Читать книгу PROJECT Band 1-3 (Bundle) - Alex Lukeman - Страница 24
Kapitel 19
Оглавление»Keine Leichen, viel Forensik«, sagte Harker. »Wir haben Hülsen, Blutspuren, Reifenabdrücke sowie DNA und Fingerabdrücke von einer Weinflasche.«
»Selenas und meine Abdrücke sind auf der Flasche.«
»Das wissen wir. Da sind noch andere. Wo ist das Buch?«
»In einem Safe, hier in meiner Hütte.«
»Ich will Sie beide umgehend wieder hier haben. Ich habe ein Flugzeug losgeschickt, um Sie an der Beale Air Force Basis einzusammeln. Sie wissen, wo das ist?«
»Ja. Das ist etwa eine Stunde von hier. Wann geht es los?«
»Um 1800. Eine Eskorte wird Sie um 1600 bei Ihrer Hütte einsammeln und zur Basis bringen. Ronnie wird Sie treffen, wenn Sie ankommt. Es wird spät sein. Ich möchte, dass Sie hier in dem Appartement bleiben. Wir werden uns morgen um 0700 treffen.«
Das Appartement im PROJECT-Gebäude war dafür da, jemanden zu verstecken. Nick hatte es noch nie benutzen müssen.
»Irgendwas Neues vom FBI?«
»Jordan hat noch weitere Fotos rübergeschickt. Sie können sie sich ansehen, wenn Sie ankommen. Warten Sie auf Ihren Transport. Wir sehen uns morgen früh.«
Harker legte auf.
Selena deutete auf die Veranda hinter der Gittertür. »Du hast eine Katze?«
Ein riesiger, zerfledderter, orangefarbener Kater kratzte an der Tür und schaute durch das Fliegengitter.
»Das ist Rülps. Es ist eher so, dass er mich hat. Er ist eine besondere Art von Katze. Ein Nachbar füttert ihn, wenn ich nicht da bin, was die meiste Zeit ist.«
Der Kater war teils Maine Coon und teils was auch immer. Er wog mindestens vierzig Pfund und besaß ein Paar Cojones, die viele größere Tiere stolz machen würden. Seine Ohren waren schartig und vernarbt, rosafarbene Narben durchzogen sein orangefarbenes Fell und sein Schwanz war nur halb so lang, wie er sein sollte. Er hatte einen langen, scharfen Zahn vorne, der andere fehlte.
»Groß, oder?«
»Er ist ein regelrechter Tiger. Lass uns draußen sitzen.«
Nick öffnete zwei Dosen Katzenfutter, tat alles auf einen Teller und nahm ihn mit nach draußen. Rülps begann, es runterzuschlingen. Sie setzten sich auf die Veranda. Der Kater hielt zwischen zwei Bissen inne und stieß einen lauten Rülpser aus.
»UUUURRRPP.«
»Hat er gerade getan, was ich glaube, dass er getan hat?«
»Darum nenne ich ihn Rülps.«
»Macht er das immer?«
»Andauernd.«
»Ich habe noch nie eine Katze rülpsen gehört. Es ist laut.«
»Erstklassiges Fernseh-Material. Ich überlege, ihn zu American Idol zu bringen.«
Rülps stieß noch mal auf, beendete seine Mahlzeit und kam zu ihnen rüber. Er begann, seinen Kopf an Selenas Bein zu reiben und zu schnurren. Es erinnerte Nick an eine Kettensäge.
Selena streichelte ihn hinter den Ohren. Rülps hob seine Pfote, schloss die Augen, reckte den Hals, schnurrte lauter, und Speichel begann an seinem Zahn hinunter zu tropfen.
»Er ist süß.«
Süß war nicht, wie Nick ihn beschreiben würde, aber wer war er, zu widersprechen? Er erzählte Selena, was Harker gesagt hatte.
»Was hast du eigentlich mit der Wand von dem Typ angestellt?«, fragte er.
»Kuk Sool Won. Ein koreanischer Kampfsport. Das mache ich seit der zehnten Klasse.«
»Welcher ist dein Rang?«
»Schwarz im siebten Grad.«
»Erinnere mich daran, mich nicht mit dir anzulegen.«
»Ich glaube, das hast du bereits getan.« Sie kratzte Rülps auf seinem Kopf. Er sprang ihr auf den Schoß und sie stöhnte. Sie zog eine Grimasse.
»Ich habe über das Buch nachgedacht. Die Sprache ist archaisch, aber die Kaligraphie ist elegant und ich kann es entziffern. Wer auch immer es kopiert hat, hat sich dabei Zeit gelassen, das ist also kein Problem. Schwieriger ist der Abschnitt in Linearschrift A. Ich muss den Teil aus dem Buch mit anderen Beispielen vergleichen und auch mit Linearschrift B. Diese Variante können wir zumindest teilweise lesen.«
»PROJECT hat einige große Cray-Computer. Steph kann dir da helfen.«
»Steph?«
»Stephanie Willits. Sie ist Harkers Stellvertreterin und ein Computer-Genie. Wir können das Buch in das System einscannen.«
»Das löst einige Probleme. Wenn es erst mal auf den Computern ist, müssen wir es nicht mehr mit uns rumschleppen. Wir hätten überall Zugang.«
Sie nahm einen Schluck aus einem Wasserglas.
»Erzähl mir von Direktor Harker.«
»Sie war Teil der Task Force nach 9/11 im Justizministerium. Sie ist vielen hohen Tieren auf die Füße getreten, da sie die Meinung vertrat, es wäre nicht so weit gekommen, wenn die rechte Hand gewusst hätte, was die linke Hand tut. Das wollte damals niemand hören. Es hat ihre Karriere ausgebremst. Als Rice gewählt wurde, setzte er sie ein, um PROJECT zu leiten.«
»Was ist PROJECT? Ihr habt Crays, also habt ihr Ressourcen. Was tut ihr dort?«
»Es war eine Idee des Präsidenten. Ein Gegengewicht zu den großen Geheimdiensten. PROJECT ist ein Akronym. Presidential Official Joint Exercise for Counter Terrorism, die offizielle, gemeinsame Terrorismusbekämpfungsabteilung des Präsidenten. Der gemeinsame Teil funktioniert allerdings nicht besonders gut, außer mit der NSA. Harkers Aufgabe ist es, die Verschleierungstaktiken der großen Behörden zu durchschauen und dem Präsidenten mitzuteilen, was wirklich geschieht. Sie scheut sich nicht, ihre Meinung zu sagen, und sie ist eine brillante Analytikerin. Die Drei-Buchstaben-Behörden mögen sie nicht. Sie ist nur dem Präsidenten Rechenschaft schuldig, also haben sie keine Kontrolle über sie und können ihr auch nicht befehlen, was sie tun soll. Das hält sie aber nicht davon ab, es zu versuchen.«
»Du bist kein Analytiker.«
»Nein. Ronnie und ich werden losgeschickt, um Dinge herauszufinden. Manchmal auch, um etwas in Ordnung zu bringen, das gar nicht erst geschehen wäre, hätten CIA und die anderen ihren Job gemacht.«
»Darum trägst du eine Waffe bei dir?«
Er schaute auf den Verlauf der Küste in der Ferne. Die Berge bildeten blaue Erhebungen im Nebel.
»Manchmal schießen Leute auf uns.«
Selena setzte Rülps auf den Boden und stand auf. Er miaute laut, warf ihr einen beleidigten Blick zu und verzog sich unter den Verandaboden.
»Lass uns das Buch anschauen«, sagte sie.
Sie gingen hinein und er holte das Buch aus dem Safe. Am Küchentisch begann Selena zu lesen.
Nick nahm sich ein Reinigungsset und begann seine Waffe zu säubern. Er schaute zu, wie sie die alten Seiten umblätterte. Sie konzentrierte sich, die Spitze ihrer Zunge war zwischen ihren Lippen zu sehen.
Als Megan gestorben war, hatte er jeden Gedanken daran verdrängt, jemals wieder jemanden an sich ran zu lassen. Selena brachte alte Gefühle zum Vorschein, Gefühle, die er für tot und begraben gehalten hatte. Er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, diese Art von Gefühlen wieder in sein Leben zu lassen. Er war sich nicht sicher, ob er Selena an sich ranlassen wollte. Es machte einen verletzlich, sich jemandem zu öffnen. Man verlor die Kontrolle.
Selena schaute auf. »Hier ist eine Liste mit einigen Zutaten für ein Elixier der Unsterblichkeit, zum Beispiel Zinnober und Gold. Und eine Karte zu einem Ort irgendwo in Tibet.«
»Zinnober?«
»Daraus macht man Quecksilber. Quecksilber war in vielen chinesischen Unsterblichkeitsformeln enthalten. Die meisten Anwender hat es vermutlich umgebracht. Es könnte sogar den Kaiser getötet haben. Aber China hat bekannte, hochgradige Zinnoberablagerungen. Daran wären sie nicht interessiert.«
Er leuchtete in den Lauf seiner .45er und sah hindurch.
»Es gibt einen Hinweis auf ›brennende Silbersteine‹ in der Formel, den ich nicht verstehe«, sagte Selena.
Er führte eine Reinigungsbürste in den Lauf.
Sie blätterte eine Seite weiter und studierte diese. »Glaubst du, die chinesische Regierung hat etwas mit all dem zu tun?«
»Nein. Ich glaube, es ist Yang, der allein handelt. Vielleicht ist er einfach verrückt und sucht nach einem Elixier des Lebens.«
Selena strich sich Haare aus dem Gesicht und runzelte die Stirn. »Es muss einen rationalen Grund für all das geben. Ich werde mich deutlich besser fühlen, wenn wir wissen, welcher das ist.«
Nick sah ihr zu, wie sie den Text studierte. Sie hatte sich auf vertrauten Boden zurückgezogen. Die Sprachexpertin.
Er hatte zwar schon das ein oder andere Bett mit einer Frau geteilt, aber er war noch nie ein Schürzenjäger gewesen. Abgesehen davon war die Truppe nicht gut für Beziehungen gewesen. Dann hatte er Megan getroffen und gewusst, sie ist die eine. Für ihn war es ein Wunder, dass sie das auch so empfunden hatte. Als sie starb, hatte das ein Loch in ihm hinterlassen, groß genug, um sich hineinzustürzen und darin zu verlieren, wenn er es zuließ.
Er hatte es mit Krieg gestopft. Er war gut im Krieg; das war so ziemlich alles, von dem er wusste, wie es ging. Aber mit Selena zu schlafen, hatte etwas verändert. Das Loch öffnete sich wieder. Es machte ihn nervös – die Gefühle. Das war etwas, was er nicht gewohnt war.