Читать книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма - Страница 32

Zweiter Band
Vierzehntes Kapitel

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Malborough war bei seinen Lebzeiten der habgierigste, räuberischste und geizigste aller Helden; er scharrte zusammen, und wenn Ludwig XIV. ihn sehr theuer hätte erkaufen können, so würden wir die Niederlagen und beklagenswerthen Streiche nicht gehabt haben, die das Ende seiner Regierung bezeichnen.

Der Marschall von Villars behandelte ihn in dieser Beziehung mit großer Verachtung, und der Marschall von Richelieu sprach später in meiner Gegenwart bei der Marschallin von Luxembourg mit einer Art religiösen Diplomatie, die den Churchill stark vertheidigte.

– Aber, Herr Marschall, er hat nur das gehabt, was man ihm gegeben!

– Ah, mein Herr, Sie vergessen Alles, was er genommen hat!

Durchs folgende an den Diplomaten gerichteten Worte machte ich sie schweigen, weil mich die Unterredung langweilte!

– Warum streiten Sie darüber, mein Herr? Kennt sich der Herr Marschall nicht besser, als Sie?

Es hatte ein Jeder seinen Theil. Der Marschall antwortete nicht darauf. So geistreich und schlecht er auch war, bei einer so gut angebrachten Wahrheit blieb er verlegen. Er stellte sich, als ob er über das Wappen von Hannover lachte, aber ich weiß genau, daß er sich verletzt fühlte, und daß er den Parisern nie verzieh, die nicht ermangelten, darüber zu singen.

Kehren wir jetzt zu Milord Bolingbroke zurück.

Er lebte inmitten der Hofintriguen der Königin Anna, und Gott weiß, daß er dabei nicht fehlte. Die Herzogin von Malborough fing es ganz entgegengesetzt an, zu regieren und die Erwählten der Königin sowie ihre Vorliebe für ihren Bruder, den Prätendenten, zu beseitigen. Saint Jean aber neigte sich im Gegentheil den Torys zu: dies war ein ewiger Wechselkampf. Ich kann nicht Alles davon erzählen, es würden starke Bände, und zwar sehr langweilige daraus entstehen. Aber ich erinnere mich eines Zuges der Herzogin Malborough, von dem man in ganz Europa sprach.

Die Königin hatte ihr ihr reich mit Diamanten besetztes Portrait geschenkt; sie, die Diamanten zu verkaufen hatte, behielt trotzdem nicht das Bild, sie legte es bei einer Trödlerin nieder, wo es Jeder sehen konnte. Swift nannte deshalb die Herzogin mit einem Namen, der in der guten Gesellschaft wenig gebräuchlich ist, und da er von einem ehrwürdigen Doctor kommt, werde ich ihn nicht wiederholen.

Die Stunde der Ungnade schlug für Lord Bolingbroke, oder vielmehr für Saint-John, denn damals war er es noch nicht. Die Königin ernannte ihn zum Vicomte Bolingbroke, und machte ihn zum Pair von England. Aber dies war die erste Stufe zu seinem Falle. Die zweite war der Tod des Herzogs Hamilton, seines Freundes. Dieser Edelmann hatte ein Duell im Hyde-Park mit Lord Mohun, Letzterer ward getödtet. In dem Augenblicke, wo der Herzog sich aufrichtete, rannte ihm der Colonel Macarting, der Secundant seines Gegners, den Degen rücklings durch den Leib, und warf seinen Körper auf den des Lords Mohun. Man klagte den Herzog von Malborough dieses feigen Verbrechens an, und beschuldigte ihn außerdem, daß er den Grafen von Oxford habe heimtückisch ermorden wollen, so daß er England, wahrend diese Gerüchte umliefen, verlassen mußte, indem er den Pfeil zurückließ, der den armen Bolingbroke, welchen die in Ungnade gefallene Herzogin nicht leiden konnte, verderben sollte.

Vielleicht aber wäre er in Gunst geblieben, vorzüglich nachdem der Graf von Oxford in Ungnade gefallen war; aber die Königin Anna starb. Sie war eine vortreffliche Frau, vielleicht ein wenig schwach, aber im Allgemeinen gut und großmüthig. Wenige sagten, man habe sie vergiftet, Andere wieder, sie sei an dem zu häufigen Genüsse starker Getränke gestorben, die ihr Gemahl, der Prinz von Dänemark, habe bereiten lassen. Bolingbroke behauptete seinen Platz im Parlamente, und sprach nach dem Tode der Königin laut darüber, was die Wighs aufbrachte. Der Herzog von Sunderland, sein Freund, ließ ihm unter der Hand sagen, daß man ihn, wenn er nicht flöhe, in Anklagezustand versetzen wolle, um ihn auf das Schaffot zu bringen, und könne man dies nicht erreichen, so würde man ihn todtschlagen.

Bolingbroke gab nach. Er schiffte sich in Dover ein und nahm fünfhunderttausend Francs mit sich, den Rest seines Ungeheuern Vermögens ließ er zurück. Damit man ihn nicht anklagte, er bediene sich der Jacobiter-Complots, so hielt er sich in Paris nicht auf, sondern ging nach Saint-Clair in der Dauphiné, an die Ufer des Rhone. Dort forderte er die Rache seiner Feinde heraus, die indessen Mittel fanden, ihn zu erreichen. Man nahm ihm seinen Titel und sein Vermögen, um Beides auf seinen Vater zu übertragen, einen durchaus unbedeutenden Mann, der seine Kinder nicht liebte, und Alles für sich behielt.

Bolingbroke war auf seine fünfhunderttausend Francs beschränkt; er fand, daß dies eine magere Portion sei. Die Partei des Prätendenten begriff ihn sehr schnell, und eines schönen Morgens fand sich ein Emissär der Torys und des Fürsten in seiner Abgeschiedenheit bei ihm ein, der den Augenblick seines Zorns benützte, um ihn zu verführen. Er erinnerte ihn zugleich an die Plane der Königin Anna, seiner Wohlthäterin. Er sprach von allen seinen Empfindungen und Leidenschaften und übergab ihm einen Brief Jakobs III., der ihn aufforderte, ihn in Commerci aufzusuchen, um ihn mit seinen Rathschlägen zu unterstützen.

Saint-Jean zögerte lange.

Aber endlich entschloß er sich, seinem legitimen Souverain seine Dienste anzubieten. Dieser ernannte ihn zu seinem Minister, und schickte ihn nach Paris, um Ludwig XIV. um Hilfe anzugehen. Der König, der im Sterben lag, wollte Nichts davon wissen; dies änderte aber in der Sache Nichts.

Nach dem Tode des alten Monarchen wurden die Aussichten noch ungewisser; nichtsdestoweniger aber führte Jakob III., trotz der Rachschläge Bolingbroke's, eine lächerliche Landung in Schottland aus, welche zu Nichts diente, als seine Schwachheit darzuthun. Er schiffte sich fast auf der Stelle wieder ein.

Das Schönste bei der Sache war, daß man sich nun an Bolingbroke hielt, der versucht hatte, ihn daran zu hindern, und daß der Prätendent ihn aus seiner Nähe trieb, indem er ihn anklagte, das Fehlschlagen des Plans bewirkt zu haben. Saint-Jean unterwarf sich, ohne zu murren; er war nicht Jacobiter aus Ueberzeugung, und der Lord Stair, der Gesandte Georg's I. leitete die Rückkehr dieses gewandten Mannes zum Hofe seines Herrn mit großer Umsicht wieder ein.

Gerade um diese Zeit ward Malborough auf seinem Schlosse Blimheim vom Schlage getroffen, und er war ihm nun kein Hinderniß mehr, denn sein Körper lebte nur noch, seine Seele existirte nicht mehr.

Die Herzogin, weniger erschreckt vor dem Wittwenthume, als davor, die Frau eines gelähmten Dummkopfs zu bleiben, hatte zu dem Arzte die berühmten Worte gesagt:

– Retten Sie seinen Ruhm!.

Aber der Arzt war ein gewissenhafter Mann, und zog es vor, ihm das Leben zu retten, was der neuen Artemista nicht besonders gefiel. Sie mußte ihn demnach noch manches Jahr behalten. Vor der Krankheit sind Alle gleich: Die Helden werden Menschen und hören auf, Halbgötter zu sein. Wir andern Sterblichen müssen doch in Etwas entschädigt werden

Jene Zustände waren indessen schwierig; man stritt lange hin und her. Vielleicht hatte es' Bolingbroke eben nicht sehr eilig. Umgeben von allen Schöngeistern und hervorragenden Männern jener Zeit, führte er in Paris ein angenehmes Leben. Er lief allen hübschen Frauen nach, und da er wollüstig und leichtfertig war, liebte er sie Alle, und sie vergalten es ihm. Er gab ihnen, was er hatte, selbst das, was er nicht hatte Dies dauerte bis zu der Zeit, wo er, indem er ein Haus in der Vorstadt Saint-Germain suchte, die Marquise von Villette kennen lernte Sie wohnte in der Straße Saint-Dominique, dem Hotel von Luynes gegenüber. Wir sahen sie oft bei einer Tante, obwohl diese sie nicht liebte; sie fand sie sehr zerstreut. Die Herzogin war dergestalt fromm, daß sie uns fast gänzlich Alle entfernte, ausgenommen bei Gelegenheiten der Wohlanständigkeit.

Frau von Villette war ein Fräulein Deschamps von Marcilly, die Tochter des Gouverneurs der Koppelhunde. Sie hatte ihre Erziehung in Saint-Cyr mit der Herzogin von Caylus genossen, einer noch liebenswürdigen Frau, die ich recht gut gekannt habe, und von der ich später reden werde.

Diese beiden Mädchen hatten ein enges Freundschaftsband geschlossen, und eines Tags, als sich Beide im Sprechzimmer befanden, kam Herr von Villette, der Vater der Frau Caylus an. Er sah Fräulein von Marcilly; lange schon hatte er von seiner Wiederverheirathung gesprochen, er fand das Fräulein reizend, und konnte sich nicht erwehren, es zu äußern.

Das junge Fräulein von Villette antwortete unbesonnen:

– Nun, mein Herr, da Sie mir eine zweite Mutter geben wollen, so heirathen Sie meine gute Freundin.

Herr von Villette behielt diese Worte. Er war Chef eines Geschwaders und ein naher Verwandter der Frau von Maintenon. Es gab keine Familie, die sich durch seine Wahl nicht geehrt fühlte. Einige Wochen nachher erklärte die Familie dem Fräulein von Marcilly, daß sie Marquise von Villette werden solle.

– Ach, ich werde die Mutter meiner Freundin, welch ein Glück! antwortete das unerfahrene Kind.

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