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Erster Band
II.
Das Geburtsfest des Präsidenten Minard

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Wir bekümmern uns sehr wenig, nicht wahr, liebe Leser um die Besorgnisse, welche das lange Ausbleiben des Präsidenten Minard bei seiner Familie hervorgerufen hatte. Wir werden uns also nicht mehr damit beschäftigen, sondern uns sogleich der Familie anschließen, wie diese sich ihrem Oberhaupt angeschlossen hatte, und mit ihr in den Speisesaal gehen, wo das Abendessen aufgetragen war.

Werfen wir einen flüchtigen Blick auf die Gäste, dann wollen wir auch ihre Unterhaltung belauschen.

Keiner der Gäste, die am Tisch saßen, würde auf den ersten Blick die Sympathie eines intelligenten Beobachters erregt haben. Es war eine Musterkarte von all den nichtssagenden oder einfältigen Physiognomien, die man in allen Klassen der Gesellschaft wiederfindet.

Jedes Mitglied der Familie des Präsidenten Minard trug den Wiederschein der Gedanken, die es bewegten, auf seinem Gesicht. Alle diese Gedanken krochen und wimmelten in den Nebeln der Unwissenheit oder in den Niederungen der Gemeinheit.

Bei den Einen war es das Interesse, bei den Andern der Egoismus, bei Diesen der Geiz, bei Jenen der Knechtssinn.

Man sah hier einen scharfen Gegensatz gegen die Menge, welche, gleich dem Sclaven hinter dem Wagen des römischen Triumphators, dem Präsidenten Minard so eben zugerufen hatte: »Erinnere Dich, Minard, daß Du sterblich bist!« Die Mitglieder dieser Familie, die sich zur Jahresfeier seiner Ernennung zum Präsidenten, welche mit seinem Geburtstag zusammenfiel, versammelt halten, warteten sammt und sonders nur auf ein Wort aus seinem Munde, um ihn zu der glänzenden Rolle, die er so eben beim Proceß seines Collegen gespielt, zu beglückwünschen und auf das glückliche Ergebniß dieses Processes d. h. auf das Todesurtheil gegen Herrn Dubourg zu trinken; und als Minard auf seinen Lehnstuhl sank, sich mit dem Schnupftuch über die Stirne fuhr und sagte: »Ah wahrhaftig, ihr lieben Leute, heute haben wir eine stürmische Sitzung gehabt!« da brachen Alle in lautes Geschrei aus, wie wenn sie nur auf dieses Signal gewartet hätten.

»Schweigt, großer Mann!« sprach ein Neffe, der im Namen Aller das Wort führte; »sprecht nicht, sondern ruhet von Euren Strapazen aus und erlaubet uns den Schweiß zu trocknen, der von Eurer edlen Stirne fließt. Heute ist der Jahrestag Eurer Geburt, dieser große Tag, so glorreich für Eure Familie Und für das Parlament, zu dessen glänzendsten Leuchten Ihr gehöret. Wir sind versammelt, um ihn zu feiern, aber wir wollen noch einige Augenblicke warten. Schöpfet Athem; trinket ein Glas von diesem alten Burgunden und dann werden sogleich auch wir auf die Erhaltung Eures kostbaren Lebens trinken; aber ums Himmelswillen, hemmet den Lauf desselben nicht durch eine Unvorsichtigkeit. Eure Familie fleht Euch an, daß Ihr Euch ihr erhaltet, daß Ihr der Kirche ihre festeste Stütze, Frankreich einen seiner berühmtesten Söhne erhalten möget.«

Auf diese kleine Rede, welche der Form nach schon in jener antiken Zeit veraltet war, wollte der Präsident Minard mit Thränen in den Augen antworten, allein die dürren Hände seiner Frau und die fleischigen Hände seiner Fräulein Töchter verschlossen ihm den Mund, und verhinderten ihn zu sprechen. Endlich nach einigen Minuten Ruhe wurde Herrn Minard das Wort zurückgegeben, und ein langes Bst lief durch die Reihen der Anwesenden damit selbst die Diener, die hinter den Thüren standen, keine Sylbe von der Antwort des beredten Rathes verlieren sollten.

»Ach, meine Freunde,« konnte er endlich beginnen, »meine Brüder, meine Verwandten, meine tugendhafte und vielgeliebte Familie, ich danke Euch für Eure Freundschaft und Eure Lobsprüche; aber ich verdiene sie auch in Wahrheit, oh meine zärtliche Familie! denn ich kann ohne Stolz oder wenn Ihr lieber wollt, mit einem edlen Stolz sagen, ja ich kann laut sagen, daß ohne mich, ohne meine Ausdauer und ohne meine Hartnäckigkeit, der Ketzer Anne Dubourg zu dieser Stunde freigesprochen wäre wie seine Mitschuldigen: Poix, Fumée, du Faux und de la Porte; aber meinem energischen Willen hat mans zu verdanken, daß die Partie gewonnen worden ist, und ich habe, fuhr er fort, indem er seine Augen als Zeichen des Dankes zum Himmel aufschlug, »ich habe, Gott sei Dank, so eben die Verurtheilung dieses elenden Hugenotten aussprechen lassen.«

»Vievat hoch!« rief die Familie, indem sie mit ihren Armen in die Höhe fuhr, wie aus einem Munde. »Es lebe unser hochberühmte Verwandter! Es lebe der Mann, der sich stets gleich geblieben ist! Es lebe der Mann, der bei jeder Geleigenheit die Feinde des Glaubens zu Boden schlägt! Hoch lebe der grobe Präsident Minard!«

Und die Bedienten hinter der Thüre, die Köchinnen der Küche, der Stallknecht im Stall, riefen alle nach:

»Hoch lebe der große Präsident Minard!«

»Dank, meine Freunde, Dank!« sagte der Präsident mit salbungsvoller Stimme, »Dank! Aber zwei Männer, zwei große Männer, zwei Prinzen haben auch ein Recht auf diese Lobsprüche, die Ihr an mich verschwendet: ohne sie, ohne ihre Unterstützung, ohne ihren Einfluß, würde ich diesen glorreichen Handel niemals zu Ende geführt haben. Diese beiden Männer, meine Freunde, sind der Herzog von Guise und Seine Eminenz der Cardinal von Lothringen. Nachdem Ihr auf meine Gesundheit getrunken, meine Freunde, laßt uns auch auf die ihrige trinken, und möge Gott diesen beiden großen Staatsmännern ein langes Leben schenken!«

Man brachte die Gesundheit des Herzogs von Guise und des Cardinals von Lothringen aus; aber Frau Minard bemerkte, daß ihr huldreicher Gemahl das Glas kaum mit seinen Lippen berührte und es wieder auf den Tisch stellte, während irgend eine Erinnerung wie eine Wolke über seinen Kopf hinzog und mit ihrem Schatten seine Stirne verdüsterte.

»Was habt Ihr mein Lieber?« fragte sie, »und woher kommt diese plötzliche Traurigkeit?«

»Ach!« sagte der Präsident, »es gibt keinen vollständigen Triumph, keine ungemischte Freude! Eine melancholische Erinnerung drängt sich nur auf.«

»Und welche melancholische Erinnerung kann sich Euch im schönsten Augenblick Eures Triumphes aufdrängen, theurer Gemahl?« fragte die Präsidentin.

»Im Augenblick, als ich auf ein langes Leben für Herrn von Guise und seinen Bruder trank, fiel es mir ein, daß gestern ein Mensch ermordet worden ist, welchen sie an mich abzusenden mir die Ehre erwiesen.

»Ein Mensch!« rief die Familie

»Das heißt ein Canzleischreiber,« versetzte Minard.

»Wie! Einer Eurer Canzleischreiber ist gestern ermordet worden.«

»Ach mein Gott, ja.«

»Wirklich?«

»Ihr kennt doch Julian Fresne?« fragte der Präsident Minard.

»Julian Fresne?« rief ein Verwandter, »ja, Wir kennen ihn allerdings.«

»Ein eifriger Katholik,« sagte ein Zweiter.

»Ein sehr rechtschaffener Mann,« bemerkte ein Dritter.

»Ich habe ihn gestern in der Rue Barre-du-Bec getroffen, als er gerade aus dem Hotel Guise kam und, wie er mir sagte, nach dem Palais gehen wollte.«

»Nun wohl, Das ist es gerade: er wollte dem Herrn Cardinal von Lothringen aus Auftrag seines Bruders, des Herzoge von Guise, eine Depesche überbringen, die mir mitgetheilt werden sollte. und da wurde er in der Nähe der Notre-Damebrücke ermordet.«

»Oh!« rief die Präsidentin, »welch ein Gräuel!«

»Ermordet!« wiederholte die Familie im Chor, »ermordet! Abermals ein Märtyrer!«

»Man hat doch wenigstens den Mörder verhaftet?« fragte die Präsidentin ihren Gemahl.

»Man kennt ihn nicht«« antwortete Dieser.

»Man hat doch Vermuthungen?« fragte die Präsidentin.

»Man hat sogar Gewißheiten.«

»Gewißheiten?«

»Ja; wer soll es anders sein, als ein Freund von Dubourg?«

»Ganz gewiß ist es ein Freund von Dubourg,« wiederholte die ganze Familie; »wer soll es bei Gott anders sein, als ein Freund von Dubourg?«

»Hut; man Jemand verhaftet?« fragte die Präsidentin.

»Ungefähr hundert Personen; ich selbst habe mehr als dreißig bezeichnet.«

»Man müßte sehr Unglück haben,« sagte eine Stimme, »wenn sich der Mörder nicht unter diesen hundert Personen vorfinden sollte.«

»Wenn er nicht darunter ist,« erklärte der Präsident, »so wird man noch hundert andere, ja noch zwei oder dreihundert verhaften.«

»Die Schurken!« meinte ein achtzehnjähriges Fräulein, »man sollte sie Alle zusammen verbrennen.«

»Man denkt daran,« antwortete der Präsident, »und der Tag, wo man den massenhaften Tod der Protestanten beschlossen haben wird, wird ein schöner Tag für mich sein.«

»Oh welch ein rechtschaffener Mann Ihr seid, mein Gemahl!« sagte die Präsidentin mit Thränen in den Augen.

Die beiden Töchter des Herrn Minard begannen ihren Vater zu küssen.«

»Und weiß man, was der Brief des Herzogs enthielt?« fragte die Präsidentin.

»Nein,««antwortete Minard, »gerade das hat den Hof heute so lebhaft beschäftigt; aber man wird es morgen erfahren, da der Herr Cardinal von Lothringen heute Abend seinen erlauchten Bruder besuchen wird.«

»Der Brief ist also gestohlen worden?«

»Ohne Zweifel, und es ist sogar wahrscheinlich, daß der arme Julian Fresne blos deswegen er mordet wurde, weil er Ueberbringet dieses Briefes war. Nachdem der Mörder sich desselben bemächtigt und die Flucht ergriffen, hat man Bogenschützen ausgeschickt, um auf ihn zu fahnden. Die ganze Schaarwache und sämmtliche Mannschaft des Herrn von Monchy sind heute früh auf den Beinen; aber diesen Abend um fünf Uhr hatte man noch keine Nachrichten.«

In diesem Augenblick trat eine Dienerin ein und meldete Herrn Minard, daß ein Unbekannter als Ueberbringer des Briefs, der gestern Abend Julian Fresne durch einen Mörder entwendet worden« ihn augenblicklich zu sprechen verlange.

»Oh, laßt ihn sogleich hereinkommen!« rief der Präsident strahlend vor Freude. »Gott belohnt meinen Eifer für seine heilige Sache, indem er diese kostbare Depesche in weine Hände fallen läßt.«

Fünf Minuten nachher führte die Dienerin den Unbekannten ein, und Herr Minard sah einen jungen Manns von vier- bis fünfundzwanzig Jahren mit rothen Haaren, blondem Bart, lebhaftem eindringlichem Blick und blassem Gesichte. Auf die Einladung des Präsidenten setzte er sich auf der andern Seite des Tisches ihm gegenüber.

Es war derselbe junge Mann, der, als er sich auf dem Ufer zurückzog, zu den Mördern seines Freundes Medardus gesagt hatte, man würde vielleicht eines Tags von ihm hören.

Es war Robert Stuart.

Der junge Mann hatte, bevor er sich setzte, höflich und mit einem Lächeln auf den Lippen die ganze Gesellschaft begrüßt; dann hatte er einen Stuhl genommen, so daß er den Präsidenten vor und die Thüre hinter sich hatte.

»Mein Herr,« sagte Robert Stuart, indem er sich an den Präsidenten selbst wandte, »ich habe doch wohl die Ehre mit dem Herrn Präsidenten Anton Minard zu sprechen?«

»Ja wohl, mein Herr, gewiß,« antwortete der Präsident sehr erstaunt darüber, daß man in der Phosiognomik Ignorant genug sein könne, um nicht auf seinem Gesicht zu lesen, daß nur er allein der berühmte Minard sein könne und wirklich sei. »Ja, mein Herr, ich bin der Präsident Minard.«

»Seht gut, mein Herr,« fuhr der Unbekannte fort, »und wenn ich diese Frage an Euch gerichtet habe, die Euch auf den ersten Blick indiscret erscheinen könnte, so werdet Ihr aus der Folge er sehen, daß ich dieß blos that, weil ich durchaus jede Verwechslung zu vermeiden wünsche.«

»Um was handelt es sich, mein Herr?« fragte der Beamte. »Man hat mir gesagt, daß Ihr Mir die Depesche zu übergeben wünschet, welche der unglückliche Julian Fresne bei sich trug, als er ermordet wurde.«

»Man ist vielleicht etwas zu weit gegangen, mein Herr,« sagte der junge Mann mit unendlicher Höflichkeit »wenn man Euch meldete, daß ich Euch diese Depesche überreichen würde. Ich habe in dieser Beziehung Nichts versprochen, und ich werde sie Euch geben oder auch behalten, je nachdem Ihr mir eine Frage beantwortet, die ich an Euch zu stellen die Ehre haben werde: Ihr begreift, mein Herr, daß ich, um in den Besitz eines so wichtigen Papieres zu kommen, mein Leben riskiren mußte Man riskirt sein Leben nicht, wenn man nicht ein großes Interesse dabei hat, das wißt Ihr, der Ihr im menschlichen Herzen zu lesen gewohnt seid, Recht wohl. Damit also auch hierüber kein Mißverständniß aufkommen kann, habe ich die Ehre Euch zu wiederholen, daß ich Euch diese Depesche nur dann überreichen werde, wenn ich mit Eurer Antwort auf meine Frage zufrieden bin.«

»Und worin besteht diese Frage, mein Herr?«

»Herr Präsident, Ihr wißt besser als irgend Jemand, daß in einer wohlgeordneten Instuction Alles seiner Reihe nach kommt: ich kann Euch also meine Frage erst in einem Augenblick sagen.«

»Ihr habt jedoch die Depesche bei Euch?« »

»Hier ist sie, mein Herr.«

Und der junge Mann zog ein versiegeltes Papier aus der Tasche und zeigte es dem Präsidenten.

Der erste Gedanke Minards war, das muß man gestehen, eines Halunken würdig: er dachte daran, seinen Vettern und Neffen, welche diese Besprechung mit einer gewissen Ueberraschung anhörten, ein Zeichen zu geben, daß sie über den Unbekannten herfallen ihm die Depesche entreißen und ihn dann in die Gefängnisse des Chatelet zu den hundert Personen schicken sollten, die wegen der Ermordung des Canzleischreibers Julian Fresne bereits verhaftet waren.

Aber außer der Entschlossenheit, die auf dem Gesicht des jungen Mannes abgeprägt war, welches alle Kennzeichen einer bis zur Halsstarrigkeit getriebenen Willensstärke trug, so daß der Präsident fürchtete, er möchte nicht die nöthige materielle Macht besitzen, um sich des Pergaments zu bemächtigen, dachte er auch, er würde vermöge seiner außerordentlichen Gewandtheit und Feinheit mit List weit eher zum Ziel gelangen als mit Gewalt; er that sich also Zwang an, und da die elegante Haltung des jungen Mannes, sowie seine sorgfältige, obschon strenge Kleidung zum Voraus die Einladung rechtfertigte, die er an ihn zu erlassen gedachte, so ersuchte er ihn, sich an den Tisch zu setzen und mit ihnen zu soupiren, damit er der Entwicklung seiner Erzählung alle nothwendige Zeit widmen könnte.

Der junge Mann dankte ihm höflich, lehnte aber seine Einladung ab.

Der Präsident ersuchte ihn, wenigstens eine Erfrischung anzunehmen, aber der junge Mann lehnte dankend wiederum ab.

»So sprecht doch, mein Herr,« sagte Minard, »und da Ihr Nichts annehmen wollt, so bitte ich Euch um Erlaubniß mein Mahl fortzusetzen; denn ich gestehe Euch offen, daß ich einen gewaltigen Hunger habe.«

»Immer zu, mein Herr!« antwortete der junge Mann, »und guten Appetit! Die Frage, die ich an Euch zu richten habe, ist von solcher Wichtigkeit, daß einige Vorfragen zu ihrem Verständnis, nöthig werden. Eßt, Herr Präsident, ich werde fragen.«

»Fragt, mein Herr; ich esse,« sagte der Präsident.

Und wirklich begann er, indem er seinen Gästen ein Zeichen gab es ihm gleichzuthun, mit einem Appetit zu essen, der das gegebene Programm nicht Lügen strafte

»Mein Herr,« begann der Unbekannte langsam mitten unter dem Geräusch von Gabeln und Messern, das indeß Jeder möglichst zu dämpfen suchte, um kein Wort von der bevorstehenden Erzählung zu verlieren, »mein Herr, Ihr müßt aus meinem Accent bereits ersehen haben, daß ich ein Ausländer bin?«

»In der That,« antwortete der Präsident mit vollem Mund, »Ihr habt etwas Englisches in Eurem Accent.«

»Es ist wahr, mein Herr, und Euer gewöhnlicher Scharfblick hat sich in Beziehung auf mich bewährt, Ich bin in Schottland geboren und würde noch dort sein, wenn nicht ein Ereigniß, das ich Euch nicht zu erzählen brauche, mich genöthigt hätte nach Frankreich zu kommen. Einer meiner Landsleute, ein feuriger Anhänger von Knox. . .«

»Ein englischer Ketzer, nicht wahr, mein Herr,« fragte der Präsident Minard, indem er sich ein volles Glas Burgunder einschenkte.

»Mein vielgeliebter Lehrer,« antwortete der Unbekannte sich verbeugend.

Herr Minard sah seine ganze Gesellschaft mit einer Miene an, welche deutlich sagte: »Gebt wohl Acht, ihr lieben Leute, Ihr werdet da schöne Dinge zu hören bekommen.«

Robert Stuart fuhr fort:

»Einer meiner Landsleute, ein feuriger Anhänger von Knor, befand sich vor einigen Tagen in einem Haus, wohin ich selbst zuweilen komme: man sprach da vom Todesurtheil gegen den Rath Anne Dubourg.«

Die Stimme des jungen Mannes zitterte, als er diese legten Worte sprach, und sein schon vorher blasses Gesicht wurde noch blässer.

Nichtsdestoweniger wollte er fortfahren, ohne daß seine Stimme die Veränderung auf seinem Gesichte zu theilen schien; aber als er bemerkte, daß alle Blicke sich gegen ihn kehrten, sagte er:

»Als mein Landsmann nur den Namen Anne Dubourg aussprechen hörte, erblaßte ersichtlich wie vielleicht ich selbst in diesem Augenblicke thue, und fragte die Personen, die von dieser Verurtheilung sprachen, ob es möglich sei, daß das Parlament eine solche Ungerechtigkeit begehe.«

»Mein Herr,« rief der Präsident, der seinerseits beinahe seinen Mund nicht mehr fand, als er diese ungewohnten Worte hörte. »Ihr wißt doch daß Ihr mit einem Mitglied des Parlaments sprecht, nicht wahr?«

»Entschuldigt, mein Herr,« antwortete der Schotte, »mein Landsmann ist es, der sich so ausdrückte; er sprach nicht von einem Parlamentsmitglied, sondern vor einem einfachen Canzleischreiber des Parlarments Namens Julian Fresne, der gestern ermordet worden ist. Julian Fresne beging jetzt die Unvorsichtigkeit vor meinem Landsmann zu sagen: Ich habe in meiner Tasche ein Schreiben von dem gnädigsten Herrn Herzog von Guise, worin er dem Parlament des Königs bedeutet, daß es die Geschichte mit einem gewissen Anne Dubourg endlich einmal abmachen und denselben so schnell als möglich abfertigen solle.«

»Als mein Landsmann diese Werte hörte, schauderte er und wurde noch blässer, er erhob sich, ging auf Julian Fresne zu und bestürmte ihn mit allen erdenklichen Bitten, er möchte diesen Brief nicht forttragen; er stellte ihm vor, daß, wenn Anne Dubourg verurtheilt würde ein Theil der Todesschuld auf ihn selbst zurückfalle, allein Julian Fresne war unerbittlich.«

»Mein Landsmann grüßte den Canzleischreiber und erwartete ihn vor dem Hause; er ließ ihn einige Schritte thun, dann ging er auf ihn zu Julian Fresne, sagte er ganz leise und in sanftesten Ton, aber mit der größten Festigkeit zu ihm, Du hast die ganze Nacht, um zu überlegen; aber wenn Du morgen um diese Stunde Deine Absicht ausgeführt oder nicht aufgegeben hast, so bist Du des Todes.«

»Oh! Oh! machte der Präsident.

»Und auf gleiche Weise,« fuhr der Schotte fort, »werden alle Diejenigen sterben, die mittelbar oder unmittelbar zum Tode von Anne Dubourg mitgewirkt haben.«

Das Horoscop

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