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Herr Gustave. – Sein Theatername, sein wahrer Name. – Seine Geburt, seine Mutter, sein Vater, seine erste Jugend. —

Herr Gustave hieß nur Gustave vor den Menschen; das war sein Theatername; vor Gott hieß er Etienne Marin.

Er war geboren in Caen, in der Rue des Carmes, im Jahre 1808; er zählte folglich 1833, zu welcher Zeit ich seine Bekanntschaft sachte, vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahre.

Körperlich ist er dem Leser bekannt und ich brauche daher sein Porträt nicht mehr zu geben.

Befragte er seine Erinnerungen, so sah er sich in weitester Entfernung in den Armen einer guten Frau mit seinem wenigstens zwei Jahre jüngeren Bruder Adolphe.

Die gute Frau und die zwei Kinder standen an einem Krankenbette.

In diesem lag eine Sterbende, die Augen vom Fieber entflammt die Zähne an einander gepreßt. Sie zog von dieser Gruppe, die sie nicht erkannte, eine Weintraube zurück und sagte mit einem kurzen, abgestoßenen Tone:

»Das ist für meine Kinder! Das ist für meine Kinder!«

Ein Mann in halb militärischer Tracht saß auf einer Bank beim Kamin und hielt seinen Kopf in seinen Händen.

Diese Sterbende war die Mutter des kleinen Etienne und des kleinen Adolphe; dieser Mann war ihr Vater.

Wir werden dem Kinde seinen Namen Etienne lassen, bis es sich selbst umtauft, um den Namen Gustave anzunehmen.

Das Kind hatte keine andere Erinnerung an seine Mutter als die, welche ihm in einer Entfernung von zwanzig Jahren durch die Dunkelheit dieser Nacht des Sterbekampfes erschien.

Doch diese Erinnerung war so gegenwärtig, daß er, wie er sagte, nach zwanzig Jahren die Scene hätte zeichnen und seine Mutter vollkommen ähnlich machen können.

Uebrigens entsann er sich keines andern Umstandes mehr, weder der letzten Oelung, noch des Todes, noch der Beerdigung mochte man ihn nun durch Entfernung der Reihenfolge dieser traurigen Schauspiele entzogen haben, oder hatte sie sein zu schwaches Gedächtniß entschlüpfen lassen, wie die Hand durch die Spalte der Finger Tropfen um Tropfen das Wasser ablaufen läßt. das sie aus einem Bache geschöpft hat.

Der Vater, den man nie mit seinem Familiennamen, sondern immer den Vater nannte, war zur Zeit, wo wir ihn erscheinen sehen, ein Mann von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, Freiwilliger von 92, Soldat vom Lager von Lune, emsiger Kriegsschautspieler, der seine Rolle bei unseren ersten Siegen spielte.

Er hatte den Dienst 1806 verlassen und sodann diejenige geheirathet, welche so frühe gestorben war; er besaß zwei Kinder, von denen das eine seiner Mutter bald ins Grab folgen sollte, von denen das andere unser Held ist.

Er war ein Mann von hohem Wachse, mit starker Stimme und mächtigen durchdringendem Blicke. Er hatte schon weiße Haare, aber seine Augenbrauen und sein Bart deuteten, vollkommen schwarz, an, daß er noch in der Kraft des Alters.

Als er den Dienst quittirt, erhielt er den Posten eines Douanier mit einem Gehalte von sechshundert Franken. Zu jener Zeit waren die Douaniers eine Art von Soldaten: sie trugen einen grünen Rock, einen dreieckigen Hut, den Säbel an der Seite, den Carabiner auf der Schulter und Pistolen im Gürtel. Sie mußten, auf den Küsten der Normandie besonders, jeden Augenblick bereit sein, Flintenschüsse mit den Corsaren und den englischen Schmugglern zu wechseln, welche ihrerseits immer bereit waren, an unsern Ufern zu landen.

Seinen Dienst, der streng war, – denn er hielt ihn zuweilen acht Tage, zuweilen vierzehn Tage, zuweilen einen Monat von Hause entfernt, – seinen Dienst, sagen wir, der streng war, und dessen Pflichten er gewissenhaft erfüllte, verrichtete er, der Mann, den man nie hatte lachen sehen, mit einem ewigen Geträller im Munde. Allerdings war das Lied, das er mehr brummte, als sang, ein gräßliches Lied, welches bei Balmy und Jemappes denjenigen, die es hörten, den Tod brachte.

Dieses Lied war die Marseillaise.

Als die Bourbonen auf das Kaiserreich folgten, fuhr der Vater fort, sein Lied zu singen; doch man war so sehr daran gewöhnt, den Einen nicht zu sehen, ohne das Andere zu hören, daß man nicht darauf merkte.

Hatte er nicht den Dienst auf der Küste, und nach 1815 als der Friede mit England unterzeichnet war wurde sein Geschäft minder beschwerlich, – hatte er nicht den Dienst auf der Küste, so trug er Sorge für die Kinder, und nie sorgte eine Kammerfrau oder die Gouvernante von vornehmen Hause besser für Fürstenkinder.

Die Kinder waren immer gleich gekleidet; ihre Tracht hatte etwas Milltärisches; sie trugen Seemannsjacken mit einer doppelten Reihe von runden Knöpfen, wie sie die Husaren haben, dunkelfarbige Beinkleider und Holzschuhe im Winter, weiße Beinkleider und Halbstiefel im Sommer.

Nur waren die Holzschuhe von einer besonderen Zierlichkeit, welche den Kindern ungemein schmeichelte, weil sie dieselben von ihren Kameraden unterschied; das Vordertheil war oben mit einem Stücke Leder, alten Stiefelschäften entlehnt, bedeckt und mit englischer Wichse glänzend gemacht. Es versteht sich, daß der alte Grenadier seine Wichse selbst bereitete und sie aus ihm bekannten Ingredienzien, Wohlthätern und Freunden des Leders, das sie erhielten und weich machten, zusammensetzte.

Alle Jahre um Ostern legten die Kinder die Holzschuhe ab und bekamen dafür ein Paar neue lederne Halbstiefel.

Diese Schuhe mußten bis zum Winter halten.

Wie war aber auch der Vater besorgt für diese Jacken mit den messingenen Knöpfen, für diese Holzschuhe mit ledernem Besatze, für diese an Ostern neue Halbstiefel, welche an Allerheiligen abgetragen, aber immer noch glänzend waren.

Jeden Morgen war er vor Tagesanbruch auf, Jacken und Beinkleider, Holzschuhe oder Halbstiefel wurden aus dem Hause getragen, Schuhe oder Halbstiefel gewichst, Beinkleider und Jacken gebürstet. Knöpfe mit der größten Geduld polirt.

Alles das glänzte in der aufgehenden Sonne. Dann ließ man die Kinder ausstehen. Im Winter wie im Sommer setzte man sie ins kalte Wasser, und mit rother Haut im Winter, mit weißer im Sommer schlüpften sie in ihre Kleider.

Gehen wir nun vom Hauptbewohner zum Hause über.

Das Haus verdient wohl eine besondere Erwähnung.

Das wird ein Gemälde von Gerhard Dow oder Mieris sein, welches, wie wir hoffen, geduldig auf einen Stich von Tallot warten macht.

Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers

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