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Kapitel 34

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Auf der Dyess Air Force Base wurde ihr Flugzeug von einer bewaffneten Sicherheitseskorte empfangen. Strahlende Lichter erhellten den Asphalt. Eine B-1B Lancer wartete in der Nähe.

Männer luden ihre Ausrüstung unter den wachsamen Augen eines Sergeants um. Die Luft roch nach Gummi, Flugzeugbenzin und Texas-Salbei. Der Kommandant der Einheit war ein junger Leutnant mit einem Pilotenabzeichen an seinem Kampfanzug. Auf seinem Namensschild stand Markham. Er salutierte.

»Willkommen beim 7th Bomb Wing, Colonel. Sie werden innerhalb einer Stunde zum Aufbruch bereit sein.«

Nick erwiderte den Gruß. »Danke, Sergeant. Wir freuen uns auf die Reise.«

»Schon mal in einer B1 gewesen?«

»Nein.«

»Das ist ein großartiges Flugzeug, mit ausgezeichneter Avionik und Abwehrmaßnahmen. Höchstgeschwindigkeit ist Mach 1.2, aber wir können bei hundertzwanzig Knoten in geringer Höhe präzise Ziele erfassen. Sie werden in einer für Kampfabwürfe von Personal und Ausrüstung modifizierten Variante fliegen.« Er sah sich um. »Wo ist der Rest Ihres Teams?«

»Sie haben das gesamte Team vor sich. Nur wir drei.«

Nick sah, dass der Sergeant die Abwesenheit von Abzeichen an ihren Uniformen bemerkte. Sie hatten keine Sprungabzeichen, keine Abzeichen einer Einheit, keine Namensschilder, lediglich ihre Ränge waren zu erkennen, und bei Selena nicht mal das. Sergeant Markham setzte an, etwas sagen, überlegte es sich aber noch mal.

»In Ordnung, Sir. Ihr Sprungmeister ist Senior Master Sergeant Johannsen. Sobald Sie im Flugzeug sind, ist er Ihr Boss. Er wird sicherstellen, dass Sie überprüft werden und alles bereit für den Sprung ist. Sind Sie alle schon mal abgesprungen?«

Er blickte zu Selena.

»Sind wir. Ist das Sergeant Johannsen, der da kommt?«

Ein kompakter, etwa einsfünfundsiebzig großer und gute siebzig Kilo schwerer Mann näherte sich ihnen. Er war in Flugmontur gekleidet und trug einen Funkhelm. Johannsen bewegte sich mit Präzision, ohne dabei irgendwelche Energie zu verschwenden. Er hatte Augen aus hellblauem Eis und das Aussehen, das viele Jahre im Dienst mit sich bringen. Nick entspannte sich ein wenig. Sie waren in den Händen eines Profis. Johannsen salutierte und musterte sie kurz. Seine Augen verengten sich, als er Selena ansah, aber er schwieg.

Leutnant Markham sagte: »Sie sind bereit, Sergeant. Colonel, kommen Sie sicher zurück.«

Markham salutierte, stieg in seinen Jeep und fuhr weg. Sergeant Johannsen deutete auf den Bomber.

»Folgen Sie mir.«

Sie gingen zum Flugzeug und kletterten hinein. Es war heiß und die Luft war feucht in Texas, aber die Dinge würden sich früh genug abkühlen.

Der Humvee war an einer Palette festgezurrt und stand nahe des konvertierten Bombenschachtes. Der Fallschirm wurde von vier Männern in Flugmontur angebracht. Johannsen nahm drei Fallschirme aus einem Gepäckfach.

»Die habe ich selbst gepackt, Colonel. So einen haben Sie bis jetzt vielleicht noch nicht benutzt.«

»Sieht irgendwie anders aus.«

»Das ist ein Präzisions-Fallschirmsystem für große Höhen. Es ist das Tarnmodell, Sie werden vom Boden aus nicht zu sehen sein.«

»Es sieht wie ein normaler Fallschirm aus, aber es ist mehr Zubehör daran angebracht.« Das war Selena.

Johannsen musterte die fehlenden Sprungabzeichen an ihrer Uniform. »Sie sind schon mal gesprungen?«

»Über siebzig Absprünge. Zweiundsiebzig, um genau zu sein. Aber vielleicht könnten Sie mir den Umgang mit dieser Einheit demonstrieren.«

Nick sah, dass sich Johannsen etwas entspannte. Es war mehr als selten, eine Frau bei einer Special Ops Mission zu sehen. Männlichen Chauvinismus mal außen vor gelassen, alle fühlten sich für den Erfolg verantwortlich, auch wenn sie nicht wussten, worum es bei der Mission ging. Johannsen wäre in seinen Pflichten nachlässig, wenn er nicht besorgt wäre. Seine Aufgabe war es, alle sicher aus dem Flugzeug zu befördern. Danach waren die drei auf sich gestellt.

Sie legten die Fallschirme unter seiner Anweisung an. Er prüfte jeden einzelnen und zog die Gurte stramm. Als er bei Selena war, zögerte er.

»Die Gurte sind ganz schön stramm. Sie könnten sich etwas beengt fühlen … ähm … auf Ihrer Brust.«

»Machen Sie nur.«

Er zog die Gurte fest und Selena schnappte nach Luft.

»Das ist Ihre Hauptleine. Das Ihre Reserveleine, hier. Der Schirm ist komplett lenkbar. Sauerstoff haben Sie hier.«

Er befestigte Sauerstoffspender an den Schirmen. Dann holte er etwas aus einem Fach, das aussah wie Armbanduhren.

»Legen sie die an. Das ist der MA3-30 Höhenmesser. Er zeigt Ihnen alles an, was Sie wissen müssen. Er hat einen Lichtschalter und Sie justieren ihn hier und hier.«

Ronnie und Nick hatten ihn bereits benutzt, aber für Selena war er neu.

»Stellen Sie Ihre Höhe ein, bevor Sie abspringen, und wir bringen Sie mit Fluggeschwindigkeit und Timing ins Abwurfgebiet. Ihr Fahrzeug zuerst, dann Sie drei. Wir werden Sie aus siebentausend Metern abwerfen. Das gibt Ihnen etwa zweieinhalb Tausend Meter, bevor Sie den Boden erreichen, Sie werden also nicht zu lange in der Luft sein.«

»Ein Kinderspiel.«

»So sieht es aus, Gunny. Warten Sie fünf Sekunden, nachdem Sie rausspringen, und ziehen Sie die Leine, dann werden Sie sanfter als ein Ballon bei einem Kindergeburtstag runterschweben. Sie werden in kürzester Zeit am Boden sein. Fehlt nur noch das Gepäck.«

Sie schnürten sich das Gepäck vor den Bauch. Nachdem er mit dem Gurtzeug zufrieden war, griff er erneut hinunter in das Fach und holte Masken und isolierte Handschuhe hervor. Der Pilot wärmte die Motoren auf. Johannsen hielt seine Hand für einen Moment an seinen Helm.

»Zwei Minuten. Zeit, sich bereit zu machen.«

Er geleitete sie zur Mitte des Flugzeugs. Der Rumpf war von den typischen Bänken aus Nylongewebe gesäumt. Die vier Crewmitglieder saßen bereits Backbord. Das Team nahm Steuerbord Platz und schnallte sich an. Johannsen schnallte sich ihnen gegenüber an und sagte etwas in sein Mikro. Der Lärm der Triebwerke nahm zu und das Flugzeug setzte sich in Bewegung.

Party Time.

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