Читать книгу Implizite und explizite Normen für ein gesellschaftliches Ideal des Höflings im "Cortegiano" - Aspekte des Renaissancedialoges - Alexander Kränzle - Страница 7

2.3) Äußerliche Schönheit, Anmut und Kleidung

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Da Canossa wünscht sich für seinen idealen Höfling gehobener Herkunft ein gewinnendes äußeres Erscheinungsbild sowie Anmut. Eigenschaften, die für einen guten ersten Eindruck hilfreich sind und ihn vom ersten Augenblick an liebenswürdig machen.[13]

Bernado di Bibiena wünscht sich diesbezüglich nähere Ausführungen, da er selbst großen Erfolg bei Hofdamen verzeichnet, obwohl er äußerlich durchaus Makel vorzuweisen hat.[14] Für Da Canossa ist jedoch dessen Gesicht gerade das perfekte Beispiel für seinen Höfling, da dessen Gesichtszüge nicht zart, dafür aber männlich und dennoch anmutig sind. Das negative Gegenbeispiel hierzu sind für Da Canossa vielmehr die überpflegten, in ihrem Verhalten verweiblichten Höflinge, die man nicht nur von den Höfen, sondern sogar aus dem Kreise der Edelmänner ausschließen sollte.[15]

Der Höfling soll ferner weder extrem groß noch sehr klein sein, innerhalb dieser beiden extreme aber lieber etwas kleiner. Nicht allzu große Männer sind wendiger und gelenkiger, sowohl bei sportlicher Betätigung als auch im Kriegseinsatz.[16]

Wem es an natürlicher Anmut fehlt, der soll einen Meister bzw. ein Vorbild haben, dessen Verhalten er mit aller Sorgfalt und bis zur Perfektion studieren soll.[17]

Sowohl für die graziösen wie auch die von der Natur benachteiligten Höflinge gilt Da Canossas universelle Regel: Man solle sich zu jeder Zeit vor der Affektiertheit hüten und stattdessen mit einer gewissen sprezzatura, mit einer bescheidenen Leichtigkeit seine Künste verbergen: „[…] che nasconda l’arte e dimostri ciò che si fa e dice senza fatica e quasi senza pensarvi.“[18] Diese Art der Untertreibung ist für Da Canossa das effizienteste Mittel um beim Hofstaat für größte Bewunderung zu sorgen.

Die Alltagskleidung des Höflings soll eher schlicht gehalten sein, farblich sollen schwarz oder zumindest dunkle Töne dominieren. Was die Weite der Kleidung angeht, so soll das italienische Mittelmaß eingehalten werden, das die weiten Kleider Frankreichs und die zu engen der Deutschen mäßigend vereint. Die alltägliche Kleidung soll Ernst und Würde zum Ausdruck bringen, jedoch im Sinne der sprezzatura zu keinem Zeitpunkt den Anschein von Eitelkeit erwecken.[19]

Bunte und lebendige Farben sind dem Umgang mit Waffen sowie festlichen Anlässen und Spielen vorbehalten, da sie heiter und fröhlich stimmen.[20] Ein absolutes Tabu stellt verweiblichte und übertrieben eitle Kleidung dar. Der ideale Hofmann soll in allen Einzelbereichen des sich Ankleidens Geschmack beweisen und auf eine gewisse Gleichmäßigkeit Wert legen, das gesamte Erscheinungsbild soll in sich schlüssig sein. Die Überbetonung eines Einzelbereiches lässt auf eine Vernachlässigung anderer Kleidungsdetails oder Äußerlichkeiten schließen.[21]

Seine einzelnen Forderungen zusammenfassend wünscht sich Federico für seinen Höfling, dass er sich Gedanken über seine Kleidung macht und sie ganz bewusst danach auswählt, welche Wirkung er auf Menschen haben will, die seine inneren Werte oder seinen Ruf noch nicht kennen.

Implizite und explizite Normen für ein gesellschaftliches Ideal des Höflings im

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