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Niklas mochte die Schule. Sie war zwar vom Gebäude her nicht beeindruckend – altes Gemäuer, Achtzehnhundertnochwas mit angebautem »modernem« Klotz aus den Siebzigern – aber das Kollegium war überschaubar, relativ offen für den Neuen aus Kanada, manche direkt neugierig.

»Und wie ist dort das Schulsystem? Haben Sie Indianer getroffen? Wie klappt das mit den Einwanderern?«

Die üblichen Fragen, aber die Kollegen warteten tatsächlich auf Antworten.

Er hatte ihnen von der kanadischen Fremdenfreundlichkeit erzählt, ihrem funktionierenden Sozialsystem. Selbst in den weniger schönen Winkeln der Großstädte waren keine Bettler zu sehen.

Und natürlich die Indianer. Er hatte in Vancouver Island mehrmals eine Kanutour mitgemacht, die eine junge Indianerin leitete. In Jeans, Anorak und der unvermeidlichen Baseballmütze. Immerhin trug sie neben ihrem englischen Namen einen indianischen. Auch gab es große Treffen ihrer Sippe, zu der sie regelmäßig fuhr und sich zu diesem Anlass indianisch kleidete.

Niklas saß im Lehrerzimmer und biss in sein selbstgeschmiertes Brot: dunkel mit Kürbiskernen. Er genoss die Vielfalt der deutschen Bäcker. Dazu Kaffee aus dem eigenen Keramikbecher.

Blauer Himmel leuchtete durch die Fenster und auf dem Fensterbrett stand ein einsamer Topf mit Stiefmütterchen.

Niklas hatte jetzt eine Freistunde und überlegte, ob er seine LK-Vorbereitungen für Deutsch noch einmal anschauen und verfeinern wollte. Aber eigentlich müsste es laufen. Eigenartig, den Faust nach so langer Zeit noch einmal durchzunehmen. Verwundert hatte er registriert, dass der Stoff nicht zwingend auf dem Lehrplan stand. Nur als Angebot. Aber konnte man im Ernst jemanden das Abitur machen lassen ohne Goethes Faust?

»Na? So nachdenklich?«

Kollegin Saskia stand vor ihm.

»Nichts Tiefschürfendes.«

Sie war für Englisch und Französisch zuständig, betreute eine Theater-AG. Blaue Jeans, blauer Pulli, schmales Gesicht mit Rehaugen, gut anzusehen.

»Bin ich ja beruhigt. Wie klappt bei dir das Einleben?«

»Gar nicht so schlecht.«

Er schob ihr einen Stuhl hin. Sie setzte sich. Es war relativ unkompliziert gewesen, allen das Du anzubieten, außer bei den zwei Dinos, die auf freundliche Distanz standen. Niklas fand es bemerkenswert, dass er schon nach einer Woche in die Gerüchteküche eingeweiht wurde. Saskia, zum Beispiel, die zwar verheiratet war und zwei Schulkinder hatte, traf sich regelmäßig mit einem Mann in einem Café außerhalb der Stadt. Alle rätselten herum, ob es in ihrer Ehe kriselte und wer dieser geheimnisvolle Fremde war.

Niklas war es egal. Zu ihm war sie freundlich, offen. Was ging es ihn an, mit wem sich Saskia traf?

»Zum Glück wohnt meine Schwester mit ihrer Familie hier, das hilft beim Einleben«, sagte er, »auf der anderen Seite, war ich ja nur ein paar Jahre weg …«

Sie nickte.

»Ach, Niklas, was ich dich fragen wollte«, meinte sie nach wenigen Sekunden, »hast du Lust, in meiner Klasse irgendwann eine Stunde über Kanada zu gestalten? Natürlich auf Englisch. Du kennst sicher das neue Modell, fächerübergreifender Unterricht und bilinguales Lernen: Geographie auf Englisch, Mathe auf Französisch …«

»Kann ich machen. Gute Idee. Ich spreche allerdings kein britisches Englisch, klingt für euch eher wie amerikanisch.«

Saskia lachte: »Ist mir schon klar. So ein astreines, britisches Englisch sprechen wir allerdings auch nicht. Es gibt in meiner Klasse drei Schüler, die mal für ein halbes Jahr in den USA waren, das prägt.« Sie stand auf. »Wir machen dann mal einen Termin ab.«

»Machen wir! Ciao!« Niklas hob die rechte Hand, Saskia war verschwunden und ließ den Duft eines angenehmen Parfums zurück. Niklas schnupperte: herb, süß mit einer Spur Frische.

Ihm fiel ein, dass er dringend ins Sekretariat gehen musste, um einen Fragebogen zu »Faust« zu kopieren.

Das letzte Stück Brot, noch den letzten Schluck Kaffee.

Als er über den Flur ging, wurde er von einigen Schülerinnen gegrüßt, die danach leise kicherten.

Was die wohl von mir halten?

Er betrat das Schulbüro. Eine Frau, augenscheinlich die Mutter eines Schülers, saß auf einem Stuhl in der Ecke und wartete auf etwas, eine junge Frau beugte sich gerade über die Theke, um einen Blick auf den Monitor zu werfen, den Frau Abel, die Sekretärin, der Besucherin hinhielt.

»So ungefähr sieht das Programm aus«, sagte Frau Abel gerade. »Ihr Vater wird in der ersten Reihe sitzen und könnte dann nach dem Musikstück auf das Podium gehen, um ein paar Worte aus seiner Sicht zu sagen. Wie gut ist er denn allein zu Fuß?«

»Na ja, ich müsste ihn nach oben begleiten, für alle Fälle«, sagte die Frau und drehte sich um, weil Niklas in ihr Blickfeld geraten war. Sie sahen sich kurz an.

»Das ist Niklas Friesing, Deutsch, Philosophie und Englisch«, stellte Frau Abel ihn der jungen Frau vor, »ist gerade neu zu uns gestoßen aus Kanada. Herr Friesing, das ist Lea Bornhold, die Tochter unseres ehemaligen Direktors. Wir bereiten gerade ein Schuljubiläum vor, und er soll ein paar Worte sagen.«

Niklas reichte Lea kurz die Hand und lächelte sie höflich an.

Gutaussehende Frau, dachte er. Offenes Gesicht.

»Guten Morgen. Ja, ich arbeite mich hier langsam ein.«

»Sie sprechen ja ein fantastisches Deutsch!«

»Kein Wunder, ich bin in Deutschland aufgewachsen und war nur ein paar Jahre weg.«

»Ach, und da kommen Sie von Kanada zurück in eine deutsche Kleinstadt?«

Niklas wusste nicht, was er sagen sollte. Es gäbe sehr viel zu sagen, aber das führte zu weit.

»Ist ein längeres Thema. Aber ich freue mich, wieder hier zu sein. Man merkt erst, was man an Deutschland hat, wenn man mal weg war.«

»Ja«, nickte Lea. »Mit Hundertachzig auf der Autobahn.«

»Oder dunkles Brot«, sagte Niklas lächelnd.

»Wenn Sie mögen«, schlug die junge Frau vor, »besuchen Sie doch mal meinen Vater, der kann Ihnen bestimmt viel über die Schule und die Stadt erzählen. Hintergründe und so. Er würde sich riesig freuen. Gleicher Name wie ich und steht im Telefonbuch.«

»Danke, Frau Bor …«

»Bornhold. Wie Bornholm nur mit hold.«

»Okay«, erwiderte Niklas etwas verlegen und reichte ihr die Hand, »auf Wiedersehen, ich muss noch schnell zum Kopierer.«

Er nickte Frau Abel und dieser Bornhold zu und ging in den angrenzenden Raum.

Seltsam, überlegte er, dass diese Bornholm…hold den gleichen Namen wie ihr Vater trägt. Ob sie Single ist? Oder geschieden und hat ihren ursprünglichen Namen wieder angenommen? Oder sie lebt mit irgendeinem Mann zusammen und hat gar nicht erst geheiratet. Ist sowieso besser, dann kann man sich den ganzen Ärger mit der Scheidung ersparen.

Er legte seinen Fragebogen auf den Kopierer und stellte achtzehn Kopien ein. Während die Maschine die einzelnen Blätter ausspuckte, sagte er sich, dass es vielleicht gar nicht mal so schlecht wäre, diesen alten Herrn aufzusuchen. Jetzt hatte er noch Zeit. In einem halben Jahr würde er sicher schon mit Terminen zugestopft sein. Ob der ehemalige Rektor allein lebte oder mit seiner Frau?

Niklas nahm seine Kopien an sich, holte das Original unter der Abdeckung hervor und sah gerade noch, wie Lea Bornhold sich umdrehte und durch die Tür ging. Auch sie sah ihn und lächelte ihm flüchtig zu.

Charmant, dachte Niklas und lächelte zurück.

Als Niklas wieder im Lehrerzimmer saß, holte er sich noch einen Kaffee, legte einen Euro in die Schale mit den Schokoriegeln und stellte kauend seine Blätter für den Unterricht zusammen.

Er wollte am Anfang locker einsteigen, einen Test machen, wie viele Redensarten, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen waren, aus dem Faust stammten und welche nicht. Natürlich mit ankreuzen. Vielleicht ergab sich ein spontanes Gespräch.

Klar, »Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!«, würde von den meisten angekreuzt werden, aber wer wusste schon, dass »des Pudels Kern« auch aus dem Faust stammte? Oder: »Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein?«

Um die Sache nicht zu leicht zu machen, hatte er andere Zitate dazwischen gestreut, die auch von Klassikern stammten oder stammen könnten.

Zum Beispiel der Satz: »Man soll die Perlen nicht vor die Säue werfen« könnte durchaus aus dem Faust stammen, vielleicht aus der Walpurgisnacht-Szene … Wer wusste schon, dass es ein Bibelzitat war?

Es klingelte zur großen Pause und auf den Fluren wurde es laut.

Es war direkt rührend, wie eifrig sein Deutsch-LK mitmachte. Fast alle hatten die Faustzitate erkannt. Bis auf: »Grau, teurer Freund, ist alle Theorie«, keiner hatte das Faust zugeordnet.

Tirza, eine Schülerin mit libanesischem Hintergrund, meldete sich und fragte: »Dieser Mephisto, wo kommt der eigentlich her? Ist das eine Erfindung von Goethe und hat der Name irgendeine Bedeutung?«

Niklas stand auf und ging zur Tafel. Er schrieb den Namen mit einem Bindestrich: Me-phistopheles und drehte sich um.

»Nein, es ist keine Erfindung von Goethe. Er hat ja den Stoff aus einer mittelalterlichen Sage übernommen. In dieser Zeit gab es diverse Puppenspieler und bei einem gewissen Marlowe, einem englischen Dichter, taucht die Sage auch auf. Sogar Shakespeare hat den Stoff verwendet. Das Neue an Goethes Faust ist, dass er den Gerichtsprozess einer Frau, die ihr Kind umgebracht hat, eine gewisse Susanna Margaretha Brandt, mit dem Fauststoff kombiniert. Aber das findet ihr in der Materialsammlung. Es ist übrigens nicht geklärt, wo der Name Mephisto nun genau herkommt. Einige meinen, er stamme aus dem Hebräischen und ist zusammengesetzt aus den Wörtern: Mephir, was so viel wie Zerstörer heißt und Tophel, was Lügner bedeutet. Andere sagen, der Name komme aus dem Griechischen: von Me – das ist eine Verneinungsform und von Phosto – dem Licht, also Verneinung des Lichts. Es gibt Herleitungen aus dem Lateinischen: Der den Gestank liebt und …«

»Und die Gestalt?«, fragte Tirza nach. »Was ist das eigentlich? Ein Teufel? Ein böser Geist? Ein Dämon?«

Niklas sagte nichts, tippte nur auf den Namen und unterstrich Phosto – Licht.

»Was fällt Ihnen bei diesem Wort auf?«

Die meisten zuckten die Schultern. Einer sagte: Pfosten? Pfahl? Vampire?«

Niklas schrieb unter »Phosto« das Wort »Faust«.

Tirza: »Ähnelt sich.«

»Richtig«, nickte Niklas, »Faust stammt wahrscheinlich aus dem Griechischen und bedeutet: Der Lichtvolle, der Erleuchtete. Ein guter Name für einen Gelehrten. Wenn aber der Name Mephisto die Verneinung von Faust ist, was könnte das bedeuten?«

Ein blonder Riese aus der ersten Reihe meldete sich.

»Ja, Morris?«

»Psychologisch gesehen wäre dann also … Mephisto der negative Aspekt von Faust. Sein Schatten, das, was Faust nicht sein will.«

Aus den hinteren Reihen klang spöttische Anerkennung: »Boa, Morris!«

»Nicht schlecht«, sagte Niklas, »eine mögliche Interpretation, die Goethe sicher im Hinterkopf hatte, als er die Gestalt des Mephisto entwickelte. Übrigens, wie definiert sich Mephisto selbst? Was sagt er über sich? Irgendwelche Zitate?«

Ein wildes Geblättere fing an und ein Mädchen mit einer asymmetrischen Frisur meldete sich.

»Ja… ?« Niklas blickte auf ein Blatt. »… Kendra?«

»Steht nicht im Prolog so was drin, wie: Der Geist, der stets verneint?«

»Richtig, das sagt Gott von ihm. Aber Mephisto definiert sich selbst, als er zum ersten Mal Faust begegnet.«

Tirza hatte es als erste entdeckt und las: »Ein Teil von jener Kraft /, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft /. «

»Ja, und weiter«, drängte Niklas.

»Ich bin der Geist der stets verneint!/«, las ein Schüler mit kurzen Haaren weiter, »Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist wert daß es zugrunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz: Das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.«

»Genau!« Niklas setzte sich wieder an den Tisch.

»Das würde für die griechische Deutung von Me-Phosto – Kein Licht sprechen.«

»Aber es ist immer noch nicht geklärt, wer Mephisto nun genau ist«, sagte Tirza.

»Stimmt.« Niklas überlegte. »Wie wär’s, Tirza, wenn Sie ein Referat über Geister, Dämonen, Engel und Teufel halten und dann Ihr Urteil zu unserem Freund Mr. M. und den anderen Gestalten abgeben?«

Tirza machte ein unentschlossenes Gesicht.

»Keine Angst«, lächelte Niklas, »ein Referat muss jeder von Ihnen sowieso während des Kurses halten. Und Sie haben es dann schon hinter sich.«

»Na ja, wenn das so ist … okay. Mach ich. Bis wann?«

»Lassen Sie sich zwei Wochen Zeit. Aber wenn Sie früher fertig sind, ist das auch okay. Und was ich noch sagen wollte …«

Es klingelte. »… Lest so viel ihr könnt bis zum nächsten Mal. Faust ist wirklich unterhaltsam.«

Gegen zwei hielt Niklas mit dem Fahrrad vor seinem Hauseingang, öffnete die Tür und schob das Rad bis nach hinten durch, wo er es sorgfältig verschloss.

Dann nahm er schwungvoll die Stufen bis zum zweiten Stock und betrat seine Wohnung. Die Tasche stellte er neben der Küchentür ab und blickte in den Kühlschrank. Obwohl er müde war, machte es ihm Spaß, eine Kleinigkeit zu kochen.

Er holte zwei Zucchini aus dem Gemüsefach, eine Mohrrübe, eine Paprika und schnitt alles klein. Aus dem Gefrierfach nahm er eine Portion Hack, taute es in der Mikrowelle auf und briet es mit Zwiebeln scharf an. Das Gemüse tat er dazu und ließ das Ganze schmoren.

Gestern hatte er ein Universalgewürz entdeckt: Zitronenpfeffer mit mediterranen Kräutern. Er raspelte es in den Topf und rührte alles gut durch.

Aus einer Box nahm er sich eine Scheibe Brot und ließ sich sein buntes Gericht schmecken, während er einem Kommentator aus dem Radio zuhörte.

Nach dem Essen stellte sich wie üblich die Mittagsträgheit ein, der er sich gerne überließ und sich auf die Couch legte. Er war froh, dass er einen Beruf hatte, der das zuließ.

Nach zwanzig Minuten stand er wieder auf, machte sich einen Tee und zog sich mit dem Telefon, dem Verzeichnis und seinem Terminkalender auf den Balkon zurück.

»Aha, hier haben wir ihn ja: Bornhold, Waldemar.«

Er tippte die Nummer ein und wartete. Gerade, als er auflegen wollte, hörte er eine brüchige Männerstimme: »Ja? Bornhold?«

»Guten Tag, Herr Bornhold. Ich heiße Niklas Friesing und bin ein neuer Lehrer an Ihrer ehemaligen Schule …«

»Ja? Was kann ich für Sie tun?« Die Stimme klang jetzt kräftiger, interessierter.

»Wissen Sie, ich dachte, es würde nicht schaden, Sie zu besuchen, dann könnten Sie mir von der Schule erzählen und ich lerne den Laden besser kennen.«

Auf der anderen Seite war nichts zu hören.

»Sind Sie noch dran?«

»Ja, ja, ich … ich überlege. Doch, ja, kommen Sie vorbei. Warten Sie mal. Würde es Ihnen morgen Nachmittag passen, gegen … gegen fünf?«

Niklas überlegte und schlug in seinem Kalender nach. Sport stand da für halb sechs. Aber das konnte man verlegen.

»Ja, das würde gehen. Dann komme ich morgen gegen fünf.«

»Schön, dann sehen wir uns ja, also Herr …«

»Friesing. Und … Herr Bornhold?«

»Ja?«

»Sie brauchen nichts vorbereiten. Machen Sie sich keine Umstände.«

»Wie bitte?«

»Machen Sie sich keine Umstände.«

»Nein, nein, also dann, bis morgen.«

Niklas legte das Telefon neben sich und trank einen Schluck Tee. Hm, ob das wirklich so eine gute Idee war, den alten Herrn zu besuchen? Er wird mir sicher stundenlang von den alten Zeiten vorschwärmen und kein Ende finden.

Warum hab ich das gemacht? Nur, weil diese Bornold mir das vorgeschlagen hat? Wahrscheinlich will sie ihren Vater bei Laune halten. Na gut, wie auch immer, dann werd ich mal jetzt Englisch vorbereiten. Und mir dann irgendwas Nettes für abends vornehmen.

Er erinnerte sich an die Glücksformel, die ein amerikanischer Psychologe entwickelt hatte. Von tausend zufriedenen Menschen hatte er das Rezept für die innere Zufriedenheit heraus destilliert: Die Glücksformel SU/P. Sie bedeutete: Success and Pleasure. Wer es schaffte, einmal am Tag ein Erfolgserlebnis zu haben und wer einmal am Tag etwas tat, das ihm Vergnügen machte, schlief zufriedener ein.

Banal, aber wirkungsvoll.

Welches Vergnügen sollte er sich heute noch gönnen? Kino? Eine Stammkneipe entdecken? Vier seiner Kollegen trafen sich zu einer Doppelkopf-Runde. Aber die waren ja komplett. Auf jeden Fall hatte er nächsten Dienstag wieder frei, da könnte er seine Schwester besuchen und endlich Bens Miniatursammlung wohlwollend kommentieren. Vielleicht war sie ja tatsächlich interessant.

Geraubtes Herz

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