef, ob die Zeit bis zum Debüt wirklich so hart sein soll. Dieses Lied und die VLogs weckten Interesse – es war wichtig, dass sie vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt eine Gruppe von Followern aufgebaut hatten.
Das Mond-Neujahr ist in Korea sehr wichtig. 2013 fiel es auf den 10. Februar. Wie bei uns an Weihnachten verbringt man traditionell die Zeit mit seiner Familie, und es hätte für sieben Jungs, die völlig erschöpft waren, zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Nachdem sie nach Hause gefahren waren, ihre Familien gesehen, gut geschlafen und gegessen hatten, kehrten sie erfrischt zurück. Ihr Debüt stand endlich kurz bevor, und das kam auch in ihren VLogs rüber: Sie waren begeistert und standen wieder voll hinter ihrer Band. Das Mantra lautete harte Arbeit: Wir werden noch härter arbeiten, um Bangtan besser zu machen!
Im April und Mai verpassten die erschöpften Bangtan Boys ihrer Choreografie den letzten Schliff für ihr Debüt, nahmen Tracks für ihre Single auf und drehten ihr Musikvideo. Ihr Debüt rückte näher! In seinem VLog vom 14. Mai bezeichnete RM die Dreharbeiten zu seinem allerersten Musikvideo als das Ende einer langen Ausbildung. Ein paar Tage später erschienen sie dann alle zusammen zum ersten Mal in einem Gruppen-VLog, sprachen über ihre Filmaufnahmen, lasen Fanpost vor und erklärten, dass das der vorerst letzte VLog vor ihrem Debüt sei, auch wenn das noch fast einen Monat hin sei.
Okay, es war ein Gruppen-VLog, doch aufmerksame ARMY-Fans wissen, dass ein ganz wichtiges Mitglied fehlte. Taehyung, auch V genannt, fiel durch seine Abwesenheit in den VLogs und Videos auf. V war seit über zwei Jahren bei BTS. Er trainierte, sang und tanzte mit den anderen, doch wurde nie als Mitglied vorgestellt. Er durfte keinen VLog posten und die anderen durften ihn nicht erwähnen. Armer V! Er war Big Hits Geheimwaffe. Die Plattenfirma hielt ihn absichtlich im Hintergund, um später maximale Wirkung zu erzielen.
Für K-Pop-Gruppen ist das Debüt entscheidend und der Druck wuchs. Für einige ist dies der befriedigende Höhepunkt von drei Jahren unerbittlicher harter Arbeit, für andere ist es einfach unglaublich nervenaufreibend, doch als der große Tag kam, gab ihnen der Geist und Zusammenhalt der Gruppe Kraft.
Am 21. Mai 2013 gab es auf der Webseite einen Countdown bis zum Debüt sowie einen Debüt-Trailer. Es war eine fünfundvierzigsekündige Schwarz-Weiß-Montage der Namen der Mitglieder und einer Reihe schonungsloser Aussagen, aus denen sich ein Revolver formte. Am 2. Juni veröffentlichte Big Hit auf seiner BTS-Webseite und Facebook erste Bilder von Taehyung, der mit zotteligen, kurz geschnittenen, blonden Haaren den Umständen entsprechend launisch dreinblickte. Big Hits Plan ging auf und bis zum Tag des Debüts, weniger als zwei Wochen später, hatte V bereits fünf eigene Fanclubs!
Unten auf der Homepage gab es neben der Countdown-Uhr eine einfache Frage: Wer ist der Nächste? Die Antwort gab es am nächsten Tag in der Gestalt von Jin, Jimin und Jungkook – was K-Pop-Fans wild spekulieren ließ. Einen Tag später erschien endlich die Rap Line. Die Fans kannten RM, J-Hope und Suga bereits durch ihre Tracks, Videos und VLogs, doch nun hieß es Showtime – und sie sahen gut aus!
Alle Bilder zeigten die Mitglieder in ihren Hip-Hop- und Bad-Boy-Outfits: Alles war aus Leder, mit Logos versehen, Skater- und Sportkleidung. J-Hope trug einen durchlöcherten Mundschutz, RM eine Sonnenbrille, ein Medaillon und eine Kette mit Dollarzeichen, Suga hatte ein Skateboard dabei, Jungkook trug eine Hockeymaske und goldene Handknochenkette, Jimin sah in seinem Basketball-Outfit süß und Jin mit seiner falschrum aufgesetzten Baseballmütze und den ausgebeulten Shorts megalässig aus und V posierte in seinem schwarzen Leder, als sei er der Coolste der Schule. Ein Outfit, das wir später noch mal sehen würden.
Die Ausbildung war fürs Erste beendet. Es war fleißig Werbung gemacht worden. Der Countdown war vorbei und die Zeit war gekommen. Darf ich vorstellen: BTS, die Welt, die Welt, BTS. Ihr Debüt fand am 12. Juni in der Ilchi Art Hall in Cheongdammdong im Stadtteil Gangnam statt. Doch der folgende Tag war ausschlaggebend, als die Band zum ersten Mal in den TV-Shows M Countdown und Music Bank live auf der Bühne erschien.
Der Countdown war vorbei und die Zeit war gekommen. Darf ich vorstellen: BTS, die Welt, die Welt, BTS.
Das BTS-Debüt-Video ist immer noch auf YouTube zu sehen, und es zeigt sieben unglaublich junge Bangtan Boys bei ihrem ersten Live-Auftritt vor Publikum. Sie waren verständlicherweise nervös, aber überspielten das, indem sie ein letztes Mal ihre Routine probten, rumalberten oder einfach nur ruhig dasaßen. Das zeigt, wie engagiert diese Jungs waren. Wie sagte V so schön? „Wir haben nur eine Chance!“
Sobald sie auf der Bühne bei „No More Dream“ alles gaben, lief natürlich die ganze Show wie am Schnürchen. Danach brach Perfektionist Jin aber in Tränen aus, weil das Mikrofon seine Hose hatte runterrutschen lassen, doch seine Bandkollegen trösteten ihn. Er hatte keine Zeit, lange zu weinen, da sie kurz darauf für ihr zweites Lied „We Are Bulletproof Pt. 2“ wieder auf die Bühne mussten.
In dem YouTube-Clip ist anhand ihrer Gesichtsausdrücke schön zu sehen, dass sie an dem Tag alles gegeben hatten, doch auch, dass sie wussten, dass sie es geschafft hatten. Ihre Energie, ihr Rap-Stil und ihre Tanzbewegungen, besonders Jungkooks Hut, den er durch die Luft wirbeln ließ, und Jimins Sixpack-Blitzer, hatten Aufmerksamkeit erregt. Wie die meisten Debütgruppen hatten BTS ein Forum eingerichtet, das „Fan-Café“ hieß – dieses war schnell auf 55.000 Mitglieder gewachsen.
Drei Jahre lang hatten sie von dem Moment geträumt, in dem sie die Bühne betreten würden. Kein Wunder also, dass sie so nervös gewesen waren. Sie alle sagten, dass, als sie fertig waren und den Jubel hörten, sie fast in Tränen ausgebrochen wären – V gestand sogar, dass er tatsächlich geweint hatte. Sie waren stolz, gaben aber zu, Fehler gemacht zu haben und RM bemerkte, wie schwer seine Beine auf der Bühne gewesen waren, im Vergleich zu den Trainingseinheiten, aber sie wussten auch, dass sie in dieser kurzen Debützeit schon so viel gelernt hatten.
In der Zwischenzeit war am Tag vor ihrem Debüt ihr erstes Musikvideo „No More Dream“ veröffentlicht worden. Das Hip-Hop-Idol-Thema und die Einstellung passten zu ihren Teasern und Debüt-Auftritten. Im Video geht es um Aufruhr und Rebellion. Die in schwarz und weiß dargestellte Gruppe fuhr einen Schulbus und baute einen Unfall, BMX-Fahrer machten die Straßen unsicher und in einem aufgemotzten Klassenraum gab es eine Skate-Rampe und mit BTS-Graffiti beschmierte Wände. Die Choreografie war vom Hip-Hop geprägt, mit tiefen Kniebeugen, Hüftschwüngen und blitzschnellen Bewegungen, und dank scharfer Schnitte wirkten sie so lebendig wie bei ihren Live-Auftritten. Diejenigen, die die Debütshows gesehen hatten, kannten schon die Stelle, an der Jungkook Jimin über die Rücken der anderen hinweg trug, und natürlich die Jimin-Six-Pack-Blitzer, die das Live-Publikum hatte dahinschmelzen lassen.
BANGTAN BOMB
VJ [DIE ERSTE BANGTAN BOMB]
Am 19. Juni 2013 veröffentlichte Bangtan TV ein dreißigsekündiges Video auf YouTube, wie Jungkook Jimin filmte. In der Ecke war ein kleines Logo: eine Cartoon-BTS-Bomb. Das war die erste von vielen „Bomben“ – kurze Videos mit Szenen hinter den Kulissen, Aufgaben, die sie erfüllen mussten, oder den Jungs, wie sie einfach nur süß waren oder rumalberten. Sie sind unterschiedlich lang und liefern den Fans faszinierende Einblicke in das Leben von BTS abseits der Bühne.
Dieser Track erschien auf der ersten BTS-CD 2 Cool 4 Skool, die an ihrem Debüt-Tag am 12. Juni 2013 veröffentlicht wurde und in einer schicken schwarz-goldenen Hülle erschien. Ein Fotobuch war mit dabei, das Hochglanzbilder enthielt, die denen ähnelten, die vorher als Teaser veröffentlicht worden waren, Texte (auf Koreanisch), eine Postkarte und einen Flyer, der die nächsten Big-Hit-Castings ankündigte. Das „Single-Album“ mit sieben Tracks war die Erste von drei CDs, die davon handelten, wie man vom Schulsystem zermürbt wird, dass man auf sich selbst stolz sein sollte und sich den Herausforderungen des Jungseins stellen muss.
In diesem Album erklärte RM die Absicht der Gruppe, mit Teenagern und jungen Menschen zu reden. Das ist das, was sie von den meisten anderen K-Pop-Bands unterscheidet. BTS machten sich nützlich und zeigten, dass sie dieselben Ziele und Ängste haben wie andere ihrer Generation.
BTS machen sich nützlich und zeigen, dass sie dieselben Ziele und Ängste haben wie andere ihrer Generation.
Das komplette Album begann mit „We Are Bulletproof Pt. 2“. Direkt wird klar, dass die Band besser rappt als andere Idol-Bands und so authentisch ist wie koreanische Untergrund-Rapper. Danach kam „Skit: Circle Room Talk“ („skit“ bedeutet so viel wie „Leute, die reden“ – bekannt aus amerikanischen Hip-Hop-Alben von De La Soul bis Eminem). Durch diesen Track konnten die Jungs über ihre Ideen und die Themen des Albums diskutieren, bevor es mit „No More Dream“ weiterging, ihrer Debütsingle und der Haupttrack des Albums. Wäre es BTS’ Mission, mit und für Teenager und junge Erwachsene zu reden, träfe dieser Song den Nagel auf den Kopf – er ist überzeugend, unverblümt und ein absoluter Ohrwurm.
RMs erste paar Zeilen stellten die Gruppe der Welt vor, und das vibrierende Zupfen des Kontrabasses, Sugas sarkastische Zeilen über große Häuser, große Autos und große Ringe, die er gerne hätte, sowie die „La-la-las“ (die kommen öfter vor) ergaben einen fetten Sound mit einem krassen Beat und abwechslungsreicher Melodie. Dann rückte die Rap Line in den Vordergrund und wagte sich an den Gesang, bei dem der Zuhörer nach seinem Traum gefragt wurde. Die Texte waren sehr leidenschaftlich und handelten von der Frustration und Wut, dass junge Menschen nicht träumen und nicht in der Lage sind, aus dem Alltag ihrer Eltern und der Gesellschaft auszubrechen.
Nach dem kurzen „Intermezzo“ (das RM so sehr mochte, dass er es auf seinem Mixtape in „Monterlude“ verwendete), kam „I Like It“, und, wer hätte es gedacht, es ist ein Popsong! Okay, immer noch mit ein paar Rapeinlagen, aber Jungkook und Jin hatten ein paar süße Melodien eingebracht. Im Song ging es darum, wie es ist, Fotos von einer Ex-Freundin in den sozialen Medien zu sehen. Das letzte Stück auf dem Album war das fröhliche Outro „Circle Room Cypher“ („cypher“ bezeichnet im Hip-Hop eine Freestyle-Rap-Einlage). Diejenigen, die die CD kauften, wurden mit zwei zusätzlichen Titeln belohnt: „On the Start Line“ von RM und „Road/Path“ mit der gesamten Crew. Beide Stücke handelten von den harten Ausbildungsjahren, davon, was sie tun würden, wenn sie nicht bei Bangtan wären und der Stärke, die sie aus dem Zusammenhalt gewonnen hatten.
Die Debützeit dauerte bis in den Juni und Juli hinein, als die Jungs ihr Album über Radio- und Fernsehsendungen sowie Fan-Treffen promoteten. Es gab jedoch einen weiteren bemerkenswerten Meilenstein. Am 9. Juli gaben sie im BTS-Fan-Café den Namen für ihren Fanclub bekannt. Von diesem Zeitpunkt an würden ihre Fans ARMY heißen, ein Akronym für „Adorable Representative MC for Youth“. Sie erklärten, dass eine Armee ihre kugelsichere Rüstung brauche, sodass die Jungs und ihre Fans für immer aneinander gebunden seien. Die BTS-Fans nahmen den Namen sofort an – sie glaubten an eine gemeinsame Sache und zogen zusammen in den Kampf.
Nach fast fünfzig hektischen Tagen war BTS’ Debüt dann vorbei. Sie waren keine Sensation – viele hatten sie als eine weitere Hip-Hop-Gruppe abgestempelt, waren gegen ihr rebellisches Image und ihre anti-konservativen Texte oder schätzten ihre Erfolgschancen als sehr gering ein, weil sie keine Big-Three-Gruppe waren. Aber sie hatten ein Gruppenethos, ein Image, Selbstvertrauen und vor allem eine Fangemeinde, die sich bereits von Korea und anderswo in Asien bis nach Amerika, Europa und den Nahen Osten erstreckte. Und das war noch nicht alles.
Nach ihrer Abschieds-Phase, die das Ende eines Debüts einläutet, erschienen von allen sieben BTS-Mitgliedern herzliche handgeschriebene Nachrichten in ihrem Fan-Café. Die Band verriet, wie es sich angefühlt hatte, als sie sich auf eine Reise begaben, von der sie den Weg oder das Ziel nicht kannten. Sie beschrieben ihr Debüt als eine Erfahrung mit Höhen und Tiefen und sagten, dass sie wussten, dass sie, obwohl sie durch ihr Training gut auf diese Erfahrung vorbereitet waren, noch so viel mehr zu bieten hatten. Sie waren zutiefst dankbar für die Unterstützung der Fans, die sie persönlich getroffen oder deren Post sie gelesen hatten. Sie sagten, dass sie daraus vor allem die Kraft schöpfen konnten, die sie bräuchten, um mit Zuversicht und Optimismus in die nächste Phase ihrer Karriere überzugehen.