Читать книгу Die Midgard-Saga - Asgard - Alexandra Bauer - Страница 12
2. Kapitel
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Mit stoischer Gründlichkeit ordnete Thea die Gegenstände der Unterbettkommode auf der Tagesdecke. Viele Schätze aus Asgard waren ihr nicht geblieben. Kyndill war verloren, ihre Kleidung durch das herauflodernde Feuer des Weltenbrandes versengt worden. Sie hatte diese bereits in Sessrumnir gegen ein Kleid mit dazugehörigem Unterkleid gewechselt, welches nun ebenfalls auf dem Bett lag. Mit schwerem Herzen dachte Thea an das Wams zurück, dass sie zuvor besessen hatte. Das eingestickte Walkürensymbol auf der Vorderseite hatte ihr stets das Gefühl gegeben, ein Teil von etwas Großem zu sein. Durch die Begegnung in der Zukunft mit den beiden Walküren, die Anspruch auf Tom erhoben hatten, war ihr Vertrauen in die Schildjungfern allerdings tief erschüttert worden. Auch wenn sie sich unsicher war, ob sie das Wams noch mit der gleichen Freude tragen würde, bedauerte sie seinen Verlust. Für ihre Reise in Midgard wäre es aber ohnehin unbrauchbar. Ihr Augenmerk lag auf den Beutelchen mit Sand und Pulvern, die ihr Wal-Freya vor ihrer Heimkehr mitgegeben hatte und die am Gürtel der Schwertscheide baumelten. Seufzend löste Thea die leere Hülle von der Halterung. Zu Beginn hatte sie Kyndill als Bürde angesehen, nun vermisste sie das Flammenschwert unsagbar. Abschätzend wog sie die Hülle in den Händen und schob sie dann in den Tornister, den ihr Sigrún einst überlassen hatte, um Kyndill in Midgard unbemerkt mit sich führen zu können. Mit entschlossenem Blick und festen Gedanken legte sie ihn zu den Säckchen. Sie würde Kyndill zurückerlangen! Selbst Loki würde es nicht verhindern. Sie würde dafür sorgen, dass er scheiterte und seine Strafe erhielt. Nichts von alldem, was sie in der Zukunft gesehen hatte, durfte eintreten. Sie würde alles dafür tun, um es abzuwenden – für sich und die Menschen, die sie liebte, ihre Familie im Diesseits und für die im Jenseits. Als sie das Kettenhemd in den Fingern spürte, zog sie es kurzerhand unter den Pullover und strich sich zufrieden über den Stoff. Niemand würde das Rüstzeug bemerken.
„Ich bin auf dem Weg, meine Heldin.“
Djarfurs Stimme drang in Theas Geist. Auch Wal-Freya schickte ihr einen Gedanken. Die Fylgja schien die nahende Anwesenheit der Götter zu spüren, denn sie begann leise zu schnurren, obwohl sie teilnahmslos in der Ecke lag und die Augen geschlossen hielt. Thea schnallte den Gürtel um die Hüften und räumte die restlichen Utensilien in die Unterbettkommode zurück. Als sie sich den Tornister über die Schulter warf, hob die Fylgja ein Augenlid. Langsam stand sie auf. Dabei streckte sie erst die rechte, dann die linke Hinterpfote. Thea öffnete die Tür und wartete, bis der Folgegeist hindurchgeschlüpft war, obwohl sie genau wusste, dass Mauern und Türen kein Hindernis für ihn darstellten. Ihre Eltern saßen im Wohnzimmer, die Hände ineinander gelegt. Als Thea den Raum betrat, lösten sie sich voneinander und erhoben sich gleichzeitig.
„Ihr sorgt euch“, stellte Thea fest.
„Eltern hören nie auf, sich Sorgen um ihre Kinder zu machen“, erwiderte Frau Helmken mit einem Lächeln.
Der Vater nickte. „Vor allem nicht, wenn sie auf die Jagd nach einem Feuergott gehen.“
Thea lächelte. Sie hatte ein ganzes Leben als Familienvater gelebt und wusste die Gefühle ihrer Eltern besser zu verstehen, als es eine junge Frau ihres Alters wohl vermochte. „Keine Sorge. Ich bin in guter Begleitung“, sagte sie und versuchte Zuversicht zu zeigen.
Beide nickten, aber Thea wusste, dass es ihnen keinen Trost bot. Still saßen sie beisammen, bis ein Wiehern ihre Aufmerksamkeit in den Garten lenkte.
„Ich bin da, meine Heldin“, verkündete Djarfur und setzte auf der Terrasse auf.
Thea sprang von ihrem Platz und lief hinaus. Jetzt, da sie ihren tierischen Begleiter sah, begriff sie erst, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Auch in der anbrechenden Abenddämmerung schimmerte sein dunkles Fell mit jeder Bewegung in einem leichten silbernen Glanz, gerade so, als habe man den nächtlichen Sternenhimmel darin eingefangen. „Djarfur“, begrüßte sie ihn und drückte ihre Stirn an seine.
„Ich freue mich, dich zu sehen“, sagte das Pferd und stieß sie leicht mit der Schnauze an.
„Es ist lange her“, bestätigte Thea.
Mats stellte sich neben seine Schwester und streckte die Hand nach dem Tier aus. „Hallo!“, begrüßte er es.
Djarfur senkte den Kopf und ließ sich über die Nüstern streicheln. Mats sah zu Thea und lächelte fröhlich.
„Er mag dich“, sagte sie.
Augenblicke später erschien Wal-Freya mit Vala. Auf ihrem Pferd sitzend wirkte die moderne Kleidung der Walküre noch ungewöhnlicher. In ihrer Begleitung befand sich Fifil, der, ebenso wie Vala, wieherte und zur Begrüßung mehrmals nickte.
Wal-Freya sprang aus dem Sattel, im gleichen Moment ritt Thor heran. Mit ausgestreckten Beinen landete er neben der Wanin. Ungelenk stieg er von dem Pferd ab, ehe er dem Tier mit einem dankbaren Brummeln über den Nacken strich. „Du kannst nichts dafür“, murrte er und richtete Jacke und Pullover, ehe er die Anwesenden begrüßte.
„Ist Juli zurück?“, fragte Wal-Freya.
„Noch nicht“, antwortete Thea.
Die oberste der Walküren murrte: „Ich habe ihr gesagt, sie soll sich beeilen.“
„Sie ist sicher gleich da“, erwiderte Thea.
Ihr Vater runzelte die Stirn. „Wollt ihr sofort aufbrechen?“
Thor nickte. „Natürlich. Wenn wir Loki erwischen wollen, dürfen wir uns nicht zu viel Zeit lassen.“
„Ich verstehe.“
Sie verweilten im Garten, bis das Klingeln der Haustüre ertönte. „Ich gehe!“, sagte Thea und eilte davon. Ihre Freundin begrüßte sie mit einem Grinsen. Sie schulterte einen Rucksack auf der linken Seite und umklammerte den Riemen mit beiden Händen. Die Fylgja umkreiste Juli einmal und strich um ihre Beine.
Thea, die vermutete, dass Juli kein leichtes Gepäck mit sich brachte, fragte misstrauisch: „Was hast du wieder alles eingesteckt?“
„Nur Kleinigkeiten!“, beteuerte Juli.
„Kleinigkeiten!“, wiederholte Thea vorwurfsvoll, als ihre Freundin an ihr vorbeimarschierte und sie einen genaueren Blick auf den vollgepackten Wanderrucksack werfen konnte.
„Kleinigkeiten“, bestätigte Juli mit einem Grinsen und trat auf die Terrasse.
Auch Wal-Freya schien einen Verdacht zu hegen, denn nachdem sie Juli erblickte, verschränkte sie die Arme und sah sie streng an. „Was hast du wieder alles eingesteckt?“, wiederholte sie Theas Worte.
„Ihr zwei versteht euch wirklich hervorragend“, konterte Juli. „Es sind Kleinigkeiten, das habe ich Thea auch schon gesagt.“ Sie schob sich an Theas Eltern vorbei, begrüßte Fifil und schlüpfte nun in beide Rucksackschlaufen. Sie strich ihm sanft über die Stirn und schwang sich in den Sattel. „Also, ich wäre soweit“, verkündete sie mit einem Grinsen.
„Dann los!“, seufzte Wal-Freya. Sie strich Vala sanft über den Hals und sprang auf. Das Pferd wandte sich um und lief los. Begleitet von Mats‘ staunendem Ausruf folgte Juli der Walküre nach.
„Tschüs Thorsten, Ilona und Mats!“, rief Juli schon weit entfernt.
Thor stieg umständlich auf den Rücken seines Pferdes. „Entschuldige, das ist einfach nichts für mich“, sprach er zu dem Tier, das verständnisvoll wieherte und sich Juli und Wal-Freya anschloss, kaum dass der Donnergott saß.
„Ich bin bald zurück!“, versprach Thea ihren Eltern. Sie betrachtete ihre Familie mit schwerem Herzen. Sie hasste es, sie schon wieder zu verlassen. Ohne Umschweife forderte sie Djarfur auf: „Du kannst los, mein Freund! Es ist besser, wenn wir den Abschied kurz machen.“
„Für dich oder deine Familie?“, erwiderte das Pferd spitzfindig und lief los.
„Sei vorsichtig! Pass auf dich auf!“, rief ihre Mutter ihr nach.
„Das werde ich!“, versprach Thea. Sie winkte zum Abschied, bis sie ihr Elternhaus aus den Augen verlor. Ihre Fylgja begleitete sie mit kurzen, schnellen Schritten.
Die Welt unter Thea raste dahin und mit ihr die vielen Lichter, mit denen die Menschen des Nachts ihre Städte erhellten. Thea begriff, weshalb Wal-Freya für ihre Reise die Dunkelheit abgewartet hatte. Während sie den Folgegeist beobachtete, der fröhlich neben ihr durch die Luft sprang, fragte sie sich, wie die Menschen wohl auf den seltsamen Anblick reagieren würden, wenn sie die Pferde und ihre Reiter am Himmel erblickten. Etliche Youtubevideos über das Phänomen wären sofort online gestellt und würden den Freunden mehr Aufmerksamkeit bescheren, als ihnen lieb wäre. Aus diesem Grund erlaubte sich die Gruppe keine Pause. Zielsicher führte Wal-Freya alle voran, während Thor tapfer, aber steif wie eine Eiche neben ihr ritt. Thea und Juli warfen sich von Zeit zu Zeit amüsierte Blicke zu, denn das Bild, das der sonst so heroische Donnergott abgab, war zu komisch. Er wusste darum, hob hier und da entschuldigend die Schultern und grinste.
Wenige Stunden nach ihrem Aufbruch erhob sich eine Bergkette aus hohen, schroffen Felsen am Horizont. Sie wuchs rasch heran und breitete sich in einem gewaltigen Teppich über das Land aus. Mehrere Stunden ritten sie an den stummen Giganten vorüber, deren schneeverwehte Spitzen sich im Licht des Sichelmondes hell abzeichneten. Thea war beeindruckt von den majestätischen Erhebungen, in die sich Täler wie dunkle Adern ins Land gruben. Hier und da bildeten Lichtpunkte Städte und Dörfer ab. Thea beobachtete die Landschaft, bis ihr die Augen schwer wurden. Als sich die Berge abflachten und eine Großstadt vor ihnen heranwuchs, gab sie sich ihrer Erschöpfung hin, lehnte den Kopf an Djarfurs Hals und schlummerte ein. Wal-Freya holte sie schließlich aus einem traumlosen Schlaf zurück.
„Wir sind da“, tönte es sanft in Theas Geist. Obwohl sie die Stimme deutlich hörte, schien sie von weither zu kommen. Nur langsam erwachte Thea aus dem Dämmerzustand. „Wir sind schon da?“, murmelte sie.
Djarfur wieherte leise. „Ja, aufwachen, du Schlafmütze.“
„Verzeih! Es war ein langer Tag“, antwortete Thea.
Das Pferd kicherte. „Allerdings!“
Thea richtete sich auf und fuhr Djarfur über den Hals. „Ein Glück bist du kein Allerweltspferd“, erwiderte sie und erreichte damit die gewünschte Reaktion, denn das Tier kicherte erneut und nickte mehrmals.
„Endlich hast du es verstanden.“
Fifil ritt nahe an Djarfur heran. Juli grinste. „Ist das nicht wunderbar? Wir sind noch immer unversehrt! Ein Glück haben wir diesmal alles richtig gemacht. Ich hatte schon Angst, dass wir von Abfangjägern beschossen werden.“
Die Fylgja hob die Ohren und gab einen verdutzten Laut von sich.
Verschnupft schnaubte Wal-Freya: „Das Vertrauen in deine Götter wird dir eines Tages gewiss vergolten werden.“
Juli lachte. „Was heißt Vertrauen? Ich spreche aus Erfahrung.“
Thea kicherte gleichzeitig mit Djarfur und Juli fiel mit ein. Wenn der Scherz Wal-Freya ebenfalls erheiterte, dann verstand sie es hervorragend, es zu verbergen. Thea drehte sich um und sah zu Thor. Der Donnergott hockte noch genauso steif auf seinem Reittier, wie zu Beginn der Reise, die Beine weit ausgestreckt. Als ihre Blicke sich trafen, zog er mürrisch die Augenbrauen zusammen. „Ich kann dieser Reiseart nichts abgewinnen.“
„Mich wundert es nur, dass es dein Pferd so lange mit dir aushält“, erwiderte Juli übermütig, doch sie schaffte es, Thor ein Lächeln abzuringen. Selbst Wal-Freya schmunzelte.
„Gulltop ist ein sehr geduldiges Tier“, sagte die Walküre.
Thor nickte. „Und überaus stark.“
„Das ist er wohl, wenn er dich tragen kann“, erwiderte Juli.
„Natürlich! Er ist Heimdalls Gefährte!“, erinnerte Thor. Er zuckte mit den Augenbrauen.
Juli lachte. „Das lasse ich gelten. Wenn er ihn tragen kann, schafft er jeden.“
Thea richtete ihren Blick auf die Stadt unter ihnen. So weit das Auge reichte, erstreckte sich ein Teppich aus Häuserdächern und Gebäuden über die Ebene. In einiger Entfernung konnte Thea den gelbgold beleuchteten Petersdom erkennen. Fasziniert behielt sie das Gotteshaus im Blick, bis es hinter ihr verschwand. Zielgerichtet führte Wal-Freya die Gruppe voran. Im Licht des Mondes steuerte sie über einen glitzernden Fluss, der die Stadt in weiten Bögen teilte, und hielt schließlich auf ein Gebäude zu. Es war früh am Morgen, nur wenige Menschen und Autos bewegten sich auf den Straßen. Sie querten einen freien Platz mit einem Obelisken, der sich vor einem mächtigen Gebäude erhob. Zwischen den Häusern, die sich dicht aneinanderreihten, bildete die Piazza eine ungewöhnliche Weite. Sanft ließen sich die Pferde in einem dunklen Gässchen nieder.
Thor sprang als erstes aus dem Sattel. „Was ein Glück!“, krächzte er, legte beide Hände in den Rücken und bog sich in alle Richtungen.
Behutsam strich Wal-Freya über Valas Blesse. „Ruht euch an einem sicheren Platz aus, aber bleibt aufmerksam“, sagte sie hörbar für alle.
Das Pferd nickte mehrmals. Thea stieg von Djarfurs Rücken und verweilte noch einen Moment neben ihm, um seinen Hals zu streicheln. Die Fylgja setzte sich zu Thea und schaute interessiert zu ihr und dem Pferd auf. „Danke“, flüsterte Thea zu Djarfur.
„Immer wieder gerne“, erwiderte der Rappe. Er stieß sie leicht mit der Schnauze an und rannte davon. Ihm folgten alle anderen Pferde.
Juli zog die Schulterriemen ihres Rucksacks enger und behielt die Gurte in der Hand. Aufmerksam blickte sie sich in dem Gässchen um. Entlang der Häuserfront reihten sich Türen und Schaufenster hinter heruntergelassen Rollläden. Die Stadt schlief. „Ich vermute, dass meine Frage überflüssig ist, aber wie sieht der Plan aus?“
Wal-Freya hob das Kinn in Julis Richtung. „Du folgst einfach deinen Göttern.“
Juli zog eine Grimasse. „Natürlich. Das ist wahrscheinlich das Beste“, erwiderte sie trocken.
Schmunzelnd trat Thor an sie heran. Er legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. „Das ist es doch immer“, erwiderte er. „Himmel, bin ich froh, dass ich von dem Gaul runtergekommen bin. Mein Hintern hätte das keine Minute länger ertragen. Es ist Zeit die Beine auszustrecken. Ich schlage vor, wir suchen erst einmal ein Gasthaus auf.“
Juli zückte ihr Handy. „Nichts leichter als das“, erwiderte sie.
Abwesend lugte Wal-Freya in ein offenes Schaufenster. Der kleine Laden bot allerlei teures Schuhwerk. „Ihr kümmert euch um die Unterkunft und ich erkunde die Lage“, verkündete sie. „Sucht einen Platz nahe an diesem Ort!“
Juli starrte auf den Bildschirm. „Boah! Hier ist etwas. Aber das Hotel hat fünf Sterne!“
Thor äugte über ihre Schulter. „Das sieht doch gut aus. Und es ist gleich um die Ecke!“
„Es sieht vor allem fürchterlich teuer aus“, ergänzte Thea.
Wal-Freya rückte das Falkengewand auf ihrer Schulter zurecht. „Das spielt keine Rolle.“
„Krass! Wir sind in der Seitengasse zum Parlament“, erklärte Juli.
„Das war der Plan, meine Gute“, erwiderte Wal-Freya. Sie nickte der Gruppe zu. „Verhaltet euch unauffällig! Lasst Thor sprechen. Wir sehen uns gleich.“ Mit diesen Worten knöpfte sie das Gewand zu. Im nächsten Augenblick flatterte der Falke davon, der an ihrer statt auf dem Platz erschienen war.
Thor knuffte Juli auf den Oberarm. „Los! Fünf Sterne! Sicher haben sie da leckeres Essen.“
Sie kicherte. „Wenn du es sagst. Hier lang.“ Den Blick auf das Handy gerichtet navigierte Juli die Gruppe aus dem Gässchen auf einen freien Platz. Sie steuerten auf den Obelisken zu, den sie kurz zuvor von den Pferden aus gesehen hatten. Er war von einem Polizeigitter abgeriegelt. Weit hinter dem Zaun, vor dem Parlamentsgebäude, standen Soldaten mit Maschinenpistolen.
„Das ist äußerst beunruhigend“, raunte Juli.
„Aber nicht überraschend“, erwiderte Thor. „Sie sichern ihre öffentlichen Gebäude. Nach so einem Handeln ist das absolut vernünftig.“ Stirnrunzelnd blieb Thor stehen und legte den Kopf in den Nacken. „Sind wir falsch?“
„Hieroglyphen“, teilte Juli sein Staunen. Sie blickte in ihr Handy und tippte kurz darauf herum. „Das ist der Obelisco di Montecitorio“, erklärte sie. „Von Augustus zwischen 12 und 10 vor Christus aus Heliopolis nach Rom gebracht.“
„Aha!“, sagte Thor lang gezogen. „Ich habe hier viel erwartet, aber keinen Gruß von Hu.“
„Hu?“, wiederholte Thea.
„Das Ding hat wohl ein Papst wiedergefunden und dann hier aufstellen lassen“, erklärte Juli und steckte das Handy wieder weg. „Hier lang!“ Sie lief links an der Absperrung vorbei. Unter den wachsamen Augen zweier Carabinieri, die in einem Wachhäuschen hockten, folgte sie dem Weg. Voller Unbehagen warf Thea einen Blick nach rechts vor das Parlamentsgebäude. Auch die Soldaten sahen sich nach der Gruppe um. Die Luft war erfüllt von Misstrauen und Feindseligkeit. Theas Fylgja spiegelte die Stimmung und legte die Ohren an, während sie ihrem Schützling folgte.
„Hoffentlich ist Wal-Freya vorsichtig“, wisperte Thea.
Thor wuschelte ihr die Haare. „Sie kann gut auf sich aufpassen.“
„Warum wäre ich jetzt froh, wenn uns statt schwer bewaffneter Soldaten ein paar mürrische Riesen beobachten würden?“, raunte Thea.
„Ich tue das nicht gerne, aber ich stimme dir zu“, sagte Juli.
„Verhaltet euch unauffällig, dann werden sie uns nicht im Visier behalten. Habt keine Furcht. Ist es das?“ Am Ende einer Reihe von schweren Blumenkübeln, die den Platz eingrenzten und ebenfalls von einem Polizeigitter eingefasst wurden, deutete der Donnergott auf ein Gebäude.
„Albergo Nazionale“, las Juli die Buchstaben über dem Regendach. „Ja, sieht ganz danach aus.“
Thor lief voran. „Lasst mich sprechen!“, forderte er die beiden auf und trat in den Eingang.
„Ob das eine gute Idee ist?“, raunte Juli Thea zu. Gleich hinter dem Asen betrat sie die Lobby. „Boah! Krass!“, entfuhr es ihr.
Thea stupste ihre Freundin an und legte den Finger auf den Mund.
Als wäre es das Natürlichste der Welt für ihn, stapfte Thor auf die holzgetäfelte Rezeption zu. Dort erwiderte er das Lächeln der Hotelfachfrau.
„Buongiorno“, sprach er mit einem Nicken.
Thea und Juli runzelten gleichzeitig die Stirn, da die Lippen des Donnergottes offenkundig fehlerfreies Italienisch formten. Die Frau hinter dem Tresen hörte aufmerksam zu, führte ein Gespräch mit dem Asen, nickte mehrmals und hieb auf die Tastatur ihres Computers ein. Unterdessen griff Thor in seine Tasche und zog ein Bündel Geldscheine heraus, von denen er eine beträchtliche Menge auf den Tisch blätterte und die Summe dabei abzählte. Unter dem aufmerksamen Blick der Frau schob er ihr das Bargeld zu und diese zählte es noch einmal ab. Bestätigend nickte sie, packte die Scheine zusammen und steckte sie in eine Schublade. Lächelnd überreichte sie Thor nun ein Kärtchen und deutete zu einer Tür. Der Donnergott blickte in die Richtung ihres Fingerzeigs und winkte Thea und Juli zu, damit sie ihm folgten.
„Kein Wort!“, schickte Thea ihrer Freundin einen Gedanken, da diese schon neben den Donnergott sprang und den Mund öffnete. Aus irgendeinem Grund glaubte Thea, dass es besser war, niemandem der Anwesenden ihre fremdländische Herkunft zu offenbarten.
Zielsicher führte der Donnergott sie in einen Aufzug, wählte den obersten Stock und stiefelte über einen Flur. Mit der Karte öffnete er eine Zimmertür.
Juli sah sich erst nach allen Seiten um, ehe sie im Eintreten erstaunt sagte. „Es scheint gerade so, als hättest du das schon öfter gemacht.“
„Ab und an“, brummelte der Donnergott und fügte mit einem Blick auf Thea hinzu: „Wir hatten sie sehr lange gesucht.“
„Ich verstehe“, erwiderte Juli. „Boah! Was zum Teufel!“, fuhr sie aus.
Thea glaubte ihren Augen kaum. Eine Suite, größer als manche Wohnung offenbarte sich ihnen. ,Wuuuhuus‘ und ,Wooohuuus‘ ausstoßend, rannte Juli durch die Suite und begutachtete jedes Zimmer. Mit großen Augen kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.
„Was hast du da nur gebucht? Im Badezimmer befindet sich ein Whirlpool! Wir haben zwei Schlafzimmer und dann auch noch das!“ Sie deutete über die Sitzgruppe des Wohnzimmers. Die Fylgja sprang auf den Sessel und rollte sich zufrieden darauf ein.
„Wir sind zu viert. Ich dachte, es ist besser, wenn wir zusammen bleiben, statt Einzelzimmer zu belegen“, erwiderte der Donnergott. „Außerdem war die Frau an der Rezeption sehr dankbar und hat keine Fragen gestellt.“
„Wie meinst du das?“, fragte Juli.
„Eigentlich hätte sie unsere Ausweise gebraucht. Vergiss nicht, wir haben keine Aufenthaltsgenehmigungen“, erklärte Thor. „Aber in Anbetracht der Summe und diese in Bar zu erhalten, war sie mit der namenlosen Reservierung einverstanden.“
„Hoffentlich hast du ihr Schweigen für länger gekauft“, unkte Thea.
„Mach dir keine Sorgen. Sie sind genauso verunsichert wie du“, erwiderte Thor leichthin.
Mit offenem Mund ließ Juli den Blick über die Umgebung schweifen. „Deshalb hat das so ein Vermögen gekostet. Woher hast du nur das ganze Geld?“
Thea sah sich ebenfalls im Raum um. Thor lachte. „Wir haben genug Gold, das wir zu Scheinen wandeln können. Odin hat immer eine Truhe voll damit in Asgard stehen, falls er sich auf Reisen begibt. Die Zeiten sind nicht mehr wie früher. Dem fremden Wanderer gibt man selten einen Platz am heimischen Feuer.“ Er zwinkerte und warf sich auf die Couch.
„Ich schicke Wal-Freya einen Gedanken und teile ihr die Zimmernummer mit“, raunte Thea.
Thor streckte die Füße auf den Tisch. „Beschreibe ihr lieber die Terrasse.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter.
Mit einem überraschten Aufschrei schob Juli die Türen des Panoramafensters auf, die den Weg auf eine kleine Terrasse freigaben, von der man einen Blick auf die Dächer der Stadt hatte. „Ich dreh ab!“, sagte Juli.
Thor schaltete den Fernseher an und klickte sich durch die Sender.
„Woher kannst du eigentlich so gut italienisch?“, fragte Thea.
„Die meisten Menschen folgen hier zwar einem anderen Glauben ...“ Passenderweise blieb er beim Zappen bei einer Rede des Papstes hängen, ehe er den nächsten Kanal wählte. „... und Römer waren den Menschen, die ich damals schützte ebenso lästig wie mir Riesen, aber auch hier gibt es ein paar Asatrus. Ich wäre ein sehr schlechter Gott, wenn ich sie nicht verstehen würde, meinst du nicht?“
„Echt? So weit weg vom Norden hast du noch Anhänger?“, kommentierte Juli.
Der Donnergott lächelte. „Midgard ist nicht mehr so aufgegliedert wie früher und Glaube nicht an eine Sprache gebunden.“
„Wir können jedenfalls kein italienisch“, erwiderte Thea.
Juli kicherte. „Egal. Loki versteht uns schon.“
Thor schaltete auf einen Sender, mit einer Kochsendung. Seine Augen begannen zu leuchten. „Ich kann es kaum erwarten zu frühstücken“, frohlockte er.
„Vorher gehe ich aber ein wenig schlafen“, gähnte Juli.
„Ich auch und zuvor muss ich duschen.“ Thor roch an seinem Arm. „Ich habe das Gefühl, ich stinke überall nach Pferd.“
„Besser als nach Fisch“, fügte Juli trocken an.
Die Freunde lachten. Thor räumte den Platz, überreichte Juli die Fernbedienung und verschwand ins Badezimmer. Verfolgt von ihrer Fylgja ging Thea hinaus auf den Balkon. Fasziniert blickte sie über die Dächer der Stadt, auf die sich bereits das Licht der Morgendämmerung legte. Traurigkeit überfiel sie. In Momenten wie diesen vermisste sie Tom unendlich. Wehmütig sah sie hinauf in den Himmel und schickte ihm einen Gedanken, ohne zu wissen, ob er ihn hören würde. Als ihre Fylgja zu schnurren begann, wandte sich Thea um.
Lautlos war Juli an sie herangetreten. „Beeindruckend, nicht wahr?“
„Ich frage mich, wo Wal-Freya steckt“, erwiderte Thea und verbarg geschickt ihre eigentlichen Gefühle.
„Und ich frage mich, was sie alles für Probleme mit sich bringen wird.“ Juli schmunzelte und stieß ihre Freundin leicht mit der Schulter an. „Lass uns reingehen und noch eine Mütze Schlaf nehmen, ehe das Frühstück ruft.“
Thea grinste. Die Erinnerung an die gealterte Juli machte sich in ihrem Geist breit. Es tat gut, ihre kindsköpfige Freundin zurückzuhaben. „Es kann passieren, was mag, du denkst nur ans Essen.“
Juli lachte. „Hey! Thor schaut Kochsendungen! Wie sollte ich da etwas anderes im Kopf haben können?“
Nur wenige Stunden später hockten Thea, Juli und Thor im Speisesaal des Hotels beisammen, den Tisch voll beladen mit allem, was das üppige Büfett hergab. Viele Sitzgruppen blieben unbesetzt, dafür säumte eine lange Schlange abreisewilliger Touristen die Rezeption. Die meisten Urlauber schienen den Entschluss gefasst zu haben, ihre Reise frühzeitig zu beenden. Die Verunsicherung stand allen ins Gesicht geschrieben. Einige ließen sich von den schlechten Nachrichten jedoch nicht abschrecken und hockten ebenso beim Frühstück, Zeitungen und Handys vor sich liegend, um die neuesten Entwicklungen zu verfolgen. Während sich Juli und Thor voller Begeisterung ihre Teller vollluden und sich gegenseitig aufforderten, das eine oder das andere zu kosten, nippte Thea grübelnd an einer Tasse Kakao. Ihre Fylgja saß abseits des Tisches, leckte sich die Pfote und fuhr sich hier und da über das Köpfchen. Von Wal-Freya fehlte noch immer jede Spur. Thea hatte ihr am Morgen einen Gedanken geschickt, aber keine Antwort erhalten. Allmählich sorgte sie sich um die Walküre.
„Oh man! Hast du das Nusshörnchen schon probiert?“, drang Julis Stimme an Theas Ohr, doch sie folgte der Unterhaltung am Tisch nur abwesend.
Thor schüttelte den Kopf und nahm die ihm gereichte Backware entgegen. Thea hatte nicht den Eindruck, dass der Mund des Donnergottes bereits leer war, als er in das Hörnchen biss. Wohlige Laute brummend lehnte er sich im Stuhl zurück.
„Göttlich!“, schwärmte er.
Eine Bewegung zu ihrer Rechten ließ Thea aufblicken. Wal-Freya pochte auf den Tisch und nahm auf dem freien Stuhl Platz. „Natürlich finde ich euch hier“, sagte sie mit leichtem Vorwurf.
„Wo sollten wir sonst sein?“, erwiderte Thor.
Die Wanin strich sanft über Theas Hand. „Wenigstens eine hat sich Sorgen um mich gemacht. Ich danke dir.“
„Warum hast du mir nicht geantwortet?“, fragte Thea.
„Ich war mit Dingen beschäftigt, die meine ganze Aufmerksamkeit erforderten“, antwortete Wal-Freya bedeutungsvoll.
Thor griff nach einer Scheibe Wurst, die er sorgsam auf einem Brötchen platzierte. „Wir haben das Unangenehme mit dem Nützlichen verbunden und beim Frühstück auf dich gewartet. Wenn der Kaffee nur halb so gut ist wie der Rest, wirst du nie wieder aufstehen wollen.“
Die Walküre zog eine Braue hoch und sah zu Juli. „Sicher wird mir gleich eine Tasse davon gebracht.“
Juli hörte schlagartig auf zu kauen, dann stopfte sie eine Gabel mit Rührei in ihren Mund. „Na klar“, antwortete sie unverständlich und eilte bereitwillig davon.
„Wo bist du die ganze Nacht gewesen?“, fragte Thea.
Thor lachte. „Du klingst wie ihre Mutter.“
„Tut sie nicht“, sagte Wal-Freya mit Nachdruck und lächelte Thea an.
Juli kehrte mit einem Glas Kaffee zurück. Die Wanin nickte dankbar. Unter den aufmerksamen Augen der Anwesenden nippte sie an dem Getränk. „Wirklich wundervoll“, bestätigte sie.
Thor griff über den Tisch nach einem Croissant. „Sag ich doch! Köstlich wie das Essen.“
Wal-Freya nickte. „Ich war im Palazzo Chigi. Es ist ein schwer bewachter Ort. Neben etlichen Polizisten, die das Gebäude sichern, habe ich viele Militärs im Innern gesehen. Die Zeiten sind unruhig. Aber noch scheinen alle Menschen guter Dinge zu sein.“
„Im Innern?“, staunte Juli.
Wal-Freya grinste süffisant. „Ja, genau dort. Ich kann sehr unauffällig sein.“
„Hast du eine Spur von Loki gefunden?“, fragte Thor, während Wal-Freya die Hände auf dem Tisch faltete.
„Nicht direkt. Aber ich habe herausgefunden, wo sich sein Freund heute Abend aufhält.“
„Sein Freund?“, wiederholte Thea.
Wal-Freya nickte. „Der Präsident der Republik. Er gibt heute Abend einen Ball in der Villa Madama zur Feier von Italiens neuer Unabhängigkeit. Sollte sich Loki noch in Rom aufhalten, werden wir ihn bestimmt dort antreffen.“
Juli, damit beschäftigt Ahornsirup auf ihren Pancake zu träufeln, brummte und schob den Teller von sich weg. „Wäre es nicht besser, Loki in einer Seitengasse zu schnappen, anstatt auf einem Ball? Selbst du wirst mit einer solchen Aktion nicht lange unauffällig bleiben.“
„Dummerchen“, erwiderte Wal-Freya beinahe liebevoll. „Wir mischen uns dort unter die Anwesenden und spähen nach ihm aus. Früher oder später werde ich ihn überraschen können.“ Mit einem strengen Blick auf den Donnergott fügte sie hinzu: „Thor wird sich zurücknehmen und nur im Notfall eingreifen.“
„Das wird er“, bestätigte Odins Sohn mit einem Grinsen.
„Warum habe ich das miese Gefühl, dass wir ab morgen alle Berühmtheiten sind?“, raunte Juli.
„Jetzt hör aber auf! Wir wandern seit vielen Jahren unauffällig durch Midgard“, empörte sich Thor.
„Wie gut das klappt, haben wir ja gesehen, als du Thea unauffällig aufgesucht hast“, murrte Juli.
„Das war etwas völlig anderes. Wir haben gezielt zu ihr Kontakt aufgenommen. Wer außer Thea hat mich gesehen, hm?“
„Sie hat doch gereicht! Die ganze Schule war wegen euch in Aufruhr.“
Wal-Freya wog den Kopf und stellte das leere Glas vor sich ab. „Ich gebe zu, an diesem Punkt haben wir uns wirklich ungeschickt angestellt. Aber wäre Thea nicht so uneinsichtig gewesen ...“
„Und ihre Mutter nicht aufgetaucht“, unterbrach sie Thor.
„Und ihre Mutter nicht aufgetaucht ...“, bestätigte Wal-Freya.
„Wäre das ebenso schief gelaufen“, vervollständigte Juli den Satz.
Alle lachten.
„Vielleicht“, raunte die Walküre. „Umso schlauer werden wir es heute Abend anstellen. Wo gab es diesen Kaffee?“
„Ich hole dir noch einen“, bot sich Juli an und griff nach Wal-Freyas Glas, ehe sich diese dafür bedanken konnte. Außer dem Kaffee brachte Juli auch einen Teller mit mehreren Pancakes mit. Thor lachte fröhlich, während Wal-Freya nur belustigt die Augen rollte. Die Wanin folgte Julis Einladung und kostete gerne von der Köstlichkeit.
„Nimm Ahornsirup dazu“, forderte Juli sie auf.
„Das sollte Andhrimnir auch mal über seinen Eber schütten“, meinte Thor.
„Vielleicht würde er dann weniger nach Fisch schmecken“, stimmte Wal-Freya abfällig zu.
Stimmen hunderter Kehlen, begleitet von Trommeln und Rasseln klangen plötzlich dumpf von draußen in den Saal. Thea runzelte die Stirn und blickte unwillkürlich zu ihrer Fylgja.
„Was ist das?“, fragte Juli beunruhigt.
„Demonstranten“, erklärte Wal-Freya. „Sie strömen aus der ganzen Stadt heran, um gegen die Entscheidung der Regierung aufzubegehren.“
„Oje“, flüsterte Thea. „Wieso haben wir uns nur so nahe am Regierungssitz niedergelassen?“
Wal-Freya lächelte. „Was für eine Frage! Um in Lokis Nähe zu sein. Wir konnten ja nicht ahnen, dass sie ihn uns auf einem silbernen Tablett servieren.“
„Gut, dass du es ansprichst. Um auf diesen Ball zurückzukommen“, nahm Juli das Gespräch wieder auf. „Warum denkst du, dass es dort leichter sein wird, an Loki heranzukommen, als im Palazzo Chigi?“
„Weil ein paar Personen mehr bei einer solchen Veranstaltung nicht auffallen werden, in einem schwer bewachten Palast aber schon. Die Stimmung ist angespannt.“
Trillerpfeifen und Sprechgesänge untermalten ihr Gespräch. Die Menschenmenge vor der Tür schien minütlich anzuschwellen.
„Dieser Ball wird ebenfalls schwer bewacht sein. Wir werden da niemals reinkommen, ohne ein Verbrechen zu begehen und die ganze Polizei auf uns aufmerksam zu machen. Ungeladene Gäste sind dort sicher nicht willkommen“, unkte Juli.
„Nicht in dieser Aufmachung“, stimmte Wal-Freya zu. „Nach dem Frühstück gehen wir einkaufen!“
Thor sah die Walküre mit großen Augen an. „Was hast du an diesen Gewändern auszusetzen?“
Thea kicherte, aber Wal-Freya antwortete. „Wir besuchen einen Ball, Thor, und nehmen nicht an einem Fressgelage in Bilskirnir teil.“
„Eigentlich schade“, brummte Juli und der Donnergott lachte leise.
Mit einem diabolischen Blick sah Wal-Freya von ihrer Kaffeetasse auf. „Ich freue mich schon auf euren Anblick.“
In einer plötzlichen Vorahnung wimmerte Juli: „Muss ich etwa ein Kleid anziehen?“
„Selbstverständlich“, versetzte die Walküre mit einer Endgültigkeit, die jeden Widerspruch verstummen ließ.
Der leidende Blick, den Juli nun aufsetzte, wurde von Thor gespiegelt. Wal-Freya schien es zu amüsieren. Sie zwinkerte Thea zu und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee. „Ich kann es kaum erwarten! Ich habe so viele wundervolle Geschäfte in der Nähe entdeckt.“
Stöhnend griff sich Thor an den Kopf.