Читать книгу PROJECT Band 1-3 (Bundle) - Alex Lukeman - Страница 35
Kapitel 30
ОглавлениеIm Appartement angekommen, verschwand sie erst mal im Badezimmer. Nick hörte, wie sie sich ein Bad einließ. Er goss sich einen doppelten Jameson ein und setzte sich. Sein Telefon klingelte.
»Ich bin es, Nick. Shelley.«
Seine Schwester rief nur an, wenn es ein Problem gab oder wenn sie etwas wollte.
»Wir müssen über Mom reden.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie hat gestern beinahe ihre Wohnung in Brand gesetzt. Ich kam bei ihr an und sie hatte die Suppe auf dem Herd vergessen. Die Pfanne war durchgebrannt, die Küche voller Rauch und sie saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Sie hatte keine Ahnung, was vor sich ging.«
»Ich dachte, diese neuen Medikamente würden helfen.«
»Ich denke, die Medikamente sind reine Abzocke. Zweihundertfünfzig Dollar pro Monat, und du bekommst verbrannte Suppe. George sagt, das ist ein Verbrechen, du kannst es nicht mal von der Steuer absetzen.«
»Die Suppe oder die Medikamente?«
»Oh, wirklich witzig, Nick. Du musst ja nicht hinter ihr herräumen.«
Sie ließ sich über seine generellen antisozialen Tendenzen aus und seine mangelnde Verantwortung gegenüber der Familie. Egal, dass er Geld schickte, um auszuhelfen. Egal, wie oft er schon ins Flugzeug gesprungen war, um bei seiner Mutter zu sein und zu sehen, ob er etwas tun konnte, um zu helfen. Egal, dass er sich um seine Mutter mehr Sorgen machte als Shelley, trotz ihrer selbstgerechten Empörung. Er hatte es alles schon mehrfach gehört.
Er unterbrach sie. »Was willst du, Shel?«
»Wollen?« Sie wurde langsam wütend, wie meistens, wenn sie miteinander sprachen. »Ich will, dass du sie in einem Heim unterbringst. Irgendwo, wo sich Leute um sie kümmern. Ich kann das nicht mehr machen. George sagt, es ist an der Zeit für dich, eine größere Rolle zu übernehmen.«
Ihr Ehemann, der Buchhalter. Nick hielt ihn für einen Wichtigtuer.
»Und was glaubt George, was das wäre?«
»Du solltest dir mal eine Weile von deinem dämlichen Job freinehmen, zu uns kommen und einen Platz für sie finden.«
Shelley dachte, Nick wäre ein Papiertiger, der für eine obskure Regierungsabteilung arbeitete und bedeutungslose, bürokratische Dinge tat, die sie nicht verstehen wollte. Er ließ sie glauben, was sie wollte.
»Was will Mom?«
»Es spielt keine Rolle, was sie will. Sie ist nicht in der Verfassung, zu entscheiden, was sie will. Was sie braucht, ist, dass du endlich mal das Feld betrittst.«
Jetzt fing sie mit Sportklischees an.
»Ich kann jetzt nicht nach Kalifornien kommen. Wie wäre es, wenn du und George nach einem geeigneten Platz sucht?«
Das brachte sie noch mehr auf. Nick hielt das Telefon von seinem bandagierten Ohr weg, während sie am anderen Ende der Leitung brüllte. Er ging zum Sideboard und goss sich einen weiteren Drink ein. Er war versucht, ihr zu sagen, wo George sich seine Ideen hinstecken könnte.
Während seine Schwester damit beschäftigt war, zu schreien, dachte er an seine Mutter. Sie war in den frühen Stadien der Alzheimer, noch nicht weit genug fortgeschritten, um zu vergessen, dass sie ein Haus hatte oder wo sie wohnte. Meistens wusste sie, wer sie war. Sie wusste auch, dass sie zunehmend weniger gut beisammen war. Es verunsicherte sie sehr. In ihrem Haus zu wohnen, war wichtig für sie, auch wenn Shelley das nicht glaubte. Es war noch nicht an der Zeit, sie umzuquartieren.
»Halt mal für eine Minute die Klappe, okay?«
Sie hielt mitten im Satz inne. Er vernahm eine tiefe Stille am anderen Ende.
»Sie braucht nicht auszuziehen. Besorgt ihr eine Pflegekraft, die bei ihr wohnt.«
»Daran haben wir auch schon gedacht. George sagt, das verzögert nur das Unvermeidliche. Warum es nicht einfach hinter uns bringen? Ihr Haus würde einen guten Preis am Markt erzielen. Das würde ihre Versorgung decken.«
Jetzt verstand er die Dringlichkeit. Guter alter George, eine Lösung für alles, mit einer netten runden Summe für sein Konto. Der Whiskey war stärker als das Bedürfnis nach Familienharmonie.
»Sag George, er kann sich ins Knie ficken, Shelley. Sorg dafür, dass sich jemand vernünftig um sie kümmert und ich helfe mit den Kosten. Aber denk nicht mal daran, ihr Haus auf den Markt zu werfen und sie rauszudrängen. Du und das Arschloch, das du deinen Ehemann nennst, versucht das, und ich mache eine Menge Ärger.«
»So kannst du nicht mit mir sprechen!«
»Habe ich gerade getan.«
Er knallte das Telefon auf den Küchentresen, goss sich noch einen Drink ein, setzte sich und dachte an seine Schwester.
Sein Vater war nie auf Shelley losgegangen, wenn er betrunken war. Sie verteidigte ihn immer noch. Das war einer der Gründe, warum sie nicht miteinander auskamen.
Er hatte sich wieder beruhigt, als Selena in einen weichen, weißen Bademantel gehüllt aus dem Bad kam und sich die Haare mit einem Handtuch trocknete.
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Meine Schwester. Sie rief wegen unserer Mutter an.«
»Was hat sie gesagt? Du hast geschrien.«
»Nichts. Ich möchte jetzt nicht darüber reden.«
»Siehst du?«
»Was sehe ich?«
»Wie einfach es ist, über nichts nicht reden zu wollen?«
Sie warf das Handtuch zur Seite, setzte sich auf die Couch und begann, Knoten aus ihren Haaren zu kämmen.
Nach einer Weile sagte sie: »Das Ding mit der Granate hat mich irgendwie erwischt. Nichts ist mehr normal. Letzte Woche hielt ich einen Gastvortrag an der UCLA. Jetzt ist Onkel Williams tot, mein Auto Schrott, jemand hat mindestens zweimal versucht, uns umzubringen, und ich wurde von einer meiner besten Freundinnen betäubt und betrogen. Dann zeigst du mir, wie man Granaten wirft. Was zur Hölle geht hier vor sich, Nick?«
»Du bist mit den Füßen voran in einem riesigen Haufen Scheiße gelandet. Jetzt musst du damit klarkommen.«
Sie hörte auf, sich zu kämmen, und sah ihn an. »Dein Umgang mit Worten ist echt beeindruckend.«
»Würde es irgendeinen Unterschied machen, wenn ich es rosig verpacke? Für mich ist das was anderes. Ich wurde ausgebildet, alles zu tun, was nötig ist, um die Mission zu vollenden. Du hattest kein solches Training. Aber Fakt ist, du bist eine Schlüsselfigur. Du musst mitkommen und dranbleiben.« Er trank einen Schluck. »Es hilft, zu wissen, dass du Optionen hast, Fähigkeiten, wenn du sie brauchst.«
»Wie zum Beispiel?«
»Sich mit seinen Waffen auskennen und wissen, dass man sie nutzen kann.«
Selena legte den Kamm auf ihren Beinen ab. »Ich wollte eigentlich nicht so auf dich losgehen, vorhin auf dem Schießstand. Ich mochte die Vorstellung nicht, eventuell jemanden in die Luft sprengen zu müssen.«
»Niemand, der bei Sinnen ist, mag die Vorstellung.«
Er wollte seinen Arm um sie legen. Er tat es nicht. Er wollte nichts beginnen, was sie ihn nicht beenden lassen würde.
»Yang hatte noch keine Zeit, Leute dort hinzubringen. Wir werden schnell dort und schnell wieder weg sein. Wir starten nicht, bevor wir wissen, wo die Formel oder der Kaiser oder was auch immer versteckt ist. Wir werden wieder weg sein, bevor jemand weiß, dass wir da waren.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Das ist die einzige Art, daran zu denken.«
»Bei dem Haus, als diese Männer auf uns geschossen hatten, da habe ich nicht darüber nachgedacht, ich bin nur zum Fluss gerannt.« Sie hob ihren Kamm auf. »Erst später wurde mir klar, ich hätte auch erschossen werden können.« Sie kämmte sich weiter. »Ich habe gehört, was du in Harkers Büro gesagt hast. Ich habe Angst, ich werde etwas falsch machen und für den Tod von jemandem verantwortlich sein.«
Sie kam mit, ob er es nun mochte oder nicht. Jetzt war nicht der Moment, um Zweifel zu äußern.
»Du hast bereits bewiesen, dass du handeln kannst ohne dabei irgendwas zu vermasseln.«
»Was meinst du?«
»Das Auto, als die Chinesen uns verfolgten. Kalifornien. Wenn du eine Waffe gehabt hättest, dann hättest du zurückschießen können. Es hilft, zu wissen, dass du zurückschießen kannst. Wenn du damit nicht klarkommen würdest, dann würdest du auch nicht mitkommen, Sprachkenntnisse hin oder her. Harker weiß das. Und ich ebenso.«
»Ich habe darum gebeten, mitzukommen, oder etwa nicht?«
»Keine Sorge, du machst das schon. Nicht jeder bekommt die Chance, im Himalaja abzuspringen.«
»Du klingst wie ein Reiseführer.«
Er hielt es locker, aber er wusste, es würde kein Bergurlaub werden, was auch immer sonst passierte.
Sie fragte: »Macht es dir denn nichts aus? Die Leute, die du getötet hast?« Kaum hatte sie das gesagt, wünschte sie, sie könnte es zurücknehmen.
»Was zum Teufel ist das denn für eine Frage? Ich habe gelernt, nicht darüber nachzudenken. Es hilft nichts, mich selbst infrage zu stellen.« Kopfschmerzen setzten hinter seinem linken Auge ein. »Die Leute, die ich getötet habe, versuchten, mich zu töten. Dumm gelaufen. Also fühle ich mich nicht besonders schlecht deswegen.«
Bis auf den Jungen. Er stand auf, ging in sein Schlafzimmer und schloss die Tür.
Selena saß auf der Couch und sah zu, wie sich die Tür hinter ihm schloss.
Wo hatte sie sich da hineinmanövriert? Harker hatte gefragt, ob sie in der Lage wäre, auf jemanden zu schießen. Sie hatte ja gesagt, aber konnte sie es? Würde sie es tun müssen?
Wenn der Kaiser wirklich in Tibet war, wenn die Minoer irgendwie irgendwas damit zu tun hatten, dann wollte sie dort sein. Es war das Abenteuer ihres Lebens. Kein Abenteuer von Wert, war ohne Risiko. Risiko störte sie nicht – Menschen zu töten eventuell schon.
Dumm von ihr, zu Nick zu sagen, was sie gesagt hatte.
Nick war eine andere Art Risiko. Wovor hatte sie Angst?
Er war noch wach, als sich seine Tür öffnete. Selena kam herein, schlüpfte aus ihrem Bademantel und krabbelte zu ihm ins Bett. Sie war nackt.
»Es tut mir leid.«
Er drehte sich zu ihr um. »Ich dachte, du sagtest, das sei zu viel im Moment. Sex. All das.«
»Ich habe meine Meinung geändert.«
Plötzlich klammerten sie sich aneinander, ihre Hände glitten über einander, versuchten, miteinander zu verschmelzen. Als er eindrang, griff sie nach seinem Gesäß, zog ihn hinein, soweit es ihr möglich war, und schlang ihre Beine um ihn.
»Jesus, Selena.«
»Nick.«
Schlaf kam später.