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Kapitel 18

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Selena trug kurze, schwarze Laufhosen mit gelben Streifen an den Seiten, einen gelben Sport-BH mit schwarzem Nike-Logo und Laufschuhe. Ein strahlend gelbes Stirnband hielt ihre Haare aus dem Gesicht. Die einzigen Anzeichen des gestrigen Tages waren die Ringe unter ihren Augen und die Kratzer in ihrem Gesicht.

Das Outfit brachte ihren trainierten Körper zur Geltung. »Guten Morgen«, sagte sie. »Wie fühlst du dich? Willst du Kaffee?«

»Morgen. Ja, Kaffee ist gut. Ich fühle mich, als hätte ich zehn Runden mit dem falschen Gegner hinter mir.«

Sie brachte ihm eine Tasse. Schwarz und heiß.

»Ich dachte, ich laufe eine Runde und arbeite mir damit die Mine ein wenig aus den Gliedern.«

»Wenn du zwanzig Minuten wartest, mache ich mich schnell frisch und komme mit. Es gibt hier einen klasse Laufweg in der Nähe.«

»Du gehst gerne laufen?«

»Das mache ich eigentlich nur, um fit zu bleiben.«

Nick fühlte, wie sein Gehirn wieder anfing zu arbeiten. Er trug noch sein Holster und die ruinierte Jacke. Er zog sie aus und legte die Waffe auf den Couchtisch. Dann nahm er die H-K aus dem Holster und zog den Schlitten etwas zurück. Noch eine Kugel im Lauf. Er entfernte das Magazin, setzte ein frisches ein und legte die Waffe zurück auf den Tisch.

Er ging in den anderen Raum. Sie hatte das Bett gemacht. Er zog sich aus und ging ins Bad. Das heiße Wasser linderte die Schmerzen der Blessuren und er fing an, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Er dachte an Selena. Sie sah gut aus in dem Outfit. Er fühlte eine beginnende Erektion, drehte das Wasser auf kalt.

Er trocknete sich ab, wischte den kondensierten Wasserdampf vom Spiegel und rasierte sich. Dann ging er zurück ins Schlafzimmer und zog Shorts, ein T-Shirt und seine Laufschuhe an.

Nick dachte an gestern. Es schien, als würde immer irgendwo jemand mit einer Waffe auf ihn warten. Er dachte an Menschen, die einem alten Mann den Finger abschneiden würden. Irgendwer musste etwas gegen diese Menschen unternehmen. Das war es, was ihm half, weiterzumachen.

Er nahm einen 9mm-Colt aus dem Waffensafe und verbarg ihn unter seinem T-Shirt. Dieser war um einiges leichter und kleiner als die .45er. Gut zum Laufen. Nach gestern würde er nirgends mehr hingehen, ohne etwas dabei zu haben, was Löcher machen konnte.

Nick kam aus dem Schlafzimmer.

»Was ist mit deinem Bein geschehen?«, fragte Selena.

Sein Bein sah aus, als hätte jemand einen Käsehobel auf Steroiden über seinen Schenkel gezogen und dann der Vollständigkeit halber auch noch ein wenig seine Wade bearbeitet. Die Narben waren farbenfroh, rot, weiß und blau. Sehr patriotisch. Unter seiner Kleidung sah man verzogenes Narbengewebe an der Seite von Hüfte und Brustkorb.

»Afghanistan. Ein kleiner Junge warf eine Granate nach mir. Ich habe ihn erschossen.«

Sie sah ihn an und er glaubte, unausgesprochenen Vorwurf zu sehen.

»Ich hatte keine Wahl. Die Splitter haben das Knie und die Leiste verfehlt. Aber ein paar gingen ins Bein. Manchmal ist es lästig, aber nicht sehr schlimm. Ein Grund, warum ich laufen gehe, ist, es hält das Bein in Form.«

»Na, dann lass uns laufen.«

Sie gingen aus der Tür und liefen den Hügel hinauf. Der Morgen war kühl, perfekt für einen Lauf, bevor die Hitze wieder zunahm. Der Pfad war schattig und weich unter den Füßen. Vögel flogen durch die Zweige und Blätter. Ein Reh sprang vor ihnen über den Pfad. Im kühlen Schatten des Vorgebirges blühten noch immer violette und gelbe Wildblumen am Rand des Pfades.

Nicks Atmung fiel in einen leichten Rhythmus, der Klang des Laufens und das Gefühl des Pfades unter seinen Füßen füllte seinen Kopf. Er fühlte, wie der gestrige Tag langsam aus seinen Gedanken verschwand. Dann erinnerte er sich an den Mann, der auf ihn geschossen hatte und dann schrie, als er zu Boden ging.

Der Mann hatte versucht, ihn zu töten. Der hatte versagt, und Nick überlebt. Vielleicht hatte das eine tiefere Bedeutung, vielleicht auch nicht. Das war eine Frage für Menschen, die das Ergründen von theologischen und metaphysischen Mysterien wertschätzten. Er war keiner dieser Menschen.

Nick suchte nicht mehr nach einer Bedeutung. Im Ernstfall ging es letztlich einfach ums Überleben. Für ihn war ein Tag wie der andere. Das ging nun bereits fünfzehn Jahre so. Es brachte nichts, darüber nachzudenken.

Etwa zwei Meilen von der Hütte entfernt hielten sie an, um durchzuatmen.

»Du hattest recht, das ist ein großartiger Laufweg.« Selena schaute über ein weites Tal.

»Den Lauf mache ich jeden Morgen, wenn ich hier bin.«

Sie waren schweißgebadet. Selena legte ihre Hand auf seinen Arm, während sie Luft holte.

»Nick …«, begann sie und sah ihn nachdenklich an. »Oh, was soll's. Lass uns reden, wenn wir zurück sind.«

»Nach dir.« Er deutete auf den Pfad.

Zurück in der Hütte stand Nick mit einem Wasserglas an der Spüle und schaute aus dem Fenster. Er spürte ihre Hand auf seiner Schulter.

»Nick«, sagte sie.

Er drehte sich um und sie griff hinter seinen Kopf und zog ihn zu sich. Er stellte das Wasser ab und legte seine Arme um sie. Sie strahlte Hitze aus. Er schmeckte das Salz ihres Schweißes, zog sie an sich und erforschte ihren Mund mit seiner Zunge. Ihre Hände glitten über seinen Rücken, seine Schultern.

Er unterbrach den Kuss.

»Vielleicht sollten wir ins Schlafzimmer gehen.«

»Vielleicht sollten wir das.«

Er küsste sie wieder, auf den Leberfleck auf ihrer Lippe. Sie bewegten sich gemeinsam zum Bett.

Es barg eine gewisse Verzweiflung, wie sie miteinander schliefen. Als würde das Leben verrinnen und es gäbe kaum noch Zeit, daran festzuhalten. Als sie fertig waren, wartete er darauf, dass sich seine Atmung wieder normalisierte.

»Wow«, sagte er.

Selena strich sich Haare aus der Stirn, schaute weg. Er fühlte, wie sie sich zurückzog. Sie stand auf und wandte ihm den Rücken zu.

»Ich werde duschen.«

Er lag auf dem Bett und fühlte sich unbeholfen.

Sie ging ins Bad und schloss die Tür. Er hörte die Dusche. Nick erinnerte sich daran, wie es mit Megan gewesen war.

»Glaubst du, wir werden uns noch lieben, wenn wir alt und grau sind?«

Er hatte ihre Haare gestreichelt, sie geküsst, seine Hände über ihren Körper gleiten lassen. Sie waren auf ihrem großen Kingsize Bett miteinander verknotet, wo sie den ganzen Nachmittag verbracht hatten. Halb gepackte Kisten standen im Zimmer verstreut.

Er hatte ihre Brust geküsst.

»Wir werden niemals alt und grau werden.«

»Nicht, wenn du so weitermachst.«

»So etwa?«

Sie hatte gestöhnt, nach ihm gegriffen.

»Ja, Nick, ja.«

Megan, dachte er. Ich konnte es nicht verhindern. Konnte das Flugzeug nicht zurück in die Luft wünschen. Seine Gedanken wurden trostlos.

Ein Tag wie der andere.

Als Selena aus dem Bad kam, zog sie sich schnell an. Sie ging in die Küche.

Er zog sich eine Levis und ein leichtes Hemd über. Sie bereiteten wortlos das Frühstück und setzten sich mit frischem Kaffee an den Tisch.

Selena war nachdenklich. »Diese Mine war kein Spaß.«

Er nahm seine Tasse in die Hand. »Was für eine Art, sich kennenzulernen.«

»Weißt du was?«, fragte sie.

»Was?«

»Ich habe gehört, Menschen, die zusammen schwerwiegenden Stress bewältigen müssen, springen sich gegenseitig in die Arme.« Sie hielt inne. »Ich habe mich noch nie so sterblich gefühlt. Nichts ist mehr, wie es war. Der Augenblick scheint jetzt viel wichtiger, alles scheint intensiver.«

»Ich weiß. Lebendiger.«

»Selbst die Farben sind kräftiger. Ich bin froh, am Leben zu sein.« Sie schaute aus dem Fenster, dann rüber zu ihm. »Ich bin froh, mit dir hier zu sein.«

Sie trank Kaffee. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sie war eine unbekannte Kraft, mit der er nicht gerechnet hatte. Ihm fiel nichts ein, was er sagen könnte, das nicht dumm klingen würde.

Zeit, um Meldung zu machen und herauszufinden, was Harker dachte. Vielleicht hatten sie ja irgendwas beim Haus gefunden.

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