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1.3 Ausbreitung und Vielfalt

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Mitte des 19. Jh. entspricht die territoriale Gliederung der deutschen Lande noch immer einem Flickenteppich von zum Teil Klein- und Kleinststaaten mit unterschiedlichen Verwaltungsgrundlagen. Selbst innerhalb eines mit knapp 20.000 km2 eher kleinen Königreichs wie Württemberg wird es 1853 für Conrad Dietrich Magirus (erster Turnwart im Ulmer Turnerbund, Kommandant der von ihm gegründeten Steigerkompagnie und später Kommandant der FF Ulm, späterer Feuerwehrfabrikant und Fachbuchautor) ein nicht unerheblicher Aufwand sein, die Kommandanten von zehn Feuerwehren zu einem ersten Gedankenaustausch nach Plochingen ins Gasthaus zum Waldhorn einzuladen. Diese Tagesveranstaltung endet u. a. bereits mit einer gemeinsamen Eingabe an gesetzgeberische Staatsorgane und einer Absichtserklärung der Ausdehnung über die Landesgrenzen hinaus (vgl. Schamberger, 2003).

Der Leitartikel der Erstausgabe der ersten deutschen Feuerwehrfachzeitschrift befasst sich mit dem 4. Deutschen Feuerwehrtag im großherzoglich-hessischen Mainz, dem ersten Feuerwehrtag außerhalb des Großherzogtums Baden und des Königreichs Württemberg. Dort treten Unterschiede zwischen den Anwesenden (vertreten sind 45 Feuerwehren) offen zu Tage. Da ist zum einen die Diskrepanz zwischen einem liberal-konstitutionellen Bürgertum und den im radikaldemokratischen Gedankengut der Revolution von 1848/49 verhafteten Pompiers aus den Reihen der Arbeiter. Zum anderen spielen Ängste von Feuerwehrvertretern aus vermögenden Bürgerschichten eine Rolle, die den Fortbestand ihrer Institution einer Freiwilligen Feuerwehr durch wie auch immer – und sei es nur zum Teil besoldete – Pompier-Corps gefährdet sehen.

Die Bildung von Landes- und Kreisverbänden ist bereits 1862 beim 5. Deutschen Feuerwehrtag in Augsburg beschlossen und in der Folge auch zügig umgesetzt worden; anwesend sind bereits Vertreter von 135 Feuerwehren. Die Gründung des wilhelminischen Kaiserreichs mit der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm zum deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 zieht auch eine Gründungswelle Freiwilliger Feuerwehren nach sich, die jedoch in den einzelnen Ländern unterschiedlich stark ausfällt. Das Engagement der jeweiligen Regierung ist hier sehr ausschlaggebend, was besonders im Königreich Bayern ablesbar ist. Hierzu hebt C. D. Magirus [18]hervor: »Nachdem in Bayern die K. Bezirksämter wiederholt angewiesen worden waren, die Gründung von Feuerwehren zu fördern, entwickelten dieselben eine äußerst wirksame und erfolgreiche Tätigkeit.« (Magirus, 1877, S. 65).

Wie vorsichtig man bei pauschalisierenden Betrachtungen sein muss, zeigt dagegen eine nur wenige Zeilen später festgehaltene Beobachtung: »So lange der Reiz der Neuheit mitwirkte, stand der freiwilligen Feuerwehr alles zur Verfügung. Im Laufe der Jahre aber hat die anfängliche Opferwilligkeit da und dort, besonders in kleinen Orten, so abgenommen, dass man wieder zu Pflichtfeuerwehren greifen musste.«

Auf den Mangel von Einsatzkräften ist auch die Gründung einer der ältesten deutschen Jugendfeuerwehren zurückzuführen, nämlich 1882 in Oevenum auf der Nordseeinsel Föhr. Letztere stellt jedoch keine Organisation der Jugendpflege dar, sondern eine Einsatzabteilung, auf die zurückgegriffen werden muss, wenn die erwachsenen Männer auf See sind (vgl. Ladwig, 1986).

Interkulturelle Kompetenz bei der Feuerwehr

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