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1.2 Revolutionärer Geist

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Während sich das Durlacher Pompier-Corps noch nicht aus vorwiegend Freiwilligen rekrutiert, so wird hingegen noch 1847 in Karlsruhe die erste tatsächlich »Freiwillige Feuerwehr« gegründet. Vom südwestdeutschen Raum ausgehend setzt sich in den kommenden Jahrzehnten das auf Vereinsbasis organisierte Freiwillige Feuerwehrwesen nun sukzessive in den anderen deutschen Ländern durch, sofern die dortige Obrigkeit dieses aus Angst vor dem revolutionären Gedankengut, welches vielen frühen Feuerwehren innewohnt, nicht explizit verhindert. Ursache hierfür ist das Engagement vieler (meist temporär verbotener) Turnvereine, die sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gebildet hatten, in dieser neuen Form des auf örtlicher Ebene organisierten aktiven Brandschutzes (vgl. Internationale Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF (Hrsg.), 2011). Heutzutage würde man von einer basisdemokratischen Bürgerbewegung sprechen. Der Geist dieser frühen Jahre wird in Bild 1 in der Lässigkeit der Selbstdarstellung erkennbar. Das revolutionäre Potenzial der frühen (südwest-)deutschen Feuerwehren ist im Rahmen der durch die preußische Armee vorgenommenen Beschießung von Stützpunkten der republikanischen Truppen in Folge der bürgerlichen Revolution doku[16]mentiert, denn es will dort einfach nicht brennen! »Erst nach deren Besetzung löst sich das Rätsel: die überall eingeführten Freiwilligen Feuerwehren haben dem Artilleriebeschuss entgegengewirkt. Beeindruckt lässt sich Kronprinz Wilhelm (später Kaiser Wilhelm I.) vom Fabrikanten Metz informieren […].« (Strumpf, o. J., S. 18).

Bild 1: Die Feuerwehr Lemgo 1889 (Quelle: Archiv Freiwillige Feuerwehr/Alte Hansestadt Lemgo) [zurück]

Das Misstrauen gegenüber den mit der liberalen bürgerlich-demokratischen Unabhängigkeitserhebung von 1848/49 sympathisierenden Freiwilligen führt letztendlich in der preußischen Residenzstadt Berlin 1851 zur Gründung der ersten bezahlten Berufsfeuerwehr unter Aufsicht des Generalpolizeidirektors Karl Ludwig Friedrich von Hinkeldey (*1805), der in seiner Funktion auch jeglichen demokratisch-revolutionären Kräften entschieden entgegentreten muss. Der 1811 geborene Ludwig Carl Scabell wird zum Königlichen Branddirektor ernannt und als solcher mit der Umsetzung dieser Aufgabe betraut.

Währenddessen nimmt der Heidelberger Fabrikbesitzer Carl Metz häufig die Gelegenheit wahr, im Rahmen von Turnfesten einem überregionalen Publikum seine »High-Tech-Produkte« der Brandbekämpfung vorzuführen. Dabei informiert er auch mit Hilfe von Flugblättern über die zweckmäßige Ausrüstung, die militärische [17]Ausbildung an den Geräten und die rechtlich-normative Organisation Freiwilliger Feuerwehren. Dieses Engagement trägt einerseits Carl Metz den berechtigten Beinamen »Vater der deutschen Feuerwehren« ein und fördert andererseits auch den Umsatz seiner Fabrik.

Interkulturelle Kompetenz bei der Feuerwehr

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