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Bount beobachtete, wie Corral die Tassen füllte. Ihre Hände zitterten.

Bount hatte schon mindestens ein Dutzend Fragen an das Mädchen gerichtet, aber sie hatte darauf nicht geantwortet. Er spürte, dass sie sich mit einer Menge quälender Gedanken herumschlug.

Sie setzten sich an den kleinen Küchentisch. „Trinken Sie schon“, meinte Corral unfreundlich. Trotz ihres barschen Tons war zu spüren, dass sie froh war, mit dem Toten nicht allein in der Wohnung bleiben zu müssen. Sie rührte ihre Tasse nicht an. Ihr Blick ging ins Leere.

Bount fasste sich in Geduld. Corral musste Ronnys Tod verarbeiten. Sie kam so schnell darüber nicht hinweg.

Bount trank. Der Kaffee war stark und gut. Corral schaute ihn plötzlich an. Ihre Lippen bebten und verrieten, dass sie plötzlich das Bedürfnis verspürte, zu sprechen. „Ronny hat auf mich gewartet“, sagte sie. „Das tat er oft. Es war schön, nach Hause zu kommen und ihn hier anzutreffen. Ohne ihn wird alles anders sein.“

„Er besaß einen Schlüssel für die Wohnung?“

„Ja.“

„Die Tür war nur angelehnt, als ich aufkreuzte. Warum?“

„Das müssen Sie den Mörder fragen“, erwiderte Corral.

„Keine Einwände. Wo finde ich ihn?“

Corral senkte den Blick. Sie starrte in ihre Kaffeetasse. „Warum fragen Sie mich?“, murmelte sie. „Ich war nicht dabei, als es passierte.“ Ihr Mund verzog sich. „Ich muss wohl dankbar sein für die Prügel und Ihr plötzliches Dazwischentreten. Ich habe so ein Alibi.“

„Sie kennen den Mörder“, erklärte Bount ruhig. „Sie denken die ganze Zeit an ihn. Sie wollen Ronnys Tod rächen.“

Corral schwieg.

„War es jemand aus Ringos Clique?“, fragte Bount.

„Ringo!“, sagte Corral verächtlich. „Der ist doch nur ein Handlanger.“

„Schon möglich. Aber er wusste, was mit Ronny passieren würde. Ringo hatte den Auftrag, Sie vorzubereiten. Er sollte Sie warnen und mit seinen Fäusten dazu anhalten, den Mund nicht aufzureißen. Dabei kam ich ihm in die Quere.“

Corral griff nach der Tasse. Als sie trank, war ihre Hand ruhig, beinahe erschreckend ruhig. Bount spürte, dass das Girl zu einem für sie äußerst verhängnisvollen Entschluss gekommen war.

„Ja, so wird es gewesen sein“, sagte sie leise und sehr langsam. „Ringo hatte den Auftrag, mich in die Pflicht zu nehmen. In die Schweigepflicht. Er hätte sich diese Mühe sparen können. Ronnys Tod ist eine Lektion, die ich nicht vergessen werde.“

„Sie müssen reden.“

Corral hob das Kinn. „Ich ziehe es vor, den Mund zu halten“, sagte sie.

Bount genehmigte sich einen weiteren Schluck aus der Tasse und fand, dass der Kaffee plötzlich bitter schmeckte. Er war mit Situationen dieser Art vertraut. Er stand oft genug Menschen gegenüber, die aus diesem oder jenem Grund nicht zu äußern wagten, was sie wussten. Niemand konnte ihnen das verübeln. In dieser Stadt herrschte eine Pest ganz besonderer Art: das große Zeugensterben.

Corral war jung. Sie hatte keine Lust, auf diese Weise zu enden.

„Ist das Ihr letztes Wort?“, fragte Bount, als er das Heulen der Polizeisirenen hörte. Sie kamen rasch näher.

„Das ist mein letztes Wort“, bestätigte Corral.

In ihren großen Augen stand ein harter Glanz. Er signalisierte tödliche Rachsucht.

Der Dollar-Boss von Greenwich Village: N.Y.D. - New York Detectives

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