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Kapitel 2
ОглавлениеDer Dialog mit dem eigenen Spiegelbild
„Niemand, du?“
Plötzlich konnte ich mich wieder erinnern. Es war mein Begleiter, mein innerer Psychopompos, der mich in der Vergangenheit durch die Abgründe meiner inneren Schatten geführt hatte. Es war vor langer Zeit, ich hatte es beinahe vergessen. Aber mit einem Mal stand die ganze Vergangenheit vor meinem inneren Auge da, und ich konnte mich an beinahe jedes Detail wieder entsinnen.
Dann schlug Niemand die Kapuze seines Mantels zurück und mit einem einzigen Blick wurde mir die Antwort klar: Ich sah mich selbst! „Ich bin nicht der, den du zu sehen glaubst“, hörte ich seine Botschaft im Raum, „ich bin der Wächter der Seele am Ende der Träume, der aus dem alten Nichts-weil-es-alles-ist hervorgegangen ist, um dir das zu vermitteln, an das du dich in diesem Augenblick zu erinnern beginnst.“
„Was willst du damit sagen?“
Ich konnte seine Augen in der Dunkelheit leuchten sehen. „Ich blicke in dir auf viele verwandte Erinnerungen zurück, aus denen auch ich einst hervorging, denn ich bin die Summe dessen, der du am Ende deines Weges sein wirst“, spürte ich seine Worte tief in mir, denn sie schienen mir etwas vermitteln zu wollen, das über meine Wahrnehmung hinausging, das Unsagbare nämlich, das nicht wirklich vorstellbar war. „Vergangenheit und Zukunft sind nichts anderes als kosmische Chips oder duale Komponenten, von der Schöpfung als Zeit-Raum Wahrnehmungsmuster im Gehirn unserer Spezies verdrahtet, um die dualen Abläufe in der menschlichen Wahrnehmung zu gewährleisten, und keinesfalls als unabdingbare Form. In diesem Sinn bin ich deine erinnerte Zukunft, in die du einst hineinwachsen wirst, auch wenn alle Teile, die du einst sein wirst, längst in dir vorhanden sind, ähnlich wie deine Lebenswünsche lange schon vor ihrer Erfüllung in deiner Seele fest verankert sind, auch wenn sie nach materiellen Gesichtspunkten noch gar nicht existieren.“
„Du willst meine erinnerte Zukunft sein …“, krächzte ich. „Glaubst du denn wirklich, ich will zu dir?“ Ich stellte fest, dass seine Aussage mehr als eine Feststellung war; es war wie eine gefühlte innere Stimme, eine Art sechster Sinn.
Seine Antwort fiel sehr knapp aus: „Jedes Ego strebt am Ende zu seinem höheren Selbst: Zu mir!“ Die Atmosphäre rund um seine Gesichtszüge flackerte. Ich spürte, dass es nichts mehr zu sagen gab; mein schnodderiger Einwand hatte die Kommunikation verwehrt und es gab nichts mehr, über was wir uns sonst noch hätten unterhalten können. Sein Blick trübte sich ein und ich befürchtete schon, Niemand verschwände oder löste sich auf.
Doch schon im nächsten Moment war sein Blick wieder durchdringend und klar. Er konzentrierte sich auf den kranialen Ansatz meiner Nasenwurzel: „Du glaubst, dass das, was ich sage, einfältig und simpel ist“, sagte er ungerührt, „nur weil du dir wahrscheinlich unendlich tief und sensibel vorkommst – doch dem ist nicht so! Jedes Ego glaubt, sein Leben wäre eine tolle Abenteuergeschichte, die sich vor ihm ausrollt. Erst wenn der Mensch in zunehmendem Alter merkt, dass die Lebensströme immer mehr versickern, bis das Ganze am Ende schliesslich ganz versiegt, ist er am Ziel. Denn im Grunde handelt es sich um eine sich immer enger zusammenziehende Kurzgeschichte, die sich nur durch die kontrollierende Instanz des Ego wie ein grosser Abenteuerroman anfühlt. Am Ende des Lebens haben die wenigsten Menschen die Kraft, sich selbst zu betrügen.“
„Allmählich begreife ich, was du mir sagen möchtest“, entgegnete ich nach einer gewissen Zeit kleinlaut. Dann begann er wieder über den Tod und uns beide zu sprechen und wunderte sich über meine Art, die wirklichen Dinge selbst am Ende des Lebens noch zu verdrängen. Er beschrieb die Zeit und die Erkenntnisse aus den Abläufen der aufeinander folgenden Abschnitte als das wahre Bindeglied zwischen den Generationen und legte dabei besonderen Wert auf die Erkenntnis, dass er für mich genau die Antwort parat hätte, die ich Zeit meines Lebens in der Welt gesucht hätte.
„Ich danke dir! Es scheint mir, als wolltest du mir durch die Blume sagen, dass du gleichermassen Vergangenheit und Zukunft für mich bist, Vater“, antwortete ich sehr berührt. Irgendwie nahm mich dieser Gedanke für sich ein, denn ich fürchtete mich nicht vor der Aufspaltung des Ego, ganz im Gegenteil, ich sehnte mich nach der Verbindung nach etwas Größerem, nach dem Unbekannten, das mein Bewusstsein in höhere Sphären geleitete. Das Gefühl kam aus meinem Geist und heftete sich an das geistige Bild, das ich mir von ihm machte.
„Es ist schon wahr, dass du dich nur verwirrst, wenn du denkst, und du weisst auch immer noch nicht, was du aus unserer Verbindung für dich entdecken kannst, denn es ist eine Fusion zwischen Bild und Geist oder zwischen Geist und Bild“, entgegnete er bestimmt. „Während sich das persönliche Ego, das sich durch die Aneinanderreihung der persönlichen Erlebnisse definiert, in Funken auflöst, bleibt jedem einzelnen Funken sein persönliches Empfinden erhalten. Man kann also sagen, der Geist hat alle Variationen der Seele in alle Winde ausgestreut, aus der sich die Seelen bedienen, bevor sie wieder auf dieser Erde geboren werden. Das Ganze ist wie ein Kaleidoskop, das sich aus den immer gleichen Bausteinen in unendlichen Variationen ausströmt. Das ist auch der Grund, weshalb auf eurem Planeten eine Entwicklung nur schwer möglich ist.“
„Keine Entwicklung?“ Und wieder stand die missverständliche Wand verschiedener Seins-Ebenen zwischen uns. „Das kann ich nicht glauben – ich denke, die Menschheit entwickelt sich ständig.“
„Das ist eine Illusion“, sagte er behutsam. „Was sich bewegt ist nicht die Entwicklung, sondern die Sichtweise des Menschen, der sich atemlos und hektisch um die unveränderbare Nabe des menschlichen Erlebens dreht. Aus dieser Sicht bin ich nicht nur dein geistiger Vater, ich bin auch eine Art Schicksalsnabe, um die du dich drehst.“
„Das versteh ich nicht. Die Menschheit ist doch heute geistig viel weiter und auch sozial viel reifer als noch vor zweitausend Jahren“, tat ich ihm kund.
„Unsinn“, hörte ich ihn sagen. Dann erst bemerkte ich, dass es stockdunkel im Zimmer war, und ich war mir nicht sicher, ob ich meine Augen offen oder geschlossen hatte. „Wir sind nicht die Schöpfer einer besseren Welt“, sprudelten die Worte, „sondern nur die Gestalter immer neuer Illusionen, die sich aus unseren Kreationen ergeben. Menschliche Schatten wie Angst, Misstrauen, gegenseitige Kontrolle sowie die Grundlage des Übels, das alles überwuchernde krebsartige Geschwür kapitalistischen Wachstums und Zugewinns, werden schon in naher Zukunft zu einem unlösbaren Problem.“
„Unlösbar? Was willst du damit sagen?“ Ich deutete mit dem Kinn auf eine imaginäre Stelle im Raum.
„Tod und Zerstörung sind erst dann einsichtig, wenn man die geistigen Zusammenhänge erkennt.“ Plötzlich war er weg, schien vor meinem Auge verschwunden, obwohl ich ihn einen Moment zuvor noch gesehen hatte.
„Meinst du das im Ernst?“ Und dann war er abwechselnd da und wieder nicht.
„Nein!“ Die Antwort erklang wie ein Posaunenstoss aus einer anderen Dimension. „Du hast in meine Augen gesehen“, ich spürte, wie mir der Atem stockte, „da sahst du in die Spiegel einer anderen Welt, die dir nur deine eigene Meinung reflektieren, also das, was du glauben willst, was dir gefällt. Es ist deine eigene Meinung, die du in mir siehst!“
Ich erwachte wie aus einem verrückten Traum. Trotz wirrem Kopf wurde mir die Situation allmählich klar: Ich hatte die Augen halb geschlossen und schien Zeit und Raum völlig entrückt zu sein. „So hat diese Begegnung für uns keinerlei Bedeutung?“, erlaubte ich mir einen leisen Einwand.
„Ganz im Gegenteil! Dass ich dich anschaue und mit dir spreche, bedeutet doch auch, dass ich dich willkommen heisse“, ertönte seine Stimme, „Willkommen zuhause! Willkommen in dir!“
„Das versteh ich nicht!“ Ich konnte meine eigene Betroffenheit spüren und registrierte im gleichen Augenblick, wie mein Sterbeschweiss das Laken dunkel färbte. Dann hatte ich einen Flash und sagte zu ihm: „Auf der einen Seite bist du nur ein Spiegelbild, das mir ständig meinen eigenen Standpunkt reflektiert, und auf der anderen behauptest du, dass wir füreinander wichtig sind: Du, weil ich von dir lernen kann, und ich, weil ich dich durch meine Erkenntnisse vollständig machen kann, wenn ich wieder zu dir zurückkehre …“
„Das braucht sich nicht auszuschliessen“, entgegnete er sehr sanft. Ich spürte seine Energie, die sich zu einer leuchtenden Erkenntnis ausdehnte und meine Wahrnehmung umkreiste: „Hier geht es nicht um die Frage, welches Ding von zweien, hier geht es um eine Situation von Dualität oder Multiplizität.“
Ich überlegte mir, ob ich ihm darauf überhaupt antworten sollte, denn das war die simple Wiederholung seiner ursprünglichen Behauptung am Anfang unseres Gesprächs. Ich wollte aber auch nicht schweigen und drehte den Spiess einfach um: „Und du denkst, ich möchte immer noch zu dir? Doch die Frage wäre: Willst du zu mir?“
„Es ist die Sehnsucht des Menschen nach sich selbst“, meldete er sich mit einem funkelnden Ausdruck in den Augen wieder zu Wort, „wenn die Menschen dieses Verlangen in der Anbetung ihrer eigenen Schöpfungen stillen.“
„Dann ist die Religion kein Heimweg zu Gott, sondern ein Umweg auf dem Weg zu sich selber?“ seufzte ich.
„Religion ist nur ein Bild, das vom Umgang und von der Verantwortung zu sich selbst ablenkt. Eine Droge oder eine Art psychischer Datenbank, aus welcher der Mensch seine Sehnsüchte in den von ihm bevorzugten Bildern abrufen kann, wenn er für seine kollektiven Handlungen und Taten nach einer Legitimation verlangt“, strahlte er. Irgendwie stand er plötzlich weiter von mir weg und nur, wenn ich die Augen verdrehte, konnte ich ihm folgen.
„Es ist immer der Mensch, der sich in den Mittelpunkt stellt und die anderen unterdrückt, und wir brauchen den Teufel auch gar nicht im Außen zu suchen. Er existiert im Inneren, in jedem einzelnen von uns, im unsichtbaren Teil eines jeden Menschen, der sich im Schatten des anderen versteckt. Aber weisst du auch, wo wir beide uns hier befinden?“, fragte er mit einem unheimlichen Ausdruck in der Stimme. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich diese Worte von aussen oder von innen hörte: „Wir befinden uns gerade auf der Schwelle zwischen handelnder Bewusstheit und verdrängter Erinnerung.“
„Handelnde Bewusstheit und verdrängte Erinnerung? Wie geht das zusammen?“, röchelte ich. Ich versuchte meine duale Welt gegen die Übergriffe des Unbekannten zu verteidigen.
„Nun, im Gegensatz zu den Verdrängungen ist dieser Zustand mehr mit der Hölle verbunden, in der du dich befindest …“ Seine Augen bildeten flammende Kreise: „ … und im Gegensatz zur Hölle ist das, was du hier erlebst, mehr verbunden mit dem, was du bist!“
„Gegensatz? Hölle?“, jammerte ich, und sein Blick streichelte mich sanft zwischen den Brauen. „Dann hatten die alten Philosophen recht, wenn sie sagten, dass der Teufel die andere Seite von Gott wäre?“, wagte ich beeindruckt einzuwenden.
„Beide sind überflüssig. Das Böse steckt im Menschen selbst. Und die Sehnsucht nach Gott bringt einen eigenen kollektiven Brennpunkt hervor, eine von Menschen erschaffene Bühne, die genauso wenig mit einer höheren Kraft in Verbindung steht“, hörte ich ihn antworten. „Nimm dich also vor allen Schöpfungen menschlicher Vorstellungen in Acht!“
„Vor was soll ich mich noch alles in Acht nehmen? Stehe ich nicht schon auf der Schwelle zum Ende?“, sagte ich erschöpft.
„Noch bist du zu schwach, um deinen Körper zu verlassen. Nur in deiner Schwäche bist du vor dem Tod geschützt, denn solange wir miteinander reden, wird er dich nicht anrühren!“, erwiderte er mit ruhiger Stimme.
„Sprichst du vom Ende an der Schwelle zum Tod?“ Irgendwie war mir, als stünde ich im Begriff, den Tod einzuladen, ihm zu erlauben, von mir Besitz zu nehmen.
„Ich rede von der Schwelle zum Paradies. Wenn der Mensch sie überschritten hat, weiß er, wer er ist“, vernahm ich aus weiter Ferne seine Antwort.
„Dann sag mir lieber, wie ich zum Ende meiner Existenz vordringen kann!“ Ich versank in einem dunstartigen Schleier und ahnte, dass es eine Form von Erschöpfung war. Der Schleier bestand aus vielen einzelnen Bildern, die in Myriaden von Ausformungen vor meinem Bewusstsein tanzten.
„Indem du schweigst oder, ganz unverblümt, endlich die Klappe hältst!“ Seine Stimme befahl mir, meine ganze Aufmerksamkeit auf den geistigen Kraftstrom zu konzentrieren. Im gleichen Moment sah ich den Tod wie in einer Seifenblase vor meinem Gesichtsfeld tanzen.
„Wie soll ich sie halten? Die läuft wie von selbst!“ Unfähig, mich zu rühren, konnte ich genau spüren, wie seine Energie in meinen Körper floss.
„Indem du am Übergang dein andauerndes Selbstgespräch mit mir unterbrichst! Das ist das einzige, womit du dem Tod Widerstand entgegenbringen kannst“, sagte er unvermittelt und, um seine Worte zu unterstreichen, legte er den Zeigefinger an seinen Mund. Dann drückte er mir die Hände auf den Solarplexus: „Deine vielen Fragen, die du wie ein beständiges Mantra vor dir herbetest, sind wie ein Panzer, durch den der Tod dich nicht erreichen kann.“
„Dann wäre der Tod nichts anderes als eine Art Loslassen des Inventars?“, ächzte ich und stiess einen gewaltigen Seufzer aus.
„Das ist‘s genau, jetzt hast du‘s erfasst!“, sagte er unvermittelt. Der Schleier zerfiel in unzählige einzelne, verschachtelte Bilder, die sich ausdehnten, bis sie mich einhüllten. „Der Tod ist, als ob du das Inventar, wie die Welt zu sein hat, aus dem Fenster wirfst. Dann erst kann dir die Erfahrung zuteilwerden, wie es ist, wenn du frei von angelernten Inhalten mit dem kosmischen Bewusstsein verschmilzt.“
Es war, als sähe ich in meinem Traum durch die halbgeschlossenen Lider in eine lichtdurchflutete Feuerglut: „Mach dich bereit und löse dich aus der Umklammerung der anerzogenen Vorstellungsinhalte, die dich in dieser materiellen Welt festhalten“, fuhr er fort. Er hielt einen Augenblick inne, und ich fühlte ein unermessliches Gefühl von Sehnsucht in mir aufsteigen.
„Sieh meine Hand.“ Er streckte mir seine rechte entgegen: „Was bedeutet sie dir?“
„Sie bedeutet mir Vertrauen und Schutz. Ich fühle mich an deiner Hand geborgen“, erwiderte ich ganz beseelt.
„Das ist nicht genug! Möchtest du wissen, was sie für dich sonst noch bedeutet?“ Ich zuckte zusammen, denn dieser freundliche, schleichende Tonfall bedeutete meist eine Falle. Ich überlegte hin und her, kam aber zu keinem Schluss. Wenn sie mehr als seine Hand war, was konnte sie dann für mich noch sein?
„Meine Hand ist ein Wegweiser in die Unterwelt!“, sagte er, und ich legte meine eigene instinktiv auf den Bauch. „Du hast sie für dich zu einem Symbol der äusseren Stärke und der inneren Führung gemacht, die dich in schwierigen Zeiten geleitet. Aber das stimmt nicht ganz.“ Ich konnte seine Stimme sehr gut in mir vernehmen: „Nur dein blinder innerer Wächter ist hier ehrlich genug, dir das Resultat deiner Wünsche und Erwartungen als das zu erklären, was sie sind“, fuhr er fort, „nämlich ein Bündel emotionaler Vorstellungen, die einerseits dazu da sind, um deine eigenen Aktivitäten zu stimulieren, und andererseits um die Begegnung mit dem Tod zu halluzinieren. Dabei bedingen beide einander: Ohne den jeweils anderen ist jede der beiden Grundsätze bedeutungslos! Ohne den Tod hätte das Leben für den Menschen keinen Sinn! Denn die definitive Wahrheit ist …“
„ … die definitive Wahrheit?“ Ich schaute ihn herausfordernd an. Die Hand, die er mir hinhielt, zuckte unmerklich, aber seine Stimme blieb fest. „Die definitive Wahrheit ist die, dass der unersetzliche Partner im Leben eines jeden Menschen der Tod ist.“
„Dieser innere Wächter, von dem du sprichst … ist das der Tod?“, wollte ich von ihm wissen.
„Ja, aber andererseits ist er auch bloss eine geistige Vorstellung.“ Er sagte, ich solle gut auf seine Worte achten, denn diese wären auf der anderen Seite mein einziger Halt. Dann empfahl er mir, sie wie verschachtelte kleine Bilderrätsel zu betrachten, die vor meinem Bewusstsein tanzten, und ich fühlte, wie ich ihnen folgte, als sie langsam aus meinem Gesichtsfeld schwebten. Zusätzlich vernahm ich zirpende, kaum hörbare Stimmen oder besser, kreisende Laute, die sich immer schneller um mein Empfinden drehten …
„Der Wächter der Seele am Ende der Träume …“ Ich spürte plötzlich diesen klaren Gedanken in mir, der wahrscheinlich von ihm ausgelöst worden war. Dann befahl er mir mit ruhiger Stimme, mich von diesen Assoziationen ziehen zu lassen und hinter ihnen über die Schwelle zu tanzen.
„ … an welchem Ende? Wessen Träume?“ Eine weiße Lichtaura zog mich an und von einer Sekunde zur anderen entzündete sich mit ungeheurer Kraft ein Feuerwerk von Visionen in meinem Kopf. Es schien mir, als wären meine Gedanken in eine flüssige Lichtlache getunkt.
„Am Ende, das sich dir rückwirkend in dein bewusstes Erleben projiziert“, sagte mein Ich lächelnd zu meinem anderen Selbst. Es war in einen weiten Mantel gehüllt und zupfte sich neckisch am Ärmel, um aber sofort wieder ernst zu werden: „Wie du siehst, befindest du dich nicht mehr in dir. Du schwebst an der Decke.“ Ich sah meinen Körper unter mir im Bett liegen. „Komm jetzt zur Tür!“