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Mittwoch

Der Mittwoch empfängt mich überraschend warm, sehr früh und eigentlich auch nur durch das hartnäckige Vibrieren meines Telefons auf dem Nachtschrank.

»Luc, es geht dir sicher besser?«, gähne ich in den Hörer und höre nur ein Grunzen, dann erst Lucs heisere Stimme: »Martha, du bist wirklich grausam! Ich war heute Nacht im Krankenhaus. In der Notaufnahme. Es geht mir sehr schlecht. Ich brauche Medikamente. Kannst du für mich zur Apotheke gehen?«

»Luc, ich kann nicht, ich muss arbeiten.« Mit der freien Hand reibe ich mir die Augen. »Frag Elvira, sie kommt heute.« Elvira wird dafür bezahlt, ich nicht.

»Elvira ist auch krank, sie kommt eben nicht.«

Elvira ist klug, denke ich und sage nichts.

»Ich war im Krankenhaus. Die Ärzte sind sehr besorgt«, ergänzt Luc schließlich.

»Wäre es ernst, hätten sie dich dabehalten, Luc.«

»Vielleicht wollten sie mich auch nicht mehr aufnehmen, vielleicht macht es keinen Sinn mehr, vielleicht ist die vertraute Umgebung das Beste für einen Sterbenden.«

»Du übertreibst maßlos.« Ich seufze. »Also schön, ich komme in der Mittagspause vorbei, aber nur ganz kurz.«

Luc atmet laut in den Hörer, dann sagt er sehr leise meinen Namen und legt auf.

Ein kurzer Besuch heute Mittag bei ihm ist sicher besser, als ein endloser heute Abend nach meinen Klavierschülern. Den ganzen weiteren Vormittag über in der Académie ärgere ich mich über mich selbst. Immer wieder lasse ich mich von Luc schieben und ziehen. Das ständige Tauziehen kostet Kraft, Kraft, die ich irgendwann vielleicht nicht mehr habe und dann einfach zu ihm zurückgehe, ist er doch das Einzige an Familie, was ich noch habe.

***

In einer kurzen Zigarettenpause auf dem Hof sehe ich zu meiner Überraschung Audric, der im Torbogen gegen die Wand lehnt, ein Knie angezogen, die Sohle seines Turnschuhs gegen die Wand gepresst mit gesenktem Kopf. Er sieht erst auf, als Colette und Blanche mit trippelnden Schritten und prallen Trainingstaschen über den Schultern in die Einfahrt biegen. Blanche bleibt stehen und haucht Audric Küsse auf die Wangen, während Colette die Nase reckt und weitergeht. Ich sehe, wie sein Blick Colette folgt. So ist das also, denke ich. Der arme Audric.

Ich frage mich, ob Blanche und Colette wirklich befreundet sind oder ob sie nur zusammen kommen, tanzen, trainieren und gehen. Vielleicht verbindet sie das Warten auf einen Platz in einer Tanzkompanie. Das ewig gleiche Bangen und Hoffen, die ewige Enttäuschung. Vielleicht wird die Erkenntnis, dass sie außer hier bei Madame Blanchard niemals den Schwan tanzen werden, sie eines Tages entzweien. Wer weiß.

Ich drücke die halbgerauchte Zigarette aus, trinke den letzten Schluck Kaffee, bevor ich den Pappbecher in den überquellenden Mülleimer versenke und spiele dann noch zwei Stunden Chopin, bis ich zur U-Bahn haste und die paar Stationen zu Luc fahre.

***

Als ich die Wohnungstür aufschließe, weht mir abgestandene Luft entgegen.

»Martha, bis du das?«

Ohne ein Wort eile ich durch den Flur ins Wohnzimmer, vorbei an Luc, der auf der Couch liegt und eine Wolldecke mit beiden Händen umklammernd bis zur Nasenspitze gezogen hat. Hastig reiße ich beide Fensterflügel auf.

»Willst du mich endgültig umbringen, ja?«

»Frische Luft wird dir guttun, Luc.« Ich lehne mich gegen das breite Fensterbrett und atme tief in den kühlen Frühling. Verkehrslärm schwappt in Wellen zu uns hinauf.

Lucs Wangen sind ungesund gerötet und er ist tatsächlich ein wenig blass zwischen Nase und Mund.

»Es sind schon viele Leute erfroren, aber an schlechter Luft ist noch keiner gestorben«, murmelt er in seine Decke. »Die Rezepte liegen in der Küche auf dem Tisch.«

***

In der Apotheke hole ich das wilde Sammelsurium aus Tabletten, Tropfen, Pastillen und Salben ab, die Luc dem Arzt aus dem Kreuz geleiert hat, kaufe im Supermarkt noch eine fertige Hühnersuppe im Glas, die ich später in der Küche erwärme. Es ist seltsam, hier wieder in einem Topf zu rühren. Die Vertrautheit, der Duft nach Bouillon und Gemüse, der altbekannte Blick aus dem Fenster, all das bringt eine Zeit zurück, in der ich gern hier gekocht habe. Eine Zeit, in der ich oft abends auf Luc gewartet habe, wenn eine Probe wieder länger gedauert hat. Ich saß damals an dem kleinen Küchentisch mit einem Buch und einem Glas Wein. Er würde kommen und essen, er würde erzählen, lachen, fluchen und gestikulieren, dann hat er oft den Teller beiseitegestellt und mich geküsst. Seinen warmen Atem in meinem Mund, seine Hände auf meiner Haut, all das wird ganz gegenwärtig.

Ich drehe mich um und betrachte nachdenklich den kleinen Holztisch, gegen den ich mich dann lehnte, auf dem ich halb saß, während er mich stieß. Ich erinnere mich an das Geräusch, wenn die Tischbeine rhythmisch gegen die Scheuerleiste schlugen. Klack, klack, klack. Gierig schlang ich die Beine um seine Hüften. Sein Stöhnen in meinem Ohr, sein harter, heißer Schwanz tief in mir. Ich griff nach meinen Brüsten, als müsste ich sie einfangen und festhalten. Luc dagegen war ganz bei sich, während er mich stieß und ich jedes Mal eine Hand zwischen unsere Körper schob, mich selbst im Takt dazu streichelte und schließlich vor ihm kam, mit meinem Innersten seinen Schwanz umklammerte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann verzerrte der Höhepunkt auch seine Züge. So war das damals.

Marthas Liebschaften | Erotischer Roman

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