Читать книгу Implizite und explizite Normen für ein gesellschaftliches Ideal des Höflings im "Cortegiano" - Aspekte des Renaissancedialoges - Alexander Kränzle - Страница 5

2.1) Herkunft

Оглавление

Ludovico da Canossa[4] hält zunächst fest, dass für den idealen Höfling eine adelige Herkunft unabdingbar ist. Eine solche Abstammung bringt die Pflicht mit sich, in Allem ehrenhaft zu agieren, da der gute Name der Familie nicht entehrt werden darf, was eine Art konstruktiven Druck ausübt. Der Adelsstand ist wie eine helle Lampe, die sowohl gute als auch schlechte Taten klar hervorhebt. Ein Mann gewöhnlicher Herkunft hat hingegen eine niedrigere Hemmschwelle, vom Pfad der Tugend abzukommen.[5]

Die Erfahrung zeigt, dass große, tugendhafte Taten fast immer von Männern adeliger Herkunft verrichtet werden. Diese Behauptung legitimiert Da Canossa in der Folge mit der der Natur eigenen Vererbungslehre: „[…] come non solamente vedemo nelle razze de’cavalli e d’altri animali, ma ancor negli alberi, i rampolli dei quali quasi sempre s’assimigliano al tronco; […].“[6] Er differenziert jedoch innerhalb der adelig Geborenen durchaus zwischen Männern, die von Geburt an den größten Teil aller positiven, tugendhaften Eigenschaften bereits mit sich bringen und jenen, denen die Natur ein weniger perfektes Wesen verliehen hat. Letztere können die Defizite allerdings durch stetes Bemühen ausgleichen. Das Ideal für Da Canossa ist jedoch allemal der wie von einem Gott eigenhändig erschaffene, von Geburt an Tugendhafte.[7]

Gaspar Pallavicino ist der erste, der ihm widerspricht, da für ihn der adeligen Herkunft des idealen Höflings eine zumindest weniger entscheidende Bedeutung zufällt. Er weist darauf hin, dass alle an diesem Abend versammelten Personen in ihren Eigenschaften und Wesen völlig unterschiedlich seien, obwohl alle adligen Ursprungs sind. Ferner kenne jeder der Anwesenden Beispiele für lasterhafte Persönlichkeiten, die dem höchsten Adel entstammten und umgekehrt viele tugendhafte Personen von niederer Herkunft, die durch ihre Taten ihren Nachkommen zu Ehre verholfen hätten.[8]

Da Canossa räumt ein, dass es natürlich auch vorbildliche Höflinge von niederer Herkunft gibt, diese aber im Vergleich zu den adelig Geborenen stets das Nachsehen hätten, wenn es zum Moment des ersten Eindrucks kommt. Auch lasterhafte Adelige haben an den Höfen, zumindest bis Gegenteiliges bekannt wird, einen guten Ruf, da der gute Name der Familie zunächst zwangsläufig zu einer positiven Grundannahme führt: „[…] perché ragionevole cosa è che de’ boni nascano i boni, […].“[9]

Implizite und explizite Normen für ein gesellschaftliches Ideal des Höflings im

Подняться наверх