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3 Hexe ohne Besen I

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Die Sonne schien, als Luke die Kuppe des Hügels erreichte, an den sich das Dörfchen Wychwood-under-Ashe schmiegte. Er hatte sich einen gebrauchten Standard Swallow gekauft, und oben angelangt, hielt er kurz und schaltete den Motor aus.

Es war sommerlich warm. Unter sich sah er das Dorf, seltsam unberührt von den Errungenschaften der modernen Zeit. Es lag harmlos und friedlich im Sonnenlicht da – nicht viel mehr als eine lange Straße, die sich am Fuß der steilen Wand des Ashe Ridge dahinschlängelte.

Es wirkte vollkommen abgelegen, gleichsam jungfräulich. Luke dachte: Ich sehe wahrscheinlich Gespenster. Die ganze Sache ist absurd.

War er wirklich in der ernsten Absicht hergekommen, einen Mörder zur Strecke zu bringen – schlicht aufgrund des Gefasels einer geschwätzigen alten Dame und einer zufällig entdeckten Todesanzeige?

Er schüttelte den Kopf.

»Solche Dinge passieren nicht«, murmelte er. »Oder vielleicht doch? Luke, mein Junge, jetzt liegt es an dir herauszufinden, ob du der leichtgläubigste Esel der Welt bist oder ob deine Polizistennase dich auf eine heiße Spur geführt hat.«

Er ließ den Motor an, legte den Gang ein und fuhr bedächtig die kurvenreiche Straße hinunter, die schließlich in die Dorfstraße mündete.

Wychwood besteht, wie schon gesagt, zum größten Teil aus seiner Hauptstraße. Es gab Läden, kleine georgianische Häuser, dezent und aristokratisch, mit geweißten Vortreppen und blank polierten Türklopfern, es gab malerische Cottages mit blühenden Vorgärten. Es gab einen Gasthof, den Bells and Motley, der leicht von der Straße zurückgesetzt stand. Es gab eine Dorfwiese und einen Ententeich und, über beide wachend, ein Achtung gebietendes georgianisches Haus, das Luke zunächst für sein Ziel hielt, Ashe Manor. Doch als er näher kam, sah er, dass eine bemalte Tafel es als »Museum und Bibliothek« auswies. Ein Stück weiter fiel ein Anachronismus ins Auge: ein großes weißes, modernes Gebäude, abweisend und ohne jeden Bezug zur fröhlichen Kunterbuntheit des übrigen Dorfes. Es war, wie Luke eruierte, der örtliche »Boys’ Club«.

Hier hielt er und fragte nach dem Weg zu Ashe Manor.

Er erfuhr, dass das Herrenhaus eine knappe halbe Meile weiter die Straße hinunter liege – er könne das Tor, rechter Hand, nicht verfehlen.

Luke setzte seinen Weg fort. Das Tor war tatsächlich nicht zu übersehen – es war neu, aus kunstvoll verschnörkeltem Schmiedeeisen gefertigt. Er bog ein, machte zwischen den Bäumen ein Schimmern von rotem Backstein aus und fand sich, nach einer Biegung der Auffahrt, unvermittelt einer wuchtigen, türmchenbewehrten abstrusen Scheußlichkeit gegenüber.

Während er den architektonischen Albtraum auf sich wirken ließ, verschwand die Sonne. Mit einem Mal wurde ihm die bedrohliche Gegenwart des Ashe Ridge bewusst. Ein scharfer Windstoß fuhr in das Laub der Bäume, und genau in diesem Moment bog ein Mädchen um die Ecke des burgartigen Baus.

Die Bö ließ ihr schwarzes Haar aufflattern, und Luke fühlte sich an ein Gemälde erinnert, das er einmal gesehen hatte – Nevisons »Hexe«. Das lange, blasse, zarte Gesicht, das zu den Sternen emporzüngelnde Haar. Er konnte förmlich sehen, wie dieses Mädchen auf einem Besen zum Mond hinaufflog …

Es kam geradewegs auf ihn zu.

»Sie müssen Luke Fitzwilliam sein. Ich bin Bridget Conway.«

Er ergriff die ausgestreckte Hand. Jetzt konnte er sie so sehen, wie sie war – nicht mehr wie eine plötzliche Ausgeburt der Phantasie. Hochgewachsen und schlank, ein schmales, zartes Gesicht mit leicht hervorstehenden Wangenknochen, ironische schwarze Augenbrauen, schwarze Augen und schwarzes Haar. Sie war wie eine zarte Radierung, dachte er – anrührend und schön.

Während seiner Überfahrt nach England hatte ihm ein Bild vor Augen gestanden – das Bild eines englischen Mädchens mit rosigen und sonnengebräunten Wangen, das den Hals eines Pferdes klopfte, sich bückte, um Unkraut aus einer Blumenrabatte zu rupfen, vor einem Kamin saß und die Hände in die Hitze der brennenden Scheite hielt. Es war eine herzerwärmende, anmutige Vision gewesen …

Jetzt gerade hätte er nicht sagen können, ob Bridget Conway ihm gefiel oder nicht – doch er wusste, dass jenes insgeheim gehegte Bild in diesem Augenblick verschwamm und zerfiel, plötzlich sinnlos und albern erschien …

Er sagte:

»Sehr erfreut! Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich Sie einfach so überfalle. Jimmy meinte, dass es Ihnen nichts ausmachen würde.«

»Tut’s auch nicht. Wir freuen uns.« Sie lächelte – ein unvermitteltes Lächeln, das ihre weit auseinanderliegenden Mundwinkel in einem Halbkreis die Wangen hinaufzog. »Jimmy und ich helfen uns immer gegenseitig aus. Und wenn Sie ein Buch über Folklore schreiben, ist dieser Ort wie für Sie geschaffen. Jede Menge Sagen und malerische Winkel.«

»Prächtig«, sagte Luke.

Sie gingen zusammen auf das Haus zu. Luke warf noch einen neugierigen Blick darauf. Jetzt konnte er Spuren der zurückhaltenden Eleganz eines klassizistischen Barockbaus erkennen, der unter den jüngeren, prunkvollen Ausschmückungen schier zu ersticken drohte. Er erinnerte sich, dass Jimmy erwähnt hatte, das Haus habe ursprünglich Bridgets Familie gehört. Das, dachte er grimmig, war wohl zu schnörkelloseren Zeiten gewesen. Dann warf er einen ebenso neugierigen, verstohlenen Blick auf das Profil der jungen Frau, auf ihre langen, schönen Hände.

Bridget, schätzte er, mochte acht- oder neunundzwanzig sein. Und sie hatte Köpfchen. Und sie war einer dieser Menschen, über die man absolut nichts erfuhr, solange sie nicht entschieden, einem von sich aus etwas preiszugeben …

Innen war das Haus behaglich eingerichtet und zeugte von gutem Geschmack – dem Geschmack eines erstklassigen Innenarchitekten. Bridget Conway führte ihn in ein Zimmer mit Bücherregalen und bequemen Sesseln, in dem, nah dem Fenster, zwei Personen an einem Teetisch saßen.

Sie sagte:

»Gordon, das ist Luke, so eine Art Cousin eines Cousins von mir.«

Lord Whitfield war ein kleiner Mann mit Halbglatze. Sein Gesicht war rund und einfältig, mit einem Schmollmund und Augen wie weich gekochte Stachelbeeren. Er war in einem nachlässig wirkenden »ländlichen Stil« gekleidet. Die Sachen schmeichelten seiner Figur nicht gerade, deren Stärke vor allem in der Bauchregion lag.

Er begrüßte Luke leutselig.

»Ein Vergnügen, Sie kennenzulernen – ein großes Vergnügen. Frisch zurück aus dem Osten, wie ich höre? Schreiben ein Buch, meinte Bridget. Es heißt, heutzutage würden zu viele Bücher geschrieben. Da bin ich anderer Meinung – für ein gutes ist immer Platz.«

Bridget sagte:

»Meine Tante, Mrs Anstruther«, und Luke reichte einer Frau mittleren Alters mit einem ziemlich dümmlichen Mund die Hand.

Mrs Anstruther, erfuhr Luke bald, war mit Haut und Haaren der Gärtnerei ergeben. Sie redete nie von etwas anderem, und ihre Gedanken kreisten stets um die Frage, ob ein bestimmtes seltenes Gewächs an der von ihr ihm zugedachten Stelle wohl gedeihen würde.

Nachdem sie einander vorgestellt waren, sagte sie:

»Wissen Sie, Gordon, der ideale Ort für einen Steingarten wäre hinter dem Rosenhain, und dann könnten Sie da, wo der Bach durch diese Senke fließt, den herrlichsten Wassergarten anlegen.«

Lord Whitfield lehnte sich weit in seinem Sessel zurück.

»Machen Sie das alles nur mit Bridget aus«, sagte er umgänglich. »Steingartenpflanzen sind zwar, soweit ich weiß, so mickrige Dingelchen, aber das macht nichts.«

Bridget sagte:

»Steingartenpflanzen sind dir nicht pompös genug, Gordon.«

Sie schenkte Luke Tee ein, und Lord Whitfield sagte friedfertig:

»Stimmt. Sie sind nicht das, was ich ›etwas Reelles für mein Geld‹ nenne. So kleine Blümchen, die man kaum sieht … Ich mag Sachen, die im Wintergarten was hermachen, oder ein paar ordentliche Rabatten von roten Geranien.«

Mrs Anstruther, die unschlagbar darin war, ihren eigenen Faden fortzuspinnen, ohne sich um irgendwelche fremden Redebeiträge zu kümmern, sagte:

»Ich bin davon überzeugt, dass diese neuen Zistrosen im hiesigen Klima prächtig gedeihen würden«, und vertiefte sich wieder in ihre Kataloge.

Indem er seine vierschrötige kleine Gestalt noch weiter in den Sessel zurücklehnte, nahm Lord Whitfield einen Schluck Tee und musterte Luke neugierig.

»Sie schreiben also Bücher«, murmelte er.

Leicht beklommen, wollte sich Luke schon in Erklärungen stürzen, als er merkte, dass Lord Whitfield gar nicht auf Informationen aus war.

»Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt«, sagte Seine Lordschaft selbstgefällig, »selbst mal ein Buch zu schreiben.«

»Tatsächlich?«, sagte Luke.

»Das könnte ich, wohlgemerkt«, sagte Lord Whitfield. »Und ein sehr interessantes noch dazu. Mir sind schon jede Menge interessante Leute über den Weg gelaufen. Mir fehlt bloß die Zeit dazu. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.«

»Natürlich. Kann ich mir vorstellen.«

»Sie würden es nicht für möglich halten, was alles auf meinen Schultern lastet«, sagte Lord Whitfield. »Ich nehme großen Anteil an jeder einzelnen meiner Publikationen. Ich betrachte es als meine Aufgabe, das öffentliche Bewusstsein zu beeinflussen. Nächste Woche werden Millionen von Menschen genau das denken und empfinden, was ich sie denken und empfinden lassen wollte. Das ist ein sehr erhebender Gedanke. Es bedeutet Verantwortung. Schön, ich habe nichts gegen Verantwortung. Ich scheue sie nicht. Ich kann mit Verantwortung umgehen.«

Lord Whitfield ließ seine Brust schwellen, versuchte, den Bauch einzuziehen, und lächelte Luke liebenswürdig an.

Bridget Conway sagte:

»Du bist ein großer Mann, Gordon. Noch etwas Tee?«

Lord Whitfield entgegnete schlicht:

»Ich bin tatsächlich ein großer Mann. Und keinen Tee mehr, danke.«

Sich von seinen olympischen Höhen auf das Niveau gewöhnlicher Sterblicher herablassend, fragte er dann seinen Gast freundlich:

»Irgendwelche Bekannten hier in der Gegend?«

Luke schüttelte den Kopf. Aus einem Impuls heraus und weil er das Gefühl hatte, dass es besser wäre, seine Aufgabe so schnell wie möglich anzupacken, fügte er dann hinzu:

»Beziehungsweise, es gibt hier jemanden, bei dem ich gelegentlich vorbeischauen soll – Freund von Freunden. Ein gewisser Humbleby. Er ist Arzt.«

»Oh!« Lord Whitfield kämpfte sich in eine aufrechte Sitzhaltung. »Dr. Humbleby? Schade.«

»Was ist schade?«

»Ist vor ungefähr einer Woche gestorben«, sagte Lord Whitfield.

»Ach herrje«, sagte Luke. »Das tut mir aber leid.«

»Glauben Sie nur nicht, dass er Ihnen sympathisch gewesen wäre«, sagte Lord Whitfield. »Ein rechthaberischer, unerträglicher, wirrköpfiger alter Dummkopf.«

»Was heißen soll«, warf Bridget ein, »dass er anderer Meinung als Gordon war.«

»Ging um unsere Wasserversorgung«, erklärte Lord Whitfield. »Ich darf Ihnen versichern, Mr Fitzwilliam, dass ich ein sozial gesinnter Mensch bin. Das Wohl dieses Gemeinwesens liegt mir am Herzen. Ich wurde hier geboren. Ja, in genau diesem Dorf geboren …«

Zu seinem Verdruss merkte Luke, dass sie das Thema Humbleby verlassen und sich dem Thema Lord Whitfield zugewandt hatten.

»Ich schäme mich dafür nicht, und von mir aus darf’s jeder wissen«, fuhr besagter Gentleman fort. »Mir wurde nichts in die Wiege gelegt. Mein Vater führte ein Schuhgeschäft – ja, einen simplen Schuhladen. Und als Junge habe ich in diesem Laden bedient. Ich habe mich ganz aus eigener Kraft emporgearbeitet, Fitzwilliam – ich habe beschlossen, aus der Tretmühle rauszukommen, und ich bin da raus! Beharrlichkeit, harte Arbeit und Gottes Hilfe – damit hab ich’s geschafft! Nur das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.«

Es folgte, zu Lukes Nutz und Frommen, eine detailreiche Schilderung von Lord Whitfields unaufhaltsamem Aufstieg, die mit den triumphierenden Worten schloss:

»Und da bin ich nun, und jeder darf gerne wissen, wie ich es bis hierher geschafft habe! Ich schäme mich nicht meiner Anfänge – nein, Sir –, ich bin dorthin zurückgekehrt, woher ich stamme. Wissen Sie, was an der Stelle steht, wo früher mein Vater seinen Laden hatte? Ein schönes Gebäude, das ich gebaut und eingerichtet habe – Institut, Boys’ Club, alles tipptopp und hochmodern. Hab den besten Architekten des Landes dafür engagiert! Ich muss zwar sagen, dass er ein ziemlich einfallsloses Ding hingestellt hat – sieht in meinen Augen eher wie ein Arbeitshaus oder Gefängnis aus –, aber alle sagen, es sei völlig in Ordnung, also wird’s wohl so sein.«

»Kopf hoch«, sagte Bridget. »Bei diesem Haus hast du deinen Willen bekommen!«

Lord Whitfield gluckste selbstgefällig.

»Ja, hier haben sie zuerst versucht, mich einzuseifen! Von wegen, den ursprünglichen Geist des Gebäudes bewahren. Nein, hab ich gesagt, ich werde hier drin wohnen, und ich will etwas, dem man ansieht, wie viel Geld ich da reingesteckt habe! Als ein Architekt sich weigerte, meine Pläne umzusetzen, habe ich ihn kurzerhand entlassen und mir einen anderen geholt. Der Bursche, den ich am Ende genommen habe, hat meine Ideen ziemlich genau erfasst.«

»Er ist auf deine absurdesten Wahnvorstellungen eingegangen«, sagte Bridget.

»Sie hätte den Kasten am liebsten so belassen, wie er war«, sagte Lord Whitfield. Er tätschelte ihr den Arm. »Hat keinen Sinn, in der Vergangenheit zu leben, meine Liebe. Diese alten Georges waren durch die Bank ziemlich einfallslos. Ich wollte kein langweiliges Backsteinhaus. Ich hab schon immer mit einem Schloss geliebäugelt – und jetzt hab ich eins!« Dann fügte er hinzu: »Ich weiß, dass ich keinen besonders feinen Geschmack habe, also habe ich für drinnen eine gute Firma angeheuert und ihr freie Hand gelassen, und ich muss schon sagen, das Ergebnis ist nicht übel – obwohl ich einiges ziemlich grau in grau finde.«

»Ja, also«, sagte Luke, der nicht recht wusste, was er sagen sollte, »es ist eine famose Sache, genau zu wissen, was man will.«

»Und normalerweise kriege ich es auch«, sagte der andere glucksend.

»Bei der Wassergeschichte hättest du um ein Haar deinen Willen nicht bekommen«, erinnerte ihn Bridget.

»Ach, das!«, sagte Lord Whitfield. »Humbleby war ein Idiot. Diese älteren Männer neigen zur Dickköpfigkeit. Lassen einfach nicht mit sich reden.«

»Dr. Humbleby war ein ziemlich freimütiger Mensch, habe ich recht?«, mutmaßte Luke ins Blaue hinein. »Er hat sich wohl eine ganze Menge Feinde gemacht, könnte ich mir denken.«

»Hmmnein, das würde ich so nicht sagen«, wiegelte Lord Whitfield ab und rieb sich die Nase. »Was, Bridget?«

»Er war bei jedermann äußerst beliebt, hatte ich immer den Eindruck«, sagte Bridget. »Gesprochen habe ich ihn nur damals, als er wegen meines Knöchels kam, aber ich fand, dass er ein Schatz war.«

»Ja, alles in allem war er wohl ganz beliebt«, räumte Lord Whitfield ein. »Obwohl ich von ein, zwei Leuten weiß, die was gegen ihn hatten. Dickköpfigkeit, wieder mal.«

»Ein, zwei Leute aus dem Ort?«

Lord Whitfield nickte.

»Jede Menge Fehden und Geklüngel, wie immer in solchen Orten«, sagte er.

»Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Luke. Er zögerte, unschlüssig, wie er weiter vorgehen sollte.

»Was für Leute wohnen denn hier größtenteils?«, erkundigte er sich dann.

Es war eine recht vage Frage, dennoch bekam er prompt eine Antwort.

»Hinterbliebene, größtenteils«, sagte Bridget. »Töchter und Schwestern und Witwen von Geistlichen. Dito von Ärzten. Rund sechs Frauen auf einen Mann.«

»Aber ein paar Männer gibt es doch wohl auch?«, spekulierte Luke.

»Oh, sicher, es gibt Mr Abbot, den Rechtsanwalt, und den jungen Dr. Thomas, Dr. Humblebys Sozius, dann Mr Wake, den Pfarrer, und – wen gibt’s noch, Gordon? Ach ja! Mr Ellsworthy, der mit Antiquitäten handelt und einfach zu reizend ist! Und dann noch Major Horton und seine Bulldoggen.«

»Meine Freunde haben, glaube ich, noch jemanden erwähnt, der hier wohnen soll«, sagte Luke. »Sie sagten, es sei eine nette alte Dame, die allerdings ein bisschen viel redet.«

Bridget lachte. »Das trifft auf das halbe Dorf zu!«

»Wie war noch mal ihr Name? Ach ja: Pinkerton.«

Mit einem heiseren Glucksen sagte Lord Whitfield:

»Sie haben aber auch wirklich Pech! Sie ist ebenfalls gestorben. Ist vor ein paar Tagen in London überfahren worden. Auf der Stelle tot.«

»Bei Ihnen scheint ja viel gestorben zu werden«, sagte Luke etwas leichtfertig.

Lord Whitfield schwoll prompt der Kamm.

»Ganz und gar nicht! Einer der gesündesten Orte in ganz England! Unfälle zählen nicht. Die können jedem passieren.«

Doch Bridget sagte nachdenklich:

»Wenn ich’s recht bedenke, Gordon, hat es letztes Jahr schon viele Todesfälle gegeben. Es gab ständig Beerdigungen.«

»Unsinn, meine Liebe.«

Luke fragte:

»War Dr. Humblebys Tod denn auch ein Unfall?«

Lord Whitfield schüttelte den Kopf.

»Ach so, nein«, sagte er. »Humbleby ist an einer akuten Blutvergiftung gestorben. Typisch Arzt. Hat sich den Finger an einem rostigen Nagel oder sonst was geritzt – hat’s nicht weiter wichtig genommen, und es hat sich entzündet. Drei Tage später war er tot.«

»Ärzte sind wirklich so«, sagte Bridget. »Und natürlich ist das Risiko, sich anzustecken, für sie viel höher, könnte ich mir vorstellen, wenn sie nicht aufpassen. Aber es war schon traurig. Seine Frau war untröstlich.«

»Es hilft nichts, sich gegen den Willen der Vorsehung aufzulehnen«, sagte Lord Whitfield abgeklärt.

Das Sterben in Wychwood

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