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EINFÜHRUNG IN DEN TAROT

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Wenn jemandem ein Stück eines Dachziegels auf den Kopf fällt, wird er, sofern er ein „Realist“ ist, dem Hausbesitzer die Schuld an dem Vorfall geben und diesen womöglich sogar zur Verantwortung ziehen. Er kann dabei von der äußerlich feststellbaren Wirkung, etwa einer Platzwunde mit Gehirnerschütterung, auf eine äußerlich feststellbare Ursache – nämlich ein sanierungsbedürftiges Dach – verweisen. Ein „Esoteriker“ dagegen würde die umgekehrte Schlussfolgerung ziehen. Er würde von der äußerlich feststellbaren Wirkung auf eine innere, vermutete Ursache schließen. Er würde sich etwa fragen, was sein „Höheres Selbst“ ihm mitteilen wollte, indem es ihn ausgerechnet in jenem Moment an dem Haus vorbeigehen ließ, als dort der Dachziegel herunterfiel.

Welches ist nun die richtige Betrachtungsweise? Beide sind richtig – zumindest aus der jeweiligen Perspektive des Betreffenden. Das Dach war reparaturbedürftig und stellt insofern unzweifelhaft eine Ursache der beschriebenen Wirkung dar. Aber auch die Tatsache, dass der Geschädigte gerade in dem Moment, da sich der Ziegel löste, dort vorbeikam, stellt ebenso unzweifelhaft eine Ursache dessen dar, was insgesamt geschah. Wir sehen also, dass erst beide Ursachen zusammen die Wirkung des geschilderten Unfalls hervorbringen. Insofern besteht durchaus die Möglichkeit, dass es sich hier um ein Ereignis handelt, das der Psychologe C. G. Jung als Synchronizität bezeichnete. Umgangssprachlich formuliert, ist damit ein „bedeutungsvoller Zufall“ gemeint, ein Ereignis also, das wohl jeder von uns schon einmal irgendwann gefühlsmäßig bei sich zu erspüren geglaubt hat. Synchronizität der Ereignisse bedeutet: Zwei Ereignisse stehen nicht durch einen kausalen Zusammenhang, sondern auf irgendeine andere Art und Weise in Beziehung miteinander, ohne dass dies rational ergründet oder erklärt werden kann. Damit wäre die Möglichkeit gegeben, dass zwischen äußerlich nicht zusammenhängenden Faktoren doch ein innerer Zusammenhang, eben eine Beziehung der Synchronizität, bestehen kann. Diese könnte man als „Immer-wenn-dann“-Beziehung beschreiben: Immer, wenn mich die Karte Turm (Karte XVI) besonders anspricht bzw. wenn sie in meinen Legungen auffallend häufig auftaucht, bricht in meiner äußeren Welt ein Vorstellungsbild zusammen.

Wohlgemerkt: Dadurch soll der Tarot keine rationale Rechtfertigung erhalten. Dennoch ist der Versuch Jungs wegweisend, um unser lineares und kausales Denken zu erweitern. Solange man sich darüber bewusst bleibt, dass auch auf der symbolischen Ebene Bilder nur Bilder sind und man mit Goethe übereinstimmt, dass alles Sichtbare nur ein Gleichnis ist, so lange kann man die Bilder und Symbole des Tarots als eine Tür begreifen, hinter der das Numinose oder Unsagbare liegt.

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