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»Prolog«
Оглавление»Entscheide Dich im Zweifel für das Richtige, dann kann Dir nichts geschehen.«
Wem gehört das Huhn?
Wie ich Donald Trump beinahe zu einem besseren Menschen gemacht hätte
Eine Utopie.
Alexander Laszlo
Mein Name ist Luis Olivares. Geboren wurde ich vor fünfunddreißig Jahren in Mexiko. Aber das glückliche Leben in meiner Heimat ist lange her. In diesem Augenblick befinde ich mich in den USA, in Washington D.C., im Weißen Haus, im Oval Office, umringt von Journalisten, die alle meinetwegen hier sind.
Ich warte auf den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, damit er mir die Hand reicht. Heute ist der 22. Dezember 2024. Doch die unglaubliche Geschichte, die mich hierhergeführt hat, beginnt zwei Monate zuvor, am 27. Oktober, einem Sonntag zehn Tage vor der Präsidentschaftswahl.
Covid scheint zu diesem Zeitpunkt völlig aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Verdrängt, als hätte es diesen verheerenden Ausnahmezustand nie gegeben. Seit dem endgültigen Sieg über die Pandemie wächst die Wirtschaft unaufhaltsam im Rekordtempo, auch dank massiver Steuersenkungen durch den Präsidenten. Die Menschen haben wieder Arbeit, sie gehen raus und geben ihr Geld mit vollen Händen aus. Sie sind im Rausch der rastlosen Gegenwart, nach den bitteren Covidjahren fühlen sie sich endlich wieder frei. Und mittendrin in diesem Hoch: der Präsident. Und der heißt am 27. Oktober 2024 noch immer Donald Trump.
Sicher, er hatte die Wahl 2020 verloren, auch wenn er das bis heute bestreitet und seine Niederlage zur historischen Lüge erklärt hat, so wie die meisten Republikaner. Aber nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 war der Versuch gescheitert, Trump wegen Amtsuntauglichkeit aus dem Präsidentenamt zu entfernen. Die Mehrheit der Republikaner in Senat und Kongress stand fest hinter ihm, sie tut es bis heute und verhindert eine echte Aufarbeitung der Geschehnisse. Donald Trump fühlte sich in jenen Tagen unbesiegbar, und wie sich schon kurze Zeit später zeigen sollte, war er es auch. Er hatte nach seiner Wahlniederlage sein Büro einfach nicht verlassen, er hatte sich einfach geweigert zu gehen, und es gab niemanden, der ihn vor die Tür gesetzt hätte. Und gegen alle Wahrscheinlichkeiten hat der Supreme Court ihn im Amt bestätigt. Die Richter wollten keinen Bürgerkrieg riskieren. Trump hatte also eine zweite Amtszeit angetreten, und damit war für ihn alles, was davor geschehen war, erledigt.
Er hat sich sofort ans Werk gemacht und schon im ersten Jahr seiner neuen Präsidentschaft mit Schützenhilfe seiner Partei und des Supreme Court die Verfassung geändert. Die Begrenzung auf zwei Amtszeiten für Präsidenten wurde aufgehoben. Und dann, nach drei weiteren Jahren im Amt, die Trump im Wesentlichen mit Golfspielen und der Wiedererlangung seines Twitteraccounts verbracht hatte, trat er 2024 erneut als Präsident an. Er will eine dritte Amtszeit, mindestens. Laut Verfassung könnte er auch bis an sein Lebensende Präsident sein. Und genau das ist es, was sein Ego will, und sonst nichts: an der Spitze stehen. Trump wollte nie gestalten, und er kümmert sich nicht um die Menschen. Er will einfach immer ganz oben sein, wo ihn jeder sehen kann.
Aber vor allem duldet er niemanden neben sich. Tatsächlich stehen seine Chancen auf den Wahlsieg keine zwei Wochen vor der Wahl gar nicht schlecht. Die Demokraten sind tief zerstritten. Sie haben Trumps Coup in seine zweite Amtszeit nie überwunden. Sie sind noch immer gespalten über den richtigen Umgang mit Trump. Ihr Präsidentschaftskandidat ist ein parteiinterner Kompromiss, aber er steht ohne klaren Kurs zwischen den Fronten, ist blass und schwach. Kurzum: Er ist eigentlich nicht der Rede wert. Und obendrein sieht er sich mit dem stärksten Wirtschaftswachstum der amerikanischen Geschichte konfrontiert, das sich Trump höchstpersönlich auf seine Fahnen schreibt. Die Menschen trauen dem demokratischen Kandidaten nicht zu, den Präsidenten aus dem Amt zu drängen.
Trumps Anhänger hingegen verherrlichen ihren Präsidenten. Und jeder Politiker, der in der Republikanischen Partei etwas werden oder bleiben will, steht in einer Reihe stramm hinter Donald Trump. Es sieht also so aus, als müsste Trump dieses Mal das Gesetz nicht brechen, um Präsident zu bleiben. Dennoch will er ganz sichergehen und hat für den Wahlkampf seinen Lieblingsfeind reaktiviert. Seit Wochen schwört er seine Anhänger auf eine in seinen Augen zu Unrecht in den Hintergrund gerückte Bedrohung ein, die trotz der amerikanischen Stärke nichts von ihrer Gefährlichkeit für die Freiheit aller echten Amerikaner verloren hat und die es unter seiner Führung mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt: Mexiko! Genauer gesagt Mexikaner, die in Amerika leben. Mexikaner wie ich, Luis Olivares.