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III

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Die Erziehung des kleinen Etienne. – Die Zeichenclasse. – Die Bildnerschule – Ein erster Preis. – Väterliche Belohnung. – Die Reiter. – Die Gaukler

>Ohne daß der Vater eine Klage von sich gab, ohne daß er eine Thräne vergoß, ohne daß sich etwas in seinem Leben geändert zu haben schien, war sein Schmerz so tief daß sich der kleine Etienne vorstellte, sein Vater wolle sich tödten; er schloß sich deshalb seinen Schritten an, folgte ihm überall, wohin er ging, und verließ ihn eben so wenig, als sein Schatten.

Er wußte nicht, daß sich ein Vater nicht den Tod gibt, so lange ihm ein Kind bleibt, dem er das Leben gegeben hat.

Erst nach sechs Wochen oder zwei Monaten beruhigte sich das Kind allmälig.

Uebrigens sprach der Vater nie von dem Abwesenden. Man würde geglaubt haben, es sei ihm nur ein einziger Sohn geboren worden, hätten sich nicht von Zeit zu Zeit seine Augen mit einem tiefen Schmerz auf das Bett, wo der kleine Adolphe den letzten Seufzer ausgehaucht, geheftet.

Doch nach und nach nahm Alles im Hause wieder den gewöhnlichen Gang an, und der kleine Etienne stellte sich vor, sein Vater fange an zu vergessen, weil er selbst vergaß.

Im folgenden Jahre war das Gras auf dem Grade gewachsen. Und welches Auge, das eines Vaters und einer Mutter ausgenommen, weiß, was unter dem Grase eines Grabes ist?

Etienne war allerdings allein geblieben; doch mit der Einsamkeit war bei ihm der Geschmack für das Lesen gekommen. Während der langen Abende des Winters von 1821 auf 1822 blieb er zu Hause und las entweder die Romane mit blauen Decken, die Jeden von uns an die ersten Tage unserer Jugend erinnern, oder die Reiseerzählungen, die man hätte belustigend machen können mit der Hälfte des Talents, das man gebraucht hat, um sie langweilig zu machen; Diese Erzählungen von Fahrten nach den neuen Welttheilen gaben ihm den Gedanken ein, Seemann zu werden; da aber die erste Bedingung, welche die Natur für das Gewerbe eines Seemanns stellt, die ist, daß er das Meer ertragen kann, so beschloß man, Etienne sollte bei der ersten Fahrt sein, die sein Vater mit dem Wachschiffe machen würde.

Von dem Augenblick, wo das Wachschiff den Fluß verließ, bis zur Minute, wo es in denselben zurückkehrte, erbrach sich der zukünftige Seemann unablässig.

Der Vater, dem es ziemlich anstand, daß der kleine Etienne Seemann würde, hielt sich nicht für geschlagen in der Person seines Sohnes. Man machte einen zweiten Versuch, doch der zweite Versuch war noch unglücklicher, als der erste. Das erste Mal hatte sich das Kind nur bis zur Galle erbrochen; das zweite Mal erbrach es sich bis zum Blute.

Diesmal beschloß man, etwas Anderes zu suchen.

Doch es war schwierig, etwas Anderes zu finden.

Die Erzählungen des Vaters, so kurz sie waren, die Reiseberichte von Laharpe, so wenig anziehend sie sind, hatten in den Geist des Kindes einen wahren Beruf für die herumschweifende Lebensart infiltrirt.

Man schlug seinem Vater vor, ihn Soldat werden zu lassen.

Er schüttelte den Kopf.

Er war der Meinung, es sei erlaubt, Soldat zu werden, wenn Krieg stattfinde: der einzige Reiz des Soldatenlebens sei die Gefahr, getödtet zu werden; in Friedenszeiten aber sei der Soldatenstand seiner Ansicht nach der letzte der Stände.

Es gab einen Stand, der den Knaben noch viel mehr anlockte, als der des Seemanns oder des Soldaten: das war der Gauklerstand.

Ah! wir müssen es sagen. der ganze Ehrgeiz des kleinen Etienne mit vierzehn Jahren war, in einem rothen Rocke die Trommel vor dem Eingange einer Bude zu schlagen, oder im Innern auf dem Seile zu tanzen oder den großen Sprung zu machen.

Der Kunstreiterstand lockte ihn auch sehr an. Es war äußerst verführerisch, den Damen Küsse zusendend auf einem Pferde zu stehen, oder durch Papierreife zu springen, um jenseits derselben mit beiden Knieen auf den Sattel zu fallen.

Mehr als Alles dies aber hätte der Knabe gewünscht, Schauspieler auf einem wahren Theater zu werden. Nur schien ihm dieser Ehrgeiz zu den übermenschlichen Aspirationen zu gehören.

Bon diesen mächtigen Hinneigungen zur Zigeunerei wagte man es indessen nicht dem Vater etwas zu sagen.

Dabei hatte der Knabe eine Art von Laufbahn begonnen, gegen welche er durchaus keinen Widerwillen hegte, obgleich sie in seiner Schätzung nach der des Seiltänzers, des Kunstreiters ’oder des Schauspielers kam.

Er hatte in der Zeichenschule der Stadt zu zeichnen angefangen.

Der Gedanke, ihn in diese Schule zu geben, war dem Vater also gekommen:

In dem Jahre, das auf den Tod des kleinen Adolphe folgte, bewohnte man im Sommer eine Baracke am Ufer des Meeres. Der Douanelieutenant hatte eine ungeheure Tabacksdose, auf deren Deckel ein kleines Bild: der Grenadier von Waterloo angebracht war.

Alle Männer meines Alters erinnern sich von 1820 bis 1825 an allen Schaufenstern der Bilderhändler eine Lithographie gesehen zu haben, die einen Grenadier vorstellte, der seine Fahne auf seiner Brust hielt und, einen Säbel über ihm ausstreckend, einen am Kopf verwundeten Kameraden vertheidigte, welcher ihn mit beiden Armen umschlang.

Dies nannte man den Grenadier von Waterloo.

Der Lieutenant war so glücklich, auf seiner Tabacksdose eine Verjüngung von diesem Bilde zu besitzen.

Der kleine Etienne mühte sich dergestalt bald mit einem Bleistift, bald mit einer Feder ab, daß es ihm gelang, etwas zu machen, was einer Copie des Grenadiers von Waterloo glich.

»Man muß diesen Burschen in die Zeichenschule der Stadt schicken,« sagte der Lieutenant; »er hat die schönsten Anlagen.«

Und bei seiner Rückkehr nach der Rue des Carmes wurde dieser Rath vom Vater befolgt.

Doch trotz der Prophezeiung des Lieutenants, trotz des guten Willens von Seiten des Jünglings, machte dieser keine Fortschritte.

Er blieb ganze Stunden vor Nasen, Augen und Ohren, welche zehnmal größer, als in der Natur, und seine Nasen waren immer die buckeligsten, seine Ohren immer die ungestaltetsten, seine Augen die schielendsten der ganzen Classe.

Die Knaben arbeiteten am Abend, denn man durfte sie nicht den Geschäften entziehen, die sie am Tage trieben: sie saßen in zwei Reihen, beleuchtet durch zweiarmige Lampen, welche über ihrem Kopfe hingen. Ueberdies hatte Jeder ein mit einem Schirme bedecktes Licht, nach der Art derjenigen, welche die Orangenhändler auf dem Boulevard haben.

Nach einer halben Stunde, die sie dazu anwandten, daß sie ihr Papier mit Kreide schwärzten und mit Brodkrume wieder weiß machten, trat der Professor ein.

Der Professor hieß Herr Elouis.

Er trat mit einer würdevollen Miene, den Handleuchter in der Faust, die Brille auf der Nase, ein, blieb vor dem Pulte jedes Zöglings stehen und machte laut keine Betrachtungen.

Für den jungen Etienne aber, dessen Hände immer die schwärzesten waren, dessen Papier immer am fettesten aussah, hatte er nur drei Ausrufungen, immer dieselben und in der vom Schmerze zur Verzweiflung aufsteigenden Tonleiter gesetzt.

Ah! mein Herr! Ah! mein Herr!! ah! Mein Herr!!!«

Und er ging weiter.

Diese drei Ausrufungen ermuthigten den Knaben ganz und gar nicht.

Er blieb indessen bis zum Ende des Jahres in der Zeichenclasse.

Um seinen Tag nützlich zu verwenden und ihn eine Arbeit zu lehren, schickte man ihn zu einem Bildschnitzer.

Dieser Bildschnitzer machte hauptsächlich für die Tischler jene großen Schränke mit Tauben, welche die Bürger und die reichen Leute der Normandie ihren Kindern, wenn sie dieselben verheirathen, als Symbole der Zärtlichkeit und der Einigkeit geben.

Der Knabe griff ziemlich gut bei der Bildschnitzerei an.

In Folge hiervon, da es zwei Curse gab, einen für die Sculptur, einen für das Zeichnen, ließ man am Neujahr den kleinen Etienne vom Zeichnen zur Bildnerei übergehen.

Dieser Bildnercursus wurde von einem Italiener geleitet, einem Manne von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, der sehr schön und besonders voll artistischer Würde: er trug den Kopf hoch und schüttelte von Zeit zu Zeit herrliche Haare; in seinen ganzen Wesen war etwas Großartiges, Poetisches, wie bei Francois Arago im Mannesalter.

Er war zugleich Bildner, Zeichner, Architekt und Musiker und hieß Odelli.

Er war nach Caen gekommen, um eine Kapelle der Jungfrau geweiht bei der St. Peterskirche auszuführen. Als die Kapelle vollendet war, machte ihm der Municipalrath den Antrag, in Caen als Professor der Sculptur und Architektur der Stadt zu bleiben.

Er nahm dies an.

Herr Odelli leitete also den Bildnercursus parallel mit Herrn Elouis, der den Zeichencursus leitete.

Wir sagen parallel, weil die zwei Säle parallel waren.

Am l. October 1823 erschien also der kleine Etienne in der Classe von Herrn Odelli.

»Woher kommen Sie?« fragte ihn dieser.

»Von Hause, mein Herr,« antwortete Etienne.

Der Herr Odelli lächelte.

»Das meine ich nicht; ich frage, ob Sie schon studirt haben.«

»Ich habe acht Mal den Zeichenunterricht von Herrn Elouis mitgemacht.«

»Kommen Sie mit mir.« »

Der Italiener führte den Knaben in ein Cabinet, wo die Cartons von Modellen waren, gab ihm einen Stich, der ein Bruchstück von einem antiken Capitäl vorstellte, und fragte:

»Fühlen Sie sich fähig, dies zu machen?«

»Ja, mein Herr,« antwortete entschlossen der Knabe.

»So kommen Sie morgen und nehmen Sie hier einen Platz.«

Und der Professor bezeichnete dem Knaben einen Tisch und einen Stuhl.

Ohne Zweifel wollte er, daß sein neuer Zögling seine Arbeit in der Einsamkeit ausführe, damit er, wenn Niemand da wäre, um ihn mit dem Bleistifte oder einem Rathe zu unterstützen, besser den Werth seiner Composition beurtheilen könnte.

Am andern Tage kam der kleine Etienne vor der bestimmten Stunde; sobald er aber dem Bilde gegenüber saß und in den Kampf mit der Schwierigkeit trat, fühlte er den Schweiß zu seiner Stirne steigen: er war vollkommen unfähig.

Zum Glück war er allein.

Da er die Zeichnung nicht copiren konnte, so machte er einen Abdruck davon.

Kaum hatte er diese Arbeit vollendet und gewisse Theile daran zu schattiren angefangen, als er die Thüre öffnen und wieder schließen hörte.

Er wagte es nicht, den Kopf zu drehen.

Tritte näherten sich ihm.

Er verhielt sich still.

Eine Hand legte sich aus seine Schulter.

Er wartete.

»Das ist sehr gut, mein Freund,« sprach die Stimme von Herrn Odelli, »vortrefflich im Gefühle!« »Komm Sie, ich will Ihnen etwas Anderes geben.«

Der Knabe fing nun erst an zu athmen.

Herr Odelli beschäftigte sich von diesem Augenblicke an ganz besonders mit dem kleinen Etienne. Und trotz der häufigen Schwänzereien des Knaben, trotz seiner Besuche bei den Seilentänzern an der Ostermesse, wurde er für den ersten Preis bestimmt.

Die Austheilung der Zeichen- und Sculpturpreise ist eine große Feierlichkeit in einer Provinzstadt. Der Maire ist da, der Municipalrath ist da, die Musik ist da, die Trommeln sind da.

Der Vater war auch da.

Man rief den kleinen Etienne auf.

Er trat vor, dem Weinen nahe, so sehr ergriff diese Feierlichkeit sein ganzes Herz. Der Maire verkündigte seinen Namen und umarmte ihn; der Beifall erscholl; die Musik spielte Où peut-on être mieux; die Trommeln wirbelten.

Der Knabe ging, mit seinem Lorbeerzweige in einer Hand, mit seiner silbernen Medaille in der andern, nach Hause an der Seite seines Vaters; da rief dieser, sich besinnend, plötzlich:

»Gut! und ich habe Herrn Odelli nicht gedankt.«

»Ah! das ist wahr.«

»Gehe nach Hause und erwarte mich.«

Der Knabe zog seines Weges trag der Rue des Carmes und der Vater kehrte nach dem Stadthause zurück.

Es war da dem Vater ein schlimmer Gedanke gekommen.

Herr Odelli wußte ihm Dank für das Gefühl, doch er gestand ihm, nach seinem Gewissen habe der kleine Etienne den Preis nur bekommen, weil kein Stärkerer da gewesen sei; er fügte indessen bei:

»Ah! wenn der kleine Mensch arbeiten wollte. . .«

»Wie!« rief der Vater, »er arbeitet also nicht?«

»Er arbeitet, gewiß, bei Gott« . . . es muß wohl Jedermann arbeiten; doch er könnte mehr arbeiten.«

»Was macht er denn?«

»Ah! fragen Sie das die Reiter vom Circus oder die Seiltänzer vom großen Platze, für die er Costümzeichnungen macht.«

»Sehen Sie, der Bursche! Man hat mir das gesagt . . . Er soll es mir bezahlen!«

»Aber, mein Herr, heute . . .«

»Ah! es gibt kein heute. Zum Glück weiß ich, wo er zu finden ist . . . seien Sie unbesorgt.«

Und der Vater lief nach der Rue des Carmes.

Der Knabe war beschäftigt, seinen Lorbeerzweig zwischen dem Carabiner und den Pistolen seines Vaters durchzuschlingen.

Der Vater kam nach Hause und sah denjenigen, welchen er suchte, auf einem Gerüste hockend, das er sich aus dem Mahagonitische und einem Stuhle gemacht hatte.

Er nahm sein Lineal, das er hinter seinem Rücken verbarg, und näherte sich dem Tische.

Doch der Knabe hatte gesehen, was er gemacht, und zwar nicht ohne Bangigkeit.

»Vater.« sagte der Knabe, »siehst Du wo ich meinen Lorbeerkranz angebracht habe?«

»Seht gut. Steige herab.«

»Wozu?«

»Du wirft es erfahren, wenn Du auf dem Boden bist.«

»Aber, Vater . . .«

»Steige herab.«

»Aber, Vater . . .«

»Wirst Du herabsteigen!«

»Hier bin ich, Vater.«

Der Vater packte ihn beim Kragen seiner Jacke, schlug ihn mit dem Lineal auf die fleischigen Theile und rief:

»Ha! Kerlchen!«

»Aber, Vater, ich habe den großen Preis bekommen! . . . Aie!«

»Ha! Faulenzer!«

»Aber, Vater, ich habe den großen Preis bekommen . . . Aie! aie!«

»Ich will Dich Deine Zeit mit den Reitern verlieren lehren!«

»Aber, Vater, da ich den großen Preis bekommen habe . . . Aie! Aie! aie!«

In demselben Augenblick hörte man, als sollte sie diese Ausrufungen im Tenor begleiten, eine Trommel rasseln.

Dann rief eine Baßstimme:

» . . . Um die Ehre zu haben, Herrn Etienne zu begrüßen, der den ersten Sculpturpreis der Stadt Caen erhalten hat.

Rantamplan. – rantamplan, – rantamplan.

Der junge Belorbeerte vergaß nie dieses Ständchen und die seltsame Position, in der er sich befand, als es ihm gegeben wurde.

Er hegte indessen keinen Groll gegen Herrn Odelli.

Wie der Vater, wenn er eine Correction in der Art derjenigen, welche der Belorbeerte empfangen, ertheilte, bei jeder Erneuerung: »Es ist für Dein Wohl, für Dein Wohl, für Dein Wohl!« zu wiederholen pflegte, so hatte das Kind die Gewohnheit angenommen, dieselben Worte zu wiederholen; und es besaß ein solches Vertrauen zu der Correctiven Gerechtigkeit seines Vaters, daß es, wenn die Gevatterinnen zu ihm sagten: »Nun! Dein Vater hat Dich geschlagen, Etienne?« nur antwortete:

»Es ist für mein Wohl!«

Die Prügelsuppe trug ihre Früchte: der Knabe ging mit größerem Eifer zur Arbeit. Es kam die Ostermesse.

Sie kehrte alle Jahre wieder, und sie währte vierzehn Tage officiell und vierzehn weitere Tage geduldet.

Zum Unglück hatte der Vater den außerordentlichen Dienst.

Welch eine schöne Gelegenheit, um als Kunstreiter oder als Seiltänzer zu debutiren!

Der junge Mann fing mit der Equitation an.

Etienne erreichte eben das sechzehnte Jahr: er war schon groß wie Vater und Mutter, zu groß für die stehende Arbeit.

Man verwandte ihn beim Voltigiren.

Während er nun über ein Pferd zu springen versuchte, hing sich sein Fuß am Kreuze an, und er fiel auf der andern Seite auf den platten Bauch.

Dieser einzige Sturz genügte, um den jungen Reiter von der Equitation zu heilen, wie eine einzige Fahrt auf dem Wachschiffe genügt hatte, um den Seemann vom Meere zu curiren.

Er ging in die Bude nebenan.

Sie gehörte dem großen Gringalet von Rouen, das heißt, einer der Provinzcelebritäten jener Zeit.

Drei Tage hinter einander figurirte er in einer Pantomime als Brautdiener. Er beseitigte die Blumengewinde am Hause der Braut.

Alles dies brachte ihn ein wenig von der Sculpturschule ab.

»Was Teufels machen Sie denn mit Ihrer Zeit?« fragte Herr Odelli.

»Mein Herr,« erwiederte der Komödienlehrling, »mein Meister beschäftigt mich damit, daß er mich Arbeit ausfragen läßt.«

»Ah!«

Eines Tags wiederholte Herr Odelli zum zehnten Male dieselbe Frage, und zum zehnten als erhielt er dieselbe Antwort.

»Nun! Wohl!« sagte der Professor, der vielleicht etwas vermuthete und zu seinem Schmerz einen Zögling voller Anlagen sich von ihm entfernen sah; »nun wohl! das erste Mal. wo man Sie wieder Arbeit austragen heißt, lassen Sie mich doch diese Arbeit sehen, damit ich durch mich selbst beurtheile, was Sie machen, wenn ich nicht da bin, um Sie zu leiten.«

Es war nicht möglich, zurückzuweichen, überdies hatte die Messe ihr Ende erreicht, und Kunstreiter und Seiltänzer waren abgezogen.

Das erste Mal, da der junge Mann, – denn die Zeit schritt weiter und allmälig wurde der kleine Etienne zum jungen Manne, – das erste Mal, da der junge Mann ausging mit einem Schrankaufsatze zwei Tauben vorstellend, die sich in einem Myrtenkranze schnäbelten, brachte er diese Schnitzarbeit Herrn Odelli.

Herr Odelli schaute die zwei Tauben aufmerksam an und rief nach einem Augenblick:

»Das ist abscheulich!«

»Sie finden?« fragte der Schüler.

»Sie dürfen nicht einen Tag länger bei einem solchen Pfuscher bleiben.«

»Was soll ich dann thun.?«

»Sie müssen nicht mehr zu ihm gehen.«

»Der Vater will aber, daß ich zu ihm gehe.«

»So lassen Sie sich von Ihrem Meister vor die Thüre werfen.«

»Wirft mich mein Meister vor die Thüre, so wird mich mein Vater schlagen.«

»Lassen Sie sich schlagen.«

Diese Antwort dünkte dem jungen Manne heroisch; sie erinnerte ihn an das: Schlage aber höre! Des athenieusischen Feldherrn. Nur war es Themistokles selbst, den man schlug, und nicht sein Nebenmensch, was der Antwort etwas Großartigeres gab.

Der junge Mann dachte nichtsdestoweniger über das: Lassen Sie sich schlagen!nach.

Eines Tags erschien er bei seinem Meister, entschlossen, Allem Trotz zu bieten.

Es ist vielleicht wesentlich, zu sagen, was ihm am Tage vorher begegnet war, und was ihm den Muth gab, der väterlichen Ruthe zu trotzen.

Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers

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