Читать книгу Zip und Zap auf großer Fahrt - Alexander-René Grahovac - Страница 9
Der große Teich und eine Azore
ОглавлениеSie flogen Stunde um Stunde vor dem Wind, mit dem Wind, die Sonne wanderte langsam nach Süden. Rundherum um sie war nur Blau. Der blaue Ozean, die blaue Luft und mitten drin die weiß-gelbe Sonne. Der Ostwind hatte sie hoch und höher getragen. Es gab keinen Horizont mehr. Wie hatte Südhalbkugel gesagt? „Du kannst dich gar nicht verirren, Zap, astronomische Navigation ist ganz einfach: Also, wenn du im Frühling auf der Nordhalbkugel nach Westen fliegst, dann kulminiert die Sonne im Süden, ist doch klar? Das heißt“, fügte er hinzu, „die Sonne kulminiert immer im Süden, das gilt aber nur für die Nordhalbkugel..!.“ „Ja“, hatte Zap geantwortet, „das ist klar!“ „Das bedeutet also …“ Der Albatros hatte sich nachdenklich mit der linken Flügelspitze am Kopf gekratzt, während er den kleinen Zap in seinem rechten Flügel hielt. „Das bedeutet also, wenn die Sonne morgens im Osten aufgeht, was sie ja immer macht, mußt du sie dir im Rücken halten bis so gegen 9 Uhr, so ein bißchen schräg im Rücken hinter der linken Flügelspitze bis mittags, um Mittag steht die Sonne dann genau im Süden und du mußt eben so fliegen, dass du langsam immer mehr auf sie zuhältst. Und am Abend, wenn sie untergeht, muß sie genau vor dir stehen, und so bist du dann, mehr oder weniger genau, nach Westen geflogen. Mit so einigen kleinen Schlenkern um die Kurslinie. Genauso hat Kolumbus das gemacht und meine Vorväter sowieso schon vor Abertausendjahren.“ Zap erinnerte sich an jedes Wort und er änderte den Kurs entsprechend dem Stand der Sonne. „Was machen wir eigentlich, wenn die Sonne mal nicht scheint?“ fragte Zip. Gute Frage und Zap antwortete erst gar nicht. Es war kälter geworden, sie waren eben schon sehr hoch, außerdem hatte er Hunger. Und es war während des Fluges sehr schwierig, nein, unmöglich, an den Reiseproviant im Rucksack zu gelangen. An ein paar fette Insekten in dieser Höhe war auch nicht zu denken. Auch Zip begann, ein wenig zu frieren. Nach einer Weile sagte Zap: „Ich glaube, so hoch war noch nie ein Spatz.“ Wenn er das eine Auge etwas zukniff, vermeinte er, schon die Rundung der Erde erkennen zu können. Sie waren in der Tat schon sehr, sehr hoch, die Luft wurde langsam dünner und Zip bemerkte, wie sich Eis an ihren Flügelspitzen bildete. Sie spürten allerdings nicht, daß der Wind immer stärker wurde und daß sie mit weit über 100 Stundenkilometern, dem Spatzenjetstream, - oder english correct „the sparrows jetstream“ - nach Westen rasten.
Die Sonne beeilte sich, in ihr kühles Nachtlager im Atlantik zu entrinnen, was man ja auch verstehen kann, glüh’ mal den ganzen Tag, da freut man sich doch auf das nächtlich kühle Bett …! Langsam versank sie im Westen, der Himmel erglühte in einem furiosen Feuerwerk aus allen nur denkbaren Rot-, Blau- und Violetttönen. Der eisiger wehende Wind und unsere kleinen, mutigen Spatzen mitten drin, nicht im Entferntesten ahnend, worauf sie sich eingelassen hatten. Es wurde Nacht, Zip und Zap flogen ganz eng aneinander gedrängt, Zaps Nase triefte schon und Zip zitterte vor Kälte. Irgendwie nahmen sie kaum noch wahr, was um sie herum geschah. Mit einem Mal, gegen Morgen, es wurde im Osten schon ganz zaghaft heller, sahen sie im noch dunklen Westen den Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht. Die hohen Schleierwolken hatten sich verzogen. Es wurde stiller, ganz hoch im Himmel zog ein Flugzeug seine Bahn, unter ihnen war nur die Schwärze des nächtlichen Wassers, nur eben geahnt.
Sie waren ein wenig müde, aber eigentlich nur gewohnheitsmäßig, hatte der starke Ostwind ihnen doch die meiste Arbeit abgenommen. Es wurde Tag, die Sonne ging hinter ihnen in aller Pracht auf und sie sahen den riesigen Ozean unter sich. Weit und breit kein Land, keine Insel, und ihnen wurde jetzt zum ersten Mal bang ums Herz. Der Wind hatte nachgelassen und sie verloren langsam an Höhe. Sie mussten immer mehr Flügelarbeit leisten, um Höhe zu halten. Sie flogen noch mühsam, sehr, sehr mühsam einige Stunden weiter nach Westen. Sie waren nun schon mehr als 20 Stunden in der Luft, ein einsamer Rekord für Spatzen.
„Zap, Zap, ich kann nicht mehr, ich muß mich ausruhen.“ „Ruhig, nur ruhig, Zip!“
Zap war gar nicht wohl ums Herz. Weit und breit kein Landeplatz, nur Wasser, unendlich viel Wasser. Was jetzt? Sie flogen weiter, was hätten sie auch tun sollen? Im Wasser landen? Dafür sind Spatzen nicht konstruiert, sie halten es im Wasser nicht lange aus.
Das Spatzengefieder ist nicht so wohlgefettet wie bei einer Ente oder gar einer Möwe, von einem Albatros ganz zu schweigen, der tagelang bramsig auf dem salzigen Wasser sitzen, und dabei sogar tief und fest schlafen kann - zumindest in haifreien Wassern. Nein, sie würden nach wenigen Minuten elendig absaufen! Und schließlich waren sie ja keine Wasservögel, das hätten sie sich auch verbeten! Was also tun? Sie wurden müder und müder, das Wasser kam näher, spiegelglattes Wasser, spiegelglatte See, das würde eine Glaswasserlandung
werden …!
Im letzten, wirklich im allerletzten Moment erspähte Zip ein Brett, ein Holzbrett, was sonst, schwimmt vielleicht ein Steinbrett oder eine Eisenstange? Nein, ein dickes Brett, ein wunderschönes, ausgebleichtes Stück Holz, vielleicht schon seit 100 Jahren im Wasser treibend…! „ZAAAAAAAPPPPP, hiiiiiieeeeerheeeer, hierher!!!“ Zip flog eine Steilkurve und landete punktgenau auf dem Holz. Zap war noch zu schnell, schoß etwas über das Ziel hinaus und landete, pardon, wasserte mit einem lauten PLATSCH im Ozean. Ein paar kräftige Züge und er erklomm das Treibholz. „Was für ein Glück, Zip!“ Zap setzte sich, stützte sich mit einem Flügel ab, erschöpft und glücklich, einen trockenen Landeplatz gefunden zu haben! Zip holte ein paar Körner und getrocknete Mückenlarven aus ihrem Rucksack hervor. Sie aßen und fielen alsbald in einen tiefen festen Schlaf voller süßer Träume, das leise Schwanken des Holzes wiegte sie sanft. Nach einigen Stunden erwachte Zip, es war etwas dunkler geworden und ein wenig Wind war aufgekommen. Das glatte Wasser kräuselte sich. Eine riesige Portugiesische Galeere trieb ganz dicht unter der Wasseroberfläche vorbei, ihre Tentakel streiften um das Stückchen Treibholz, welches für Zip und Zap eine sichere Insel war. Zip stieß Zap in die Seite! Zap war sofort hellwach: „Paß auf, Zip, keine Flügelspitze und keinen Schnabel ins Wasser, jetzt wird’s gefährlich!“ Zap erinnerte sich ganz, ganz genau an Südhalbkugels Worte…. „und hüte dich vor den Portugiesischen Galeeren, das sind ganz fürchterlich gefährliche, giftige Quallen. Der Kopf ist nur 30 Zentimeter lang, aber die giftigen Tentakel können bis zu 50 Meter lang werden. Das Biest ist hochgiftig, sogar, wenn sie gar nicht mehr lebt, fast so giftig wie eine Kobraschlange!!!!“ „Was ist eine Schlagge?“ hatte Zap gefragt. „Gott, du weißt nicht mal was eine Schlange ist?“ Vater Gustav polterte: „Spatz, Zap, Schlange, kennst du doch, unsere Kreuzottern und Rimngelnattern, das sind Schlangen!“ „Klar, Kreuzottern sind Schlaggen, jetzt weiß ich’s!“ hatte Zap gesagt.
Zip und Zap hüpften auf die Mitte des Treibholzes und verhielten sich ganz still. Sie ließen die Galeere vorbeitreiben, majestätisch, vom nächtens leuchtenden Plankton umgeben.
Die Sonne stand nun schon ganz tief über dem Horizont und hohe rosa Zirruswolken kündeten vom nächsten Wetter auf dem riesigen, riesigen Teich. „He, Zap, aufwachen!“ Zap erwachte und rieb sich mit seinen Flügelspitzen die Augen. Im ersten Moment wußte er gar nicht wo er war. „Abendbrot!“ rief Zip. Sie hatte einiges aus ihrem Rucksack ausgepackt: köstliche Weizenkörner, noch einen Rest im Rucksack plattgedrückte Schweinekartoffeln von der Geest und einen Schluck Spatzenbräu für jeden. Sie aßen und irgendwann sagte Zip: „Und jetzt Zap, was machen wir jetzt?“
„Ist doch klar, Zip, morgen fliegen wir weiter, was meinst du denn?“ Sie kuschelten sich aneinander und waren alsbald von dem sich in der aufkommenden Dünung sanft wiegenden Holzbrett in einen tiefen, traumlosen Schlaf geschaukelt. Zip wachte irgendwann auf und sah blaugrün leuchtendes Plankton um das Brett herumschwimmen, sie zupfte Zap an der Flügelspitze: „Schau mal, Zap, was ist das?“ Fasziniert betrachteten die beiden das Schauspiel. Myriaden von kleinen, winzigen, leuchtenden, das Sternenlicht reflektierenden Planktons (Planktonten, ein Liter Seewasser kann mehr als 500 Millionen(!) Planktonlebewesen enthalten.), soweit das Auge reichte, es wimmelte von Leben. Hier draußen im weiten Atlantik, fernab von jeder künstlichen Lichtquelle erschien das Licht der Sterne hell, heller als Tausend Straßenlaternen. Das Plankton widerspiegelte dieses Licht, und es war eine Einheit zwischen den Lebewesen im Wasser des Ozeans und dem ewigen Licht der Sterne. Die Freude zu leben, übertrug sich auf unsere beiden Reisenden, wenn sie sich nicht sowieso schon jede Minute ihres Daseins freuten. Im Wasser waren allerlei Fische zu sehen, in deren großen, schönen Augen (Ja, hat überhaupt mal jemand Fischaugen betrachtet - außer auf dem Teller? Wie sie durch das Wasser und darüber hinaus in den Himmel blicken, klar und voller Lebensfreude?) sich das Leuchten des Planktons spiegelte und die sich neugierig durch die Massen leuchtender Kleinsttiere hindurchbewegten, was diese noch mehr zum Leuchten brachte.
Ganz benommen von dem Anblick, den sie stundenlang genossen, schliefen sie wieder ein, dicht aneinander gedrängt.
Der Morgen kam und mit ihm der Wind und der Seegang. Das Wasser platschte über das Holz und riß unsere beiden Spatzen aus ihrem Schlummer. Sie richteten sich auf dem schwankenden Brett auf, reckten die Flügel und hoben ab. Die See steilte sich schon etwas auf, überall waren Schaumkronen zu sehen. Zap brauchte eine Weile, um sich zu orientieren, also wieder nach Westen. Die Sonne war schon drei, vier Flügelbreiten über dem Horizont. Der Wind wehte ihnen entgegen und sie ritten auf ihm immer höher und höher.
„Laaaand, Land in Sicht!“ Zip war ganz aufgeregt. Und tatsächlich, eben an Backbord (Backbord ist links) war eine große Insel zu sehen. Wie konnte das sein? Doch, das hatte Südhalbkugel ja gesagt: „Da sind Inseln, viele Inseln, dort kannst du dich ausruhen.“ Land, eine Insel. Zaps heimliche, ganz heimliche, kleine, aufkeimende und vor Zip sorgfältig durch strotzenden, trotzenden Optimismus verborgene Verzweifelung fiel von ihm ab wie Staub, den ein Spatz aus den Flügeln schüttelt. Land! Sie hatten es geschafft. Was war das nun für ein Land, dort vorne unter ihnen, schräg an Backbord? (Backbord ist LINKS!!!!) Na klar, na sicher, na selbstverständlich: die Azoren oder zumindest eine Azore, wenn auch nur eine kleine, aber immerhin, Land, eine Insel, eine AZORE. Mal gerade 800 Meilen von Kap Finisterre entfernt, eine Entfernung, die selbst der faulste Spatz in 20 Stunden schaffen kann. Mit dem nötigen Rückenwind natürlich. Der faulste Spatz? Mit stolzgeschwellter Brust flog Zap voran. Doch dauerte es noch, bis sie endlich auf Graciosa landeten. Der aufkommende Westwind machte ihnen arg zu schaffen. Graciosa, eine der kleinsten und nördlichsten Inseln der Azoren, mehr hügelig als gebirgig.
Sie landeten elegant mitten auf der Plaza von Santa Cruz, der Hauptstadt - eigentlich dem Hauptdorf - der Insel. Wie nicht anders zu erwarten, fanden sie sich sogleich in einem ganzen Pulk von Spatzen, Stadtspatzen allerdings, wieder. „Maisch ficasch musch maisch, moito bem, bamosch ou Bao Baopappaschtapp“, sagte ein unglaublich dicker Spatz zu ihnen. Oder es klang zumindest so - Zip und Zap verstanden nichts, rein gar nichts! Egal, sie waren froh, endlich wieder festen, steinernen Boden unter ihren kleinen Spatzenfüßen zu haben.
Es war ein Zwitschern und Tschilpen, ein Schieben und Drücken, ein sich Umarmen, ein Lärmen und einfach eine große Freude, wieder unter ihresgleichen zu sein, wenngleich es durch die Bank Stadtspatzen waren und so dauerte es auch nicht lange, bis sie auffielen.
„Hej, de donde basch?“ zwitscherte sie eine unglaublich dicke Spätzin an. (Die waren hier alle ordentlich beleibt.) Sie trug eng um den Kopf ein schwarzes Tuch, welches unter dem Schnabel festgeknotet war. „Was seid ihr denn für welche?“ „Wir sind Zip und Zap aus Deutschland und wir sind auf dem Weg nach Amerika!“
„Oh, dann habt ihr ja noch ein Stück Wegs vor euch, mein Name ist übrigens Maria da Luz Gomez, ich bin hier die Chefin. Herzlich willkommen in Santa Cruz!“ Eigentlich sagte sie: „BIENVENUDOSCH EN SANTA CRUSCH.“ Aber das ist eben einer der unglaublichen Vorteile des Spatzseins, spatz (man) versteht fast alle Sprachen, nicht immer auf Anhieb und spatz muß schon mal nachfragen und genauer hinhören … aber! Und sie ergriff Zaps Flügelspitze und schüttelte sie kräftig. „Ihr habt doch sicher Hunger!“ Sie drängte einige Spatzen beiseite, die sich um einen Pizzarest stritten. „Hier, erst mal eine kleine Stärkung für euch.“ Respektvoll machten die anderen Spatzen Platz.
Zip und Zap genossen den festen Boden unter ihren filigranen Füßen. Zip konnte gar nicht genug Staubbäder nehmen. Maria da Luz Gomez lud die beiden zu sich nach Hause ein: „Vamusch, kommt mit zu mir, da habt ihr einen schönen Platz zum Schlafen.“ Maria da Luz flog erstaunlich wendig und behende für ihre doch äußerst üppige Taille, Figur. Zip und Zap folgten ihr. Sie überflogen den schönen, malerischen Ort, eng aneinander gedrängte, kleine Häuser in bunten Farben bemalt, mit Tonziegeldächern und großen Balkons auf der Südseite. Überall hing Wäsche auf den kreuz und quer gespannten Leinen. Auf den Brüstungen der Balkons lehnten meist schwarz gekleidete Frauen, die ihre Haare unter ebenfalls schwarzen Kopftüchern verborgen hatten und schwatzten miteinander. Auf den Straßen vor den bunten Häusern saßen alte Männer, zu zweit, zu dritt, manche spielten Karten, rauchten, tranken aus dickwandigen, blauen Tassen starken Kaffee oder hauptsächlich Vino Verde dos Acores aus kleinen Gläsern und hingen ihrer verflogenen Jugend nach. Maria landete elegant auf einem Erker eines dunkelblau gestrichenen Hauses. Durch eine Lücke zwischen zwei verschobenen Dachziegeln kletterten sie in das überraschend geräumige Nest: Sieben junge Spatzen hockten darin und rissen hungrig ihre Schnäbel auf. Zip und Zap wunderten sich, daß Maria da Luz Gomez so ganz ohne Leckerlies für ihre lärmende Brut heimgeflogen war. Maria bemerkte Zips kritischen Blick: „Oh, keine Sorge, heute ist mein Mann dran, Joao, er müßte eigentlich gleich wiederkommen.“
Kaum hatte sie das gesagt, als mit schwerem Poltern ein mit einem prallen Rucksack beladener kräftiger Spatz das Nest betrat. „Boa tarde“, keuchte er ganz außer Atem. „Boa tarde, queridusch“ (sollte QUERIDO, Geliebter heißen), antwortete Maria da Luz und half ihrem Mann, den schweren Rucksack abzunehmen. Erst jetzt sah er die beiden Besucher. Maria stellte sie vor. „Schipp und Schapp, Alemaosch, auf der Reise nach Amerika“ (Zip und Zap, Allemagnes).
Maria packte die Tasche aus, allerlei Köstlichkeiten, die sie sogleich an die hungrigen Mäuler verteilte: Fliegen, Mückenlarven, ein paar Zip und Zap unbekannte Körner, etliche noch zappelnde Kaulquappen, einen großen flügelvoll Glibber oder Froschguppel, kleine Krabbenfüße, ein paar braune Bohnen, Kuchenreste, Brotrinden, zwei dicke, fette, sich windende Würmer, die Mutter Maria da Luz Gomez sogleich in sieben fast gleiche Stücke teilte und sofort an die Jungspatzenbande verfütterte, die sie, ohne zu kauen, herunterschlangen. Es dauerte keine drei Minuten und der Inhalt der großen Tasche war verfüttert. Joao hatte sich den Schweiß von Stirn und Schnabel gewischt, seine Frau hatte ihm einen großen Fingerhut Vino Verde gebracht. Jetzt erst hatte Joao Zeit, den Besuch näher zu betrachten. „So, nach Amerika wollt ihr, nur zu, nur zu. Ich wollte als junger Mann auch mal nach Amerika, habe es aber nie geschafft.“
Er nahm seine dicke Maria in den Flügel, mit dem anderen prostete er unseren beiden Abenteurern zu: „Aber ihr habt ja gar nichts zu trinken!“ Maria hüpfte zu ihrem großen, flügelgeschnitzten Vorratsschrank, holte eine Flasche Vino Verde dos Acores hervor sowie drei Fingerhüte mit filigran gearbeiteten Henkeln und schenkte ein. „Saludosch und bienvenudosch.“ Später tischte Maria etwas Wurstpelle, marinierte Mückenlarven und zwei große, getrocknete Hummeln und eine fette, in Fischsaft eingelegte Heuschrecke auf, dazu gab es reichlich Brotkrümel und -in Mengen - den besagten Vino Verde dos Acores. Es wurde ein schöner, lustiger Abend. Joao erzählte von seinen Flügen über die Inseln, von seiner Arbeit als Vorsitzender des örtlichen Spatzenvereins und von den jährlich zwei- bis dreimal fünf bis sieben Nachwuchsspatzen, die er und Maria, sich täglich ablösend, bestens versorgten. Zip und Zap erzählten von ihrer langen Reise von der Geest bis nach Santa Cruz. „Nun“, sagte Joao, „die Strecke zum Festland zu meiner Familie nach Lissabon und zurück habe ich schon ein paar Mal gemacht, das ist nicht das Ding, aber weiter nach Westen, oh, oh, da müßt ihr euch aber anstrengen!“ Zip und Zap bekamen einen kuscheligen Schlafplatz in dem großen Vier-Zimmer-Nest zugewiesen und schliefen auch alsbald ein. Eine ruhige Nacht, nur unterbrochen von Joaos polterigen Einflügen und dem hungrigen Getschilpe seines Nachwuchses. Tatsächlich mussten Tag und Nacht Versorgungsflüge unternommen werden. Was für ein Job!