Читать книгу Der Drogenkoch - Alexander Golfidis - Страница 6

Die verbotenen Drogen

Оглавление

Die verbotenen Drogen waren in unterschiedliche Gruppen unterteilt. Es gab weiche, mittelharte und harte Drogen. Und zu jeder Gruppierung gab es dann wieder etliche, wenn nicht unzählige, Untergruppierungen:

Unter die erste Gruppe, der sogenannten weichen Drogen, fielen die Produkte der weiblichen Hanfpflanze, Cannabis (umgangssprachlich), Marihuana (Blüten) und Haschisch (Harz) die meist geraucht wurden. Sie wurden aus grünen Pflanzen hergestellt, die mehrzackige Blätter hatten.

Die Produkte der weiblichen Hanfpflanze bewirkten zumeist eine gehobene Stimmung sowie eine gesteigerte Kontaktfreudigkeit. An negativen Auswirkungen waren insbesondere Antriebslosigkeit und Gleichgültigkeit bekannt. In vereinzelten Fällen traten auch Psychosen auf. Zudem gab es bei Langzeiteinnahme die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit.

L-S-D, sogenannte Halluzinogene, bewirkten eine veränderte sowie intensivere Sinneswahrnehmung. Farben und Klänge konnten plastisch erlebt und empfunden werden bis hin zu Halluzinationen. In vereinzelten Fällen rief L-S-D Ängste und Depressionen hervor – einen so genannten »Horrortrip«.

Methamphetamin (umgangssprachlich Crystal-Meth), wurde den harten Drogen zugerechnet. Es bewirkte bei den Konsumenten eine erhöhte Aufmerksamkeit, vermindertes Schlafbedürfnis, Euphorie, gesteigertes Selbstbewusstsein, Rededrang sowie Unterdrückung von Hunger und Müdigkeit.

An Negativwirkung war bekannt: Depressionen, Erschöpfungszustände und Überhitzung. Es bildete sich schnell eine starke psychische Abhängigkeit.

Opiate, Heroin, Morphin, Fentanyl und Opium wurden ebenfalls den harten Drogen zugerechnet, sie bewirkten eine euphorisierende Wirkung, überwältigendes Zufriedenheitsgefühl sowie Schmerzunempfindlichkeit, was ebenso auf alle Arten von seelischen Kümmernissen zutraf – daher barg diese Substanz ein immenses Abhängigkeitspotenzial.

Es stellte sich schnell eine psychische und körperliche Abhängigkeit ein – mit, sobald die Substanz abgesetzt wurde, geradezu verheerenden Entzugssymptomen: Ruhelosigkeit bis hin zu Todesangst, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Zittern, Muskelkrämpfe in Rücken und Gliedmaßen, schneller Puls und Bluthochdruck. Überdies galten Opiate als außerordentlich gefährlich, da sie bei Überdosierung schnell eine atemdepressive Wirkung hervorriefen – eine Verlangsamung der Atemfrequenz bis hin zum Atemstillstand – Tod durch den sogenannten Goldenen Schuss.

Kokain wurde ebenfalls zu den harten Drogen gerechnet. Hierbei handelte es sich um ein weißes Pulver, mit teils gelblich-, bräunlichen Farbnuancen. Das Kokain bewirkte eine starke Euphorie und ein gesteigertes Selbstbewusstsein, Rededrang sowie Unterdrückung von Hunger und Müdigkeit. Bereits in kleinen Dosen wirkte es ausgesprochen stark.

Risiken bei chronischen Konsum waren: Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, Depression, Misstrauen, Verzweiflung und manische Überaktivität, Impotenz, Abstumpfung der Gefühlswelt, Angst- und Wahnvorstellungen sowie Veränderung der Persönlichkeit. Es entwickelte sich schnell eine starke psychische Abhängigkeit.

Zudem gab es noch unzählige weitere harte Drogen (Substanzen), die allesamt verboten waren. Die Regierungen hatten alle psychoaktivwirkenden Substanzen, außer den erlaubten »legalen Drogen« zu illegalen Drogen erklärt und verboten. Der Hintergrund für diese Handlungsweise war zum Teil auch in der Tatsache begründet, dass die Pharmaunternehmen längst den Wert der verbotenen Substanzen erkannt hatten. Sie hatten mit Erfolg einige Hauptbestandteile aus den Drogen herausisoliert, patentiert und als Medizin auf den Markt gebracht. Diese Arzneien konnten nun – derart verändert – den Arzneimitteln zugerechnet und vermarktet werden. Nebenbei war es den Pharmaunternehmen auch gelungen aus chemischen Verbindungen (Synthese) legale Drogen herzustellen und als Arzneien auf den Markt zu bringen.

Ein Milliarden Geschäft, das alleine in Deutschland, mehrere Millionen Tablettenabhängige verursacht hatte.

* * *

Der Bus rollte in die Ceentral Station von Amsterdam. Patrick nahm seine Umhängetasche und sprang, nachdem der Fahrer den Türmechanismus betätigt hatte, als erster hinaus. Die anderen warfen sich ebenfalls das Gepäck über die Schultern und drängten an den Fahrgästen vorbei ins Freie. Ihr Gepäck bestand aus Kleidung und Waschutensilien für ein paar Tage.

»Folgt mir hinterher, ich weiß in welcher Richtung die Drogenszene liegt«, rief Patrick, der schon ganz versessen darauf war, die Drogenszene kennenzulernen. Von seinem Bruder hatte er sich den Weg genauestens beschreiben lassen. Zielstrebig lief er schnellen Schrittes voran, während die anderen Mühe hatten, sein Tempo mitzuhalten. Die Stadt war voll von Sehenswürdigkeiten und interessanten Leuten. Ein junges Mädchen kam ihnen entgegen, sie war hübsch, aber viel zu dünn. Harry bedachte sie mit einem Lächeln und sie lächelte zurück. Am liebsten wäre er spontan umgedreht und ihr hinterhergelaufen. »Habt ihr die gesehen?«, fragte er, während er ihr nachsah. »Die war voll nett.« Doch Patrick warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Das kannst du später haben«, meinte er, unterdessen er sein Tempo noch erhöhte und die Straße Richtung Zeedijk einschlug.

Der Zeedijk, ein lebensgefährliches, bedrohliches, verlottertes Pflaster, war der Treffpunkt der Drogenszene.

Es war zwar nur ein kleiner Teil der Drogenabhängigen, die sich ihren täglichen Nachschub an illegalen Drogen mit Handtaschenraub, Ladendiebstahl, Autoknacken und Fahrraddiebstahl sicherten und die Stadt bis in die Vororte unsicher machten. Doch genau das hatte Amsterdam, bis weit über die Grenzen Europas hinaus, bekannt und anrüchig gemacht. Und es hatte ein Umdenken in der Politik bewirkt.

Holland war das erste Land, das auf politischer Ebene eine Unterscheidung von weichen zu harten Drogen zog: Cannabisprodukte, deren Konsum bisher noch keine Todesopfer gefordert hatten, wurden nun als weiche Drogen bezeichnet. Man konnte sie jetzt legal in dafür bestimmten Cafés konsumieren. Sie wurden dort meist in Papier gedreht und geraucht. Diese Cafés waren überwiegend von Touristen aus den Anliegerstaaten frequentiert, da dort die weichen Drogen ausnahmslos verboten waren.

In Holland wurden weiche Drogen von harten abgegrenzt, auch Justiz und Polizei hielten das scharf auseinander. Zudem war im Krieg der Bürger Hollands gegen die illegalen Drogen nicht mehr der Abhängige der Feind. Er war nun jemand der versehrt werden sollte und Anspruch auf Resozialisierung hatte. Das Credo lautete: Aus jedem Abhängigen von illegalen Drogen kann wieder ein ganz normaler Bürger werden. Man muss ihn nur anständig behandeln und ihm helfen.

Harry und die Freunde erreichten den Zeedijk. Es herrschte ein geschäftiges Treiben und ein bunter Mischmasch aus Nationalitäten und Hautfarben. Plötzlich war ein Drogenhändler neben ihnen. »Haschisch, LSD, Kokain, Heroin … die besten Drogen von ganz Amsterdam«, pries er seine Ware mit einem breiten Lächeln an, welches eine ganze Reihe schwarzer, ruinöser Zähne sichtbar werden ließ. Helge war stehengeblieben, während ihn Patrick ärgerlich am Ärmel zog. »Willst du gelinkt werden?«, fauchte er Helge aufgebracht ins Ohr und schleifte ihn hinter sich her, während er den Drogenhändler barsch abwimmelte. »Wir brauchen nichts«, sagte er in einem ruppigen Tonfall. Inzwischen hatten sich noch weitere Händler an ihre Fersen geheftet. »Haschisch, Pilze, LSD … «, ertönte es nun von allen Seiten. Auch ein blasser, hellblonder Typ, mit tiefen Schatten unter den Augen und schlechtsitzender, schmutziger Kleidung hatte sich ihnen angeschlossen. Mit einem heftigen Redeschwall fiel er auf Patrick ein, der plötzlich umgestimmt schien. »Wartet schnell!« Patrick ließ seine Freunde an der Straße stehen und lief dem Fremden in ein Lokal hinterher. Ein paar Minuten später kam er wieder heraus. »Ich hoffe, es hat nicht zulange gedauert«, sagte er, sich entschuldigend, als er in die vorwurfsvollen Mienen seiner Freunde blickte. »Nun gehen wir in einen Coffeeshop und später zu Mam dee Kees und nehmen uns ein Zimmer … Übrigens, ich habe uns etwa ein Gramm Heroin gekauft. Er hat es mich kurz probieren lassen, deswegen hat es etwas gedauert – echt guter Stoff«, sagte Patrick und schien nun nicht mehr so getrieben wie zuvor.

Der Coffeeshop lag an der Reguliersgracht. Die Jungs konnten es fast nicht glauben: Hier standen auf der Getränkekarte ganz legal, die verschiedensten Haschisch und Grassorten, die es zu bestellen gab. Daneben boten sie auch Kaffee, Tee, Fruchtsäfte sowie Snacks und Naschereien an. Aus Lautsprechern, die in den Ecken hingen, drang Reggae-Musik und der Kellner, ein lässiger Jamaikaner mit Rasta-Frisur, schien immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Als der Rasta an ihren Tisch kam, bestellte Patrick fünf Gramm Roter Libanese, eine Haschischsorte die unter Kennern sehr geschätzt wurde. Dazu bestellte er noch eine Rolle mit Papier, Filter, Tabak und für jeden eine Limo. Nachdem die Bestellung an ihren Tisch gebracht wurde, legte sich Patrick mächtig ins Zeug, einen Joint zu bauen. In einer kleinen Schale mischte er Tabak mit Haschisch, riss anschließend mehrere Streifen von der Papierrolle herunter, klebte sie aneinander, gab das Tabak-Haschisch-Gemisch hinein, und fing an, begleitet von den erstaunten Blicken einiger anderer Gäste, eine riesige Tüte zu formen. Nachdem er sein Kunstwerk vollendet hatte, ließ er sich von Harry Feuer geben, um gleich darauf hinter einer gewaltigen Rauchwolke zu verschwinden. Als er wieder zum Vorschein kam, hielt er Harry den Joint entgegen.

Bald hatten alle das gleiche Grinsen auf den Lippen wie der Rasta und die Reggae-Musik schien in ihren Köpfen zu spielen. Benebelt und immerzu kichernd, verließen sie das Lokal und machten sich auf den Weg ins Hotel.

Mam dee Kees Hotel, in das sie Patrick führte, glich einer Bruchbude. Von der Fassade bröckelte der Putz herunter und die Fenster waren blind vor Schmutz, so dass ein Blick ins Innere verwehrt blieb. An der Rezeption drückte Patrick die Klingel und bald darauf hörten sie das Klackern von Pumps Absätzen auf dem Dielenboden herannahen.

Mam dee Kees, die Inhaberin, war fast so breit wie hoch. Sie hatte platinblond gefärbtes Haar und knallroten Lippenstift aufgetragen. Es folgte ein kurzer, dicker Hals und knapp darunter ragten aus ihrem Oberkörper Arme wie pralle, dicke Würste. Dazu trug sie ein buntes Kleid, das sie wie ein tapeziertes Fass aussehen ließ.

Doch Mam dee Kees war beliebt, ihre Pension war immer gut besucht. Mam dee Kees war trotz der vielen Schrullen ein herzlicher Mensch. Manch einer ihrer Gäste lebte schon Jahre unter ihrem Dach, ohne jemals einen Cent Miete bezahlt zu haben. Sie war Anlaufstelle für Notlagen jeder Art. Bei Touristen aus Deutschland schlug sie allerdings unverhohlen zu. Dennoch wurde das gerne akzeptiert, denn sie mischte sich nirgendwo ein und ließ die Gäste sich entfalten, wie sie es wünschten, solange nur die Miete zeitig einging und alles friedlich blieb.

Die Bewohner des Hotels, die sich vornehmlich aus Drogenkonsumenten, Huren, Strichern und sonstigen undurchsichtigen Leuten zusammensetzten, hielten sich überwiegend illegal in Holland auf und waren auf der ständigen Flucht vor den Behörden.

Wenn sich, wie so oft, die Polizei angekündigt hatte, warnte sie ihre Gäste rechtzeitig, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten. Und nachdem man ihr einmal monatelang das Telefon abgehört hatte, brachte sie den Telefonapparat kurzerhand aufs Polizeirevier; dabei bemerkte sie spitzzüngig, dass sich die Beamten doch nun beim Abhören leichter täten, wenn sie den Apparat direkt vor Ort hätten. Seitdem gab es in ihrem Etablissement kein Telefon.

Den Beinamen »Dee Kees« hatte sie von ihren Bewohnern wegen ihrer Sparsamkeit erhalten, sie drehte jedes Geldstück zweimal um. Früher war sie eine stadtbekannte Amsterdamer Hure, die sich zur Altersversorgung eine Pension erwirtschaftet hatte und nun ihren Unterhalt mit dem Vermieten von Zimmern verdiente. Wobei sie des Nachts hin und wieder noch immer treu gebliebene Stammkunden empfing.

Was durch ein lautes Stöhnen ihrerseits, das durch das alte Gemäuer drang, selten unbemerkt blieb.


Als Mam dee Kees die vier Freunde erblickte, fragte sie: »Wat kan ik helpen!« Patrick stotterte: »Ham se vielleicht ein Zimmer mit vier Betten?« - »Maakt ZWINZIG per Peerson en Nacht!« Patrick nickte. Mam dee Kees zog einen Schlüssel von einem rostigen Nagel, aus dem Schlüsselbrett hinter ihr und kam um den Tresen herum.

»Goede zorg te geven aan je Frienden, GEEN OVERDOSIS!«, meinte sie während sie wie eine tadelnde Mutter, Patrick unerwartet das Ohr langzog und ihm den Schlüssel in die Hand reichte.

Das Zimmer, welches die Freunde gemietet hatten, war ein kleiner düsterer Raum mit schmutzigen, teils schon abgelösten Tapeten, vier metallenen Bettgestellen mit Matratzen darauf, einem Tisch, einem Stuhl und einem türlosen Schrank. Auf einem der Betten lag ein Stapel frisch gewaschener Bettbezüge.

Patrick verriegelte die Tür, dann setzte er sich an den Tisch und zog das Briefchen mit dem Heroin heraus, das er an der Ceentral Station von dem blassen Blonden gekauft hatte.

Der Inhalt erinnerte an feinkörnigen braunen Zucker. Dann packte er einige Spritzen und einen Löffel aus seiner Umhängetasche.

»Du willst das Zeug spritzen?«, fragte Helge überrascht.

»Wenn du nicht willst, kannst du es auch sniefen, aber ich finde, das wäre Verschwendung«, erwiderte Patrick und hielt ein Feuerzeug unter den Löffel. »Wer es nicht selbst kann, dem kann ich’s gerne reinmachen«, bot er seine Hilfe an, während er einen Filter in den Löffel warf und die Spritze aufzog.

Harry wirkte wie vor den Kopf gestoßen.

»Wo hast du denn das gelernt?«, fragte er.

»Ein Freund von Richie hat’s mir gezeigt.«

»Aber das ist doch gefährlich?«

»Quatsch, wenn man es richtig macht, kann gar nichts passieren. Das haut sofort rein – ist echt der Hammer!«

»Ich nehme es mit der Nase«, meinte Matje, der es lieber etwas vorsichtiger anging. Auch den anderen war es unwohl bei dem Gedanken, eine Spritze zu verwenden, und nur Patrick setzte sich den Schuss in die Vene. Als Harry an die Reihe kam, nahm er den Geldschein und zog sich eine kleine Line in die Nase.

»Boah! Das knallt vielleicht!«, stöhnte Patrick, stand vom Stuhl auf und ließ sich aufs Bett fallen. Indessen hatte sich bei Harry das Pulver mit Speichel vermischt und begann ihm bitter die Kehle hinunterzulaufen. Augenblicke später erlebte er das selbe Gefühl, wie er es schon beim ersten Mal empfunden hatte, nur war es dieses Mal noch intensiver. Er setzte sich auf die Bettkante. Plötzlich war jeder Stress vergessen und er fühlte sich, als würde er auf einer warmen Wolke aus Watte schweben.

Stunden später war Patrick wieder aufgestanden und lief unternehmungslustig im Zimmer auf und ab. »Wir könnten die Stadt erkunden, was meint ihr? Außerdem müssen wir noch Helges Geburtstag von feiern – er ist heute achtzehn geworden«, forderte er die Freunde auf und warf sich bereits die Jacke über die Schulter. »Du hast Geburtstag?«, fragte Harry. Helge nickte verlegen. Er hatte es nicht an die große Glocke hängen wollen, darum hatte er es niemanden erzählt.

»Mann, da müssen wir eine Party feiern!«, kam es von allen einstimmig.

Als sie aus dem Haus traten, befanden sie sich wieder inmitten auf dem Zeedijk.

Noch immer herrschte buntes Treiben in den Straßen. Aber inzwischen war es dunkel geworden und die Drogenhändler schienen weniger aggressiv ihre Ware anzupreisen als zuvor. Nur vereinzelt wisperten im Vorübergehen besonders heruntergerissene Typen: »Hasch, Koks, Trips …«

Die Freunde liefen über den Zeedijk, wo es die harten Sachen gab, durch die Altstadt, bis nach China-Town, enge Gassen entlang und vorbei an herrlichen Grachten.

Grachten, so hießen die Wasserstraßen in Amsterdam, die die Stadt in mehreren Ringen durchzogen und von zahlreichen Brücken überspannt waren.

Sie gingen in Richtung Rotlicht Bezirk, der bei den Einheimischen »De Walletjes« oder »Herengracht« hieß, und wo die Prostituierten ihre Körper hinter Schaufensterscheiben anboten.

Inzwischen hatten die Jungs heimlich abgesprochen, dass sie Helge zum Geburtstag eine Prostituierte bezahlen wollten. Es sollte sein erstes Mal werden, Helge hatte bislang noch nie mit einem Mädchen geschlafen.

Zuerst gingen sie mit Helge in eine der Bars, die zuhauf entlang der Grachten angesiedelt waren. Dort tranken sie ein paar Biere – sie hofften, dass der Alkohol Helge ein wenig ausgelassener werden ließ. Als sie schließlich an der Herengracht ankamen, hatten alle schon einen leicht wankenden Gang.

»Dein Geburtstagsgeschenk findest du hier«, lallte Harry, während er sich hinter Helge stellte, ihm die Hand vor Augen hielt und ihn zu dem Schaufenster eines Sex-Salons lotste. Die Freunde bekamen einen Kicheranfall. Helge erschrak fürchterlich. »Das ist nicht euer Ernst?«, stammelte er entgeistert, als Harry seine Hand zurückgenommen hatte. Wie hypnotisiert starrte er in das Schaufenster. Dahinter räkelte sich eine dürftig bekleidete Dame auf einem Barhocker. Sie sah einer aufblasbaren Gummi-Maid nicht unähnlich und war lediglich mit halterlosen schwarzen Strümpfen und einem zu knappen Tanga bekleidet, bei dem ihr zu beiden Seiten der Schenkel die Schamhaare wie Grasbüschel herauslugten.

»Aber sicher ist das unser Ernst!«, strahlten Matje, Patrick und Harry. »Ihr seid wohl nicht ganz bei Trost! Mich mit so einer Schreckschraube verkuppeln zu wollen – niemals, da bleib ich lieber ... äh ... ihr wisst schon ...«, wandte Helge ein. »Macht nichts, dann gehen wir eben zur Nächsten.« Einige Schaufenster weiter blieb Helge wie gebannt stehen und auch die Freunde schienen wie vom Blitz gerührt. Ein wunderschönes Mädchen saß hinter dem Glas. Sie schien etwa im gleichen Alter wie sie selbst zu sein, mit schulterlangen, brünetten Haaren und einem Antlitz, ähnlich dem einer Prinzessin. Sie hatte mandelförmige Augen und Lippen, die Sehnsüchte auflodern ließen. In ihrem Blick lag etwas Forderndes wie auch ein unergründlicher Stolz. Den Jungs hatte es die Sprache verschlagen. Wortlos zog jeder von ihnen ein paar Scheine aus seiner Hose und drückte sie Helge in die Hand, dann bugsierten sie ihn zu Tür hinein.

Nachdem sie sich über eine Stunde die Beine in den Bauch gestanden hatten, und schon knobelten, wer hineingehen und nach Helge sehen sollte, kam er endlich wieder heraus. »Wie war’s?«, fielen sie von Neugier gepackt über ihn her. Doch Helge hatte nur ein verzücktes Lächeln auf seinen Lippen. Sie gingen mit ihm noch in einige Bars und tranken etliche Biere. Als sie sich schwankend und gegenseitig stützend wieder auf dem Rückweg zur Pension machten, bedrängten sie ihn von Neuem: »Jetzt erzähl halt mal!«

Helge schien noch immer entrückt, in einer fernen Welt zu sein. »Ich glaub, ich hab mich verliebt«, gab er mit einem verklärt wirkenden Gesichtsausdruck zur Antwort. »Verliebt? In ne Hure?«, amüsierte sich Patrick.

Helges Miene wurde ernst und er hob drohend die Faust.

»Samantha ist keine Hure und wer das nochmal behauptet, bekommt eins in die Fresse!«, gab er aufgebracht von sich.

Die Freunde verkniffen sich ein Lachen und betraten Mam dee Kees Pension.

Kaum hatten sich alle ihrer Kleidung entledigt und lagen in den Betten, hörten sie wie jemand die Treppe hinunterhastete. Kurz darauf klopfte es mehrmals an ihre Türe, dazu vernahmen sie ein leises Wimmern. Harry richtete sich auf und knipste die Nachttischlampe über dem Bett an. Es war zu hören wie jemand den Gang auf und ab lief und immer wieder an Türen klopfte. »Was ist da draußen los?«, flüsterte Patrick. Harry zuckte mit den Achseln, schlüpfte in die Jeans und ging zur Türe. Schon klopfte es erneut gegen ihre Türe. Er drehte den Schlüssel herum. Ein Mädchen mit einer schlampig gepackten Reisetasche, aus der Kleidungsstücke hingen, drängte ins Zimmer. Ein panischer Ausdruck lag in ihrem Gesicht. Es handelte sich um dasselbe Mädchen, das er am Vormittag am Busbahnhof gesehen hatte. »Bitte, bitte hilf mir!«, flehte sie, während sie sich hektisch von innen gegen die Türe warf und den Schlüssel herumdrehte. »Ich habe das Zimmer unterm Dach«, erklärte sie. »Dorthin kann ich aber gerade nicht zurück. Marokkaner-Toni sucht mich … Kann ich mich hier verstecken? … Er bringt mich glatt um, wenn er mich findet.«

»Wer ist Marokkaner-Toni?«, fragte Patrick perplex. Er war ebenfalls aufgestanden.

»Ein Zuhälter der übelsten Sorte«, antwortete das Mädchen. »Ach wäre ich nur nicht hergekommen«, stöhnte sie, »aber ich wollte mir schnell ein paar Anziehsachen holen. Doch als ich zuvor aus dem Fenster gesehen habe, konnte ich unten in der Straße einen Mann sehen ... Ich war mir nicht ganz sicher, aber Größe und Statur könnten stimmen. Vielleicht hat ihm Carla gesteckt, wo ich wohne. Ich habe so Angst, dass er hochkommt!«

Sie zitterte am ganzen Körper. Harry starrte entgeistert auf das Mädchen. Sie war ganz offensichtlich in großer Not. Er wusste nur nicht so recht, was er tun sollte.

Sie hatte verheulte Augen, ein blauer Fleck prangte ihr auf der Wange, ihr T-Shirt war zerrissen, und am Hals hatte sie Würgemale.

»Ich habe nichts dagegen, dass sie hierbleibt«, sagte Patrick. Helge und Matje nickten zustimmend mit den Köpfen.

Inzwischen waren über ihnen schwere Schritte zu vernehmen. »Das ist bei mir oben. Er muss mich vorher am Fenster gesehen haben«, flüsterte sie mit geweiteten Augen. Ihre Hand krallte sich panisch in Harrys Oberarm. »Bitte hilf!« Sie hörten wie Türen aufgerissen wurden.

Dann waren die Schritte auf der Treppe und schließlich vor ihrem Zimmer. Den Bruchteil einer Sekunde war es totenstill und man hätte eine Nadel zu Boden fallen hören. Schon flog die Türe mit einem lauten Knall auf und der Zuhälter, ein derber, in schwarzen Lederklamotten gekleideter, kräftig wirkender Südländer, stand mit geballten Fäusten im Türrahmen. Er hatte die Türe mit einem kraftvollen Fußtritt aus den Angeln getreten, dass entlang des Türstocks der Putz herausgefallen war. »Wo ist die kleine Nutte?«, schrie er rasend vor Wut und sah in das dunkle Zimmer. Er schaltete den Lichtschalter an. Alle lagen in ihren Betten und blickten ihm mit aufgerissenen Augen entgegen. Von dem Mädchen keine Spur. »Außer uns ist hier niemand!«, behauptete Harry mit fester Stimme. »Und wem gehört das hier?« Der Zuhälter hielt ein Bikini-Top in der Hand. »Es lag vor der Türe.« Sein Blick schweifte durchs Zimmer und blieb dann wie ein Fragezeichen an der Spitze eines hellblauen Turnschuhs hängen, der unter Harrys Bett heraussah.

Plötzlich tauchte Mam dee Kees wie ein mächtiger Berg, hinter ihm auf. »U fucking Pisser. Uit mijn Haus ... ik werde dir das Fell über de Ohren stellen!«, schrie sie und hob ihre kräftigen Arme, in denen sie einen Baseballschläger schwang. Und schon ging der Schläger auf den Rücken des Zuhälters nieder, der durch die Wucht des Schlages von den Beinen gerissen wurde und bäuchlings auf dem Boden landete. Ungläubig drehte er den Kopf herum und sah zu Mam dee Kees empor, die wie ein Gebirge über ihm stand und schon wieder ihre kräftigen Arme hob, und erneut ausholte.

Von Entsetzen gepackt kroch der Zuhälter wie ein Wiesel an ihren Beinen vorbei und stürzte panisch die Treppen hinab, während Mam dee Kees, den Schläger schwingend, wie eine Dampflokomotive hinter ihm her gerast kam, bis er aus der Tür war. Kurz darauf hörte man von unten aus der Gasse Marokkaner-Tonis überschlagende Stimme: »IK SCHICKE SIE SCHWIMMEN, MIT BETON-SCHUHEN, IN DER HERENGRACHT!«

Danach herrschte eisige Stille.

Das Mädchen kroch unter Harrys Bettdecke hervor.

Harry hatte sie, als Marokkaner-Toni ins Zimmer trat, schnell unter seiner Bettdecke versteckt. Ihre Tasche hatte er mit einem Tritt unter Patricks Bett befördert.

Sie zitterte am ganzen Leib. »Wie heißt du?«, fragte Harry. »Anja«, kam es weinerlich von dem Mädchen.

Nach einigen Minuten kam Mam dee Kees zurück, sie trug ein Tablett in beiden Händen, mit mehreren Tassen und einer dampfenden Kanne Tee darauf.

»Ich hatte gerade Tee aufgestellt, als ich den Krach hörte ...« Dann sah sie die Würgemale. »Mijn arme Meisje … mein armes Mädchen«, tröstete sie Anja und hielt dabei mütterlich ihre Hände in den ihren, dann gab sie ihr einen Schluck heißen Tee zu trinken. »Wat heb du mit Marokkaner-Toni zu maken?«

»Er hat mir ein paar Mal Stoff gegeben«, stotterte das Mädchen.

»Dat kann doch nicht alles sein?«, meinte Mam dee Kees und zog die Augenbrauen hoch. »Dat muss doch noch was anderes dahinter stecken, wenn er dir so an den Kragen will?«

»Ich konnte nicht mehr zahlen«, schluchzte das Mädchen laut auf und richtete den Blick beschämt zu Boden, … »er gab mir immer weiter und weiter, er sagte, wir würden uns schon einig werden ... Ich konnte ja nicht ahnen, dass er – das – damit meinte.«

Das Mädchen blieb mitten im Satz hängen, während ihre Lippen zu beben begannen und sie zu weinen anfing. »Ich sollte für ihn »anschaffen« gehen ... Er hat schon einen Freier bestellt ... Mit dem widerlichen Kerl sollte ich aufs Zimmer mitkommen ... « Jetzt heulte das Mädchen so, dass ihr die Tränen nur so herunterrannen und sie kein vollständiges Wort mehr herausbrachte.

»Oh mijn Mädel«, stöhnte Mam dee Kees. »Der Marokkaner-Toni dat is ne üble Pestilenz, wir müssen dich wieder auslösen, sonst kriegen wir den nimmer los … Ik kenne ne Rotlicht-Größe ... Morgen geh ik zu ihm, der soll Marokkaner-Toni solange in Schach halten, bis wir dat Geld haben.« Mam dee Kees erhob sich und strich Anja noch einmal tröstend über die Wange, dann sah sie sorgenvoll zu der eingetretenen Türe.

Patrik und Helge machten sich daran, sie wieder einzuhängen, was sie nach einiger Anstrengung tatsächlich auch schafften.

Mam dee Kees klopfte ihnen dankbar auf die Schulter.

»Ik geh jetzt zu Bett«, sagte sie erschöpft von der Aufregung. »Passt mir gut auf dat Mädel auf!«, warf sie den Jungs einen hoffnungsvollen, aber zugleich ermahnenden Blick entgegen, dann schob sie ihren überdimensionalen Körper, der so viel Herz hatte, nach draußen.

»Kann ich noch etwas bleiben?«, fragte Anja mit zaghafter Stimme. »Ich trau mich nicht in mein Zimmer zurück.«

»Natürlich!«, nickten die Freunde einstimmig. Und Harry, der gefallen an Anja gefunden hatte, war froh, ein wenig länger ihre Anwesenheit genießen zu dürfen.

Am nächsten Morgen lag Anja noch immer bei Harry im Bett. Harry lag schon eine ganze Zeit wach, doch er rührte sich nicht. Er genoss, dass Anja im Schlaf ihren zierlichen warmen Körper an ihn angeschmiegt hielt und auch ihren Arm über seine Schulter gelegt hatte. Harry hatte bislang schon einige Mädchen gehabt, aber nie sonderlich viel für sie empfunden. Doch nun zerriss es ihm fast das Herz, so viel Gefühl empfand er für das grazile Geschöpf, das mit ihm im Bett lag und das in solche Schwierigkeiten verstrickt war.

Harry zermarterte sich den Kopf, wie er es schaffen konnte Anja aus dem Schlamassel herauszubekommen.

Inzwischen war Patrick wach geworden. Er schlich sich aus dem Bett und setzte sich noch in Unterhosen gekleidet an den Tisch. Aus seiner Tasche kramte er die Spritzen und das Briefchen mit dem Heroin. Plötzlich war Anja aufgewacht. »Kannst du mir auch was geben?«, flüsterte sie zu Patrick hinüber und kroch über Harry hinweg, der sich schlafend stellte.

Oh weh, dachte Harry. Auf einmal machte er sich Sorgen – das mit den Spritzen gefiel ihm gar nicht. Die Drogenabhängigen in den Straßen von Amsterdam hatten alle ziemlich fertig ausgesehen und auch bei Patrick war ihm aufgefallen, dass dieser nur noch die Drogen im Kopf zu haben schien – so ungefährlich, wie Patrick behauptete, war Heroin wohl doch nicht.

Minuten später setzte sich Anja eine Spritze in den Arm. Harry sah es aus den Augenwinkeln. Sie wirkte darin sehr routiniert. Kaum hatte sie den Hit in der Vene, huschte sie wieder zurück ins Bett und schmiegte sich genauso zärtlich an ihn wie zuvor. Harry schmolz innerlich dahin.

Es würde schon alles gut werden. Er berührte ihre Schulter mit seiner Hand, sie legte die ihre auf die seine. Und dann geschah alles wie von selbst.

Sie drehten sich zu einander hin, einen Augenblick sahen sie sich verliebt in die Augen – dann fasste er Mut, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. Sein Herz pochte, nicht schnell, aber laut und kraftvoll. Sie erwiderte seinen Kuss und liebkoste seinen Nacken. Harrys Hände streichelten durch ihr Haar und er glitt zärtlich mit seiner Nasenspitze über ihre Wange. Sie öffnete ein wenig die Lippen und atmete tief ein und aus. Dann schlossen beide die Augen und küssten sich auf den Mund. Harry ging es durch und durch. Wie ein elektrisches Kribbeln floss es runter bis zu den Fußnägeln und hoch bis in die Haarspitzen, dass es ihm fast die Besinnung raubte. Jetzt hatte er sich Hals über Kopf verliebt.

Anja erzählte ihm, dass sie auch aus Deutschland stammte. Sie war sogar nahe seiner Stadt in Düsseldorf groß geworden. An ihrem siebzehnten Geburtstag war sie mit Drogen in Berührung gekommen. Und kurz darauf wurde sie mit mehreren Drogen in der Tasche, darunter auch ein Päckchen mit zwei Gramm Heroin, von der Polizei aufgegriffen, konnte jedoch entkommen und war in einer abenteuerlichen Flucht nach Holland gelangt. In Deutschland wartete nun das Gefängnis auf sie. Die Behörden in Deutschland hatten sogar zwei Auslieferungsanträge an Holland gestellt, doch diese waren jeweils von einem erfahrenen Rechtsanwalt vor Gericht abgeschmettert worden.

Fast den ganzen Tag verbrachten die beiden zusammen im Bett. Nur zum Frühstück ging Harry mit den anderen nach unten, während Anja im Zimmer blieb – bei ihr saß der Schock der nächtlichen Ereignisse noch tief.

Vereinzelt waren die Tische im Speisesaal belegt. In einer schummrigen Ecke saß ein dicklicher Mann, etwa um die vierzig, mit großer Sonnenbrille und im Nadelstreifenanzug. Er las eine Zeitung aus der Türkei.

Obwohl Mam dee Kees Hotel auf den ersten Blick wie eine heruntergekommene Herberge wirkte, duftete es im Speisesaal frisch und bekömmlich. An der Theke gab es neben Kaffee, Tee und Orangensaft, Brötchen mit wahlweise Marmelade, Honig, Käse oder Wurst. Daneben stand frische Milch und Müsli mit Früchten. Patrick schielte zu dem Mann im Nadelstreifenanzug hinüber. »Das ist wahrscheinlich ein Drogengroßhändler!«, flüsterte er ehrfurchtsvoll und nickte mit dem Kopf in dessen Richtung.

Nachdem Harry ein paar Schlucke getrunken hatte, nahm er sich einen Teller und ein Tablett, strich ein paar Brötchen, stellte noch eine randvoll gefüllte Tasse Kaffee dazu und ging nach oben zu Anja.

Zur Mittagszeit wollte Patrick zum Zeedijk hinunter, während Helge und Matje beabsichtigten einen weiteren Coffeeshop zu besuchen.

Am frühen Nachmittag trat Mam dee Kees mit einem leisen Klopfen ins Zimmer. Sie hatte Neuigkeiten. »Ik war bei der Rotlicht-Größe«, erzählte sie, unterdessen sie noch ganz außer Atem war. Keuchend nahm sie einen Stuhl und setzte sich mit besorgter Miene darauf. »Marokkaner-Toni will Zehntausend für dich – de Rotlicht-Größe hat mir gesteckt, dat erzählt wird, der Marokkaner-Toni habe schon zwei Mädels in der Herengracht baden geschickt.« Mam dee Kees tat einen tiefen Seufzer. »Oh mijn Mädel … Oh mijn Mädel … ik weiß nit wo det hingehen soll … ik hab bereits Zweitausend als Anzahlung gegeben, aber mehr hab ik nit … und nun fehlen noch Achttausend. Und der Marokkaner-Toni, die üble Pestilenz, will nicht lange warten – zehn Tage maximal, sonst will er dik in Beton gießen und in de Herengracht versenken – dat hat er der Rotlicht-Größe während mein Beisein am Telefon mitgeteilt.«

Als Mam dee Kees wieder gegangen war, ging es in Harrys Gedanken hin und her. »Achttausend … es kann doch nicht so schwer sein, Achttausend aufzustellen«, murmelte Harry, unterdessen er im Zimmer auf und ab lief. »Achttausend?«, griff Patrick das Wort auf, der gerade in der Tür erschien. »Achttausend, das macht ein Drogendealer mit dem Verkauf von Heroin in nur einer Woche«, erklärte er mit einer lässigen Geste, als läge das Geld auf der Straße und die Dealer müssten es nur noch aufsammeln. »Gibt’s doch nicht?«, gab Harry ungläubig zurück. »Du bist vielleicht naiv«, wunderte sich Patrick. »Durch das Verbot sind die Preise in Deutschland in die Höhe geklettert … Heroin ist zwar überall verboten, doch nirgends in Europa wird man dafür so hart bestraft wie in Deutschland. Darum kostet es in Deutschland zehnmal soviel wie in Holland!«

»Genauso ist es, aber dafür gibt’s auch zehn Mal soviel Knast!«, ergänzte Anja.

»Wenn ich richtig liege, hast du noch um die Achthundert«, äußerte Patrick. »Wenn wir zusammenlegen hätten wir über Tausend! Wir könnten uns Heroin kaufen, damit nach Deutschland fahren und es dort verkaufen ... In weniger als einer Woche wären wir zurück und hätten mehr Geld als genug, damit du Anja freikaufen kannst!«

»Du wärest bereit mir zu helfen?«, fragte Harry überrascht.

»Klar doch, ist Ehrensache! Außerdem wollte ich mir sowieso ein bisschen was mitnehmen«, gab Patrick zur Antwort.

»Hier im Haus wohnt eine Connection«, erzählte Anja. »Er ist ein Großdealer aus der Türkei.«

»Ich glaube, ich hab ihn vorher beim Frühstück gesehen« erinnerte sich Patrick. »Er war ganz in seine Zeitung vertieft.«

»Ein dicklicher Typ im Anzug und mit einer goldumrandeten Brille?«

Harry und Patrick bejahten.

»Er liest jeden Morgen die neuesten Nachrichten aus der Türkei… in den Nachbarstaaten herrscht Krieg und mit dem Drogengeld werden Waffen finanziert«, erwähnte Anja. »Ich könnte mit ihm einen Treffpunkt vereinbaren … er ist sehr, sehr vorsichtig und tätigt seine Geschäfte jedes Mal an einem anderen Ort. Sein Name ist Ali Abullaha Hasan Saeeed, es wird ihm nachgesagt er sei Mitglied der Türkei-Mafia. Er versorgt fast ganz Amsterdam mit Heroin. Normalerweise tätigt er seine Geschäfte nur mit Großhändlern, aber wenn jemand klein anfängt, gibt er ihm eine Chance. So hat er sich schon so manchen Kunden an Land gezogen – er ist sehr geschäftstüchtig!«

Harry fühlte Widerwillen in sich aufkommen. Seine innere Stimme verriet ihm, dass es nicht gut war, was er da vorhatte. Er hatte große Bedenken, dass es schiefgehen könnte. Trotzdem dachte er in seiner naiven Art, dass er vom moralischen Standpunkt aus gesehen, nicht mehr Schuld auf sich lud, wie der Wirt einer Stehkneipe, der an Alkoholiker hochprozentigen Alkohol ausschenkte. Doch was, wenn sie erwischt wurden? Was, wenn sie die Drogen nicht losbrachten oder in einen Hinterhalt gerieten?

Auf der anderen Seite sah er keine andere Möglichkeit, Anja aus der misslichen Lage zu befreien. Die Gedanken gingen ihm hin und her, wägten das Für und Wider ab – Achttausend waren kein Pappenstiel und unmöglich innerhalb der kurzen Frist auf legale Art und Weise zu beschaffen. Harry fasste einen Entschluss: Anja freizukaufen, galt als oberstes Gebot.

Kurz darauf verließ Anja das Zimmer und kam fünfzehn Minuten später mit triumphierender Miene zurück. »Es klappt!«, meinte sie zufrieden. Sie hatte für den folgenden Tag ein Treffen zwischen Harry, Patrick und Ali Abullaha Hasan Saeeed arrangiert. Es sollte gegen Abend in einer Spelunke unten am Hafen stattfinden.

Am Nachmittag verließen Harry und Anja das Hotel und gingen ein paar Straßen weiter zu einem Tätowierer, der in der Nähe des Zeedijk seinen Laden hatte. Sie waren auf die Idee gekommen sich tätowieren zu lassen. Als sie wenig später zurückkehrten, hatten beide an der Innenseite ihrer Arme einen tätowierten Stern – das Geheimzeichen all jener, die eine Schwäche für harte Drogen hatten. Und am Ringfinger hatten sie sich – als Zeichen ihrer Liebe – einen identischen Verlobungsring tätowieren lassen.

Spät nachts, als sie wieder im Bett lagen wirkte Anja bedrückt. »Ich hab ein schlechtes Gewissen, dass du für mich so ein Risiko eingehen willst«, gab sie kummervoll von sich. Harry hielt sie fest an sich gepresst. »Du brauchst dir nichts zu denken«, erwiderte er und war glücklich. Noch nie hatte er so eine starke Bindung zu einer Frau empfunden. »Du bist meine Göttin«, flüsterte er ihr ins Ohr und sie küssten sich. Ihre Körper glitten ineinander und er spürte, wie sein Herz dahinfloss. Heute, Morgen und Gestern verschwanden und das Paradies der Liebenden tat sich auf. Stunden später lagen sie noch immer eng umschlungen im Bett.

Am nächsten Morgen saßen die Freunde wiederholt beim Frühstück im Speisesaal. Anja blieb wie am Tag zuvor im Zimmer und wartete, dass ihr Harry das Frühstück hochbringen würde.

Die Tische waren abermals vereinzelt belegt. Und genau wie am Vortag saß in der Ecke Ali Abullaha Hasan Saeeed und las Zeitung. Doch diesmal hob er kurz den Kopf und sah interessiert zu ihnen herüber, dann schien er ihnen zuzunicken und sein Blick vertiefte sich erneut in die Zeitschrift.

Pünktlich um 22 Uhr befanden sich Harry und Patrick in einem Taxi auf dem Weg zum Hafen. Die Verabredung sollte im »De Vijf Flesjes« stattfinden. Als das Taxi das Ziel erreichte, baten sie den Fahrer, er solle an der Ecke auf sie warten. Patrick drückte ihm dafür einen Zehner extra in die Hand.

Das »De Vijf Flesjes«, eine heruntergekommene Hafenkneipe, sah nicht sehr einladend aus. Das Kneipenschild war aus der Verankerung gerostet und hing schräg herab und zwielichtige Typen lungerten vor dem Eingang herum. Drinnen schlug ihnen der Geruch von billigem Fusel entgegen und die Luft war blau aus Qualm, dass ihnen die Augen brannten. Die Kneipe war gefüllt mit stupiden Tagdieben und Kriminellen, die sich mit billigem Fusel den letzten Rest ihres Verstandes versoffen. Feindselige Blicke schlugen ihnen entgegen.

Der Wirt stemmte sich in den Eichen-Tresen und sah die Neuankömmlinge abschätzend an.


»Wat heb je nodig?«, durchbrach die dröhnende Bassstimme des Wirts die Geräuschkulisse. Da sahen Patrick und Harry in einer Art Separee, das mit einem schweren Vorhang halb verdeckt war, Ali Abullaha Hasan Saeeed sitzen, der ihnen zuwinkte. »Wir haben eine Verabredung«, gab Patrick kleinlaut von sich. Sie ließen den Wirt stehen und drängten sich an den Gästen vorbei, durch das überfüllte Lokal. »Hello my friends!«, grüßte Ali Abullaha Hasan Saeeed die beiden Freunde überschwänglich und hieß sie mit einer einladenden Geste am Tisch Platz zu nehmen. »Mijn Kompagnon, Herr Özimür«, zeigte er auf einen hageren Mann mit harten, kantigen Gesichtszügen, der zu seiner Linken saß. Özimür wirkte mit seinem daumenbreiten Oberlippenbart und kalten Augen, die in tiefen Höhlen saßen, wie ein gedungener Killer.

»Anja mir erzählen, du gut Freund«, meinte Ali Abullaha Hasan Saeeed, während er vertrauensvoll lächelte. »Darum ik maken mit euch Geschäft! Aber ik warne euch – nit maken Scheiß mit mir!« Die Stimme des Drogengroßhändlers klang zum Ende des Satzes bedrohlich. Und der Blick seines Kompagnons bohrte sich wie ein Pfeil in ihre Augen. Dann stellte Ali Abullaha Hasan Saeeed eine Plastiktüte auf den Tisch. »I have for you the best Heroin from all over Amsterdam«, sagte er, als würde er ihnen gutes Essen servieren. Er öffnete die Tüte, reichte Patrick ein kleines Messer und ließ ihn eine Messerspitze davon herausnehmen. Patrick rollte einen Geldschein zusammen und zog sich eine kleine Line in die Nase. Seine Augen begannen zu leuchten. »Das ist beste Ware!«, flüsterte er fasziniert, als ob er einen Sechser im Lotto hätte. Er schob das Geld über den Tisch und nahm die Tüte an sich. Während Ali Abullaha Hasan Saeeed zum Abschied die Hände zusammenschlug. »Salem Aleikum, Allah ist groß!« Özimür hob seine Hand und gab ihnen Zeichen, dass sie nun gehen sollten.

Gerade als sie aus der Türe ins Freie schritten, rannten sie fast Marokkaner-Toni über den Haufen, der ihnen entgegen kam. »Dat Jung mit den Turnschuhen«, brummte Marokkaner-Toni überrascht und blickte ihnen hinterher, bis sie ins Taxi stiegen und aus den Augen waren. Angestrengt versuchte er herauszufinden, was hier nicht stimmte.

Harry und Patrick hatten die Haare zu Bergen gestanden. »Das war knapp«, atmeten sie einstimmig auf, als sie sich auf der Rückfahrt zum Hotel befanden.

Kaum fünf Minuten darauf stürmte ein Spezialkommando das »De Vijf Flesjes«. Es war eine Eliteeinheit der Nationale Politie (der Holländischen Anti-Drogenpolizei), unterstützt durch Agenten der D.E.A (Drug Enforcement Administration) sowie einer Einheit von Europol im gemeinsamen Kampf »War on Drugs«. Sie hatten den Zugriff minutiös geplant. Sie kamen über die Vordertüre. Sie kamen mit einem Rammbock über die Hintertüre. Sie kamen mit einem Helikopter aus der Luft und zu den Fenstern herein. Doch sie hatten sich verrechnet. Ali Abullaha Hasan Saeeed hatte das Lokal nicht ohne Grund gewählt. Das Publikum des De Vijf Flesjes bestand aus Zuchthäuslern und Schwerverbrechern. Es gab keinen Gast, der nicht mehrere Jahre Gefängnis auf dem Kerbholz hatte. Es waren Raufbolde und Totschläger, bei denen nur ein Funke genügte, um einen Krieg zu entfachen. Der Wirt des »De Vijf Flesjes«, ein stiernackiger Hells-Angel, sprang mit einer Machete bewaffnet auf die Theke und rasierte zwei hereindrängenden Cops fast die Köpfe ab. Andere Gäste rissen den Barhockern die Füße heraus und schlugen damit unbarmherzig auf die Beamten ein. Im Handumdrehen hatte sich eine gewaltige Schlägerei entwickelt. Marokkaner-Toni stürmte wie ein Bulle nach draußen und sprang ins Hafenbecken – später sollte er als vermisst gelten. Özimür, die rechte Hand von Ali Abullaha Hasan Saeeed, entschwand flink wie eine Katze mit zwei Aktenkoffern in den Keller und entkam dort durch einen Schacht in das Kanalsystem. Damit hatten sich mehrere Kilo Heroin, die für Marokkaner-Toni bestimmt waren, in Luft aufgelöst. Als einzig dicker Fisch blieb ihnen Ali Abullaha Hasan Saeeed, der die ganze Zeit seelenruhig an seinem Tisch saß und bereits mit seinem Anwalt telefonierte.

Operation »ALI«, war ein Schlag ins Wasser. Nach 48 Stunden mussten sie Ali Abullaha Hasan Saeeed wegen Mangel an Beweisen wieder laufen lassen. Dazu kam das spurlose Verschwinden von Marokkaner-Toni, einem der Hauptverdächtigen im Fall »ALI«. Marokkaner-Toni war ins Visier der Polizei geraten, weil er inzwischen die ganze Herengracht mit Heroin belieferte. Ein Jahr Vorarbeit der DEA, monatelange Observierungen und endlose Stunden an Telefonmitschnitten waren nutzlos geworden.

Die Mission war nicht nur missglückt, sondern, es geriet auch durch die Intervention eines Politikerfreundes von Ali Abullaha Hasan Saeeed, der Stuhl des Polizeipräsidenten ins Wanken und der Vize musste seinen Hut nehmen. Er bekam einen Posten als Leiter der Verkehrspolizei, wo er nun Bußgelder wie Erbsen zählen konnte.

Harry und Patrick hatten von den Geschehnissen im »De Vijf Flesjes« nichts mitbekommen. Beide waren total aufgedreht, als sie zurückkamen.

»Mann, das war ne Nummer«, stöhnte Harry. Während Helge, Matje und Anja um den Tisch standen und die Tüte mit dem Heroin bestaunten.

»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, stotterte er total überdreht. »Das »De Vijf Flesjes« ist die übelste Kneipe, in der ich jemals war … lauter Knastbrüder … ein Wunder, dass wir da wieder heil herausgekommen sind.«

Auch Patrick schien total aufgelöst. »Und genau, als wir mit dem Heroin nach draußen kommen, da stoßen wir beinahe mit diesem Marokkaner-Toni zusammen – war ich froh, als wir im Taxi saßen«, ächzte Patrick, unterdessen er mit zittrigen Händen einen kleinen Haufen braunes Pulver in einen Löffel lud und sein Feuerzeug darunter hielt.

Wenig später lagen alle high in ihren Betten. Für den nächsten Morgen war die Abreise von Harry und Patrick geplant. Sie wollten so schnell wie möglich nach Deutschland fahren, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Zwei Tage von der Zehntagesfrist, die Marokkaner-Toni gestellt hatte, waren bereits verstrichen.

Anja und Harry hielten sich fest umklammert. »Ich hab solche Angst«, flüsterte sie und schmiegte sich noch fester an ihn. »Was ist, wenn sie dich erwischen?« In ihrer Stimme klang echte Besorgnis, während ihr Tränen in den Augen standen.

»Es wird schon alles gut werden«, beruhigte sie Harry und liebkoste ihr Ohr.

»Wirst schon sehen, sobald ich zurück bin, machen wir einen Neuanfang«, flüsterte er – unterdessen er selbst inständig hoffte, dass alles klappen würde.

Gegen Mitternacht saß Patrick am Tisch und füllte das Heroin in ein Kondom, dieses wiederum stopfte er in eine Flasche mit flüssiger Rasierseife, die er genau für diesen Zweck besorgt hatte. Die Flasche deponierten sie in einem Kosmetikbeutel in Harrys Gepäck.

Es war ein sehr gutes Versteck, wie beide dachten.

Um sechs Uhr morgens schlichen sie sich aus dem Bett. Helge und Matje schliefen noch fest. Nur Anja hatte aus Sorge um Harry fast die ganze Nacht kein Auge zugetan.

Harry, der große Abschiedsszenen hasste, drückte Anja kurz und innig an sich.

»Es wird schon gut gehen!«, bekräftigte er ein letztes Mal und öffnete leise die Türe, damit die anderen nicht wach wurden. Dann machten sich Harry und Patrick auf den Weg.

Sie liefen wieder zur Ceentral Station von Amsterdam. Am Bahnhof angekommen kauften sie sich ein Ticket für den ICE. Bei der Rückreise wollten sie an nichts sparen, alles sollte so schnell und reibungslos wie möglich ablaufen.

Im Zug saßen sich die beiden schweigend gegenüber und sahen durch die Fenster nach draußen. Mit ihnen befanden sich noch zwei ältere Männer und eine Frau im Abteil. Harry wie auch Patrick war ganz und gar nicht wohl bei der Sache. Die Zeit zog sich quälend in die Länge und die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen. Harry saß wie auf glühenden Kohlen, äußerlich ruhig – innerlich jedoch aufs Äußerste angespannt. Er registrierte jedes Gespräch und jedes Geräusch, das er draußen auf dem Gang oder im Abteil nebenan hörte. Jedes Öffnen der Schiebetüren, jedes Fensteröffnen und jede Bewegung, die sich in dem Waggon vollzog – nichts entging ihm und alles stellte seine Nerven auf die Zerreißprobe. Bald musste die Grenze zwischen Holland und Deutschland kommen. Aachen war die Grenzstation, wo der Zug einen kurzen Halt einlegte. Wenn, dann stiegen die Zöllner hier zu.

Die Zollbeamten stiegen nicht jedes Mal zu. Dennoch war die Strecke unter den Drogenschmugglern als gefährlich bekannt. Die Drogenschmuggler befanden sich wie auf dem Präsentierteller und die Zollbeamten konnten sich die verheißungsvollsten von ihnen herausgreifen. Etliche Drogenschmuggler hatten sie hier schon erwischt.

Als der Zug in den Bahnhof einrollte, sah Harry zwei Zollbeamte unter den Wartenden. Nachdem der Zug wieder abfuhr, war der Bahnsteig leer.

Jetzt fuhr der Zug durch Deutschland.

Die Zeit schien stillzustehen. Harry hörte wie die Tür zu ihrem Waggon aufgezogen wurde. »Pässe, Passport, Dokuments, ID« erschallte es im Gang. Die Türen der Zugabteile wurden nacheinander geöffnet. Die Stimmen kamen näher. Und dann standen die Beamten bei ihnen im Abteil. »Pässe, Passport, Dokuments, ID«, wiederholte einer der Beamten mechanisch, unterdessen er ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht hatte. Sein Blick wirkte jedoch kalt und distanziert.

Harry und Patrick hatten ihre Pässe schon herausgekramt und hielten sie den Beamten entgegen. »Haben Sie etwas zu verzollen? … Drogen, Alkohol, Zigaretten?«, fragte der andere Beamte, während er unerwartet in Patricks blass wirkendes Gesicht starrte. »Wo ist Ihr Gepäck, darf ich es einmal sehen?«, fragte er, als er schon in der Ablage nach den Gepäckstücken tastete. »Ist es das? … Ist es das?« Er hielt nun Patricks Umhängetasche in der Hand. Patrick nickte. Der Beamte holte Patricks Geldbörse daraus hervor, öffnete sie und hielt plötzlich ein kleines Stück Haschisch in den Fingern. »Was ist das?«, fragte er. »Ich weiß nicht«, stammelte Patrick, unterdessen ihm der Schweiß ausbrach. Patrick hatte das Rauchpiece in seiner Geldbörse schlichtweg vergessen gehabt.

»Würden Sie bitte beide mitkommen … Ist das Ihr Gepäck?«, wies der Beamte nun auf Harrys Rucksack und hob ihn herunter. »Sie müssen ebenfalls mitkommen!«, wiederholte der Zollbeamte mit scharfer Stimme zu Harry gewandt, der wie erstarrt auf seinem Platz saß.

Harry und Patrick stiegen an der nächsten Station mit den Beamten aus.

Der Drogenkoch

Подняться наверх