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Die Eröffnung von Universal City

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Am 15. März 1915 wurde Laemmles Filmstadt feierlich eröffnet. 20.000 Schaulustige waren seinem Aufruf gefolgt, hatten sich in Autos oder zu Pferd auf den staubigen Weg von Los Angeles über den Cahuenga Pass zum Tor von Universal City gemacht. Alle waren begierig darauf, einen ersten Blick hinter die Kulissen des Filmgeschäfts zu werfen.

Innerhalb von Universal City bot sich den Zuschauern und Ehrengästen ein beeindruckendes Spektakel, das man heute wohl wiederum als „typisch amerikanisch“ bezeichnen würde. Die Massen drängten sich entlang des eine Meile langen Laemmle Boulevards, der die Hauptstraße der Studioanlagen bildete, und der vom Eingangstor bis zur Back Ranch, dem hintersten Drehort von Universal City, führte. Gleich zu Beginn konnten die Zuschauer eine riesige Studiobühne bestaunen, an der mehrere Produktionsteams an ihren Sets standen und darauf warteten, dem Publikum zu zeigen, „wie Filme gemacht werden“. Daneben waren überall Schauspieler von Universal in ihren Kostümen als Cowboys, Indianer und Kavallerie-Offiziere zu sehen und boten eine bunte Mischung aus Stunts, Explosionen und vielen Überraschungen dar.

Wie in seinen Werbeanzeigen angekündigt wartete auf das Publikum ein absoluter Höhepunkt: Eine gewaltige Flut aus Millionen Litern Wasser sollte eine Naturkatastrophe darstellen, wie sie laut Laemmle in einem der nächsten Universal-Filme vorkommen sollte. Im trockenen und wasserarmen Kalifornien wäre niemand auf die Idee gekommen, so viel Wasser für einen Showeffekt zu verwenden. Auch konnte sich niemand vorstellen, ein ganzes Dorf nur für den Zweck errichten zu lassen, damit es durch Wassermassen zerstört würde. Genau das war es aber, was Laemmle zeigen wollte. Die Zuschauer sollten über die „Wunder, die es bei Universal zu sehen gab“ staunen.

Nachdem das Publikum Zeuge der Flut geworden war, konnte es zur nächsten Attraktion weiterziehen, wo ihnen Stunts und Schießereien aus Western geboten wurden. Neben verschiedenen Filmszenen hatte Universal aber noch Weiteres zu bieten: beispielsweise einen eigenen Zoo. Hier arbeiteten Tierpfleger und Dompteure mit Tieren, die in künftigen Filmproduktionen eine Rolle spielen sollten. Die Zuschauer bewunderten Elefanten, Kamele, Löwen, Tiger, Affen, Schlangen und viele andere mehr.

Carl Laemmle selbst lag aber ein anderer Ort der weitläufigen Anlage am meisten am Herzen: die sogenannten „Straßen der Welt“, die sich weit hinten bei der Back Ranch am Laemmle Boulevard befanden. Dahinter ersteckte sich ein ausgedehntes Areal mit mehreren Straßen. Jede der Straßen war unterschiedlich gestaltet und hatte jeweils landestypische Gebäude. Eine Straße stellte Paris dar, eine andere New York, wiederum eine andere London, so dass Laemmles Filme künftig in allen möglichen Metropolen der Welt spielen konnten, aber quasi vor der Haustüre gedreht wurden.

Nach den großen Feierlichkeiten kehrten die Angestellten von Universal City wieder in ihren Alltag zurück. Dabei zeigte sich, dass Laemmles Idee, das Studio wie eine Stadt zu planen und zu bauen, für die Produktion brillant war. Neben den neunzig Sets, den Straßen der Welt, der Ranch und dem Zoo hatte Laemmle ein Postamt – hauptsächlich für Fanpost – bauen, eine Feuerwache und ein kleines Krankenhaus einrichten lassen und ein Bus-System etabliert, mit dem die Angestellten fahren und auch Filmutensilien vom einen Set zum anderen transportiert werden konnten. Daneben gab es verschiedene Cafés und Restaurants, Geschäfte und Dienstleistungen, wie sie in jeder Stadt üblich sind. In den nachfolgenden Jahren fügte Laemmle seiner Stadt noch weitere Einrichtungen hinzu, die in der Stummfilmzeit noch nicht selbstverständlich für das Filmgeschäft waren: eine Mühle, ein Versorgungsgebäude, eine Energiegewinnungsanlage, Bürogebäude für die Verwaltung, das Setdesign, die Technik und eine Abteilung, die sich nur damit beschäftigte, Räume in historischen Filmen originalgetreu auszustatten. Da auch immer mehr Regisseure und Schauspieler für Universal arbeiteten, ließ Laemmle eine ganze Kolonie Privathäuser erbauen und nannte sie „The Bungalow Row“. Hinzu kam eine eigene Polizeiwache, die mit zehn Beamten besetzt war.

Letztlich ließ Laemmle eine Bibliothek für den privaten wie dienstlichen Gebrauch der Bewohner von Universal City errichten sowie mehrere Kinos, die zu Testvorführungen der Universal-Filme genutzt wurden. Die Hühnerfarm, die sich schon auf dem Land befand, als Laemmle das Areal kaufte, beließ er auch weiterhin dort – an der Seite seiner Studiowelt. Das trug ihm mehrere witzige Bemerkungen ein: Sollte es mit dem Filmgeschäft nicht klappen, wurde gespottet, hätte er ja immer noch die Hühnerfarm als Sicherheit, denn die Zukunft und der Erfolg von Universal war am Tag der Eröffnung noch nicht garantiert.

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