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Verantwortung für das eigene Leben

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Wenn sich ein Affe an einem Baumstumpf schmerzhaft den Fuß stößt, bekommt er einen Wutanfall und tritt gegen das Stück Holz. Als Mensch lacht man den Affen aus, aber lacht man sich auch selbst aus, wenn man sich so benimmt wie er? Wenn der Markt fällt, während man eine Long-Position hält, kann man entweder den Verlusttrade aufstocken oder eine Kehrtwende vollziehen und in dem Versuch, den Verlust wieder hereinzuholen, short gehen. Das bedeutet, dass man emotional handelt, anstatt seinen Verstand einzusetzen. Worin unterscheidet sich ein Trader, der versucht, sich am Markt zu rächen, von einem Affen, der gegen einen Baumstumpf tritt? Wenn man aus Wut, Angst oder Begeisterung handelt, macht man seine Erfolgschancen zunichte. Anstatt seine Gefühle auszuleben muss man sein Verhalten analysieren.

Man wird wütend auf den Markt, man bekommt Angst vor dem Markt und kommt auf dämliche abergläubische Ideen. Der Markt jedoch durchläuft stetig seine Zyklen, nach oben und nach unten, wie ein Ozean, der Stürme und Flauten durchmacht. Mark Douglas schreibt in „Der disziplinierte Trader“, am Markt gebe es „keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende – nur das, was man in seinem eigenen Geist erschafft. Selten lernt jemand in seiner Jugend, in einer Arena zu operieren, die vollständige Freiheit des kreativen Ausdrucks gestattet, ohne dass eine äußere Struktur dies irgendwie einschränken würde.“

Wenn man versucht, dem Markt gut zuzureden oder ihn zu manipulieren, dann handelt man wie der Großkönig Xerxes, der seinen Soldaten befahl, das Meer auszupeitschen, weil es seine aus zahlreichen Schiffen bestehende Schwimmbrücke zerstört hatte. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie manipulativ sie sind, wie sehr sie feilschen und ihre Gefühle ausleben. Die meisten betrachten sich als Mittelpunkt des Universums und erwarten, dass jede Person oder Personengruppe ihnen gut oder böse gesinnt sei. Am Markt funktioniert das nicht, denn er ist vollkommen unpersönlich.

Leston Havens, Psychiater an der Harvard University, schreibt: „Kannibalismus und Sklavenhaltung sind wahrscheinlich die ältesten Manifestationen von Räuber-Beute-Verhalten und Unterwerfung. Zwar ist beides heutzutage geächtet, doch ihr Fortbestand in psychischer Form zeigt, dass es der Zivilisation sehr erfolgreich gelungen ist, vom Konkreten und Physischen zum Abstrakten und Psychologischen fortzuschreiten, obwohl sie den gleichen Zwecken verhaftet ist.“ Eltern drohen ihren Kindern, böse Buben schlagen sie und Lehrer versuchen, ihren Willen zu brechen. Da ist es kein Wunder, dass sich die meisten Menschen in jungen Jahren entweder in einen Kokon verkriechen oder zur Notwehr lernen, andere zu manipulieren. Unabhängiges Handeln kommt einem nicht natürlich vor – es ist aber die einzige Möglichkeit, am Markt erfolgreich zu sein.

Douglas warnt: „Wenn einem das Verhalten des Marktes rätselhaft vorkommt, dann liegt das daran, dass das eigene Verhalten rätselhaft und nicht beherrschbar ist. Man kann natürlich nicht ermitteln, was der Markt wahrscheinlich als Nächstes tun wird, wenn man nicht einmal weiß, was man selbst als Nächstes tun wird.“ Letztlich gilt: „Das Einzige, was man kontrollieren kann, ist man selbst. Es steht in der Macht eines Traders, entweder sich selbst Geld zu verschaffen oder sein Geld an andere Trader abzugeben.“ Und weiter: „Diejenigen Trader, denen es gelingt, konsequent Geld zu verdienen … gehen aus dem Blickwinkel einer geistigen Disziplin an das Trading heran.“

Jeder hat seine eigenen Dämonen, die er auf dem Weg zum erfolgreichen Trader austreiben muss. Es folgen nun Regeln, die bei mir funktionierten, als ich mich von einem blutigen Amateur zunächst zum unsteten Halbprofi und schließlich zum ruhigen, professionellen Trader entwickelte. Sie können die Aufzählung auf Ihre Persönlichkeit abstimmen.

1. Beschließen, dass man auf lange Sicht am Markt ist – dass man also auch noch in 20 Jahren Trader sein will.

2. So viel lernen, wie man kann. Lesen und auf Experten hören, aber bei allem eine gesunde Portion Skepsis walten lassen. Fragen stellen und den Experten nicht aufs Wort glauben.

3. Nicht gierig werden und sich nicht in das Trading stürzen – man muss sich Zeit zum Lernen nehmen. Die Märkte werden auch in späteren Monaten und Jahren noch da sein und weitere gute Chancen bieten.

4. Eine Methode für die Marktanalyse entwickeln – also „Wenn A passiert, dann passiert wahrscheinlich auch B“. Die Märkte haben viele Dimensionen – verwenden Sie zur Bestätigung von Trades mehrere Analysemethoden. Überprüfen Sie alles anhand historischer Daten und dann mit richtigem Geld an den Märkten. Die Märkte verändern sich ständig – man braucht unterschiedliche Werkzeuge für den Handel in Bullen- und Bärenmärkten, in Übergangsphasen sowie eine Methode, um den Unterschied zu erkennen (siehe die Kapitel über Technische Analyse).

5. Einen Plan für das Money-Management entwickeln. Das oberste Ziel muss das langfristige Überleben sein, das zweite Ziel stetiges Kapitalwachstum und das dritte hohe Gewinne. Die meisten Trader setzen das dritte Ziel an die erste Stelle und wissen gar nicht, dass es das erste und das zweite Ziel gibt (siehe Kapitel 9, „Risikomanagement“).

6. Sich der Tatsache bewusst sein, dass bei allen Handelssystemen der Trader das schwächste Glied in der Kette ist. Gehen Sie zu einem Meeting der Anonymen Alkoholiker, um zu lernen, Verluste zu vermeiden, oder entwickeln Sie eine eigene Methode für den Ausschluss impulsiver Trades.

7. Gewinner denken, fühlen und handeln anders als Verlierer. Man muss in sich selbst hineinschauen, seine Illusionen abstreifen und seine alten Daseins-, Denk- und Handlungsweisen ändern. Sich zu ändern ist schwer, aber wenn man professioneller Trader sein will, muss man daran arbeiten, sich zu ändern und seine Persönlichkeit zu entwickeln.

Um zum Erfolg zu gelangen, braucht man Antrieb, Wissen und Disziplin. Geld ist zwar wichtig, aber nicht so wichtig wie diese Qualitäten. Wenn Ihr Antrieb reicht, um dieses Buch durchzuarbeiten, werden Sie viel Wissen erwerben und dann werden wir gemeinsam den Kreis schließen, indem wir in den letzten Kapiteln noch einmal auf das Thema Disziplin zu sprechen kommen.

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1In meinem Geldbeutel steckt eine lebenslange kostenlose Freikarte für die New Yorker Pferderennbahn Belmont Park, die meinem inzwischen verstorbenen großartigen Freund Lou Taylor gehörte. Sie sieht aus wie ein Mitarbeiterausweis, aber unter „Position“ steht „Gewinner“. Er hat viele Handicap-Meisterschaften gewonnen und verdiente bis wenige Monate vor seinem Tod auf der Rennbahn Geld.

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