Читать книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма - Страница 31

Zweiter Band
Dreizehntes Kapitel

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In seiner Eifersucht schickte Karl II, den schönen Churchill aus, um den Herzog von Monmouth, seinen natürlichen Sohn, zu bekämpfen, der in den Armeen Ludwigs XIV. stand,

Er kam nach England zurück, als Jakob II. den Thron bestieg. Dieser liebte ihn und machte ihn zum Pair des Königreichs und zum General. Von dieser plötzlichen Gunst ward natürlich viel gesprochen, denn noch hatte er keine Beweise geliefert, daß er sie verdiente. Der König verheirathete ihn außerdem mit der berühmten Sarah Jerminys, der Tochter des Chevaliers Richard Jerminys von Sandrige, die unter der Königin Anna in England mehr regierte, als ihr Mann.

Ich habe sie in ihrem Alter kennen gelernt, als sie eine kleine Reise nach Frankreich machte, wo man sie wie ein Ereigniß betrachtete. Sie hatte noch Ueberreste einer großen Schönheit bewahrt und zeigte einen scharfen Geist; dabei aber war sie zu stolz, zu hochfahrend, um einen angenehmen Eindruck auszuüben. Sie wollte ihre Herrschaft bis in das Schloß von Versailles ausdehnen, das sie nicht betrat, weil sie fürchtete, die Etikette würde ihre Würde beleidigen.

Sarah leitete den Herrn von Malborough, als ob er ein Kind von sechs Jahren wäre. Zur Zeit der englischen Revolution ließ sie ihn alle Arten Niederträchtigkeiten begehen; so bewirkte sie, daß er den König Jakob, seinen Wohlthäter, verließ; er mußte an diesen armen König einen Brief schreiben, der ein wahres Meisterstück von Dummheit und Anmaßung war. Wilhelm beeilte sich, Vortheil daraus zu ziehen, aber Milady Malborough, die ihn zu ihrem Sclaven zu machen glaubte nach Art der Königin Anna, war eben nicht erfreut, als sie sah, daß sie zu den einfachen Herzoginnen gezählt ward und daß man sie behandelte, als ob sie nie das väterliche Schloß verlassen habe.

Ich werde noch eine Abschweifung machen, und Gott weiß, daß ich die Gelegenheit dazu nie versäumt habe; die Philosophen, deren symmetrischer Geist nur stets nach geraden Linien sucht, haben mir dies stets zum Vorwurfe gemacht Aber diesmal werden sie mir die Abschweifung verzeihen, denn es handelt sich darum, eine Geschichte an das Tageslicht zu ziehen, die sehr dunkel geblieben ist. Außerdem ist es auch noch eins von den Dingen, die Niemand sagen wird, wie ich, denn ich allein stehe auf den Ruinen dieses bereits verfallenen Jahrhunderts, und dem, wenn der Anschein in Erfüllung geht, ein anderes, noch verfalleneres folgen muß.

Ich will von dem berühmten Liede sprechen:

Malborough zieht in den Krieg

Man weiß nicht, wer es gemacht hat, und Niemand wird es auch sagen können; man hat ihm zwanzig verschiedene Verfasser untergelegt, wie »den Herrn von la Palisse.« Nun, ich habe dieses Klagelied entstehen sehen, und werde sagen wo und wie.

Frau von Sevigné hatte ein Geschwisterkind, das zwar nicht Bussy war, aber ihm in jeder Beziehung gleich kam.

Dieser Cousin hieß Coulanges.

Die Leser der Frau von Sevigné kennen ihn recht wohl, ebenso auch seine Frau, die wegen ihres hübschen Gesichtes und ihrer geistigen Delicatesse berühmt war.

Beide wurden sehr alt. Der Mann führte von seiner Jugend an bis zu seinem Ende ein nomadisches und seltsames Leben, ein Leben, das ihm, aber auch nur ihm, anstand.

Er brachte einen Monat, nach Umständen mehr oder weniger, mit einem seiner Freunde zu, und er hatte deren viel, sowohl in Frankreich als in den übrigen Ländern der Erde. Da er stets fröhlich, gut und gefällig war, so suchte man ihn wie einen jungen Mann; er machte mittelmäßige Lieder mit unerschöpflicher Leichtigkeit, und richtete diese Lieder an alle Frauen, an alle siegreiche und besiegte Mächte.

Coulanges hatte nie einen eigenen Willen, er fügte sich zunächst den Ereignissen, dann seinen Freunden, und vorzüglich aber seiner Frau Sie lebten stets sehr gut mit einander, und dies erreichten sie dadurch, daß sie sich nie sahen. Von Zeit zu Zeit kehrte er zu ihr zurück, und dann unterwarf er sich dem Despotismus ihrer Gründe^ ohne sie zu bestreiten, oft sogar, ohne sie zu verstehen. Coulanges hatte im Parlamente als vortragender Rath debütirt, aber er verdarb sich diese Stellung durch eine Zerstreuung und durch einen Scherz,

Als er nämlich einmal In dem Prozesse eines gewissen Grapin plaidirte, der von seinem Gegner einen Sumpf zurückforderte, den er sich angemaßt hatte, verwirrte er sich in der Auseinandersetzung dergestalt, daß ihn Niemand mehr verstehen konnte. Er war zu geistreich, um sich Illusionen zu machen, deshalb brach er kurz mit den, Worten ab:

– Wahrhaftig, meine Herren, ich schwimme in Grapin's Sumpfe.

Es war vorbei, er plaidirte nicht mehr.

Mit Frau von Coulanges war es anders: sie blieb so jung, daß sie Andere überreden konnte, sie sei es wirklich. Sie hatte lange Zeit Geliebte und Galane, und war die geistreichste, liebenswürdigste und beißendste Frau von Paris. Als das Alter kam, als sie sah, daß es um sie her leer wurde, zog sie sich nach Saint-Gratien, nach dem großen Teiche von Enghien, zurück. Hier empfing sie die beste und gewählteste Gesellschaft; ihr Geist, ein wenig traurig über die entschwundene Jugend, ward indeß auf Augenblicke noch lebhaft, graziös und fröhlich, wie ehemals. Man citirte sie wie ein Orakel, wie ein Wunder. Als ich einst die Herzogin von Luynes besuchte, führte sie mich zu dieser berühmten Dame, daß ich sie kennen lernen sollte. Ich bin ihr deshalb zu großem Danke verpflichtet.

Sie lebte in bescheidener, aber reizender Zurückgezogenheit; sie gab sich für fromm aus und glaubte auch aufrichtig, es zu sein, weil sie unzählige Paternoster betete und die Kirche und ihren Pfarrer besuchte.

An dem Tage meines Besuche hatte es ein ungewöhnlich guter Zufall gefügt, daß Herr von Coulanges sich in Saint-Gratien befand. Außerdem waren noch einige andere mir bekannte Personen zugegen, wie z, B. die Frau Marschall von Villars, die Frau Herzogin von Nevers, der Herzog von Nevers, ihr Gemahl, und der Herzog von Antin. Ein dummer zudringlicher Mensch näherte sich der Frau Marschall und sagte hastig, indem er fast vor ihren Füßen niedersank:

– Madame, Sie werden sehr glücklich sein: der große Feind und Rival des Herrn Marschalls von Villars ist nicht mehr: der Herr von Malborough ist todt.

– Wie, riefen alle Anwesenden wie mit einer Stimme, Herr von Malborough ist todt?

– Man erzählte es diesen Morgen laut in den Straßen, als ich Paris verließ, fuhr der Lästige fort.

– Herr von Malborough ist todt! wiederholte Coulanges. Das ist ein großes Unglück für den König Wilhelm. Und was sagt die schöne Frau von Malborough dazu?

– Wahrhaftig, mein Herr, ich weiß Nichts! antwortete die Gefragte, die völlig außer Fassung gebracht war.

– Sie wird wahrscheinlich nicht mehr ihr ewiges Rosa-Kleid tragen, fuhr Frau von Coulanges fort. Und dieser Umstand zwingt sie, sich neue Kleidungsstücke zu schaffen, was sie anders wohl nicht gethan haben würde, weil sie so geizig ist.

– Madame, ich will ein Lied auf den Tod Malborough's machen; es ist dies meine Art, die Te Deum zu singen.

– In Ihrem Alter, mein Herr! antwortete die gute Dame, die keine Gelegenheit versäumte, um sich ihrem Gatten angenehm zu zeigen,

– Ich werde es immerhin versuchen, denn man wird ja nicht gehängt, wenn der Versuch mißlingt.

Er begann die erste Strophe, dann die zweite. Hierauf gab Jeder unter allgemeinem Lachen die Idee zu einer neuen Strophe. Die vier Zoffioiers sind von dem Herzoge von Antin, der den Geist und den beißenden Spott seiner Mutter besaß, der Frau von Montespan. So ward das Klagelied nach einer Weise des pont neuf beendet. Frau von Coulanges äußerte, man müsse eine neue, eigene Weise dazu erfinden.

– Das kann gleich geschehen! rief Herr von Revers. Haben wir dort nicht Apollo mit seiner Leier?

Er zeigte auf den kleinen Rameau, der an einem Fenster stand und an den Scheiben trommelte. Rameau's erste Versuche hatten bereits angekündigt, was er später werden sollte.

Man ging zu ihm und drängte ihn so lange, bis er sich endlich an das Clavier setzte und eine Melodie versuchte. Nach einigen Augenblicken hatte er die erfunden, welche die Runde durch die ganze Welt machte. Man war entzückt darüber und versprach sich, das Werk allgemein zu verbreiten. – Da kam, ich weiß nicht wer, Jemand an, und erklärte die Nachricht von dem Tode Malborough's nicht nur für eine Lüge, er kündigte auch noch eine Art Frieden zwischen uns und ihm an.

Man hielt das Besingen eines künftigen Verbündeten für eine Beleidigung seines Hofs, und nach einem gemeinschaftlichen Beschlüsse ward das Lied vergessen. Aber nicht Jeder hat es vergessen, denn einige Jahre später, als der Herzog wirklich gestorben war, erschien es wieder, und zwar anonym.

Coulanges und Rameau lieferten sicherlich an jenem Tage, ohne es zu ahnen, das berühmteste und unsterblichste ihrer Werke. Das Pikanteste bei der Sache ist, daß man es überhaupt eben so wenig vermuthete, als sie selbst.

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

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