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2.2 Interessen und Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden allgemein und fachspezifisch

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Nach Holland (1997) lassen sich mehrere grundlegende und bei Erwachsenen weitgehend stabile berufliche Orientierungen und damit korrespondierende Umwelten unterscheiden: eine praktisch-technische, eine intellektuell-forschende, eine künstlerisch-sprachliche, eine soziale und eine ordnend-verwaltende Orientierung. Je nachdem, wie die Konstellation dieser Orientierungen bei ihnen beschaffen ist, suchen sich Menschen Umwelten, in denen ihre Interessen möglichst gut zur Entfaltung kommen. Holland (1997, S. 270) ging davon aus, dass bei Lehrkräften die soziale Orientierung dominant ist. Klusmann et al. (2009) befragten zunächst Schülerinnen und Schüler in 12. Klassen und verglichen zwei Jahre später die Befunde für diejenigen, die ein Lehramtsstudium gewählt hatten, mit den Ergebnissen der Studierenden, die an einer Universität studierten und kein Lehramt anstrebten (314 vs. 913 Studierende). Die Nicht-Lehramtsstudierenden hatten zwei Jahre früher u. a. ein deutlich höheres praktisch-technisches (z. B. untersuchen, wie etwas funktioniert) und intellektuell-forschendes (z. B. wissenschaftliche Artikel lesen) Interesse als die Gymnasialen gezeigt (d= 0.71 bzw. d= 0.64). Die Gymnasialen wiederum waren stärker sozial orientiert (z. B. sich Probleme anderer Menschen anhören) und zeigten auch größeres künstlerisch-sprachliches Interesse (z. B. Geschichten schreiben) (d= 0.59 bzw. d= 0.42). (Ebd., S. 272) Der interne Vergleich der Lehramtsstudierenden ergab nur Differenzen bei den sozialen und intellektuell-forschenden Interessen. Die Nicht-Gymnasialen waren stärker sozial (d= 0.56) und weniger intellektuell-forschend orientiert als die Gymnasialen (ebd.).

Kaub et al. (2012) untersuchten die beruflichen Orientierungen von Lehramtsstudierenden differenziert nach Fächerkombinationen. Für insgesamt 227 Studierende der Universität Saarbrücken wurden zu Studienbeginn fünf Fächerkombinationen ausgemacht. Der Vergleich zwischen Studierenden der Naturwissenschaften (Mathematik, Biologie, Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften) und von Sprachen (Kombination aus zwei Sprachen) ergab ein auffällig größeres intellektuell-forschendes Interesse bei den Naturwissenschaftlern, während die »Sprachler«, nicht verwunderlich, deutlich künstlerisch-sprachlich, aber auch in sozialer Hinsicht interessierter waren (ebd., S. 240ff.).

Holland (1997) legte eine allgemeine Berufswahl-Theorie vor, auf deren Basis er ein umfassendes Register der Berufe entwickelte. Watt & Richardson (2007) konzentrierten sich mit dem Fit-Choice-Modell dagegen auf die Berufswahlmotive angehender Lehrkräfte, die deshalb mit einem Instrument wie diesem differenzierter erfasst werden können. Für die Wahl des Lehrerberufs sind dem Modell zufolge die selbst eingeschätzten Fähigkeiten, individuelle Werte wie das intrinsische Interesse am Lehrerberuf und soziale Motive, die Einschätzung der beruflichen Anforderungen und der mit dem Beruf verbundenen Vorteile wesentlich. Bedacht wird auch, dass die Wahl eines Lehramtsstudiums durch frühere eigene Lehrerfahrungen und Einflüsse anderer motiviert sein kann.

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