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Ich folge Jesus,
weil …

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… man das darf, auch wenn man in praktischen Dingen, mit Technik im Allgemeinen und Computern im Besonderen völlig hilflos ist

Ich bin voller Bewunderung und größter Anerkennung für alle, die praktisch und technisch begabt sind. Alle Achtung, sage ich. Alle Macht ihren Ellbogen oder Fingerspitzen oder was auch immer. Die Sache ist nur die, dass die technische Revolution an mir völlig vorbeigegangen ist, und ich bin nur froh, dass Gebete nach wie vor nicht über das Internet laufen. Sicher, inzwischen komme ich mit meinem Computer soweit zurecht, dass ich darauf schreiben kann (was ich in diesem Moment auf ziemlich umständliche Weise tue), aber er ist trotzdem immer noch viel cleverer als ich. Hassen Sie das auch so wie ich, wenn Sie etwas geschrieben haben und dann ein Kästchen auf dem Bildschirm erscheint, in dem Sie gefragt werden: „WOLLEN SIE DAS WIRKLICH SPEICHERN?“

Ähnlich furchteinflößend finde ich den Geldautomaten an einer der Banken in unserem Städtchen Hailsham. Nachdem er einen aufgefordert hat, die Geheimnummer und den Betrag, den man abheben möchte, einzugeben, lautet die letzte Frage: „MIT ODER OHNE ERINNERUNG?“ In diesem Zusammenhang bedeutet das Wort „Bestätigung“ vermutlich so viel wie „Beleg“ oder „Quittung“, aber ich entscheide mich immer für „OHNE ERINNERUNG“, denn ich fürchte, sonst könnte die Maschine einen Zettel ausdrucken, auf dem etwa stünde:

Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie Ihr Geld in einem ziemlich beunruhigenden Tempo verbrauchen? Sie haben fünfzig Pfund angefordert, aber an Ihrer Stelle würde ich lieber dreißig nehmen. Sie wissen ja, wenn Sie es in der Tasche haben, geben Sie es auch aus, und nächsten Monat stehen einige Ausgaben an. Denken Sie doch dieses eine Mal nach! Geld wächst nicht auf Bäumen, wissen Sie …

Von den meisten praktischen Aufgaben (erst seit kurzem weiß ich, dass man mit einem Bohrhammer keine Nägel einschlagen kann), jeglichen Maschinen und allen Aspekten der Technik fühle ich mich völlig überfordert. Vor einiger Zeit zum Beispiel legte ich mir eines jener Geräte zu, die angeblich Telefon, Fax und Anrufbeantworter in einem sein sollen.

Meine naive Hoffnung war, dass diese unglaubliche Erfindung mir das Leben viel leichter machen würde. Und theoretisch hätte das doch auch so sein müssen, oder? Schließlich benötige ich diese drei Funktionen regelmäßig. Der Text auf der Schachtel schien zu verheißen, dass mein neues Spielzeug so ziemlich alles für mich erledigen würde – außer mir morgens vor der Arbeit meine Rühreier mit Speck zu braten. Ermutigend fand ich auch, dass eines jener benutzerfreundlichen Handbücher beilag, die angeblich auch den begriffsstutzigsten Laien befähigen, seine Neuanschaffung erfolgreich für die tägliche Anwendung zu programmieren.

Nun ja, aber was die Verfasser dieser idiotensicheren Veröffentlichung mit Abschnittsüberschriften in fetter schwarzer Schrift und kleinen Cartoonmännchen, die lächelnd auf die wichtigsten Punkte deuteten, einfach nicht berücksichtigt haben, ist die Tatsache, dass ich das gewöhnliche, altmodische Idiotentum auf neue, schwindelerregende Höhen geführt habe. Wie die Verfasser so ziemlich jeder anderen leicht verständlichen Anleitung, die ich je gelesen habe, hatten diese wohlmeinenden Zeitgenossen die Neigung, plötzliche, wilde Sprünge zwischen einem Stein im Bach und einem anderen, unvorstellbar fernen anderen zu vollführen und mich hilflos in der Mitte dazwischen ertrinken zu lassen.

Eines Tages werde ich ein spezielles Anleitungsbuch für alle Hohlköpfe wie mich schreiben – das heißt, vorausgesetzt, mein Computer ist so nett, mir das zu gestatten. Ich kann Ihnen versprechen, dass es nicht nur benutzerfreundlich, sondern geradezu benutzerliebevoll sein wird. Es wird Kapitel enthalten über Themen wie: Wie kocht man ein Ei, wie wechselt man eine Sicherung aus und wie stellt man ein Regal auf, das tatsächlich in der Lage ist, Gegenstände aufzunehmen. Diese Anweisungen werden ihre Leser sanft an den zitternden, unkundigen Händen nehmen und sie wie kleine Kinder in neue Welten des Selbstvertrauens und des Erfolgs führen. Der Abschnitt über das Auswechseln eines Reifens an Ihrem Auto zum Beispiel wird folgendermaßen beginnen:

1 Trinken Sie eine Tasse Tee (siehe Erstes Kapitel: Tee zubereiten).

2 Lesen Sie dieses Kapitel.

3 Trinken Sie noch eine Tasse Tee.

4 Geben Sie den Gedanken auf, den Reifen zu wechseln.

5 Kommen Sie zu dem Schluss, dass Sie es eigentlich gleich tun könnten, da Sie nichts Besseres zu tun haben.

6 Trinken Sie noch eine Tasse Tee.

7 Schlendern Sie gemächlich nach draußen und stellen Sie sich vor Ihren Wagen (in der Werde-gleich-überrollt-istmir-aber-egal-Position). Legen Sie ein lässiges Verhalten an den Tag. Falls das Auto nur den leisesten Verdacht schöpft, dass Sie etwas damit vorhaben, wird es einschnappen und schmollen.

8 Jetzt wird’s zum ersten Mal knifflig. Sehen Sie diese vier großen runden Dinger, eins an jeder Ecke Ihres Autos? Das sind die Räder. Eins davon funktioniert nicht richtig, weil das Gummiding namens Reifen, das außen herumläuft, nicht mit Luft gefüllt ist. Wir werden jetzt das ganze Rad abnehmen und stattdessen ein anderes anbringen. Glauben Sie in Ihrem tiefsten Herzen, dass etwas Derartiges möglich sein könnte?

9 Gehen Sie wieder hinein und trinken Sie noch eine Tasse Tee. Wiederholen Sie noch einmal, was Sie bisher gelernt haben, und dann werden wir wieder hinaus gehen, und ich werde Ihnen erklären, wie Sie herausfinden, welches Rad dasjenige ist, das ausgewechselt werden muss …

In normalen Anleitungsbüchern würden technisch gehandikapte Leute wie ich schon lange vor diesem Punkt die Anweisung erhalten haben, den „Seitenflansch im Verhältnis zum inneren Winkel des äußeren Randes zu invertieren“, oder irgendeine andere ähnlich sinnlose Aufforderung. Da wir keine Ahnung davon haben, was ein Flansch oder ein äußerer Rand ist und wo wir ihn finden, hätten wir schon längst aufgegeben und wären wieder hineingegangen, um eine Tasse Tee zu trinken und die Zeitung zu lesen. Ich glaube, mein Anleitungsbuch wird weggehen wie warme Semmeln, meinen Sie nicht? Wenn ich’s recht bedenke, sollte ich vielleicht auch ein Kapitel übers Semmelnbacken einfügen. Erstens, machen Sie die Küche ausfindig …

Wie auch immer, die Ergebnisse meines Versuchs, meine Telefon-Fax-Anrufbeantworter-Kombi richtig zum Laufen zu bringen, waren, gelinde gesagt, enttäuschend. Freunde, die auf einen kleinen Schwatz anriefen, wurden von einer furchteinflößenden Grabesstimme aufgefordert, auf eine Taste zu drücken, die sie nicht hatten, um eine Prozedur einzuleiten, von der sie noch nie gehört hatten; Leute, die versuchten, mir etwas zu faxen, wurden gebeten, nach einem „langen Ton“, der nie tatsächlich übermittelt wurde, eine Nachricht zu hinterlassen; und solche, die versuchten, eine Nachricht zu hinterlassen, wurden zur Zielscheibe einer Serie von Belehrungen, die sie unter anderem darüber unterrichteten, dass sie eine illegale Aktion begangen und sich einer Strafverfolgung ausgesetzt hätten. Ein Fachmann, den ich von der Telefonzelle am Ende unserer Straße aus anrief, untersuchte die ganze Situation und fand den schwerwiegenden Fehler in meinem System auf Anhieb. Mich. Es wurde von einem Idioten betrieben.

Mit all diesen neuen Armbanduhren des Weltraumzeitalters bin ich auch nie zurechtgekommen. Mit steigendem Frust zu versuchen, mit einem stumpfen Bleistift winzige Knöpfe in der richtigen, unvorstellbar komplexen Reihenfolge zu betätigen, und das bei schlechtem Licht, wenn man gerade seine Brille verlegt hat, erscheint mir als ein überschätzter Zeitvertreib. Ich habe es einige Male versucht und bin daran gescheitert. Wenn Sie für eine Weile in dem Chaos meines Arbeitszimmers säßen, könnten Sie in unregelmäßigen Abständen abgelegte Digitaluhren aus den verschiedensten Verstecken überholte oder falsch eingestellte Erinnerungssignale piepsen hören, wie kleine elektronische Frösche in einem Sumpf aus Heftern und Pappordnern und unbeantworteten Briefen. Ich bekomme sie nie zu Gesicht, und verstehen werde ich sie bestimmt niemals, aber ich muss zugeben, dass mir ihre Gegenwart ein stilles Vergnügen bereitet, besonders morgens. Der Dämmerungschor der verlorenen Digitaluhren ist zu einem Teil meines Lebens geworden.

Meine Tochter kommt gut mit dem modernen Krimskrams zurecht, was ja auch gut ist, aber eines Tages, als sie etwa zehn war, kam sie mit einem gewöhnlichen Pappkarton an und fragte, ob wir daraus eine Kutsche für Honey, unseren Pflege-Hamster, machen könnten. Die Götter des Chaos haben ihre helle Freude, wenn ich mich mit Klebstoff, Schere und Pappe zu schaffen mache. Eine Gemeinsamkeit zwischen Katy und mir ist unser niederschmetternder Mangel an Talent auf diesem Gebiet, aber wir lieben es, zusammen ein völliges Chaos anzurichten, indem wir fieberhaft versuchen, etwas zu machen. Isambard Kingdom Brunel mag ja stolz gewesen sein, als er seine Clifton-Hängebrücke vollendet hatte (fahren Sie hin und schauen Sie sie sich an, wenn Sie noch nie in jenem Teil Bristols waren), aber wohl kaum stolzer als Katy und ich auf unsere klebrige, instabile, wackelige Ansammlung von Klorollenpappen und Teilen von Cornflakes-Packungen waren. Wir hatten sie gemeinsam gemacht. Honey brachte es fertig, uns durch Mimik und Gestik ihre Absicht kund zu tun, das Haus zu verlassen, falls wir sie zwingen sollten, in dieses Gefährt zu steigen, und ich kann es ihr nicht verdenken, aber es rollte immerhin ein wenig, und wir fanden es herrlich.

Warum wohl hat Gott sich nicht diese Zeit der überlegenen Technik für den Besuch seines Sohnes ausgesucht? Die meisten Leute sind nicht so wie ich, wenn es um diese Dinge geht. Die globalen Kommunikationssysteme des zwanzigsten Jahrhunderts wären doch bestimmt viel besser geeignet, als die Botschaft mühselig von einer Person zur nächsten weiterzugeben, oder? Offenbar nicht. Aber warum nicht? Vielleicht deshalb, weil es im Christentum schon immer gerade um diese Kommunikation von Person zu Person ging. Es ging dabei schon immer darum, dass Einzelne etwas Besonderes sind. Durch Kontakt von Mensch zu Mensch kommen mehr Leute zum christlichen Glauben als auf jede andere Weise. Es musste so anfangen. Und trotz aller gegenteiligen Anstrengungen von manchen, die sich Christen nennen, hat das Christentum überlebt. Wenn es auch instabil, wackelig, handgemacht und ständig reparaturbedürftig sein mag, rollt es doch immer noch auf seiner Straße entlang – und wir, als der Leib Jesu auf Erden, haben es gemeinsam gemacht.

Warum ich Jesus folge

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