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Kapitel 16

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Nick sah, wie ein dunkles Objekt in den Tunnel geworfen wurde, hörte es auf den Felsboden treffen und wusste, was es war. Er sprang in den Erzwagen, direkt auf Selena, stieß sie auf den rostigen Boden und begrub ihren Körper unter sich.

Die Explosion verdrängte jegliche Gedanken. Granatsplitter prallten gegen die Seite der Lore. Der Eingang zur Mine brach mit donnerndem Getöse zusammen und sperrte das Tageslicht aus.

Das Grollen verklang in den Tiefen der Mine.

Absolute Dunkelheit.

Nick lag starr und bewegungslos und wartete darauf, dass das Klingeln in seinen Ohren nachließ.

Selena hustete. »Was dagegen, von mir runter zu steigen?«

Er presste sie unter sich zu Boden, die .45er noch in der Hand. Er steckte die Waffe ins Holster und kletterte im Dunkeln aus der Lore.

»Ich kann absolut nichts sehen.« Selena hustete erneut.

»Dagegen kann ich etwas tun.«

Nick griff in seine Jackentasche nach der Minitaschenlampe, die er immer bei sich trug. Er schaltete sie ein.

Etwas krabbelte über seinen Handrücken.

Eine große, schwarze Spinne.

Er schlug sie weg, verlor dabei fast die Taschenlampe. Etwas knirschte unter seinem Fuß.

Er half Selena aus dem Erzwagen und versuchte, nicht an Spinnen zu denken. Sie war mit Staub bedeckt und hatte Kratzer im Gesicht. Ihre seidene Designerbluse war eingerissen und mit roten Schmutz- und Rostflecken übersät, sodass sie kaum noch ihre Brust bedeckte.

Der Eingang zur Mine war von tonnenschweren Felsen blockiert. Sie reichten bis an die Decke, von welcher Staub und Schmutz rieselte.

»Dort werden wir nicht wieder rauskommen«, sagte er.

»Die ganze Seite des Hügels muss runtergekommen sein.«

Er holte sein Telefon aus der Tasche. Kein Empfang.

»Gibt es einen anderen Ausgang?« Er schwenkte den dünnen Lichtstrahl der Taschenlampe durch den Tunnel. Etwas bewegte sich am Rand des erhellten Bereichs.

»Ich glaube schon, aber ich weiß aber nicht, wo er ist. Ich habe mal eine Karte der Mine gesehen. Es gibt drei Ebenen mit Abzweigungen vom Haupttunnel und bis zu hundert Meter tiefen Schächten. Einige Bereiche sind geflutet, aber ich weiß nicht wo. Viele Tunnel wurden abgesperrt, als die Mine nach und nach geschlossen wurde.«

»Wir haben keine große Wahl. Bereit für eine Erkundung?«

»Sie zuerst«, entgegnete Selena.

Die Taschenlampe ließ zu wünschen übrig. Sie folgten dem schmalen Strahl entlang verrosteter Schienen, vorbei an Felsen, die von der Decke gestürzt waren, tiefer hinein in die Mine. Nick konnte nicht mehr sagen, ob der Tunnel gerade verlief oder Kurven machte. Die Luft war stickig und heiß und roch nach altem Wasser und noch älterem Fels. Der Adrenalinschub war verflogen. Er war müde und angeschlagen.

Dicke Holzpfosten stützten rissige Balken, die die Decke des Tunnels trugen. Sie sahen schwach und instabil aus. In den Ecken, wo sich Pfosten und Balken trafen, hingen Spinnennetze. Überall zogen sich Spinnen aus dem Licht zurück. Es waren Pfützen auf dem Boden, dunkle, feuchte Flecken an der Wand und Wasser tropfte von der Decke. Die Luft war heiß und reglos. Nick spürte die Tunnelwände näherkommen. Er sagte sich, es würde alles gut werden. In Ordnung. Eins nach dem anderen. Er schwitzte.

Der Tunnel teilte sich. Ein Abzweig führte nach rechts, der andere weiter geradeaus.

»Welchen Weg sollten wir nehmen?«

»Ihre Wahl ist so gut wie meine«, sagte Selena.

»Rechts oder geradeaus?«

»Wenn der Tunnel keine Kurve gemacht hat, dann sollte der Fluss irgendwo Rechterhand sein. Ich glaube, die Minenarbeiter folgten einer Erzader zum Fluss. Sollten sie das getan haben, dann sind sie vielleicht irgendwo am Ufer angekommen.«

»Gehen wir nach rechts. Wenn es hinausführt, dann sollte es nicht weit sein.«

Sie betraten den Schacht zu ihrer Rechten. Die Tunnelstützen waren stark verrottet und überall waren Wasserpfützen. Etwas huschte vor ihnen fort.

»Was war das?«

»Keine Ahnung, ich habe nichts gesehen.«

»Was ist das für ein quietschendes Geräusch?«

Der Schacht beschrieb eine Kurve und sie kamen um eine Ecke. Knapp zwanzig Meter vor ihnen endete der Tunnel bei einem Steinschlag und einem aufgewühlten Nest von quiekenden Ratten. Hunderte roter Augen blitzten in dem spärlichen Licht der Taschenlampe.

Nick erstarrte. Selena umklammerte seinen Arm. Die Ratten wanden sich wild durcheinander, sprangen ihnen entgegen und wieder zurück in das Gewühl.

Keiner sagte ein Wort, während sie sich zurückzogen. Nick fühlte, wie Selena erschauderte. Zurück im Hauptstollen kamen sie an einem mit Brettern vernagelten Schacht auf der Linken, und dann einem weiteren auf der Rechten vorbei. Sie sahen noch weitere versperrte Durchgänge. Eine Ratte rannte an seinem Fuß vorbei.

Sie gelangten an die Überreste eines Stalls, der in die Wand des Stollens geschlagen war. Einige Boxen standen noch und an einem rostigen Nagel hing ein Halfter aus Seil.

»Warum hatten sie einen Stall hier unten?«

Das war das Erste, was Nick seit den Ratten gesagt hatte.

»Für die Maultiere. Maultiere zogen die Loren.«

Zwanzig Meter hinter dem Stall verzweigte der Tunnel in drei Richtungen. Die Schienen endeten dort an einem verrottenden hölzernen Dreieck. Der rostige Kopf von einem Bergbau-Pickel lag auf dem Boden. Nick hob ihn auf und verstaute ihn in seiner Jackentasche.

»Mir gefällt das nicht«, sagte Selena.

»Mir auch nicht.« Er leuchtete in den rechten Schacht, dann in die anderen. Es gab keine großen Unterschiede zwischen ihnen. Sie sahen alle aus wie ein Highway in die Hölle. Nick befeuchtete einen Finger und spürte nach einem Luftzug.

Nichts. Nur ein nasser Finger.

Der Strahl der Taschenlampe wurde langsam gelb. Sollten sie kein Licht mehr haben, würden sie vielleicht niemals hinausfinden. Er mochte die Vorstellung nicht besonders, mit Ratten und Spinnen im Dunkeln zu sein. Aber die Batterien wurden immer schwächer.

»Ich werde die Taschenlampe ausschalten.«

Dunkelheit umschloss sie. Nick erinnerte sich an eine Höhle in Afghanistan, in der er beinahe lebend begraben worden war; erinnerte sich an seinen betrunkenen Vater, der ihn in einen dunklen Schrank eingesperrt hatte; erinnerte sich an einen Keller in Kolumbien, angefüllt mit dem stinkenden Geruch von Schmerz und Tod. Er verdrängte die Gedanken, wünschte sich, er hätte einen Drink oder eine Zigarette oder beides.

Selena drückte seine Hand. In der schwarzen Stille hörte er Geräusche. Zu viele Geräusche. Wasser tropfte irgendwo. Da war das konstante, leise Geräusch von Erde, die von der Decke zu Boden fiel. Die Tunnel knackten und er hörte Holz stöhnen. Etwas huschte in ihrer Nähe vorbei.

»Ich glaube nicht, dass wir weiter hineingehen sollten. Diese Tunnel führen nach unten und werden niedriger. Wir müssten kriechen. Die Schienen enden hier, das ist nicht gut. Wenn diese Schächte durchgehen würden, hätten die Minenarbeiter die Schienen die ganze Strecke weitergeführt, um das Erz zu bekommen.«

Sprechen war sonderbar. Die unerbittliche Dunkelheit saugte Worte auf wie Samt, sobald sie gesprochen wurden.

»Nick, ich habe Angst. Was, wenn wir nicht hinausgelangen können?«

»So dürfen wir nicht denken.«

»Ja, aber was, wenn wir es nicht schaffen?«

»Wir werden rauskommen.«

»Vielleicht kann uns einer der versperrten Seitengänge da hinten rausbringen.«

»Ja, aber welcher?«

»Wenn wir sie öffnen, finden wir vielleicht einen Hinweis. Die Bretter, die sie verwendet haben, sehen nicht sehr stabil aus. Wir können sie runterreißen um hinein zu gelangen.«

»Das ist ein guter Gedanke.« Er konnte ihre Angst riechen. Ein leichter, säuerlicher Kupfergeruch. Vielleicht war er es aber auch selbst.

Er schaltete die Lampe an. Das Licht war schwächer.

Ein Stück zurück im Tunnel kamen sie an einen Seitenschacht und Selena hielt die Taschenlampe, während Nick die Bretter entfernte. Er warf einen Stein durch die Öffnung und wartete auf das Geräusch. Es gab eine Pause und dann ein Platschen tief unter ihnen.

»Hast du das gehört?«

»Ja.«

»Mir ist nicht nach Schwimmen, lass uns weitergehen.«

Bei den nächsten beiden war es genauso. Vertikale Todesfallen, die fast hundert Meter in die gefluteten unteren Ebenen der Mine stürzten. Sie kamen zum nächsten Gang. Nick ließ den Lichtschein über die Wand gleiten.

»Da steht etwas«, sagte Selena.

Chinesische Schriftzeichen waren in den Fels über dem Eingang geritzt.

»Kannst du es lesen?«

»Ja, es bedeutet ›Träume‹.«

»Träume?«

»Das ist, was da steht.«

»Warum sollte jemand ›Träume‹ auf die Wand eines Minenschachtes schreiben?«

»Wie soll ich das wissen?«

Er trat die Bretter ein. Sie gingen in den niedrigen Tunnel und folgten ihm gebückt. Das Licht ließ nach. Der Schacht öffnete sich nach einer gefühlten Ewigkeit in einen großen Raum. Die Luft war besser und die Decke hoch genug, um aufrecht zu stehen.

Der Raum war etwa sechs Meter im Quadrat. An einer Wand lagen auf drei niedrigen Holzrechtecken alte, von Ratten zerfressene Matratzen, aus deren verrottetem Stoff das Stroh quoll. Am anderen Ende des Raumes lag ein zerbrochener Schemel neben einem groben Holztisch. Auf dem Tisch stand ein Kerzenstummel in einem Halter. Selena ging hinüber und nahm ihn, genau in dem Moment, als das Licht erlosch.

Nick spürte die alte Angst. Die Dämonen der Kindheit, namenlose scheußliche Monster, die an Orten ohne Licht lauerten. Er holte tief Luft, beruhigte sich. Sie waren noch nicht tot.

»Jetzt brauchen wir nur noch Feuer«, sagte Selena.

»Hast du ein Streichholz?«

»Ich rauche nicht.«

»Ich auch nicht.«

»Rauchen kann tödlich sein.«

Sie begannen hysterisch zu lachen.

Als sie sich beruhigt hatten, sagte er: »Bleib da, wo du bist.«

Er durchquerte den Raum mit ausgestreckten Armen, bis er an eines der Betten stieß. Er sammelte Stroh und Stoff von der zerfledderten Matratze und tappte zurück zu Selena. Er fühlte auf dem Boden herum, bis er einen Stein fand.

Er machte einen kleinen Haufen aus den Resten der Matratze, nahm sein Messer und schlug es gegen den Stein. Nach ein paar Versuchen erzeugte er Funken. Er schlug immer wieder auf den Stein und die Funken fielen auf das Stroh. Es entzündete sich zu einer hellen Flamme.

Sie reichte ihm die Kerze und er entzündete sie. Der Raum wurde wieder sichtbar, Rauch stieg vom Feuer auf.

»Schau.« Selena zeigte nach oben.

Der Rauch verschwand in einem Loch in der Decke.

»Das ist, wo die Luft herkommt.«

»Zumindest werden wir nicht ersticken. Wäre schön, wenn es größer wäre.«

Nick sah sich um. »Was ist das für ein Ort?«

»Ich denke, es war eine Opiumhöhle. Niemand außer Chinesen wäre hier reingekommen. Die Minenarbeiter hätten die Beschriftung über dem Eingang nicht lesen können und hätten sich sowieso nicht darum gekümmert.«

»Das ist einleuchtend. Darum die Betten. Und die Beschriftung ergibt jetzt auch Sinn. Es könnte einen Weg hinaus geben. Ich glaube nicht, dass es nur einen Ausgang aus einem Ort wie diesem gibt.«

Er ging langsam im Raum herum. An der Rückwand war der Umriss eines weiteren Eingangs zu sehen. Er war zugemauert und von bröckelndem, altem Mörtel bedeckt. Nick nahm den Kopf des Pickels, den er gefunden hatte, und begann die Wand zu bearbeiten. Schon bald löste sich ein Stein, dann ein weiterer. Er streckte seine Hand durch die Öffnung und griff ins Leere.

Er setzte seine Arbeit fort, bis der Durchgang groß genug war, um durchzuklettern. Sie sahen sich an.

»Ein weiterer Tunnel«, meinte er.

»Was, wenn es eine Sackgasse ist?«

»Wir haben keine Wahl, nur einen Weg, es herauszufinden.«

Dieser Tunnel war schmal, aber in gutem Zustand. An einer Stelle senkte er sich ab und führte durch Wasser, das ihnen bis zu den Knien reichte. Nick fragte sich, ob er in ein tiefes, tiefes Loch treten würde, aber der Boden stieg wieder an und sie waren zurück auf dem Trockenen. Die Kerze war fast komplett abgebrannt, als sie an einen weiteren versperrten Durchgang gelangten. Dieser war mit Ziegelsteinen zugemauert.

»Das ist mal eine Abwechslung.«

»Der Mörtel sieht alt aus. Vielleicht kann ich das ja eintreten.« Er reichte ihr die Kerze und trat kräftig zu. Dann noch einmal.

»Jetzt weiß ich, wie sich Bruce Lee gefühlt haben muss«, sagte er.

»Lass mich mal versuchen«, sagte Selena. »Geh besser aus dem Weg.«

Nick trat zur Seite. Selena schloss ihre Augen, atmete tief ein und wurde sehr ruhig. Sie öffnete die Augen, trat einige Schritte zurück, stieß dann einen wilden Schrei aus und katapultierte sich mit den Füßen voran durch die Luft. Die ganze Wand explodierte in einen Raum auf der anderen Seite.

Gegen das Licht blinzelnd betrat er den Keller von irgendjemandem. Selena war dabei, aufzustehen. Er half ihr hoch.

»Wie zur Hölle hast du das gemacht?«

»Nick.« Sie deutete mit ihrem Kopf.

Ein stämmiger Mann mit grauem Bart stand mit offenem Mund im Pyjama am anderen Ende des Raumes und hielt mit weit aufgerissenen Augen eine Kaliber-12-Schrotflinte auf sie gerichtet.

Nick hob die Hände. »Wie läuft's?«, fragte er.

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