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Einsames Meeting

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Wenn man ein AA-Meeting besucht, trifft man auf Menschen, die seit Jahren keinen Alkohol mehr getrunken haben, sich nun hinstellen und sagen: „Hallo, ich heiße Soundso und bin Alkoholiker.“ Warum bezeichnen sie sich nach Jahren der Abstinenz immer noch als Alkoholiker? Weil sie, wenn sie glauben würden, sie hätten den Alkoholismus besiegt, wieder trinken würden. Wenn jemand meint, er sei kein Alkoholiker mehr, darf er ja einen trinken, dann noch einen – und landet vielleicht wieder in der Gosse. Ein Mensch, der trocken bleiben will, muss bedenken, dass er sein restliches Leben lang Alkoholiker bleiben wird.

Es käme Tradern zugute, wenn sie ihre eigene Selbsthilfe-Organisation hätten – ich würde sie als Anonyme Verlierer bezeichnen. Warum nicht Anonyme Trader? Weil ein drastischer Name die Aufmerksamkeit auf die selbstzerstörerischen Neigungen lenkt. Die Anonymen Alkoholiker nennen sich ja auch nicht Anonyme Trinker. Wenn man sich als Verlierer bezeichnet, konzentriert man sich auf die Vermeidung von Verlusten.

Einige Trader argumentieren gegen das ihrer Meinung nach „negative Denken“ in „Anonyme Verlierer“. Eine Rentnerin aus Texas – eine höchst erfolgreiche Traderin – hat ihre Methode beschrieben. Sie ist sehr gläubig, betet jeden Morgen und fährt dann in ein Büro, in dem sie aktiv tradet. Jedes Mal, wenn die Märkte beginnen, gegen sie zu laufen, begrenzt sie sehr schnell ihre Verluste, weil es Gott nicht gefallen würde, wenn sie sein Geld verlieren würde. Ich fand unsere Methoden sehr ähnlich. Das Ziel ist es, Verluste anhand einer objektiven, externen Regel zu begrenzen.

Innerhalb des unternehmerischen Risikos zu traden ist, wie ohne Alkohol zu leben. Ein Trader muss genauso eingestehen, dass er ein Verlierer ist, wie ein Trinker eingestehen muss, dass er Alkoholiker ist. Erst dann kann er seine Reise zur Genesung antreten.

Deshalb schlage ich vor, sich jeden Morgen vor dem Trading zu sagen: „Guten Morgen, ich heiße Soundso und bin ein Verlierer. Es steckt in mir, dass ich meinem Depot schweren finanziellen Schaden zufüge.“ Das ist wie bei einer AA-Sitzung – der Verstand bleibt auf die Grundprinzipien konzentriert. Selbst wenn man am heutigen Tag an den Märkten Tausende Dollar verdient hat, sagt man morgen früh: „Guten Morgen, ich heiße Soundso und bin ein Verlierer.“

Ein Freund von mir hat einmal scherzhaft gesagt: „Wenn ich mich morgens vor den Bildschirm setze, sage ich: ‚Ich heiße John und ich werde euch die Kehle aufschlitzen.‘“ Dieses Denken erzeugt Anspannung. Das Denken nach dem Motto der „Anonymen Verlierer“ erzeugt hingegen Klarheit. Ein Trader, der sich abgeklärt und entspannt fühlt, kann sich auf die Suche nach den besten und sichersten Trades konzentrieren. Wenn ein Nüchterner und ein Betrunkener um die Wette laufen, weiß man, wer mit höherer Wahrscheinlichkeit gewinnt. Gelegentlich mag auch ein Betrunkener gewinnen, aber derjenige, auf den man wetten sollte, ist der Nüchterne. Man will in diesem Rennen der Nüchterne sein.

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