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Die Folgen einseitiger Taubheit Kopfschatten

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„Stille Post“ hat fast jeder von uns in seiner Kindheit gespielt. Das Ziel des Spiels ist es, eine Botschaft nur durch das Flüstern ins Ohr von Person zu Person entlang einer Menschenkette zu übertragen, bis der letzte in der Reihe diese empfängt und laut vorträgt. Spiele ich nun als Mono dieses Spiel mit, so steht die Chance bei 50 Prozent dass die Botschaft bei mir ins Leere läuft. Je nach Spielrichtung kommt die Sprachnachricht auf meinem gesunden Ohr an und ich verstehe. Wird mir ins taube Ohr gesprochen, kommt die Information nicht an. Sie kann nicht gehört werden.


Flüstern ist natürlich ein extremes Beispiel. Doch auch im akustischen Alltag ist das Ergebnis des Verstehens von Sprache für einen Mono ohne technische Hilfsmittel stark richtungsabhängig. Liegt die Schallquelle auf der tauben Seite, so müssen die Schallwellen den Weg um den Kopf nehmen, um ins gesunde Ohr zu gelangen und gehört zu werden. Durch diesen Umweg wird die Sprache gedämpfter wahrgenommen, da sich die Schallintensität reduziert. Möchte ich als Mono dennoch etwas verstehen, muss ich meine Konzentration zwangsläufig steigern. Kommt als Umgebungsbedingung noch Störlärm hinzu, zum Beispiel beim Spaziergang entlang einer verkehrsreichen Straße, ist das Verstehen häufig nicht mehr möglich.

Durch Drehung des Kopfes kann das gesunde Ohr aus dem sogenannten Kopfschatten hin zur Geräuschquelle ausgerichtet werden. Als Folge sitze ich als Mono meist mit gedrehter Kopfhaltung dem Gesprächspartner gegenüber. Diese Maßnahme optimiert die auditive Wahrnehmung, ohne dabei etwas aktiv an der Positionierung von Zuhörer und Sprecher zu verändern.

Doch Vorsicht: Dies ist eine Sofortmaßnahme zur Überbrückung von Gesprächssituationen kurzer Dauer. Wird das Hilfsmittel der Kopfdrehung zu lange am Stück oder zu häufig eingesetzt, können Verspannungen und Haltungsschäden daraus resultieren.

Ein weiterer zwischenmenschlicher Aspekt ist, dass eine gedrehte Kopfhaltung im Frontalgespräch unterbewusst vom Gesprächspartner als ein Anflug von Desinteresse oder Arroganz fehlinterpretiert werden kann. Vor allem bei den ersten Wortwechseln mit neuen, unbekannten Personen, wie etwa bei einem Geschäftsmeeting mit einem Zulieferer oder Kunden, sind wir Menschen sehr feinfühlig was die Körpersprache anbelangt.

Tipps zum Umgang mit Kopfschatten

1) Sorge aktiv für eine akustische Vorzugsposition

Egal ob im Auto, im Besprechungsraum oder am Bahnsteig: Mono habe Mut, aktiv für deinen akustischen Vorzugsplatz zu sorgen. Positioniere dich, soweit möglich, immer mit der akustischen Schokoladenseite zu deinem Gesprächspartner, auch wenn dies zum Beispiel einen Tausch deines Sitzplatzes oder einen Seitenwechsel beim Gang nebeneinander auf dem Gehsteig zur Folge hat.

2) Sorge für Transparenz

Traue dich offen auf deine einseitige Taubheit hinzuweisen. Ich habe bisher in diesen Situationen stets Verständnis von meinen Gesprächspartnern erhalten. Meine Frau und einige andere Personen laufen inzwischen sogar instinktiv auf meiner akustischen Vorzugsseite neben mir.

3) Sei offen für technische Unterstützung

Technische Hilfsmittel, wie ein Cros-Hörgerät oder ein Cochlea Implantat, können bei der Eliminierung des Kopfschattens unterstützen.

Einseitige Taubheit

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