Читать книгу Der Drogenkoch - Alexander Golfidis - Страница 4
Harry
Оглавление»Los! klau es ihm!«, flüsterte Patrick, der sich ebenso wie Harry um das Schreibpult des Lehrers gedrängt hielt, während der Rest der Klasse herumalberte. »Jetzt merkt es niemand!«, hauchte er Harry anstachelnd ins Ohr. Sie hatten gerade Drogenaufklärung an ihrer Schule. Der Referent, ein Polizist des Drogendezernats, war mit einem Schüler ins Ertse-Hilfe-Zimmer unterwegs, da es dem Schüler beim Anblick einer Spritze schlecht geworden war. Der Koffer mit dem Anschauungsmaterial – eine Sammlung unterschiedlichster Drogen, Glaspfeifen, Bongs und anderer Rauchgeräte – und eben der Spritze – stand unbeaufsichtigt auf dem Lehrerpult.
Drogen waren verboten, das machte sie interessant. Sehr interessant. Zu interessant. Das Verbot verlieh ihnen geradezu eine magische Anziehungskraft.
Blitzschnell brach Harry mit dem Daumennagel ein kleines Stück von einem Haschischbrocken herunter und legte diesen wieder so zurück, dass die abgebrochene Seite nach unten zeigte. Nachdem der Drogenpolizist wieder ins Klassenzimmer zurückgekehrt war, fuhr er mit dem Unterricht fort – ohne zu bemerken, dass ein Stückchen von dem Haschisch fehlte. Er projizierte ein paar Bilder von Drogenopfern mit einem Tageslichtprojektor an die Wand. Während die Klasse das gruselige Foto eines Drogenabhängigen anstarrte, der mit einer Spritze im Arm tot in einer Bahnhofstoilette lag, betrachtete Harry stolz und mit klopfenden Herzen seine Errungenschaft. Unter dem Schultisch hielt er das heruntergebrochene Stück Haschisch in Händen und drehte es aufgeregt in seinen Fingern hin und her. Es war in der Größe eines Kiesels und von goldbrauner Farbe. Unterdessen er es in den Fingern hielt, wurde es weich und ließ sich kneten wie Plastilin, doch sobald er es in das Ablagefach legte, wurde es schnell wieder hart.
Harry, ein lebhafter, siebzehnjähriger, großgewachsener Junge, der gerade vor seinem Abschluss in der Wirtschaftsschule stand, war von durchschnittlicher Erscheinung, ein Junge wie jeder andere, nur die Nase stach etwas aus seinem Gesicht heraus. Sie war kräftig und mit einem dezenten Knick. Beinahe alle männlichen Nachkommen väterlicherseits hatten eine ähnliche Nase – das sei das Markenzeichen der Familie, hatte sein Vater einmal gesagt.
Harry interessierte sich schon länger für Drogen. Mit seinen Eltern konnte er nicht darüber reden. Sein Vater war ein uneinsichtiger Konsument legaler Drogen – Alkohol und Tabak – den die Behörde, er war früher als Beamter tätig, irgendwann in Frührente komplimentiert hatte. Nun verbrachte er seine freie Zeit am Stammtisch seiner Lieblingsgaststätte »Zum sündigen Erpel«, außer samstags, wenn er seinen Mercedes aus der Garage holte und zur Waschanlage fuhr, wo er dann in der Tankstelle versumpfte. Nach Vaters Gewohnheiten hätte Harry die Uhr stellen können. Morgens um sieben Uhr saß er am Küchentisch und las Zeitung, pünktlich gegen zehn Uhr wechselte er vor den Fernseher, wo er die Nachrichten ansah, und nach dem Mittagessen verließ er das Haus und machte sich auf dem Weg zu seinem Stammtisch. Gegen Abend war er wieder rechtzeitig zurück, wenn die Sportschau anfing. Ausnahmen gab es nur, wenn im »Zum sündigen Erpel«, die Liveübertragung eines Fußballspiels stattfand und der Vater erst spät nachts nach Hause wankte.
Harrys Mutter hatte einen Wäsche- und Putz-Tick und verbrachte ihr Leben mit Reinemachen, Bügeln und Wäscheaufhängen. Ihre einzige Sorge galt, dass Harry sauber und ordentlich angezogen zur Schule ging. Deshalb kontrollierte sie morgens, bevor er das Haus verließ, seine Kleidung, zupfte ihm das T-Shirt zurecht oder ließ ihn umdrehen und sich frische Sachen anziehen, wenn sie fand, dass die Jeans oder das T-Shirt zu verwaschen aussahen.
Harry hatte das Thema mit den Drogen ein paar Mal angesprochen, aber nur immer unzureichende Antworten erhalten. »Das macht man nicht«, hatten sie erwidert, »das ist doch verboten!« Mehr wussten die Eltern nicht darüber zu sagen. Sie vertraten die Ansicht, dass wenn etwas verboten sei, es auch seine Berechtigung habe. Und nachdem es einmal Streit über das Thema gegeben hatte, da Harry die Meinung vertrat, Alkohol und Tabak seien genauso gefährlich wie verbotene Drogen – hatten sie empört reagiert. Der Vater hatte entrüstet entgegnet, das sei wohl etwas anderes, und nun waren sie nicht mehr bereit, mit ihm darüber zu diskutieren.
Doch Harry hatte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gegeben.
Und dass alle Leute immer nur legale Drogen guthießen, obwohl an diesen noch viel mehr zugrunde gingen, als an den verbotenen Drogen, fand er ein wenig sonderbar.
Überhaupt ging es in Harrys Welt sehr eigentümlich zu: Alkohol und Tabak wurden allerorts konsumiert. Der Konsum war nicht nur gesellschaftlich toleriert, sondern gehörte oft zum guten Ton. Es durfte sogar dafür geworben werden. Beinahe in jeder Illustrierten fanden sich Anzeigen für Alkohol und Tabak. Auch während Fernsehsendungen wurde zwischendurch Werbung für die legalen Drogen eingeblendet. Genauso lockten sie von Plakatwänden, Hausfassaden und Litfaßsäulen. Und in allen Kiosken, Lebensmittelmärkten und Gaststätten waren Alkohol und Tabak erhältlich. Aus dem gesellschaftlichen Leben waren Alkohol und Tabak nicht wegzudenken.
Verbotene Drogen hingegen erfuhren eine gesellschaftliche Ächtung. Konsumenten wurden als Kriminelle angesehen. Und Händler fast mit Mördern gleichgesetzt. Fand in den Medien eine Berichterstattung über verbotene Drogen statt, waren die Berichte durchgängig negativ gefärbt. Dauerkonsumenten der verbotenen Drogen galten als bemitleidenswerte Kreaturen der niedersten Kategorie. Es wurde ihnen ein schlechter Charakter nachgesagt und gemeinhin war man der Ansicht, dass sie für die Drogen ihre Großmutter verkaufen würden. Sie galten auch als Diebe, obwohl es sich nur um einen verschwindend geringen Teil von ihnen handelte, die sich den Drogenkonsum mit Diebstahl finanzierten. Und es wohl damit zusammenhing, dass die Preise der verbotenen Drogen, infolge des Verbots, nach oben geklettert waren und manche inzwischen so teuer gehandelt wurden wie Gold.
Die Allgemeinheit vertat die Ansicht, dass die die der Versuchung nicht widerstehen konnten und damit anfingen verbotene Drogen zu nehmen, in einen Strudel gezogen würden, der sie in kürzester Zeit zugrunde richtete, und infolge dessen sie als erstes ihren Besitz, dann den Charakter, und nicht selten den Verstand einbüßten. Bis sie schließlich in der Gosse landeten, wo sie dann ein Schicksal als Drogenopfer ereilte und sie tot, mit einer Spritze im Arm, in der Bahnhofstoilette gefunden wurden.
Doch für Harry war das war nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich hatte Harry zwar schon von solchen Fällen gehört. Aber auf der anderen Seite gab es unter den Konsumenten der verbotenen Drogen die coolsten Typen. Oft handelte es sich um Revoluzzer, Musiker, Künstler, Schriftsteller und Schauspieler, die ein aufregendes Leben führten und der bürgerlichen Welt den Stinkefinger zeigten. Einige von ihnen klebten abgelichtet auf Postern in seinem Jugendzimmer an den Wänden.
Auf dem Nachhauseweg gingen Helge und Matje neben Harry. Ein paar Schritte hinter ihnen folgte Patrick, er hatte den beiden zuvor gesteckt, das sich Harry im Unterricht etwas von dem Anschauungsmaterial des Drogenpolizisten geklaut habe, und jetzt brannten sie vor Neugier, ob es stimmte. »Du hast dir wirklich etwas von dem Haschischbrocken heruntergebrochen?«, fragte Matje ungläubig, der dachte, Patrick habe ihn auf den Arm genommen. Nicht ohne ein wenig Stolz hielt Harry den beiden den Brocken Shit entgegen. Ein anerkennendes Raunen entkam ihren Mündern. »Man muss es in Papier drehen«, meinte Helge. Darauf griff sich Patrick das Stückchen und maß es in den Fingern.
»Das reicht wohl nicht für alle!«, sagte er.
»Woher willst du das wissen?«
»Ich habe das bei meinem Bruder gesehen.«
»Dein Bruder raucht so ein Zeug?«
»Ja, schon länger. Aber behaltet das bloß für euch! Sonst kann ich mich auf was gefasst machen!«
»Jaja, schon gut. Hast du etwa auch schon geraucht?«
»Nein. Er hat mich nicht gelassen und meinte, ich sei zu jung dafür.
»Er ist doch selbst kaum zwei Jahre älter als du.«
»Ja schon. Auf alle Fälle habe ich schon oft dabei zugesehen. Und einmal hatte er zu wenig, da sagte er, dass er die Pur-Pfeife nehmen müsse.«
»Und dein Bruder hat so eine Pfeife?«
Patrick nickte.
Kurz darauf saßen alle in Patricks Zimmer. »Ich hab sie gefunden!«, zeigte Patrick das Rauchgerät, das er soeben heimlich aus dem Zimmer seines Bruders entliehen hatte. Es handelte sich um eine etwa zehn Zentimeter lange schwarze Holzpfeife, mit einem Eincentstück großen Pfeifenkopf.
»Ich suche uns mal gute Musik raus«, sagte Matje und wühlte sich bereits durch Patricks CD-Stapel. »Er hat Space Oddity«, rief Matje begeistert und öffnete die CD-Hülle. »Das passt doch hervorragend!«
»Lass mich mal versuchen!«, sagte Patrick und ließ sich den Brocken Haschisch von Harry geben. Mit seinem Daumennagel brach er ein Mini-Stückchen davon herunter und legte es in die Pfeifenöffnung. Matje schob die CD in die Anlage und stellte den Lautstärkenregler auf etwas über Zimmerlautstärke.
Indessen führte Patrick die Pfeife zum Mund und hielt ein Feuerzeug an die Öffnung. Die anderen verfolgten jede Veränderung seiner Mimik, als er mit einem tiefen Zug, wie ein Blasebalg, den Rauch in seine Lungen sog und solange unten behielt, bis ihm die Augäpfel aus dem Kopf zu springen drohten; während der Shit weiß aufglimmte und ein Häufchen Asche übrigblieb. Als er den Rauch nicht mehr halten konnte, stieß er eine gewaltige Rauchwolke aus und ließ sich, ein wenig weiß um die Nase geworden, in den Sessel sinken.
»Alles in Ordnung mir dir?«, fragte Harry besorgt.
»Ich – ich glaube schon«, erwiderte Patrick mit leicht zitternden Lippen und fügte schließlich ein paar Sekunden darauf hinzu, »mir geht es gut!«
Als noch etwas Zeit vergangen war, beugte er sich aus dem Sessel zum Tisch, wo er die Pfeife über dem Aschenbecher ausklopfte. Kurz darauf füllte er sie erneut und reichte sie mit einem Grinsen, das ihm inzwischen nicht mehr aus dem Gesicht wich, an Matje weiter, der ebenfalls das Feuerzeug daran hielt und den Rauch inhalierte. Auch Matje hatte hinterher seltsam nach oben verzerrte Mundwinkel.
Als nächstes kam Helge dran, der kurz darauf dasselbe Grinsen im Gesicht hatte.
Ganz zum Schluss gelangte die Pfeife zu Harry, er musste husten, als er zog, der Rauch hatte ihn im Hals gekratzt.
Nach ein paar weiteren Runden hatte bei allen die Wirkung eingesetzt. Patrick hatte sich so tief in seinen Sessel vergraben, dass seine Nase kaum noch über die Knie ragte. Matje lag auf dem Sofa und schob sich Chips in den Mund. Während es sich Harry und Helge, mit je ein paar Kissen, auf dem Teppichboden bequem gemacht hatten. Die vier waren total high und lauschten fasziniert der Musik, die Matje zuvor aufgelegt hatte. Jetzt lief Ashes to Ashes.
Da begann Patrick plötzlich zu lachen.
»Har-Har-Har … Wenn das der Drogenpolizist wüsste … Har-Har-Har ... Harry hat einem Bullen ein Stück Shit geklaut ... Har-Har-Har!«, grölte er und hielt sich den Bauch. Es war ein ansteckendes Lachen. Patrick lachte so heftig, dass er vom Sessel auf den Boden fiel. Matje, der das komisch fand, fing daraufhin zu lachen an. »Hir-Hir-Hir ... «, gackerte er.
Jetzt ließ sich Helge anstecken. »Hor-Hor-Hor … Hor-Hor-Hor!«, kam ein schnorchelndes Geräusch aus Helges Mund.
Und bald wurden alle von Lachsalven geschüttelt. »Har-Har-Har … Har-Har-Har!«, schüttelte sich Harry während er sich vor lauter Lachen am Boden krümmte.
Am nächsten Tag hatte Harry einen Muskelkater in der Magengegend, weil sie so gelacht hatten. In Harrys Denken war die Erinnerung an den Tag zuvor, das tollste Erlebnis, das er seit Langem gehabt hatte. In sein eintöniges und tristes Leben war etwas Neues gekommen. Es gab verdammt gute Abenteuer und eines davon hatte soeben mit einer verbotenen Droge begonnen.
Jetzt trafen sich die Freunde immer öfter bei Patrick und bald darauf hatten sie auch Richie, Patricks älteren Bruder kennengelernt. Richie war ein lockerer Typ, der keiner geregelten Arbeit nachging und seine Zeit mit Chillen, Party feiern oder nächtelangem Dauerzocken am Computer verbrachte.
Dass sie ihn anziehend fanden, lag nicht nur daran, dass er knapp zwei Jahre älter war, sondern bei ihm waren auch ständig interessante Leute zu Besuch und zumeist auch hübsche Mädchen, was ein weiterer Grund war, ihn regelmäßig zu besuchen. Nun wechselten sie meist, wenn sie bei Patrick waren, nach kurzer Zeit in Richies Zimmer und saßen dann mit ihm und seinen Freunden zusammen. In Richies Zimmer wurde es nie langweilig, irgendwer hatte immer etwas zum Kiffen dabei.
Mal brachte der eine von Richies Freunden etwas mit, mal der andere. Und wenn es mal wirklich nichts gab, legten alle zusammen und fuhren gemeinsam in die Stadt, wo fast immer jemand die entsprechenden Leute kannte.
Nicht nur das Kiffen fanden Harry und seine Freunde toll, sondern auch das ganze Drumherum wirkte wie ein Magnet auf sie: das Verbotene, die konspirativen Treffen, Fahrten in die Stadt und der schon fast rituelle Konsum – all das hatte sie in kürzester Zeit in den Bann gezogen. Und sie wurden auch neugierig auf andere Drogen.
Einmal hatten sie sogar L-S-D genommen und waren dann zwei Stunden an einer Kreuzung im Kreis gelaufen, da sie so fasziniert von den grünen Ampelmännchen waren. Am Schluss hatten sie von Lachsalven geschüttelt auf einem Grünstreifen gelegen. Patrick wollte gesehen haben, wie das grüne Ampelmännchen mit dem roten Ampelmännchen Hand in Hand ging.
Es war eine neue Welt, die sich vor ihnen aufgetan hatte. Die Welt der verbotenen Drogen. Sie lasen sogar Bücher darüber und liehen sie untereinander aus. Sie sahen Filme, die sich mit dem Thema befassten. Und das Hauptgesprächsthema waren zumeist die verbotenen Drogen. Es wurde unterschieden zwischen weichen und harten Drogen.
Die harten Drogen Heroin und Kokain galten als die teuersten, Heroin war sogar zwanzigmal wertvoller als Gold.
Eines Tages hatte Richie Besuch von einem seiner Dealer gehabt – dieser hatte ihm neuen Stoff verkauft. Aber nicht nur das, er hatte ihm auch – gewissermaßen zum Probieren – ein klein wenig Heroin dagelassen.
Für Richie war Heroin nichts Neues. Er hatte es schon ein paar Mal probiert. Obwohl, sobald er über seine Erfahrungen damit sprach, immer jeden davor warnte, dass die Droge gefährlich sei, doch ihm selbst schien das Heroin nichts anzuhaben. Vielleicht war auch das einer der Gründe warum Harry und seine Freunde so neugierig darauf waren.
»Ein bisschen kannst du uns doch geben?«, bettelten Patrick, Helge, Matje und Harry, die davon Wind bekommen hatten. »Es braucht nicht viel sein … einfach so zum probieren.«
»Mann, wisst ihr eigentlich, wie teuer Heroin ist?«, fragte Richie mit vorwurfvoller Stimme.
»Aber du hast es doch auch geschenkt bekommen«, wandte Patrick ein.
»Gib uns halt nur ein klein wenig, muss ja wirklich nicht viel sein«, bettelte Harry, der mitbekommen hatte, dass Richie kurz davor war nachzugeben. Es ging einfach darum, Bescheid zu wissen, um mitreden zu können. Schließlich gab Richie genervt klein bei. »Aber ich gebe euch nur ganz wenig. Jedem nur eine kleine Line!«, sagte er und öffnete widerwillig das Papierbriefchen, das ihm der Dealer als Probe überlassen hatte. Mithilfe eines Messers formte er vier mini Lines auf einem Taschenspiegel zurecht.
»Das sollte reichen«, sagte er, und rollte einen Geldschein zusammen. Der Geldschein ging reihum und die Freunde zogen sich einer nach dem anderen das bräunliche Pulver in die Nase. Dann warteten sie gespannt darauf, was passieren würde.
Die Wirkung des Heroins empfand Harry als atemberaubend: Ein warmes Gefühl strömte von der Körpermitte, sanft in alle Glieder, bis in die Fingerspitzen und zu den Fußsohlen hin – eine Zufriedenheit stellte sich ein, die er nur als Kind kannte. Gestern, heute und morgen verschwanden und wurden zu Einem. Es gab kein Wollen und kein Ablehnen mehr – nur noch ein tief empfundenes Wohlbefinden. Als ob ihn ein Hauch aus dem Paradies berührt hätte.
Einige Monate später hatten die Freunde den Abschluss in der Wirtschaftsschule bestanden. Harry war zwar gerade noch so durchgekommen, aber dennoch hatte auch er mit einer Durchschnittsnote von Vier den Abschluss in der Tasche.
Helge und Matje wollten nach einer kurzen Pause auf eine weiterführende Schule und später studieren. Patrick hatte einen Ausbildungsplatz als Medientechniker an Land gezogen. Während Harry noch nicht so recht wusste, was er werden wollte, und sich deswegen zu einem freiwilligen sozialen Jahr in einer gemeinnützigen Einrichtung entschieden hatte.
Doch bevor der Stress losging, waren erst einmal Ferien angesagt.
Die Freunde kamen auf die Idee, es in den letzten Ferientagen noch einmal so richtig krachen zu lassen. Sie wollten ein paar Urlaubstage in Amsterdam verbringen.
Amsterdam war »Sündenbabel«, »Schwulenmetropole« und »Drogenparadies«, von unzähligen Rucksacktouristen, Globetrottern und Abenteurern – ein funktionierendes Modell einer toleranten und multikulturellen Gesellschaft und die liberalste, kosmopolitische Metropole Europas.