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Kapitel 28

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Colonel Wu tätigte den Anruf auf seinem verschlüsselten Satelliten-Telefon.

»Yang.«

»Sir. Ich freue mich, Erfolg verkünden zu können. Ich habe eine vollständige Kopie des Buches in meinem Besitz.«

»Sind Sie sicher, dass es das richtige Buch ist?«

»Ja, Sir.«

»Ist es das Original?«

»Nein, Sir. Es ist eine Computertranskription mit einem kompletten Scan des Originals und einer Übersetzung. Nach dem Anruf werde ich es an Ihr privates Terminal senden.«

»Wo ist das Original?«

»Soweit ich das sagen kann, ist es nicht greifbar.«

»Wie ist der Status Ihrer Verhandlungen mit der Triade?«

»Es wurde allem Ihren Wünschen entsprechend zugestimmt. Sie sind bereit, Summer Wind am amerikanischen Feiertag auszuführen. Ich habe vierhundert Millionen amerikanische Dollar geboten und die komplette Unabhängigkeit Taiwans, mit gegenseitigem Sicherheitsabkommen. Wie Sie vorhergesagt haben, wäre das Geld alleine nicht ausreichend gewesen. Taiwan anzubieten, war aber unwiderstehlich. Die Bosse sind, was die Amerikaner High-Roller nennen. Spieler. Sie konnten nicht widerstehen, um ihren Anteil an der Welt zu spielen.«

»Das ist ein Spiel, das sie verlieren werden. Sehr gut, Senior Colonel Wu. Sie werden umgehend nach Hause zurückkehren.«

Wu errötete vor Stolz. Senior Colonel! Der schwere Sprung in der militärischen Hierarchie.

»Ja, Sir. Vielen Dank, Sir.«

»Sie haben gute Arbeit geleistet, Wu. Wenn Sie ankommen, melden Sie sich direkt bei mir.«

»Ja, Sir. Haben Sie noch weitere Instruktionen?«

»Im Moment nicht. Übertragen Sie die Daten.« Yang beendete den Anruf.

Ein paar Tasten auf seinem Computer gedrückt und die Daten waren unterwegs. Wu holte einen Koffer hervor und begann zu packen. In vier Stunden ging ein Flug.

In Peking legte General Yang das Telefon zur Seite und erlaubte sich einen Moment der Zufriedenheit.

Das Elixier der Unsterblichkeit. Das Ziel von tausenden Jahren chinesischer Tradition. Es könnte ihm gehören. Aber vermutlich war es nur ein weiteres altes Rezept, das Tod brachte und nicht Leben.

Bei einer Razzia in Tibet wurde ein Sanskrit-Text über den ersten Kaiser gefunden. Er hieß ›Der Silberne Garuda‹. Es war bekannt, dass Yang alles über den ersten Kaiser und seine Suche nach Unsterblichkeit sammelte. Das Buch hatte seinen Weg zu ihm gefunden.

Das Elixier der Unsterblichkeit war ein bestimmendes Element im Leben von Kaiser Huang gewesen. Für Yang war der Kaiser eine verwandte Seele, ein Vorbild zum Nacheifern und Überflügeln. Huang hatte aus einem riesigen Land, das von verfeindeten Kriegsfürsten regiert und von Barbaren belagert wurde, ein Imperium geschaffen. Er hatte den Grundstein für Chinas Größe gelegt. Alles, was auch nur entfernt mit ihm zu tun hatte, war von Interesse.

Als Yang die Übersetzung gelesen hatte, sah er die Möglichkeiten. Es war klar, dass die Formel stark radioaktive Materialien nutzte. Dem Text zufolge war der Ursprung dieser Materialien in einem zweiten Buch zu finden, jenem Buch, das nun auf seinem Computer war.

Die Qualität von Chinas Uran machte die Gewinnung zeitaufwendig und kostspielig. Mit der Lage von hochwertigen Uranvorkommen hätte er alles, was er für die Produktion von hunderten neuer Sprengköpfe benötigte. Leichter, tödlicher. Die Entwürfe standen.

Das ließ ihn an Deng denken, den verräterischen kleinen Hund. Es war ärgerlich, dass Deng übergelaufen war. Früher oder später würde Deng eliminiert werden. In der Zwischenzeit führten andere seine Arbeit fort.

Es würde eine Weile dauern, die Raketen fertigzustellen. Vielleicht zwei Jahre, aber Yang war geduldig. Das Elixier würde er an Gefangenen testen, sobald er die vollständige Formel hatte. Das Buch wurde in Tibet gefunden. Er würde Tibeter für die Testläufe benutzen. Die Winkel seines froschartigen Mundes zogen sich zu einem Lächeln nach oben.

Er ging zu seinem Computer und öffnete die Nachricht. Yang war schockiert, als er erfuhr, dass der Kaiser nicht in Li Shang war. Umso mehr, als er sah, wo er hingebracht worden war. Die Stelle war auf der Karte im Buch markiert. Wenn Colonel Wu zurück war, würde Yang ihn dort hinschicken.

Seine Gedanken wanderten zu dem Plan. Der amerikanische Feiertag war nah. Es war an der Zeit, Summer Wind zu aktivieren. Die Operation, die Chinas Schicksal für immer verändern würde. Eine neue Dynastie würde geboren.

Yang griff zu seinem Telefon und rief die anderen an. Es war immer dieselbe Nachricht, die er zwischen belangloser Konversation übermittelte. Der Frühling ist vergangen, der Sommer steht vor der Tür. Die Flugzeuge würden am Boden bleiben, außer er gab sie frei. Die Panzer waren bereit. Die U-Boote mit ihren Raketen würden seine sein. Ebenso die auf den Westen gerichteten Interkontinentalraketen. Das würde die Amerikaner und andere ausländische Hunde im Zaum halten. Die Eisenbahnen würden stillgelegt sein. Divisionen, die von Mitgliedern der White Jade Society geführt wurden, würden Peking besetzen.

Er würde den gesamten Ständigen Ausschuss des Politbüros und den Präsidenten verhaften, den Kopf der jetzigen Führung abschlagen und selbst ersetzen. China würde die mächtigste Nation werden, die jemals existiert hat, und seine rechtmäßige Position einnehmen. Yang war sich sicher, der erste Kaiser würde seine Ambition verstehen, wenn er heute lebte.

Ohne jeglichen Grund erinnerte er sich daran, wie er die große Keramikschüssel zerbrochen hatte, die seine Mutter zu besonderen Anlässen hervorholte. Sie war mit Blaureihern bemalt, die im Schilf standen, schlank und schön wie seine Mutter. Er war was – acht Jahre alt gewesen? Er wollte sie nur mit Wasser füllen und sein Spielzeugboot segeln lassen. Sie war ihm aus seinen kleinen Händen gerutscht und auf den Fliesen des Küchenbodens in tausend Stücke zersprungen.

Seine Mutter kam in den Raum gerannt. Als sie sah, was er angerichtet hatte, fing sie an zu kreischen und ihn zu schlagen. Sie schlug ihn wieder und wieder mit dem schweren Holzlöffel, den sie sonst für den großen Wok benutzte. Er schrie, sie fluchte und schlug ihn, bis der Löffel zerbrach und ein Nachbar hereingerannt kam und sie von ihm wegzog.

Er hat das Gefühl von Machtlosigkeit und Scham nie mehr vergessen. Nun, jetzt war es anders. Was seine Mutter anging – sie hatte schon längst für seine Erniedrigung bezahlt. Yang hatte dafür gesorgt.

Er öffnete ein Schränkchen aus geschnitztem Teakholz auf seinem Tisch und drückte auf eine Drachenverzierung. Ein geheimes Fach öffnete sich. Er nahm eine Pfeife, eine Lampe und eine kleine Kugel klebrigen Opiums heraus. Yang ging zu der Couch, zündete die Lampe an und lehnte sich auf einem Arm zurück. Er zündete die Pfeife an, sog den seligen Rauch tief in seine Lunge und driftete in einen angenehmen Traum von einer riesigen blauen Ebene mit endlosen Reihen von sich tief vor ihm verbeugenden Menschen:

Kaiser.

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